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Kaby-Lake-basierte Pentiums mit HyperThreading empfehlen sich als (klar) günstigere Alternative zum Core i3

Sicherlich noch extra zu würdigen ist eine wichtige, zum Kaby-Lake-Launch aber zumeist unentdeckte Änderung der Intel-Generation: Die Kaby-Lake-basierten Pentium-Modelle erhalten erstmals bei (modernen) Pentium-Prozessoren das HyperThreading-Feature – und schließen damit grob gesehen zum Core i3 auf bzw. können jenen somit sogar ersetzen. Denn Intel hat dem Core i3 im Gegenzug keine neue Features spendiert, der Hauptunterschied zum Pentium fehlt nun aber – dies sieht fast nach einer Schnellschuß-Entscheidung seitens Intel aus, bei welcher nicht mehr genügend Zeit war, auch den Core i3 entsprechend (beispielsweise mittels TurboMode) aufzupäppeln. Als weitere Abgrenzung zum Core i3 gibt es bei den Kaby-Lake-Pentiums auch keine AVX-Fähigkeiten (maximal SSE 4.2) – allerdings fehlte dies den früheren Pentium-Prozesoren genauso, hier liegt kein zusätzlicher Einschnitt seitens Intel vor. Das Fehlen von AVX dürfte derzeit noch keine echten Auswirkungen (außer in ein paar Benchmarks) haben, denn Programme, welche ohne AVX-Support regelrecht nicht starten wollen, sind unter normaler Consumer-Software eigentlich unbekannt. Einige Spiele versuchen sich derzeit an der Erzwingung von SSE 4.2 – was ergo bedeutet, das es bis zur Erzwingung von AVX noch einige Jährchen dauern dürfte.

Davon abgesehen jagt Intel mit der Aktivierung von HyperThreading bei den Kaby-Lake-Pentiums natürlich auch deren reine Performance nach oben – diese vorher wenig beachteten Prozessoren werden allein durch diesen Punkt zwischen 15-20% hinzugewinnen und kommen damit in der Nähe von älteren Core-i3-Prozessoren heraus. In einem früheren ComputerBase-Test kleinerer Skylake-Prozessoren lag beispielsweise zwischen Pentium G4400 und Core i3-6100 bei einem Taktratenunterschied von +12,1% eine insgesamte Performance-Differenz von +29,9% (angepasstes Benchmark-Set ohne explizite SingleCore-Tests), dies deutet auf einen eher geringeren Performancegewinn von nur etwas mehr als ~15% durch HyperThreading hin. Wenn man andererseits die aktuellen Benchmarks von Core i5-7600K und Core i7-7700K in dieselbe Richtung hin auswertet, dann ergibt sich bei diesen Vierkernern für einen Taktratenunterschied (unter 4C-Turbo) von +10,0% eine insgesamte Performance-Differenz von +32,4%. Dies deutet wiederum auf einen etwas höheren Performancevorteil durch HyperThreading in Richtung ~20% hin. In jedem Fall gilt: Der Kaby-Lake-basierte Pentium G4560 hat mit 3.7 GHz denselben Takt wie der Skylake-basierte Core i3-6100 – und sollte demzufolge aufgrund von beiderseits HyperThreading-Support nahezu dieselbe Performance bieten.

Specs Perf.Index Skylake Listenpreis Kaby Lake Perf.Index Specs
2C+HT, 3.9 GHz, 4 MB L3, SSE 4.2 & AVX2, HD530 ~105% Core i3-6320 149$ Core i3-7320 ~110% 2C+HT, 4.1 GHz, 4 MB L3, SSE 4.2 & AVX2, HD630
2C+HT, 3.8 GHz, 4 MB L3, SSE 4.2 & AVX2, HD530 ~103% Core i3-6300 138$ Core i3-7300 ~108% 2C+HT, 4.0 GHz, 4 MB L3, SSE 4.2 & AVX2, HD630
2C+HT, 3.7 GHz, 3 MB L3, SSE 4.2 & AVX2, HD530 100% Core i3-6100 117$ Core i3-7100 ~105% 2C+HT, 3.9 GHz, 3 MB L3, SSE 4.2 & AVX2, HD630
2C, 3.6 GHz, 3 MB L3, SSE 4.2, HD530 ~83% Pentium G4520 86$ Pentium G4620 ~98-100% 2C+HT, 3.7 GHz, 3 MB L3, SSE 4.2, HD630
2C, 3.5 GHz, 3 MB L3, SSE 4.2, HD530 ~81% Pentium G4500 75$ Pentium G4600 ~96-98% 2C+HT, 3.6 GHz, 3 MB L3, SSE 4.2, HD630
2C, 3.3 GHz, 3 MB L3, SSE 4.2, HD510 77% Pentium G4400 64$ Pentium G4560 ~94-96% 2C+HT, 3.5 GHz, 3 MB L3, SSE 4.2, HD610
Performance-Index gebildet aus den Messungen der ComputerBase von Pentium G4400 & Core i3-6100, die restliche Prozessoren interpoliert und hochgerechnet.

Dennoch sind auch jene Kaby-Lake-Pentiums trotz nunmehr aktivem HyperThreadings nicht wirklich etwas für Gamer-Systeme – vielmehr geht es hierbei um sinnvolle und preisgünstige Lösungen für den Office- und HomeOffice-Bereich. Damit spielt weniger denn die konkrete Performance eine Rolle, als denn das Vorhandensein einer gewissen Grundperformance sowie dann eines möglichst zukunftsfähigen Featuresets (alle modernen Features plus möglichst mehr als nur zwei CPU-Threads) – und dies dann alles natürlich zum günstigstmöglichen Preis. In dieser Kategorie bietet Intel bei den Kaby-Lake-Pentiums erstmals seit langem so etwas wie eine indirekte Preissenkung an – natürlich keine echte Preissenkung, aber man kann eine bestimmte Aufgabenstellung nunmehr mit deutlich günstigeren Prozessoren angehen. Wurde für das vorbeschriebene Office- oder HomeOffice-System bisher immer der jeweils kleinste Core i3 angesetzt, welcher zuletzt immer mit 117 Dollar in Intels Preisliste stand, reicht dafür nunmehr der kleinste Pentium der Kaby-Lake-Generation (Pentium G4560) zu einem Listenpreis von nur 64 Dollar aus.

Sicherlich ist ein Pentium G4560 mit 3.5 GHz Takt und nur HD Graphics 610 etwas langsamer als ein Core i3-7100 mit 3.9 GHz und immerhin HD Graphics 630 (doppelt so große iGPU), aber in der Praxis dürften jene 400 MHz Taktratendifferenz (+11,4% bzw. -10,3%) und auch das Fehlen von AVX den Braten nicht fett machen – gerade, wenn wie gesagt die konkrete Performance nicht wirklich zählt, sondern es eher um das Vorhandensein eben dieser vier CPU-Threads geht. Jene machen die CPU weitaus zukunftsfähiger als reine Mehrperformance oder andere CPU-Features – einmal abgesehen vom nicht meß-, aber dafür spürbaren Flüssigkeitsgewinn der vier CPU-Threads unter modernen Betriebssystemen und Anwendungen. Wer die kleinere iGPU nicht mag, kann auch zum Pentium G4600 mit dann wiederum der größeren HD Graphics 630 greifen, dessen Listenpreis ist mit 75 Dollar ebenfalls noch wesentlich günstiger als der aller Core-i3-Prozessoren. Derzeit ist dies an den aktuellen Straßenpreisen der Kaby-Lake-Modelle zwar noch nicht abzulesen, aber mit der Zeit und besserer Verfügbarkeit dürften sich dieser erhebliche Vorteil bei den Listenpreisen dann auch im Einzelhandel zeigen – und damit die Kaby-Lake-Pentiums zur neuen Lieblings-CPU von Erstellern günstiger Office/HomeOffice-Systeme machen.

Nachtrag vom 13. Januar 2017

Die ComputerBase hat mit dem Pentium G4560 einen der neuen Kaby-Lake-basierten Pentium-Prozessoren mit HyperThreading in einem ersten Test – was insbesondere bezüglich auf unsere kürzlichen Aussagen zur Leistungsstärke des Kaby-Lake-Pentiums gegenüber dem Core i3 interessant ist, liegen hiermit doch nun aktualisierte Benchmarks zu diesem Thema vor, welche unsere bisherigen Schätzungen ersetzen können. Jene Schätzungen waren augenscheinlich ganz gut getroffen, denn wir hatten den Pentium G4560 auf einen Performance-Index von ~94-96% unter Anwendungen eingeschätzt (mit dem Core i3-6100 auf 100%) – real sind es laut der ComputerBase nun 95% Performance gegenüber dem Core i3-6100 geworden. Damit legt sich jener Pentium G4560 von der Anwendungs-Performance her im übrigen auch gleich mit einem Core i5-2500K oder FX-8370e an, überflügelt dabei sogar einen älteren Core i3 in Form des Haswell-basierten Core i3-4330 (mit 9% Performancegewinn) beachtbar.

Augenscheinlich hat das Fehlen von AVX in den derzeit von der ComputerBase aufgebotenen Anwendungs-Benchmarks nur einen minimalen Effekt, welcher bei bestenfalls 0-1% liegt – da die Performance-Differenz (+5,3%) perfekt zur Taktraten-Differenz (+5,7%) passt und damit kein Platz mehr für große Performance-Effekte durch AVX vorhanden ist. Einzelne Anwendungen könnten von AVX zwar schon beschleunigt werden, aber dieser Effekt ist (derzeit) klein genug, auf daß dies über ein größeres Benchmarkfeld hinweg in einem völlig unbeachtenswerten Rahmen bleibt. Wie dies in der Zukunft aussieht, kann natürlich nur geraten werden: AVX ist gar nicht einmal so schlecht verbreitet, ab Sandy Bridge beherrschen es alle Intel-Prozessoren (ab dem Core i3), bei AMD alle Bulldozer-basierten Modelle generell. Zumindest die Spieleentwickler könnten in Zukunft also schon auf die Idee kommen, AVX regelrecht vorauszusetzen – was natürlich aber trotzdem noch ein paar Jahre entfernt liegt, wenn dies derzeit gerade erst einmal beim AVX-Vorgänger SSE 4.2 passiert. Zudem bemängelt die ComputerBase allerdings noch das Fehlen der Speicherkorrektur ECC als bisheriges Alleinstellungsmerkmal der Pentium-Serie – hier hatten sich bisher die Hersteller teurer Storage-Systeme gern bei der Pentium-Serie bedient, was nun mit den Kaby-Lake-Pentiums nicht mehr möglich ist.