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Intel verspricht für die dritte 14nm-Generation "Core iX-8000" nochmals 15% Mehrperformance

Im Rahmen eines kürzlichen "Investor Meetings" hat Intel schon seine kommende Core i7-8000 Serie promotet – immerhin garniert mit einem Releasetermin von "zweites Halbjahr 2017" und der Kampfansage von +15% Performance gegenübber der (Kaby-Lake-basierten) Core i7-7000 Serie. Wenn das ganze nicht tatsächlich erneut unter der 14nm-Fertigung von Intel stattfinden sollte, hätte an dieser Stelle alles auf Cannon Lake hingewiesen – diese erste 10nm-Generation hat als einzige einen per Intel-Roadmap bestätigten Releasetermin kurz vor Jahresschluß 2017. Daß es sich bei Cannon Lake nur um Zweikerner handelt, wäre auch kein Stolperstein, denn im Ultrabook-Bereich laufen jene genauso als "Core i7" – der Stolperstein ist wie gesagt die Fertigungstechnologie, welche Cannon Lake von dieser neuen Intel-Präsentationsfolie zuverlässig ausschließt.

Intels eigentlich als Ryzen-Konter vermutete Coffee-Lake-Generation ist allerdings nur eine schwache Option – denn für den Sprung von Vierkernern auf Sechskernern im Consumer-Segment dürfte Intel sicherlich nicht nur die angebenen 15% Mehrperformance prognostizieren wollen, da müsste eigentlich mehr dastehen (über den geringeren Takt von CPUs mit mehr Rechenkernen geht das vielleicht sogar auf, aber so ehrlich sind die Hersteller meistens nicht). Zudem stand Coffee Lake gemäß der letzten Intel-Roadmap klar erst auf dem zweiten Quartal 2018 – und Hardware-Generationen regelrecht vorziehen ist heutzutage nicht mehr wirklich drin, dafür sind alle Zeitplanungen viel zu knapp gestrickt. Somit könnte es am Ende doch darauf hinauslaufen, das die Gerüchte zum Jahresschluß über einen "Kaby-Lake-Refresh" korrekt sind und Intel jenen tatsächlich noch in diesem Herbst in Form der Core iX-8000 Serie ansetzen will.

Nur wie Intel da 15% Mehrperformance herausholen will, ist wirklich fraglich – denn einen solchen Taktratenspielraum hat zumindest Kaby Lake nicht mehr. Wenn man ausgehend vom Core i7-7700K (4.2/4.5 GHz) noch 15% Mehrleistung herausholen wollte, dafür aber keine IPC-Verbesserungen zur Verfügung hat und es somit nur per Taktrate lösen kann – dann müsste sich ein solcher "Core i7-8700K" bei mindestens 4.9/5.2 GHz Takt einfinden. Dies ist allerdings schon eine Taktrate von gutklassigen Übertaktungen zum Core i7-7700K – und nicht jede CPU macht diesen Takt überhaupt mit. Intels nochmals verbesserte 14nm-Fertigung müsste dann tatsächlich soviel zulegen können, das regelrecht jeder ausgelieferter Prozessor diesen hohen Takt oberhalb der 5-GHz-Marke mitmachen – nicht undenkbar, aber doch einigermaßen riskant, da Fortschritte in der Fertigungstechnologie sich kaum vorab derart gut kalkulieren lassen. Sollte Intel tatsächlich diesen Takt erreichen können, dürfte dies dann aber auch zu Lasten des Overclocking-Spielraums gehen – hier wäre dann kaum noch ein solcher zu sehen.

Von dieser Warte aus klingt das ganze dann doch sehr gewagt – gerade wenn man es jetzt schon prognostiziert und damit gleich öffentlich das Risiko eingeht, später nicht entsprechend liefern zu können. Dies eröffnet letztlich einigen Seitentheorien zu diesem Kaby-Lake-Refresh eine Tür: Denkbar wäre beispielsweise, das Intel doch wieder ein paar IPC-Verbesserungen mitbringt, seit Skylake (auch nur minimal) ist in dieser Frage schließlich nicht viel passiert. Auch eine "Secret Sauce" wäre denkbar – und wenn jene "nur" in einer neuen Struktur des Level-2/3-Caches besteht, wie sie mit Skylake-X bereits kommt. Da Intel augenscheinlich schon vor Jahresende 2016 an diesen Kaby-Lake-Refresh gedacht hat, wäre das Zeitfenster für die Auflage eines extra Dies gerade noch so haltbar. Verwundern würde allerdings, das eine Prozessoren-Generation mit eigenen Verbesserungen dann keinen eigenen Codenamen erhält.

Zudem ist der Einsatz von Sechskernern dann letztlich auch nicht gänzlich auszuschließen: Denn der von Intel für die Performanceprognose angesetzte Sysmark skaliert üblicherweise nicht besonders gut mit Vielkern-Prozessoren, im Sysmark 2014 Overall-Test liegt beispielsweise ein vierkerniger Core i7-7700K (4C+HT, 4.2/4.5 GHz) sogar deutlich (+16%) vor einem sechskernigen Core i7-6850K (6C+HT, 3.6/3.8 GHz). Selbst ein richtig auf Takt gebrachter Sechskerner könnte unter diesem Benchmark also kaum glänzen – so gesehen könnte man die von Intel prognostizierten 15% Mehrperformance speziell unter dem Sysmark am Ende auch mit einem deutlich potenteren Sechskerner erreichen. Damit sind wir allerdings endgültig im Feld der Spekulationen angelangt – derzeit ist einfach noch kein gutes Modell sichtbar, wie Intel jene 15% Mehrperformance erreichen will. Allerdings scheint bei Intel alles darauf hinauszulaufen, das die CPU-Roadmaps des letzten Jahres inzwischen über Bord geworfen wurden und sich die Intel-Zukunft möglicherweise gänzlich anders gestaltet als bisher vorhergesagt.

Nachtrag vom 10. Februar 2017

Die sinnvollsten Erklärungen zur Frage, woher Intel die propgandierten 15% Mehrperformance bei einer weiteren 14nm-Generation herholen will, kommen wohl aus unserem Forum in Form der Diskussion zur Meldung: Aller Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei Intels Bezugspunkt dann doch wieder nur um Mobile-Prozessoren – sicherlich nicht auf Cannon Lake bezogen (da 10nm-Fertigung), sondern auf einen Kaby-Lake-Refresh primär für Mobile-Bedürfnisse. Bei diesen Mobile-Chips hat Intel dann auch weniger das Problem zu hoher Taktraten, wenn man nochmal 15% Performance aufgrund der nochmals verbesserten 14nm-Fertigung oben drauf legen will. Zudem deuten schon die in der Präsentationsfolie notierten Datumsangaben (Kaby Lake schon im zweiten Halbjahr 2016) eher auf Mobile-Chips – wobei in dieser Frage Intel natürlich auch ziemlich "kreativ" vorgehen könnte, wie dies bei Präsentationsfolien nun einmal so üblich ist.

Nichtsdestotrotz bedingt auch die reale Existenz dieses Kaby-Lake-Refreshs eine ziemliche Umgestaltung der Intel-Roadmap, welche bislang für den Jahreswechsel 2017/18 eigentlich fest mit Cannon Lake als Zweikerner und Coffee Lake als Vier- und Sechskerner belegt war. Augenscheinlich kommt da eine oder gar beide dieser Chip-Generationen zu spät – worauf sich Intel nunmehr veranlaßt gesehen hat, doch noch einen Kaby-Lake-Refresh einzuschieben (obwohl Kaby Lake selber nichts anderes als ist ein klarer Refresh). Wie sich dies entwirren läßt, ist noch nicht ganz klar – eine Verschiebung von Cannon Lake (wegen weiteren Schwierigkeiten mit der 10nm-Fertigung) wäre eher anzunehmen, eine Verschiebung von Coffee Lake hingegen ziemlich tragisch für Intel (weil die dort gebotenenen Sechskerner die beste Option gegenüber AMDs Ryzen darstellen). In jedem Fall scheint es als gegeben, das Intel im Mobile-Segment für den Jahreswechsel 2017/18 tatsächlich nochmals Kaby Lake (und damit Skylake) auspackt – bei den Desktop-Modellen der Core iX-8000 Serie sollte es gänzlich aussehen, aber dies ist inzwischen wieder unbestimmt.

Nachtrag vom 29. März 2017

Die ComputerBase hat genauere Informationen zu den von Intel progostizierten Leistungszuwächsen der Core i7-8000 Prozessoren-Serie, welche Intel zum Jahresende in den Markt schicken will. Danach ergeben sich die genannten 15% Mehrperformance nur beim Vergleich eines Ultrabook-Zweikerner der Core i7-7000 Serie mit einem Notebook-Vierkerner der Core i7-8000 Serie. Für letzteres hat Intel dabei verwirrenderweise gleich zwei TDPs angegeben – einmal nur 15 Watt, was dem Ultrabook-Zweikerner entsprechen würde, und einmal 44 Watt, was dann eher einen ausgewachsenen Notebook-Prozessor ergibt. Die Performanceermittlung hat dabei wohl auf einheitlich 15 Watt stattgefunden – ansonsten wäre die +15% Mehrleistung nicht wirklich viel für den Sprung vom Zwei- zum Vierkerner. Trotzdem erklärt sich somit, wieso es überhaupt zu +15% ohne eine neue CPU-Generation reicht – mit diesem Techniksprung (von 2 auf 4 CPU-Kerne) ist dies natürlich viel einfacher möglich.

Allerdings bildet Intel hiermit auch einen ausgesuchten "BestCase" ab: Wahrscheinlich handelt es sich um Notebook-Vierkerner mit regulär 44W TDP, welchen die Notebookhersteller je nach Bedarf auch mit nur 15 Watt TDP in einem Ultrabook betreiben können. Mit den bisherigen Mobile-Generationen gab es bei Intel ausschließlich Zweikerner im Ultrabook bzw. unter dieser TDP, womit dieser Performancesprung ganz natürlich ist. Jenen wird man dann aber weder bei den normalen Notebook-Modellen als auch im Desktop erleben können – eben weil dieser Performancesprung weder auf einer besseren Prozessoren-Architektur noch auf höheren Taktraten basiert. Sicherlich könnte die zweite Kaby-Lake-Generation unter Mobile-Bedingungen hier und da noch ein bißchen mehr an Taktrate oben drauf legen, aber dies ist (bei weitem) nicht für gleich für +15% Mehrperformance gut. Eher versucht Intel mit dieser Angabe zu verschleiern, das man mit der Core i7-8000 Serie den absoluten Gipfel des Rebrandings erklimmt: Eine schon als klare Refresh-Serie ausgelegte Prozessoren-Generation wird gleich noch einmal "neu" aufgelegt.

Davon abgesehen scheint Intel sich nunmehr klar anders zu orientieren, als die Core i7-8000 Serie primär aus Zweikernern von "Cannon Lake" und Vier- wie Sechskernern von "Coffee Lake" aufzubauen. Zumindest im Mobile-Segment scheinen auch Vierkerner von "Kaby Lake" innerhalb dieser Prozessoren-Generation eine wichtige Rolle zu spielen. Da ein Fehlen oder weitere Verzögerungen bei "Coffee Lake" Intel gegenüber AMDs Ryzen wirklich sehr schaden würde, muß man damit aber nicht zwingend auf Probleme bei "Coffee Lake" schließen. Intel könnte schlicht nach der Überlegung vorgegangen sein, das alle Vierkern-Modelle im Mobile-Segment aus TDP-Gründen besser auf "Coffee Lake" (wahrscheinlich natives Sechskern-Die) anstatt auf "Kaby Lake" (natives Vierkern-Die) basieren sollten – die aus Salvage-Gründen benötigten Vierkerner auf Basis des Sechskern-Dies kann man schließlich auch noch im Desktop-Segment anbringen, dort besteht (bei Intel) genügend Platz unter der gesetzten TDP-Grenze. Somit scheint es darauf hinauszulaufen, daß die Core iX-8000 Serie auf immerhin drei Prozessoren-Generationen von Intel bestehen wird – ein nominell ziemliches Durcheinander, welches durch mehrfache Roadmap-Umstellungen hervorgerufen wurde.