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nVidia Geschäftsergebnisse Q4/2018: Das Rekordjahr 2018 endet mit einem krachenden Quartalsrückgang

Grafikchip-Entwickler nVidia hat seine Geschäftszahlen für das vierte Kalenderquartal 2018 bekanntgegeben, welches bei nVidia abweichend vom Kalenderjahr das vierte Finanzquartal des Finanzjahres 2019 (nicht 2018) darstellt und über die Monate November 2018, Dezember 2018 und Januar 2019 reicht. Wegen der kalendarischen Abweichung bekommt nVidia üblicherweise das wenigste vom Weihnachtsgeschäft in dieses Geschäftsquartal, hat gleichzeitig immer aber auch den langsamen Jahresanfang dabei – ergo ist jenes vierte Geschäftsquartal bei nVidia auch oftmals das schlechteste des Gesamtjahres. Der Einbruch des aktuell abgelaufenen Geschäftsquartals hat damit allerdings wenig zu tun, denn dieser fällt ziemlich extrem aus: Gegenüber dem Vorquartal rutscht nVidia von 3181 Mio Dollar Umsatz auf nur noch 2205 Mio Dollar ab, dies ist ein Rückgang um satte -30,7%. Gegenüber dem Vorjahresquartal sieht es nicht viel besser aus, jenes stand bei 2911 Mio. Dollar Quartalsumsatz, womit im Jahresvergleich ein Rückgang von -24,3% zu verzeichnen war. Bei den Gewinnzahlen sieht es meist noch dramatischer aus, dort hat nVidia üblicherweise die Hälfte (oder noch mehr verloren).

Q4/2017 Q1/2018 Q2/2018 Q3/2018 Q4/2018
Umsatz 2911 Mio. $ 3207 Mio. $ 3123 Mio. $ 3181 Mio. $ 2205 Mio. $
Gewinn 1118 Mio. $ 1244 Mio. $ 1101 Mio. $ 1230 Mio. $ 567 Mio. $
operativer Gewinn 1073 Mio. $ 1295 Mio. $ 1157 Mio. $ 1058 Mio. $ 294 Mio. $
Für Vergleichswerte zu AMD, Intel & nVidia zurück bis ins Jahr 2006 bitte klicken.

Grob gesehen hat man damit einen erheblichen Teil des (gewaltigen) Geschäftsaufschwungs der Jahre 2016 & 2017 wieder abgegeben – und landet letztlich auf einem Umsatzniveau, welches man zuletzt im zweiten Quartal 2017 innehatte. Als Gründe hierfür gibt nVidia offiziell das Ende des Cryptomining-Booms, ein zurückgehendes Geschäft in China sowie die schwächer als erwartet laufende Turing-Generation an. Welche konkreten Anteile diese drei offiziell angegebenen Gründe am aktuellen Geschäftsverlauf haben, wurde wohlweislich nicht geklärt – so oder so wäre die Erklärung für nVidia weniger schön. Denn sofern es am Ende des Cryptomining-Booms lag, bedeutet dies letztlich nur, das nVidia in den letzten Quartalen viel zu stark auf dieses wackelige Geschäft gesetzt hat – und wenn es eher in Richtung einer schlecht verkaufenden Turing-Serie geht, muß nVidia sich fragen, wo denn da die Probleme sind, welche die Grafikkarten-Käufer bei Turing sehen. Beide Varianten sollten sicherlich zu einer internen Aufarbeitung führen, um aus diesen Fällen (und ihren Ergebnissen) entsprechend zu lernen.

Das nVidia nicht irgendwie magisch vom Blitz getroffen wurde, wird dann auch deutlich über die Umsatzergebnisse der Einzelsparten belegt: Zwar können alle vier Nebensparten keine neuen Umsatzrekorde aufstellen, halten sich aber (jahreszeittypisch) ganz gut – den großen Verlust gibt es allein bei der Gaming-Sparte mit den GeForce-Beschleunigern. Hier hat nVidia gegenüber dem Vorquartal desaströse -45,9% verloren, gegenüber dem Vorjahreszeitraum ganz ähnliche -45,1%, was nahezu einer Umsatz-Halbierung (!) entspricht. Ironischerweise wird damit der relative Anteil der Datacenter-Sparte bei nVidia gestärkt: Lag jene im letzten Geschäftsquartal noch bei einem Umsatzanteil von 24,9%, sind es nunmehr gleich 30,8% (bei zurückgehendem absoluten Umsatz). Vor allem aber ist zu den neue Zahlen die Gaming-Sparte nicht mehr so dominierend, von vorher 55,5% Umsatzanteil ging es (innerhalb eines Quartals) auf nunmehr 43,3% herunter. Dies ist so ein wenig der einzige Lichtblick für nVidia angesichts dieser Geschäftszahlen – das die anderen Geschäftszweige weiterhin gut laufen und das nVidia nunmehr relativ gesehen nicht mehr derart vollumfänglich von den GeForce-Verkäufen abhängig ist.

Q4/2017 Q1/2018 Q2/2018 Q3/2018 Q4/2018
Gaming (GeForce) 1739 Mio. $ 1723 Mio. $ 1805 Mio. $ 1764 Mio. $ 954 Mio. $
Datacenter (Tesla, GRID & DGX) 606 Mio. $ 701 Mio. $ 760 Mio. $ 792 Mio. $ 679 Mio. $
Professional Visualization (Quadro) 254 Mio. $ 251 Mio. $ 281 Mio. $ 305 Mio. $ 293 Mio. $
OEM & IP (Konsolen-SoCs & Mining) 180 Mio. $ 387 Mio. $ 116 Mio. $ 148 Mio. $ 116 Mio. $
Auto (Tegra) 132 Mio. $ 145 Mio. $ 161 Mio. $ 172 Mio. $ 163 Mio. $

Aufgrund der Spitzen-Ergebnissen in den drei vorhergehenden Quartalen reicht es in der Gesamtrechnung für das Kalenderjahr 2018 (bei nVidia das Finanzjahr 2019) trotzdem für klare Umsatz- und Gewinnrekorde. Erstmals wurde dabei eine zweistellige Milliarden-Umsatzzahl mit 11,72 Mrd. Dollar erreicht, dies sind +20,7% gegenüber dem Vorjahr. Bei den Gewinnen sieht es ähnlich gut aus, das Kalenderjahr 2018 ist also trotz des Absturzes im vierten Quartal für nVidia hervorragend gelaufen. Es stellt sich nur die Frage, ob es möglich ist, diese Zahlen alsbald zu überbieten – wahrscheinlich muß nVidia vorerst kleinere Brötchen backen. Denn nVidias eigene Umsatzprognose von ca. 2,2 Mrd. Dollar für das laufende erste Kalenderquartal 2019 würde auf das Jahr hochgerechnet sogar hinter dem Geschäftsergebnis des Jahres 2017 zurückbleiben. Dies zeigt nochmals an, wie enorm nVidia derzeit abgestürzt ist. Doch erst wenn klarer wird, woran der Geschäftsaufschwung der Jahre 2016 & 2017 wirklich lag (die Pascal-Generation oder der Cryptomining-Boom) wird sich ermessen lassen, wo das "normale" Umsatz-Niveau für nVidia liegt. Gut möglich, das speziell das Geschäftsniveau des Jahres 2018 nicht so schnell wieder erreicht wird, weil hierbei einfach zu viele Sondereffekte mit hereingespielt haben.

Umsatz Gewinn operativer Gewinn
2007 4,10 Mrd. $ 0,80 Mrd. $ 0,83 Mrd. $
2008 3,42 Mrd. $ -0,03 Mrd. $ -0,07 Mrd. $
2009 3,33 Mrd. $ -0,07 Mrd. $ -0,10 Mrd. $
2010 3,54 Mrd. $ 0,25 Mrd. $ 0,25 Mrd. $
2011 4,00 Mrd. $ 0,58 Mrd. $ 0,65 Mrd. $
2012 4,28 Mrd. $ 0,56 Mrd. $ 0,65 Mrd. $
2013 4,13 Mrd. $ 0,44 Mrd. $ 0,50 Mrd. $
2014 4,68 Mrd. $ 0,63 Mrd. $ 0,76 Mrd. $
2015 5,01 Mrd. $ 0,61 Mrd. $ 0,75 Mrd. $
2016 6,91 Mrd. $ 1,65 Mrd. $ 1,93 Mrd. $
2017 9,71 Mrd. $ 3,05 Mrd. $ 3,21 Mrd. $
2018 11,72 Mrd. $ 4,14 Mrd. $ 3,80 Mrd. $
Für exakte Vergleichswerte zu AMD, Intel & nVidia zurück bis ins Jahr 2006 bitte klicken.

Generell einmal anzumerken zu diesen Auswertungen der Geschäftsberichte der Hersteller AMD, Intel und nVidia wäre der Punkt, das man jene 3DCenter-Meldungen nicht als Börsen-bezogene Analysen mißverstehen sollte. Dies ergibt sich letztlich schon allein daran, das an dieser Stelle der jeweilige Aktienkurs weder thematisiert noch wenigstens genannt oder verlinkt wird. Es darf sicherlich als Aufgabe der entsprechenden Fachjournalisten angesehen werden, solcherart Börsen-bezogene Analysen zu schreiben – genauso wie wir uns auch nicht anmaßen wollen, selbiges aufbieten zu können. Unsere Auswertung der vorliegenden Geschäftszahlen hat vielmehr eher einen gesamtgesellschaftlichen Ansatz – betrachtet wird die jeweilige Firma dann aus dem Blickwinkel des PC-Marktes, der Computer-Käufer und somit in weitestem Sinne eben "gesamtgesellschaftlich".

Um es klar zu sagen, geht es bei unseren Auswertungen der vorliegenden Geschäftszahlen (und generell beim 3DCenter) um das Wohl und Wehe des PC-Marktes sowie seiner Marktteilnehmer – und eben nicht um das Auf und Ab einer Anlagemöglichkeit. Dies ist schließlich trotz der zugrundliegend gleichen Zahlen eigentlich etwas vollkommen anderes. Mit diesem abweichenden Ansatz in der Berichterstattung gehen sicherlich Feinheiten verloren, welche für Börsianer von Relevanz sind, oder drücken wir uns im Sinne von Finanzprofis teilweise ungenau oder sogar auch einmal unbeholfen aus. Wenn es also hier und da mal "falsch" aus Börsen-Sicht herüberkommen sollte, so bitten wir um Entschuldigung – und erinnern daran, das diese unsere Meldungen eben für eine ganz andere Zielgruppe mit auch vorsätzlich ganz anderer Zielsetzung geschrieben werden.