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CPU-Spieleperformance: Vierkerner mit hohem Takt oder Sechs- & Achtkerner?

Gerade im Zuge der Diskussion um AMDs Ryzen-Prozessoren kommt immer wieder die Frage auf, ob AMDs Ansatz der vielen CPU-Rechenkerne bei der Teildisziplin der Spieleperformance nicht Intels Ansatz der dedizierten Vierkerner mit dafür viel höheren Taktraten unterlegen sei. Spiele haben es nun einmal schwer, viele CPU-Kerne vor allem möglichst gleichmäßig auszulasten – mit einer starken Betonung auf "gleichmäßig". Eine pro-Forma-Last auf zusätzlichen CPU-Kernen nützt ja nichts, wenn am Ende der Großteil der Last nur auf einem CPU-Kern liegt – und damit allein dessen Performance gesamtentscheidend ist. Im Spielesegment sprangen insbesondere in der (nicht zu weit zurückliegenden) Vergangenheit noch so manche "Alt"-Engine herum, welche mit Ach und Krach mal zwei CPU-Kerne auslasten konnte – womit man aus heutiger Sicht schon fast froh sein muß, das sich im Spielebereich inzwischen wenigstens Vierkern-Prozessoren durchgesetzt haben.

Doch jene ergeben derzeit eine neue technologische Barriere: Weil jene Vierkerner – sofern als dedizierte Vierkern-Dies ausgeführt – klar höhere Taktraten als Sechs-, Acht- oder Zehnkerner erreichen können, fällt es letzteren schwer, sich unter Spielen von den Vierkernern zu distanzieren. Schlimmer noch: Oftmals erbringen die Mehrkerne der Sechs-, Acht- und Zehnkerner gar nichts an Performance, während sich das Spiel in der Praxis an den höheren Taktraten der Vierkerner gütlich tut. So zumindest eine gängige Betrachtungsweise zu Thema, gespeist aus früheren Benchmarks. Doch natürlich dreht sich die Welt weiter, werden auch Spieleengines aktualisiert und gerade jene inzwischen durch die aktuellen Spielekonsolen automatisch zur Ausnutzung von Prozessoren mit mehr als vier Rechenkernen getrieben.

Insofern müssen auch die früheren Benchmark-Resultate zum Thema nicht mehr stimmen – was sich die ComputerBase zum Anlaß genommen hat, dies alles mit einem aktualisierten Benchmark-Set noch einmal explizit nachzutesten. Wie üblich wurden dabei Benchmarks unter FullHD mit vollen Grafikoptionen sowie zum Vergleich auch noch unter 1280x720 aufgenommen, letzteres sollte die Performance-Unterschiede einzelner CPUs besser herausarbeiten können. Zum weiteren Vergleich fügen wir noch die FullHD-Resultate des aktuellen CPU-Tests von HT4U an – jene fallen teilweise deutlich anders aus und bieten somit eine andere Betrachtungsweise zum Thema an:

(Technik) CB: 1280x720 CB: FullHD HT4U: FullHD
Core i7-6950X Broadwell-E, 10C +HT, 3.0/3.5 GHz 112% 105% 97%
Core i7-6900K Broadwell-E, 8C +HT, 3.2/3.7 GHz 112% 107% 95%
Core i7-6850K Broadwell-E, 6C +HT, 3.6/3.8 GHz 107% 105% -
Core i7-7700K Kaby Lake, 4C +HT, 4.2/4.5 GHz 100% 100% 100%
Core i7-4770K Haswell, 4C +HT, 3.5/3.9 GHz 80% 82% 83%
Core i7-2600K Sandy Bridge, 4C +HT, 3.4/3.8 GHz 66% 69% 68%
Core i5-7600K Kaby Lake, 4C, 3.8/4.2 GHz 84% 86% 80%
Core i5-2500K Sandy Bridge, 4C, 3.3/3.7 GHz 56% 58% 58%

Wie sehr gut zu sehen, unterscheiden sich die Resultate beider Quellen überdeutlich an einer bestimmten Stelle. Unterhalb des Core i7-7700K im Bereich von Intels normalen Consumer-Prozessoren sind die Ergebnisse meistens fast deckungsgleich – nur bei der Performance der Sechs-, Acht- und Zehnkerner von Broadwell-E ist man völlig unterschiedlicher Meinung: Bei der ComputerBase liegen Intels Sechs-, Acht- und Zehnkerner trotz ihrer niedrigeren Taktraten noch klar vor einem Core i7-7700K – und bei HT4U kann sich jener Core i7-7700K dank seiner viel höheren Takraten noch knapp dem Ansturm der Sechs-, Acht- und und Zehnkerner erwehren. An den Benchmark-Sets kann es kaum liegen, jene sind bei beiden Seiten in etwa ähnlich modern mit aktuellen Spieletiteln bestückt.

Ironischerweise findet in dieser Diskussion somit jede der beiden Seiten "ihre" Faktenbasis zur Untermauerung "ihrer" These. Die Wahrheit dürfte wie üblich in der Mitte dessen liegen – und eventuell bringt der anstehende Ryzen-Launch ja auch noch erhellende weitere Benchmarks hierzu. Was sich, ohne zu der einen oder anderen Seite zu tendieren, in jedem Fall schon aus diesen zwei Testberichten lesen läßt: Die Intel Sechs-, Acht- und Zehnkerner machen ihre Sache trotz klar zurückhängender Taktraten auch unter Spielen schon derart ausreichend gut, das jene im Schnitt der Benchmarks als grob gleichwertig zu selbst einem Core i7-7700K angesehen werden können. Die alte These, das die Vierkerner im Spielebereich mit ihren höheren Taktraten also immer deutlich vorn liegen, ist somit passé – die Vierkerner sind noch nicht wirklich geschlagen, aber ihren bisherigen Thron als unangefochtene Spiele-CPUs müssen diese Prozessoren nunmehr mit Sechs-, Acht- und Zehnkerner teilen.