12

News des 11./12. Oktober 2008

Mit der Begrenzung der Speicherspannung bei den kommenden Nehalem-basierten Core i7 Prozessoren scheint Intel den Übertaktern ja ein ziemliches Ei ins Nest gelegt zu haben, weil damit der Betrieb von schnellgetakteten DDR3-Speichern nahezu unmöglich wird. Denn da der offizielle DDR3-Support der Nehalems nur bis zu eher kläglichen DDR3/1066 geht (nur im Server-Bereich bis zu DDR3/1333) und hier angesichts des integrierten Speicherinterfaces noch einige Performance-Reserven schlummern, wollte man natürlich schlicht zu höher getaktetem DDR3-Speicher greifen, wie er inzwischen in Hülle und Fülle angeboten wird. Doch Intels Hinweis, daß das integrierte Speicherinterface der Nehalem-Prozessoren keine Speicherspannung überhalb von 1.65 Volt verträgt, entspringt leider nicht aus Übervorsichtigkeit, sondern ist vollkommen Ernst gemeint.

Sprich: Normalerweise sollte man die DDR3-Speicher auf Nehalem-Prozessoren besser nur spezifikationsgemäß mit 1.5 Volt betreiben, die genannten 1.65 Volt sind schon die obere Grenze. Wollte man die Speicherspannung auf 2.0 Volt oder mehr anheben, wie es einige HighEnd-Speicher aktuell schon erfordern, kann man laut AnandTech mit einer Verkürzung der CPU-Lebensdauer auf einige Wochen oder gar nur Tage (!) rechnen – falls das System überhaupt laufen sollte. Die Webseite gibt maximal 1.7 bis 1.8 Volt mit guter Kühlung und dem richtigen Mainboard als halbwegs gefahrlos aus, auch hier dürfte es allerdings (in einem wahrscheinlich noch vertretbaren Rahmen) zu einer Lebensdauerverkürzung bei der Nehalem-CPU kommen.

Dies limitiert die Speicher-Ausnutzung beim Core i7 dann doch massiv, HighEnd-Overclocking-Projekte zumindest auf den Speicher bezogen werden diese Prozessoren so schnell nicht sehen. Wie Legit Reviews im Gespräch mit Speichermodul-Herstellern in Erfahrung bringen konnten, liegt die Performancegrenze bei einer Speicherspannung von maximal 1.65 Volt derzeit zwischen DDR3/1333 und DDR3/1600. Wie höhere Speichertaktungen unter Beibehaltung dieser Speicherspannungs-Grenze gefertigt werden können, ist noch nicht raus und wird wohl auch noch eine Weile dauern. In der Zwischenzeit dürfte der Wettbewerb bei Nehalem-Speicherkits dann eher in Richtung möglichst guter Speichertimings gehen, was natürlich auch etwas wert ist.

All dies ändert jedoch wenig an den glänzenden generellen Aussichten der Nehalem-Prozessoren – nur halt im Punkt der Ausnutzung des im Markt vorhandenen DDR3-Speichers sind die neuen Prozessoren noch etwas hakelig. Möglicherweise kann Intel hier mit späteren Revisionen des Nehalem-Cores mehr möglich machen als aktuell erlaubt ist. Abzuwarten wäre sowieso noch, wie breit die Speicherübertaktungs-Möglichkeiten bei Nehalem-Mainboards gestreut sind oder ob nicht einfach viele Komplett-PCs mit Nehalem-Prozessoren ganz auf solche Optionen verzichten und standardmäßiges DDR3/1066 verbauen. Damit verschenkt man zwar ein gewisses Maß an möglicher Performance, liegt jedoch bezüglich der Lebenserwartung auf der sicheren Seite – und ein echtes Bandbreiten-Problem sollte der Nehalem-Core angesichts des TripleChannel-Speicherinterfaces sowieso nicht bekommen.

Apropos Nehalem bzw. Core i7: Dieser dürfte anfänglich ein ziemlich teures Vergnügen werden, zieht man die ersten Preise zu entsprechenden X58-Mainboards in Betracht, welche die PC Games Hardware vermelden. Diese liegen zwischen 300 und 362 Euro (!), was selbst unter Abzug eines gewissen Aufschlags für solche Erstnotierungen reichlich hoch erscheint. Andererseits deuten ja auch schon die Nehalem-Prozessorenpreise an, daß es sich hierbei nicht um Mainstream-Hardware handelt: Der Core i7 920 mit 2.66 GHz für 284 Dollar, der Core i7 940 mit 2.93 GHz für 562 Dollar und der Core i7 965 XE mit 3.2 GHz für 999 Dollar. Wäre hier nicht das 920er Modell, würde die gesamte neue Prozessoren-Serie sofort das Schild "HighEnd und superteuer" umgehängt bekommen.

Aber auch der vergleichsweise humane Preis des Core i7 920 dürfte sich dann wieder relativieren, wenn man die gesamten Systemkosten hochrechnet: Zum anscheinend nicht gerade billigen Mainboard kommen dann auch noch DDR3-Speicher hinzu, welche selbst nur auf der Taktfrequenz von DDR3/1066 immer noch klar teurer sind als gutklassige DDR2-Speicher – und man benötigt dann ja auch immer gleich drei anstatt zwei Stück davon. Zusammen wird ein Nehalem-Rumpfsystem (CPU, Kühler, Mainboard, Speicher) somit kaum für unter 600 Euro zu erstehen sein, während man ein Core-2-basiertes Rumpfsystem problemlos für die Hälfte bekommen kann, ohne dabei echte Abstriche machen zu müssen. Für die höher getakteten Core-i7-Modelle wird diese Rechnung dann logischerweise nochmals ungünstiger – wobei Intel bei den demnächst in den Markt kommenden Nehalem-Prozessoren natürlich auch nichts anderes als HighEnd geplant hat.

Erst mit den im dritten Quartal 2009 kommenden Nehalem-Prozessoren auf Lynnfield-Basis wird Intel dann auch den Mainstream-Markt bedienen und sind demzufolge niedrigere Systempreise zu erwarten. Dies wird Intel dann nicht nur durch niedrigere Prozessorenpreis erreichen, sondern auch durch eine andere Plattform: Der Lynnfield-Core bietet wie bekannt nur ein DualChannel-Speicherinterface und verzichtet auf die hochvolumige QPI-Anbindung zugunsten der kleineren DPI-Anbindung, hat dafür aber auch gleich ein in den Prozessor integriertes PCI Express Interface zur direkten Anbindung der Grafikkarte. Hier sind dann deutliche bessere Mainboard-Preise zu erwarten, was in Verbindung mit den niedrigeren Prozessorenpreisen die Nehalem-Modelle auf Lynnfield-Basis in Richtung der heutigen Preise gutklassiger Core-2-Systeme drücken werden dürften.