7

Hardware- und Nachrichten-Links des 6./7. Oktober 2018

Tom's Hardware vermelden einige Zahlen zu den Marktanteilen im Prozessoren-Markt, basierend auf Daten von Mercury Research. Leider werden hierbei nur AMD-Marktanteile unter Desktop-Prozessoren notiert – wobei nicht ganz klar ist, ob dies Server-Prozessoren sowie andere CPU-Architekturen neben x86-Abkömmlingen mit einschließt. Insofern läßt sich aus diesen Zahlen leider nicht direkt auf Intels Marktanteil schließen – eben weil unbekannt ist, ob in dieser Statistik noch andere CPU-Anbieter mitspielen dürfen. So oder so läßt sich jedoch sehen, das sich AMD im Gesamtmarkt nur sehr langsam nach vorn bewegt, die aktuellen Erfolge im Retail-Geschäft somit nur zu geringen Teilen auf das Gesamtgeschäft durchschlagen. AMD muß letztlich vor allem zusehen, bei den PC-Herstellern wieder einen Fuß in die Tür zu bekommen – denn dort gehen die großen Stückzahlen, womit auch nur dort die wirklichen Zugewinne bei den Marktanteilen liegen. Möglicherweise verführt ja die aktuelle 14nm-Lieferschwäche bei Intel die PC-Hersteller dazu, mal wieder mehr PC-Serien mit AMD-Prozessoren aufzulegen.

Q4/16 Q1/17 Q2/17 Q3/17 Q4/17 Q1/18 Q2/18
AMD 9,9% 11,4% 11,1% 10,9% 12,0% 12,2% 12,3%
Marktanteile für Desktop-Prozessoren, ermittelt durch Mercury Research

Hauptanlaß für Tom's Hardware zu dieser Meldung ist aber sowieso der Punkt, das man die Vorstellung einiger Analysten, AMD könne demnächst 30% Marktanteil erreichen, mittels dieser Zahlen ins Reich der Fabeln verweisen will. In der Tat ist es ausgehend von den aktuellen Marktanteilen eine Illusion, diese Marke im Gesamtmarkt in absehbarer Zukunft zu erreichen. Allerdings geht jene Analysten-Meinung auch eher nur vom Servermarkt aus, wo Intel tatsächlich deutlich unter Druck geraten könnte, wenn es nächstes Jahr AMD 7nm gegen Intel 14nm geht (Server-Prozessoren aus der 10nm-Fertigung gibt es bei Intel nicht vor Jahresmitte 2020). Normalerweise bewegt sich zwar gerade der Servermarkt eher träge, aber AMD hat hier bereits gute Vorarbeit mit der ersten Epyc- und der zweiten Threadripper-Generation geliefert – und angenommen es gibt nächstes Jahr tatsächlich erhebliche Performance-Vorteile bei den 7nm-Epycs, dann geht sicherlich Dollarzeichen vor Markentreue. Wahrscheinlich sind 30% Server-Marktanteil für AMD doch etwas zu hoch gegriffen – aber wenn Intel intern die Maßgabe an die Verkaufsteams ausgibt, dies unbedingt unter 20% zu halten, dann ist da sicherlich eine beachtbare Bewegung zu erwarten.

Bei Phoronix hat man einen interessanten Artikel aufgelegt, welcher sich mit der Kern-Skalierung unter Windows & Linux im Sinne von ManyCore-Prozessoren wie der Threadripper-Klasse beschäftigt. Die Benchmark-Auswertung zeigt allerdings, das es in dieser Frage kaum etwas zu berichten gibt: Windows und Linux skalieren bestenfalls grob gleich mit einer steigenden Kern-Anzahl, im genauen verläuft die relative Kern-Skalierung unter Linux sogar leicht schlechter. Die wirklichen Unterschiede liegen wo anders: Die SMT-Skalierung ist unter Linux teilweise drastisch besser – wobei zu dieser Frage allein Benchmarks mit einem 32-Kerner zur Verfügung stand, dies ergo also noch nicht verallgemeinert werden kann. Gut möglich, das die Windows-Messungen hier speziell durch das "64-Thread-Problem" derart schwach ausfallen, das also SMT unter geringerer Kern-Anzahl dann auch unter Windows besser skalieren könnte. Vor allem aber liegt Linux mit den angesetzten Workstation-Benchmarks bei der generellen Performance bemerkenswert besser – grob um 30% schneller als Windows, durchgehend vom Vierkerner bis zum 32-Kerner. Unter Linux kommt man regelmäßig grob mit ¾ der Kern-Anzahl auf dieselbe Performance wie unter Windows – ein handfester Vorteil im Workstation- und Server-Einsatz.

(Technik) Windows Linux OS-Differenz
4 CPU-Kerne 4C/4T (CCX: 4x 1+0) 100% 136,4% +36,4% pro Linux
8 CPU-Kerne 8C/8T (CCX: 4x 1+1) 191,4% 256,3% +33,9% pro Linux
12 CPU-Kerne 12C/12T (CCX: 4x 3+0) 283,7% 369,5% +30,3% pro Linux
16 CPU-Kerne 16C/16T (CCX: 4x 2+2) 360,3% 468,3% +30,0% pro Linux
24 CPU-Kerne 24C/24T (CCX: 4x 3+3) 515,2% 648,4% +27,9% pro Linux
32 CPU-Kerne 32C/32T (CCX: 4x 4+4) 636,0% 814,2% +28,0% pro Linux
32 CPU-Kerne +SMT 32C/64T (CCX: 4x 4+4) 663,4% 958,6% +44,5% pro Linux
basierend auf Benchmarks seitens Phoronix mit einem Ryzen Threadripper 2990WX (ohne FFmpeg-Messungen)

Als wichtiger Nachtrag zu den Systemanforderungen zu Assassin's Creed Odyssey kommt von DSO Gaming die Meldung, daß das Spiel auf Prozessoren ohne AVX1-Befehlssatzerweiterung nicht läuft (konkret beim Start kommentarlos abstürzt). AVX1 ist nach Auskunft seitens Ubisoft allerdings eine Hardware-Voraussetzung des Spiels, selbst wenn jene nicht in den offiziellen Systemanforderungen notiert wurde, sondern sich nur indirekt über die dort genannten Prozessoren ergibt. Betroffen sind Prozessoren vor Intels Sandy Bridge-Generation (Core 2 & Nehalem) sowie vor AMDs Bulldozer-Architektur (K8 bis K10), aber auch die aktuellen Celeron- und Pentium-Modelle von Intel, bei denen generell AVX deaktiviert ist. Dieses Verhalten gab es zuletzt schon bei einigen anderen Ubisoft-Spielen, wobei es hierfür immer noch nachträgliche Patches seitens des Spieleentwicklers gab. Nachdem Ubisoft sich im Fall von Assassin's Creed Odyssey zuerst etwas zierte, lautet die offizielle Aussage nunmehr darauf, das man doch noch an einem entsprechenden Patch arbeitet – ohne allerdings diesen Patch fest zu versprechen respektive einen Releasetermin zu selbigem bekanntgeben zu können.

SSE4.1 SSE4.2 AVX1 AVX2 AVX-512
AMD ab Bulldozer & Jaguar ab Bulldozer & Jaguar ab Bulldozer & Jaguar ab Bristol Ridge & Zen -
Intel ab 45nm Core 2 ab Nehalem ab Sandy Bridge ab Haswell nur Skylake-X
Anmerkung: Bei Intels Celeron/Pentium-Modellen ab der Sandy-Bridge-Generation sind alle Varianten von AVX durchgehend deaktiviert.

In der Summe der Dinge läuft dies sicherlich auf das letzte Gefecht für Prozessoren ohne AVX hinaus – ob es in Zukunft noch diese Kulanz seitens der Spieleentwickler geben wird, ist unsicher, noch dazu wo das abgeforderte Performanceniveau inzwischen zumeist sowieso in Regionen geht, wo nur noch selten alte Prozessoren (selbst Spitzenmodelle) mithalten können. Spätestens mit der nächsten Spielekonsolen-Generation (2020/21) dürfte dieser alte Zopf dann sicherlich endgültig abgeschnitten werden – dann könnte es sogar auf AVX2 als neue Mindestanforderung hinauslaufen, was speziell Intel schließlich schon seit Jahren (seit der Haswell-Generation) unterstützt. Ob AVX1 oder AVX2 als neue Mindestanforderung – dies führt letztlich zu dem Effekt, das die Celeron- und Pentium-Modelle von Intel nicht mehr für den Gaming-Einsatz (bei modernen Spielen) taugen, selbst wenn einzelne Pentium-Prozessoren schon mit gleich vier CPU-Threads antreten (ab der Kaby-Lake-Generation). Jene Prozessoren heutzutage noch für neu aufgebaute Spiele-Maschine zu benutzen, ist demzufolge riskant, weil das Ende von Prozessoren ohne AVX-Fähigkeit im Spiele-Bereich nun doch sichtbar wird.