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News des 18. Juli 2008

Die X-bit Labs vermelden die PCI-Express-Zertifizierung kommender ATI-Grafikchips, namentlich die Chips RV730, M98-L und M96. Während die beiden letztgenannten integrierter Grafikchips für den Mobile-Bereich darstellen und dann in bislang noch nicht bekannten Mainboard-Chipsätzen aufgehen dürften, ist der RV730-Chip allem Anschein nach die Mainstream-Ausführung der aktuellen RV7x0-Generation. Ein Verkaufsname "Radeon HD 4600" ist demzufolge anzunehmen, aber derzeit natürlich nur bessere Spekulation, genauso wie die technischen Daten dieses Grafikchips. Nach der aber eher enttäuschenden Radeon HD 3600 Serie ist für diese neue Mainstream-Lösung eine deutliche Hardware-Verbesserung zu erwarten. Die erfolgreiche Zertifizierung deutet zudem auf einen RV730-Launch schon in den nächsten Wochen hin.

Ebenfalls für das Mainstream-Segment gedacht scheint der RV740-Chip, über welchen Nordic Hardware berichten. Dieser soll im ersten Quartal 2009 erscheinen und bereits in 40nm gefertigt sein. Gut möglich, daß es sich dabei schlicht um eine geschrumpfte Version des RV730 handelt, welcher noch in 55nm zu erwarten ist. Im gleichen Zeitrahmen soll zudem die nächste HighEnd-Lösung namens RV870 anstehen, welcher derzeit als mit 2000 Shader-Einheiten ausgerüstet gehandelt wird. Aller Vermutung nach dürfte dies aber nur pure Spekulation sein, ganz besonders bei dieser überaus griffigen Zahl ;).

Spannender wäre sowieso die Frage, ob ATI mit dem RV870 die derzeit bei ATI immer noch zugrundeliegende R600-Architektur ein weiteres Mal melkt oder aber etwas völlig neues bringt. Dies hängt sicherlich davon ab, ob der RV870 bereits ein Direct3D11-Chip ist – wir würden einen solchen zwar noch nicht im ersten Quartal 2009 erwarten, aber unmöglich ist nichts. Unklar ist im übrigen, wieso für die ATI-Chips des Jahres 2009 so konsequent immer wieder die 40nm-Fertigung erwähnt wird, obwohl eigentlich zuerst einmal die 45nm-Fertigung auf dem Plan stehen würde. Allerdings ist es auch hier nicht unmöglich, daß ATI diese aufgrund des nicht wahnwitzig großen Unterschiedes gleich überspringt, wenngleich es doch ungewöhnlich wäre (derzeit ist schließlich noch nicht einmal Intel besser als 45nm).

Expreview haben genaueres zu den Nehalem-Plänen von Intel im Mainstream-Markt, welche sich doch offenbar deutlich von den Planungen für das HighEnd-Segment unterscheiden. Generell muß man erst einmal sagen, daß es bei den Nehalem-Prozessoren keinen fliessenden Übergang zwischen diesen Marktsegmenten mehr geben wird, sondern eine Plattform-bedingte harte Trennlinie. So werden die HighEnd-Prozessoren der Nehalem-Klasse mit QPI-Anbindung und dreifach ausgeführtem Speicherinterface im Sockel 1366 antreten, während es die Mainstream-Prozessoren nur mit schwächerer DMI-Anbindung und zweifach ausgeführtem Speicherinterface im Sockel 1160 geben wird.

Dies verlangt den Nehalem-Käufern von Anfang an eine langfristig wirkende Entscheidung ab, denn je nach gewählten Sockel werden sich dann nur noch die Prozessoren des jeweils passenden Preissegments einsetzen lassen. Als besonders nachteilig mag man dabei zudem empfinden, daß Intel erst im dritten Quartal 2009 mit Nehalem Mainstream-Plattformen und -Prozessoren herausrücken wird. Vor diesem Zeitpunkt wird Nehalem also mehrheitlich nur im HighEnd-Segment zu finden sein – was durchaus die Lücke für AMD weit offen läßt, bis dahin die eigenen 45nm Phenoms in Stellung und vor allem maßgeblich auf Takt zu bringen.

Allerdings muß AMD dafür auch erst einmal die kommende Monate wirtschaftlich überleben – was nicht wirklich gesichert erscheint angesichts der jüngsten Verlustzahlen. So hat AMD nach dem Heise Newsticker für das abgelaufene zweite Quartal mit 1189 Millionen Dollar mal wieder einen extrem satten Verlust zu vermelden, welcher fast die Höhe des Quartalsumsatzes von 1349 Millionen Dollar erreicht. Sicherlich wurde auch diese Verlustzahl maßgeblich von 920 Millionen Abschreibungen und Sonderaufwendungen bestimmt, allerdings war es für das Jahr 2008 eigentlich geplant, daß AMD die Anfangsverluste aus der ATI-Übernahme nun endlich einmal hinter sich lässt und zumindestens wieder eine schwarze Null anstrebt.

So aber muß man sich langsam aber sicher ernsthafte Sorgen um das Unternehmen machen – auch weil die Aussichten AMDs im Hauptgeschäft mit Prozessoren aufgrund der aktuellen und zukünftig voraussichtlich noch zunehmenden Intel-Stärke definitiv nicht rosig aussehen. Normalerweise fällt AMD zwar unter die Kategorie "unpleitabel", weil Hauptkonkurrent Intel auf jeden Fall und unbedingt ein Feigenblatt des Wettbewerbs benötigt, um nicht unter die Aufsicht der US-Wettbewerbshüter zu kommen – wenn sich AMD allerdings von ganz alleine in den wirtschaftlichen Abgrund bugsiert, kann Intel auch kaum noch etwas dagegen tun. Hoffnung kann AMD derzeit ironischerweise aus dem bisher defizitären Grafikchip-Geschäft ziehen, wo die Radeon HD 4800 Serie ja bombenmäßig eingeschlagen ist und in Zukunft wohl für gute Umsätze sorgen wird.