30

News des 29./30. März 2008

Einen ziemlich interessanten, weil tiefgehenden Artikel zur GeForce 9800 GX2 haben Hard Tecs 4U abgeliefert. Besonders beachtenswert sind hierbei die Benchmarks dieser Karte unter Windows XP gegen Windows Vista, welche der XP-Variante die nach wie vor fast durchgehend besseren Frameraten geben. Dies wird – zum Auslieferungstreiber – allerdings mit reichlich Instabilitäten und Performance-Anomalien beim XP-Treiber erkauft (während der Vista-Treiber diesbezüglich problemlos war), welche aber hoffentlich mit dem neuesten Beta-Treiber ausgestanden sein dürften. Daneben ist noch der enorme Preisverfall dieser Karte zu erwähnen, welche mit einem Listenpreis von 599 Dollar inzwischen hierzulande bei einem Straßenpreis von 440 bis 470 Euro angekommen ist.

Dabei wird dies noch nicht einmal durch gewaltige Preissenkungen oder/und Distributoren-Rabatte gestützt, denn in den Staaten kostet die Karte derzeit immer noch 570 bis 599 Dollar. Zum derzeitigen Dollar-Kurs (mit Sicherheitsabstand) und zugerechnet die Mehrwertsteuer sowie die in Deutschland allgemein höhere Steuerlast sollten sich so eigentlich Preise von bestenfalls 470 Euro realisieren lassen. Bei niedrigeren Euro-Preisen fehlt dann wohl jeglicher Sicherheitsabstand beim Dollar-Kurs, was für die Händler und Distributoren reichlich riskant ist, sollte sich der Dollar-Kurs wieder erholen. Zumindest lässt sich feststellen, dass das Euro-Land aufgrund des günstigen Dollar-Kurses und des Umstands, dass fast alle PC-Hardware in Dollar hergestellt und fakturiert wird, derzeit wirklich sehr günstige Hardware-Preise hat.

Nordic Hardware haben noch einmal genauere Informationen zur Asus EAH3850 Trinity, der TripleChip-Grafikkarte auf Basis dreier RV670-Grafikchips. Danach taktet die Karte mit 668/828 MHz, was exakt den default-Taktraten der Radeon HD 3850 entspricht. Insofern sollte die Performance dieser ungewöhnlichen Grafikkarte exakt auf dem Niveau dreier Radeon HD 3850 Karten im CrossFire-Verbung liegen – was anderes stellt die Asus EAH3850 Trinity schließlich auch nicht dar. Interessanterweise limitiert die relativ gesehen kompakte Bauweise der TripleChip-Grafikkarte nicht deren Übertaktungsfähigkeit, man konnte in einem luftgekühlten Testsystem immerhin 769/1053 MHz herausholen.

Wie Golem berichten, steuert mit Warner Musik nun der erste große Musikkonzern um und strebt eine Art von "Kulturflatrate" an, bei welcher sich der Nutzer Inhalte (Musik oder Film) kostenlos herunterladen kann und dann auf den Preis des Internetzugangs eine entsprechende Gebühr aufgeschlagen wird. Diese variiert allerdings nicht danach, ob und wie viel der Nutzer herunterlädt, sondern soll allein nach der Bandbreite des benutzten Anschlusses erhoben werden. Was sich erst einmal nach einem perfekten Ausweg aus dem momentanen Vergütungsdilemma anhört, dürfte jedoch in den meisten Staaten auf einige rechtliche Hürden stoßen.

Denn da die Gebühr schließlich Nutzungs-unabhängig erhoben werden soll, handelt es sich faktisch um eine Steuer – so etwas steht in den meisten Staaten aber nur dem Staat selber zu, einmal abgesehen davon das mit Steuern in aller Regel die Aufgaben des Staates bezahlt werden und diese nicht als Einnahmequelle für die Privatwirtschaft vorgesehen sind. Natürlich gibt es schon ein ähnliches Modell in Form der Urheberrechtsabgaben auf Drucker, Scanner, Rohlinge u.ä., welche schließlich von jedem Käufer erhoben werden, egal ob diese Geräte dann für (legale) Kopieraktionen eingesetzt werden oder nicht. Allerdings dürfte dieses System in den allermeisten Fällen nur einen Bruchteil der insgesamten Einnahmen der Contentindustrie ergeben, während sich die Kulturflatrate insbesondere im Musik-Bereich schnell zur Haupteinnahmequelle der Musikindustrie entwickeln könnte.

Denn noch wird Musik auch in Form physikalischer Datenträger verkauft, es ist aber abzusehen, dass dieses Geschäft durch den Internet-Download von Musik langfristig in die Liebhaber-Ecke gedrückt werden wird. Wenn dieser Fall einmal eintritt, würde die Kulturflatrate dann die Haupteinnahmequelle der Musikindustrie sein (nicht für die Künstler selber, die haben immer noch ihre Konzerte) – und was es für die Qualität des Angebots und den verantwortungsvollen Umgang mit Gebührengeldern bedeutet, wenn man über Zwangsgebühren finanziert wird, sieht man am öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Sicherlich ist die Idee einer Kulturflatrate erst einmal reizvoll (vor allem wenn es sich um geringe Beträge handeln sollte), ohne einer von Anfang an eingebauten Missbrauchs-Absicherung sollte man aber besser nicht antreten.

Einiges interessantes gibt es heute in der Rubrik "Überwachung": So berichtet die Berliner Umschau von dem bayrischen Projekt einer Schülerdatenbank, welche neben einer persönliche Identitätsnummer für jeden Schüler auch dessen schulische Leistungen und Werdegang sowie Informationen zum sozialen und ethnischen Hintergrund des Schülers umfassen soll. Das Schnüffelblog vermeldet einen bemerkenswerten eMail-Footer, welcher in klaren Worten den Empfänger der e-Mail darauf hinweist, dass diese Nachricht mittels der Vorratsdatenspeicherung eben nicht nur polizeilichen Ermittlern, sondern auch Geheimdiensten und 52 über diverse Abkommen assozierten Staaten (und deren Geheimdiensten) zur Verfügung steht, darunter auch solche "Demokratie-Vorreiter" wie Aserbaidschan oder Staaten mit gleich 16 (bekannten) Geheimdiensten wie die USA.

Den Überwachungs-Spieß einmal umgedreht hat der Chaos Computer Club (CCC): Wie der Heise Newsticker ausführt, hat man in der Clubzeitschrift "Die Datenschleuder" den Fingerabdruck von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble veröffentlicht, obendrauf gibt es sogar eine fertige Fingerabdruck-Attrappe des Innenministers. Der CCC empfiehlt ausdrücklich, "die Abdrücke bei erkennungsdienstlichen Behandlungen, bei der Einreise in die USA, bei der Zwischenlandung in Heathrow, aber auch im örtlichen Supermarkt und – prophylaktisch – beim Berühren möglichst vieler Glasflächen zu benutzen" ;)). Und letztlich sei noch auf einen Artikel des Standards verwiesen, welcher in der letzten Zeit die wohl beste Argumentationsschrift gegen die immer weiter fortschreitende Überwachungs-Manie darstellt.