Launch-Analyse AMD Radeon R9 Nano (Seite 2)

Freitag, 11. September 2015
 / von Leonidas
 

Die Performance-Ermittlung zur Radeon R9 Nano muß dann primär zwei Punkte herausarbeiten: Erstens, wo sich die Radeon R9 Nano gegenüber den beiden Fury-Karten und damit auch gegenüber der GeForce GTX 980 einordnet, der vom Performance-Profil her vermutlich nächstgelegenen Grafikkarte auf nVidia-Seite. Und zweitens, wieviel Performance die Radeon R9 Nano in der Welt der Mini-ITX-Grafikkarten auf die GeForce GTX 970 drauflegen kann, welche die schnellste nVidia-Grafikkarte darstellt, die derzeit in dieser Bauform angeboten wird. Da die Mini-ITX-Ausführungen der GeForce GTX 970 mit keinen oder nur minimal höheren Taktraten als das Referenzmodell antreten, kann man hierbei problemlos mit den Performance-Messungen zum Referenzmodell der GeForce GTX 970 arbeiten.

FullHD MSAA/FXAA/SMAA 970 980 980Ti 390X Nano Fury Fury X
ComputerBase  (18 Tests) 84,5% 98,4% 121,3% 95,2% 100% 103,1% 111,6%
Hardwareluxx  (8 Tests) 83,0% 97,7% 126,4% - 100% 105,5% 112,5%
PC Games Hardware  (10 Tests) 85,7% 103,2% 123,4% - 100% 101,5% 110,0%
Tom's Hardware  (8 Tests) 85,0% ~99% - ~95% 100% - 107,2%
TweakPC  (20 Tests) 81,6% 94,3% 114,7% 94,5% 100% - 108,5%
AnandTech  (9 Tests) ~85% 102,1% 126,6% 95,1% 100% 101,5% 108,0%
Bit-Tech  (6 Tests) ~85% 100,4% 123,1% ~92% 100% ~101% 106,0%
Eurogamer  (9 Tests) 89,5% 103,2% 128,8% 97,9% 100% 101,7% 108,1%
Hexus  (7 Tests) 83,9% 97,2% 120,0% 93,3% 100% ~101% 107,8%
TweakTown  (7 Tests) - 100,8% 118,1% 96,6% 100% 102,2% 106,3%
SweClockers  (10 Tests) 86,0% 100,9% 124,6% 95,6% 100% 102,6% 109,6%
Hardware.info  (12 Tests) 89,5% 103,9% 131,9% 99,3% 100% 105,1% 112,5%
WQHD MSAA/FXAA/SMAA 970 980 980Ti 390X Nano Fury Fury X
ComputerBase  (18 Tests) 80,2% 94,5% 119,6% 94,3% 100% 103,7% 112,9%
Hardwareluxx  (8 Tests) 71,3% 88,3% 117,8% - 100% 105,2% 112,2%
PC Games Hardware  (10 Tests) 78,8% 95,4% 117,4% - 100% 100,7% 109,1%
Tom's Hardware  (8 Tests) 80,1% ~94% - ~93% 100% - 111,5%
TweakPC  (20 Tests) 75,7% 88,9% 115,9% 92,2% 100% - 114,0%
AnandTech  (9 Tests) ~78% 94,2% 121,7% 93,9% 100% 103,7% 110,9%
Bit-Tech  (6 Tests) ~79% 94,1% 119,5% ~91% 100% ~103% 109,6%
Eurogamer  (9 Tests) 80,7% 94,2% 121,3% 96,6% 100% 103,3% 112,1%
Hexus  (7 Tests) 78,0% 92,1% 115,0% 91,7% 100% ~103% 111,5%
TweakTown  (7 Tests) - 94,9% 116,6% 93,2% 100% 104,3% 107,7%
SweClockers  (10 Tests) 80,5% 94,9% 119,5% 94,1% 100% 104,2% 113,6%
Hardware Canucks  (12 Tests) - 93,0% 124,1% 93,0% 100% 104,6% 115,8%
Hardware.fr  (12 Tests) ~80% 95,2% 123,8% 96,2% 100% 104,8% 113,3%
TechSpot  (16 Tests) 80,9% 94,0% 115,8% 90,8% 100% 106,3% 111,0%
UltraHD FXAA/SMAA 970 980 980Ti 390X Nano Fury Fury X
ComputerBase  (18 Tests) 75,9% 89,2% 114,7% 91,8% 100% 105,4% 115,8%
Hardwareluxx  (8 Tests) 73,1% 86,0% 114,2% - 100% 107,5% 116,3%
PC Games Hardware  (10 Tests) 72,7% 89,5% 112,4% - 100% 100,0% 108,3%
Tom's Hardware  (8 Tests) 75,4% ~90% - ~93% 100% - 114,3%
TweakPC  (20 Tests) 72,1% 85,6% 114,3% 89,8% 100% - 116,6%
AnandTech  (9 Tests) ~74% 90,4% 119,6% 93,4% 100% 106,7% 115,4%
Bit-Tech  (6 Tests) ~75% 91,8% 117,3% ~92% 100% ~104% 113,7%
Eurogamer  (9 Tests) 75,1% 90,6% 117,5% 98,9% 100% 106,3% 115,3%
Hexus  (7 Tests) 74,7% 89,5% 116,4% 91,9% 100% ~105% 115,8%
TweakTown  (7 Tests) - 90,8% 115,5% 91,7% 100% 105,1% 112,6%
SweClockers  (10 Tests) 76,9% 92,3% 117,1% 94,9% 100% 106,0% 115,4%
Hardware Canucks  (12 Tests) - 90,1% 120,0% 93,2% 100% 105,4% 116,2%
Hardware.info  (12 Tests) 69,3% 83,8% 112,4% 92,5% 100% 100,5% 112,9%
TechSpot  (16 Tests) 74,6% 88,2% 111,2% 89,2% 100% 106,8% 113,5%

Nur 2789 Benchmark-Werte später läßt sich die Performance der Radeon R9 Nano ziemlich genau klassifizieren: Unter FullHD reicht es in der Summe der Tests zu einem glatten Gleichstand mit der GeForce GTX 980, die neue AMD-Karte erbt also den Performance-Index der nVidia-Karte von 600%. Die Radeon R9 390X wird damit nur eher knapp um ca. 5% geschlagen, die Radeon R9 Fury ist auch nur um 3% schneller – die Abstände unter FullHD sind ziemlich knapp, erst Radeon R9 Fury X und GeForce GTX 980 Ti liegen dann wieder etwas deutlicher weg. Unter WQHD zieht die Radeon R9 Nano dann der GeForce GTX 980 erstmals davon, auch die Abstände zu den anderen AMD-Modellen werden etwas größer.

Deutlicher zeigt sich dies dann unter UltraHD, wo die Radeon R9 Nano gleich um gute 10% von GeForce GTX 980 wegkommt. Dafür ist der Abstand zur Radeon R9 Fury allerdings auch wieder etwas auf dann ca. 5% gewachsen, ergo kann man die Radeon R9 Nano auf einen 4K Performance-Index von 80% einstufen – knapp hinter den 85% der Radeon R9 Fury. Die frühere 4K-Bewertung der GeForce GTX 980 läßt sich angesichts dieser Benchmarks jedoch nicht mehr halten, anstatt bisher "75%" muß diese Karte nunmehr im 4K Performance-Index mit einer Neubewertung auf 70% vorlieb nehmen. Damit wird auch im Performance-Index aufgezeigt, daß die Radeon R9 390X (4K: 75%) der GeForce GTX 980 unter UltraHD leicht davonzieht – was schließlich nur das durch die vorliegenden Benchmarks aufgezeigte Bild wiederspiegelt.

Die GeForce GTX 970 wird in jedem Fall in überzeugender Art und Weise in Schach gehalten: Von 17% Mehrperformance unter FullHD geht es auf gleich 27% Mehrperformance unter WQHD und dann auf satte 34% Mehrperformance unter UltraHD hinauf – dies ist schon eine gänzlich andere Performance-Kategorie, welche nVidia mit den derzeitig gebotenen Mini-ITX-Modellen überhaupt nicht bieten kann. Selbst eine auf das Mini-ITX-Format heruntergebrochene GeForce GTX 980 könnte das Leistungsprofil der Radeon R9 Nano nicht ganz erreichen, da in diesem Vergleich das AMD-Modell dem nVidia-Modell wie bekannt unter höheren Auflösungen davonzieht. Interessanterweise löst noch nicht einmal eine auf 185 Watt Stromverbrauch limitierte GeForce GTX Titan X diese Aufgabe – nach den Messungen von Hardware.fr bleibt die Radeon R9 Nano in dieser (theoretischen) Konstellation weiterhin leicht vorn.

Mittels Übertaktung ist dann allerdings naturgemäß bei dieser Karte nicht mehr viel herauszuholen. Wie gesagt kann man das PowerTarget um 50% nach oben setzen, dann kommt eine Performance knapp unterhalb der Radeon R9 Fury X heraus. Mit etwas mehr Taktrate wäre auch die exakte Performance der Radeon R9 Fury X zu erreichen, darüber hinaus treten dann langsam die Taktraten-Limits des Fiji-Chips zu Tage. Sehr viel Sinn macht dies allerdings sowieso nicht, denn mit hochgesetztem Power Target könnte man sich gleich eine Radeon R9 Fury oder Fury X zulegen. Ohne Anhebung des PowerTargets passiert dagegen gar nichts unter Übertaktung – die Karte erreicht ihren default-Maximaltakt aufgrund des Limits beim Stromverbrauch sowieso nie, hochgesetzte (maximale) Taktraten ändern daran gar nichts.

970 980 980Ti 390X Nano Fury Fury X
FullHD (1920x1080) 85,2% 99,9% 123,4% 95,5% 100% 102,6% 109,2%
WQHD (2560x1440) 78,4% 93,2% 119,1% 93,5% 100% 104,3% 111,9%
UltraHD (2560x1440) 74,3% 89,1% 115,7% 92,9% 100% 105,2% 114,5%
3DC FullHD Perf.Index 520% 600% 730% 570% 600% 620% 670%
3DC 4K Perf.Index 60% 70% 95% 75% 80% 85% 95%
Straßenpreis 310-340€ 470-520€ 660-710€ 420-460€ 690-730€ 540-600€ 700-750€

Nicht gerade einfach macht AMD es einem damit, die Radeon R9 Nano abschließend zu bewerten. Man hat hierbei ein herausragendes Stück Hardware hingestellt, welches eines Tages sicherlich Hardware-Sammler magisch anziehen wird – aber im hier und jetzt muß sich die Radeon R9 Nano erst einmal breit verkaufen lassen. Und diesbezüglich muß die Frage gestellt werden, wie dies angesichts des aufgerufenen Preispunkts möglich sein soll: Die Karte kommt zum selben Listenpreis wie die Radeon R9 Fury X daher, welche ihrerseits schon als leicht zu teuer eingeordnet wurde – und kostet somit 100$ Listenpreis mehr als die leicht schnellere Radeon R9 Fury, welche ihrerseits vielleicht auch noch eine gewisse Preisreduktion vertragen könnte.

Rein einmal unabhängig des Formfaktors betrachtet, ist die Radeon R9 Nano geradezu sagenhaft überteuert ausgefallen, man muß es so klar sagen: Bei zwischen 0-10% Mehrperformance gegenüber der GeForce GTX 980 empfiehlt sich ein Preis nicht höher als 550 Euro – und nicht gleich 700 Euro, dies ist jenseits von Gut und Böse. Betrachtend nur den Mini-ITX-Formfaktor steht die Radeon R9 Nano zwar bezüglich deren Performance allein auf weitem Feld, aber dennoch ist der dafür zu löhnende Preis mit klar mehr als dem Doppelten zur GeForce GTX 970 bei zwischen 17-34% Performancevorteil auch in diesem Fall überdeutlich zu viel. Zudem wäre zu bezweifeln, daß im Feld des Mini-ITX-Gamings ein so großer Bedarf an Grafikkarten oberhalb von 400 Euro existiert, dementsprechend ist da auch kein großer Premiumaufschlag für die Radeon R9 Nano drin.

Ehrlicherweise ist ein wenig unklar, was AMD mit der Radeon R9 Nano zu diesem Preispunkt erreichen will. Die einzige sinnvolle Auflösung lautet das Abkassieren der totalen Enthusiasten, welche sich die Karte einfach wegen deren zweifellos vorhandenen Wow-Faktors zulegen müssen. Eventuell empfiehlt sich diese Strategie für AMD schon allein deswegen, weil man sowieso nicht genügend Fiji-Chips für den anfallenden Bedarf hat – und wenn man dieses Problem dann endlich gelöst hat, kommt (eventuell) noch die große Preissenkung. Ansonsten bleibt man ziemlich ratlos zurück ob dessen, was AMD nun mit dieser ganzen Chose vorhat – viel Umsatz zu machen und Marktanteile zu gewinnen sind mit diesen Preisen jedenfalls nicht, da kann das Produkt noch so gut sein.

Wer also nicht gerade unbedingt das allerleistungsfähigste Mini-ITX-Modell zu egal welchem Preispunkt haben muß – und dies dürften nur eine Handvoll Anwender sein – kommt mit anderen Grafikkarten derzeit viel besser weg als mit der Radeon R9 Nano. AMD bietet den eigentlichen Nano-Killer selber schon an: Die Radeon R9 390X liegt nirgendwo mehr als 8% bei der Performance gegenüber der Radeon R9 Nano zurück und kostet gleich einmal 40% aka ~270 Euro weniger – dafür bekommt man eine Spitzen-SSD oder einen neuen Vierkern-Prozessor faktisch oben drauf gelegt. Sicherlich ist die Radeon R9 390X mit einem Spiele-Stromverbrauch sogar leicht oberhalb von 300 Watt kein Kind von Traurigkeit, aber die Hersteller-Kühllösungen halten die Karte wenigstens bei der Geräuschentwicklung zuverlässig im Zaum.

Alternativ kann es von nVidia eine ab Werk übertaktete GeForce GTX 980 sein, welche je nach Höhe der Übertaktung mit der Radeon R9 Nano selbst unter 4K mithalten können dürfte. Auch diese Karte kostet größer 200 Euro weniger als die Radeon R9 Nano. Die eigentlichen Unterschiede zwischen Radeon R9 390X und GeForce GTX 980 liegen zum einen im Stromverbrauch, welcher klar für das nVidia-Modell spricht – und zum anderen in der Speicherbestückung, welche klar für das AMD-Modell spricht. Die Radeon R9 Nano ist in diesem Ringen der Grafikkarten rund um den Performance-Index von 600% herum glatt abgemeldet, da (leider) maßlos zu teuer für das gebotene. Man kann nur hoffen, daß wir die Radeon R9 Nano eines Tages unter einem besseren Stern (aka besserem Preispunkt) noch einmal neu bewerten dürfen – ihr aktuelles Schicksal hat diese gute Hardware sicherlich nicht verdient.