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News des 20. August 2008

GPUCafe und Tom's Hardware haben die Spezifikationen zur Radeon HD 4600 Serie anzubieten, der kommenden neuen Mainstream-Lösung von ATI. Wie schon erwartet, handelt es sich bei dem zugrundeliegenden RV730-Chip um eine faktische Wiedergeburt des RV670-Chips (wenngleich mit halbiertem Speicherinterface), welcher in Form der Radeon HD 3800 Serie noch vor kurzer Zeit für Performance- und HighEnd-Beschleuniger stand. Beide Chips verfügen über 320 Shader-Einheiten und 16 TMUs, der RV670 hat aber ein 256 Bit DDR und der RV730 nur ein 128 Bit DDR Speicherinterface. Trotz gleicher Fertigungsgröße (55nm) und kaum vorhandenen Hardware-Unterschieden hat ATI zudem die Die-Größe von 192 mm² (RV670) auf angeblich 150 mm² (RV730) senken können, was der Verlustleistung und auch der wirtschaftlichen Fertigung entgegenkommt.

Daraus erklärt sich dann auch die gegenüber der Radeon HD 3800 Serie recht niedrige TDP von 70 Watt, was auf einen realen Verbrauch in Richtung 50 bis 60 Watt schließen läßt (eine Radeon HD 3870 hat einen realen Verbrauch von 81 Watt). Die geringere Leistungsaufnahme hat ATI aber offenbar nicht zu höheren Taktraten ausgenutzt, der Chiptakt bewegt sich zwischen 700 MHz (GPUCafé) und 600 bis 750 MHz (Tom's Hardware), während eine Radeon HD 3870 mit 775 MHz Chiptakt antritt. Ähnliches trifft auf den Speichertakt zu: Hier bewegen sich die Angaben für die Radeon HD 4600 Serie zwischen 900 MHz (GPUCafé) und 500 bis 1000 MHz (Tom's Hardware), während eine Radeon HD 3870 einen Speichertakt von 1125 MHz (bei allerdings naturgemäß etwas langsamerem GDDR4-Speicher) aufweist.

Damit wird es zweifelsfrei nicht einfach, sich gegenüber der Radeon HD 3800 Serie durchzusetzen, da man nicht mehr Hardware-Einheiten oder höhere Taktraten hat, aber ein halbiertes Speicherinterface verkraften muß. Normalerweise sollte es in dieser Ansetzung unmöglich sein, eine Radeon HD 3870 zu schlagen – es bleibt also abzuwarten, was ATI hier noch aus dem Hut zaubert. Damit soll nicht gesagt sein, daß die Radeon HD 4600 Serie schlecht wäre, aber die hausinterne Konkurrenz bei ATI bleibt stark, vor allem auch durch deren inzwischen sehr günstigen Preispunkt. Allerdings ergibt sich natürlich gegenüber den bisherigen Mainstream-Karten von ATI (Radeon HD 2600 & 3600 Serien) ein gewaltiger Sprung, grob bietet ATI mit der Radeon HD 4600 Serie das dreifache an Shader- und das doppelte an Texturier-Power an.

Im Vergleich zu nVidias Mainstream-Lösung GeForce 9600 GT wird aber wiederum die Frage nach der Speicherbandbreite auftauchen, da die nVidia-Karte hier eben auch schon ein 256 Bit DDR Speicherinterface zur Verfügung hat. Ein Selbstläufer wie die Radeon HD 4800 Serie scheint die Radeon HD 4600 Serie also auf keinen Fall zu werden, einiges wird hier noch von den endgültigen Taktfrequenzen und sehr viel von der konkreten Preisgestaltung abhängen. Durch den relativ kleinen Chip (der G94-Chip der GeForce 9600 GT kommt auf immerhin 240 mm²) und auch den geringeren Verdrahtungsaufwand durch das kleinere Speicherinterface (die Bilder zeigen auch verhältnismäßig kleine Boards) müsste ATI preismäßig nVidia eigentlich jederzeit unter Druck setzen können.

Der Launch-Termin der Radeon HD 4600 Serie soll derzeit auf dem 10. September liegen, inwiefern es direkt danach kaufbare Karten gibt, ist noch nicht klar. Zu den einzelnen Ausführungen der Radeon HD 4600 Serie gibt es unterschiedliche Angaben, klar ist bislang nur die Unterteilung in eine Pro-Ausführung (wahrscheinlich Radeon HD 4650) und eine XT-Ausführung (wahrscheinlich Radeon HD 4670), letztere wird natürlich wieder diese mit den höheren Taktraten sein. Bei der Speicherausstattung wird es wohl Varianten mit 512 oder 1024 MB geben, 256-MB-Ausführungen wurden derzeit nicht genannt. Die Karten sind regulär mit GDDR3-Speicher ausgerüstet, allerdings sind auch Ausführungen mit nur DDR2-Speicher und damit deutlich niedrigerem Speichertakt in Planung, welche dann natürlich bei der Performance weit hinter dem Standard der Radeon HD 4600 Serie zurückliegen dürften.

Laut HT4U kommen erste 45nm K10-basierende AMD-Prozessoren nunmehr im vierten Quartal diesen Jahres. Bislang spricht AMD hierbei aber nur von Server-Prozessoren, was es als etwas ungewiß erscheinen läßt (gerade weil AMD sehr gern die Server-Modelle terminlich bevorzugt), daß es dieses Jahr noch normale Desktop-Ausführungen des Phenom in 45nm zu kaufen geben wird. Auf der anderen Seite ist auch von Intel bekannt, daß man dieses Jahr nur eher HighEnd-Gefilde mit den Nehalem-Prozessoren zu bedienen gedenkt. Das Mainstream-Geschäft werden somit beide Prozessor-Neuerscheinungen dieses Jahr ziemlich sicher nicht mehr tangieren.

Golem berichten über den "Turbo-Mode" der Nehalem-Prozessoren, womit je nach Bedarf einzelne Kerne dynamisch übertaktet werden. Dies funktioniert allerdings nur im Zusammenspiel mit der gleichzeitigen Abschaltung anderer Kerne, damit handelt es sich also nicht um eine reguläre Übertaktungsfunktion. Allerdings kann Intel damit mehr Leistung für Programme generieren, wo nur ein oder zwei Kerne wirklich benötigt werden und sich die anderen Kerne langweilen: Dann werden innerhalb weniger Millisekunden und voll dynamisch zwei Kerne abgeschaltet und die beiden anderen um zwei reguläre Taktstufen übertaktet. Die Übertaktung ist somit weit vom riskanten Bereich entfernt, erhöht (durch die Abschaltung der anderen Kerne) auch nicht die Verlustleistung, bietet aber mehr Performance für Software, welche von QuadCore-Prozessoren nicht profitieren kann.

Konkret würde beispielsweise aus einem QuadCore-Nehalem mit regulär 2.66 GHz bei der Aktivierung des Turbo-Mode ein DualCore-Nehalem mit 3.2 GHz (wobei andere Quellen nur von einer Taktstufe sprechen, das sind im konkreten Beispiel also 2.93 GHz). Dies ist nicht übermäßig, aber auf jeden Fall die richtige Idee, um DualCore-Prozessoren schon mittelfristig überflüssig zu machen, selbst wenn die Software-Entwicklung nicht so schnell hinterherkommt. Die Luft für DualCore-Modelle wird damit auf jeden Fall erheblich dünner, denn ist es mit Nehalem nicht mehr zu erwarten, daß (wie bei Core 2) die DualCore-Modelle etwas schneller als die QuadCore-Modelle getaktet sind. Vielmehr sind mit dem "Turbo Mode" schon bei Taktgleichstand die QuadCore-Modelle von Nehalem die faktisch schnelleren DualCore-Prozessoren ;).

Shortcuts: Laut HT4U will nVidia noch dieses Jahr die Performancekrone bei Grafikchips zurückerobern. Ob dies mit einer DualChip-Lösung auf Basis des GT200-Chips oder aber mit einem GT200-Nachfolger passiert, blieb aber noch vollkommen offen. Im Fall der defekten nVidia-Mobilechips hat nVidia laut den nV News auf die Vorwürfe seitens The Inquirer reagiert, es wären auch die Chips G92 und G94 sowie Desktop-Ausführungen betroffen. Was nVidia hierzu geschrieben hat, scheint deutlich mehr Hand und Fuß zu haben, da der Grafikchip-Entwickler aber nach wie vor nicht alle Fakten auf den Tisch gelegt hat, bleibt ein Stück Unsicherheit. Diese versucht laut Golem der Notebook-Hersteller Dell von seinen Kunden zu nehmen und gibt den Käufern bestimmter Notebooks mit einer der potentiell betroffenen nVidia-Grafikchips eine Garantieverlängerung von einem Jahr – was als überaus positive Aktion zu bewerten ist.