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News des 29. Januar 2009

Hardware-Infos berichten von einem RV790-Vorseriensample, welches mit 750/1950 MHz taktete (zum Vergleich: die Radeon HD 4870 taktet mit 750/1800 MHz) und mit 1024 MB GDDR5-Speicher ausgestattet war. Aufgrund des Vorserienstatus der Karte ergibt sich damit jedoch leider noch kein echter Hinweis auf die endgültigen Taktfrequenzen – denn sowohl beim Chip- als auch beim Speichertakt könnte dieses RV790-Sample eben wegen des Testzwecks noch deutlich niedriger als dann die Serienkarten getaktet sein. Damit ist es derzeit auch noch kaum möglich, aus diesen Taktraten auf die Anzahl der Hardware-Einheiten schließen zu wollen – hier muß man sich schlicht überraschen lassen, was ATI uns dann präsentieren wird.

Klar ist derzeit in diesem Fall eigentlich nur, daß der ATI RV790 in Richtung eines Refreshchips mit weiterhin dem Support von DirectX 10.1 geht, den Support von DirectX11 wird ATI erst mit dem RV870-Chip zum Jahresende anbieten (ähnlich wie nVidia mit dem GT300-Chip zum gleichen Zeitpunkt). Wieviel Leistung aber ATI mit dem RV790 noch einmal oben drauf legt, darüber gehen derzeit die Spekulationen weit auseinander. Normalerweise sollte ein RV770-Design in 40nm allein durch die deutlich höheren Taktraten einen guten Leistungssprung ermöglichen, dieser würde ATI dann ungefähr auf das Niveau von nVidias GT200/GT200b-Chip (oder auch ein wenig drüber) bringen.

Theoretisch reicht das aus, schließlich scheint ATI an seiner bisherigen Strategie festzuhalten, mit seinem jeweiligen HighEnd-Chip in das Preissegment von anfänglich 220 bis 250 Euro zu gehen – und nicht höher, da darüber keine großen Käuferschichten mehr warten und daher auch kein besonderes Geschäft mehr zu machen ist. Dies wäre mit einem RV790 mit den Hardware-Einheiten des RV770-Designs und einfach höheren Taktraten durch die 40nm-Fertigung wohl wie gesagt problemlos realisierbar, ein gewisses Maß mehr Hardware-Einheiten würde da sicherlich auch noch reinpassen. Die RV790-Lösungen würden dann den Bereich über 200 Euro abdecken, während die weiterlaufenden RV770-Lösungen in den Bereich von unterhalb 200 Euro gehen würden (was ja teilweise jetzt schon Realität ist).

Der X-Faktor in dieser eigentlich ganz gut klingenden Rechnung dürfte dann aber der neue Mainstream-Chip RV740 sein, welcher ebenfalls im Sommer und in der 40nm Fertigung erwartet wird. Da dieser mit immerhin 640 Shader-Einheiten erwartet wird (genausoviel wie bei der Radeon HD 4830) und daher trotz des weiterhin auf 128 Bit DDR bleibenden Speicherinterfaces als ziemlich potente Mainstream-Lösung gilt, müsste ATI eigentlich gezwungen sein, auch im HighEnd-Bereich entsprechend aufzurüsten. Daß der Mainstream-Chip (RV740) 640 Shader-Einheiten und der HighEnd-Chip (RV790) 800 Shader-Einheiten bietet, erscheint doch eher unwahrscheinlich – diese Überlegung spricht doch deutlich dafür, daß ATI dem RV790-Chip auch klar mehr Hardware-Einheiten spendiert.

Dies würde dann mindestens bei 1000 Shader-Einheiten anfangen – um den bisherigen Abstand zum Mainstream-Segment zu wahren, wären aber auch 1200 bis 1500 Shader-Einheiten für den RV790-Chip nicht außerhalb jeder Reichweite. Schon allein auf dem Takt des vorgenannten Vorserien-Samples von 750 MHz würde dies dann jedoch auch einen deutlichen Sprung bei der Rechenleistung gegenüber der Radeon HD 4870 ergeben: Bei 1000 Shader-Einheiten sind es 29 Prozent mehr, bei 1200 Shader-Einheiten dann 55 Prozent und bei 1500 Shader-Einheiten sogar schon 94 Prozent mehr. ATI wäre dabei eine solch aggressive Leistungssteigerung durchaus zuzutrauen – schließlich hat es diese auch zwischen den Radeon HD 3800 und 4800 Serien gegeben.

Die Frage bleibt aber offen, ob ATI einen solch potenten Chip, welcher ab ungefähr 1200 Shader-Einheiten (bei Takt 750 MHz) dann auch den GT200/GT200b von nVidia hinter sich lassen würde, noch im gewünschten Preisbereich anbieten kann. Wenn ja, wäre nVidia unter geradezu enormen Zugzwang: Dann würde nVidia auf jeden Fall auch wieder einen weiteren, schnelleren HighEnd-Chip benötigen, ohne daß dieser in dieselbe hohe Preisklasse hineingeht wie weiland der GT200-Chip. Dies ist aber jetzt schon sehr weit spekuliert, für den Augenblick bedecken wir die Glaskugel mal wieder und sagen abschließend, daß es derzeit einfach noch nicht klar ist, wieviel Performance mehr ATIs RV790 wirklich bringen wird ;).

Gemäß HT4U wird Intel die Core 2 Prozessorenserie noch bis ins Jahr 2011 hinein erhalten, bis zu diesem späten Zeitpunkt soll es noch Nachschub an Prozessoren und Chipsätzen für den Sockel 775 geben. Damit sind allerdings nicht zwingend neue oder taktschnellere Prozessoren gemeint, hier wird Intel über die Zeit die Core-2-Serie sicherlich ausbremsen, faktisch tut man dies jetzt schon ein wenig. Diesen Weg dürfte Intel in Zukunft sogar noch verstärkt gehen – der Sockel 775 wird letztlich nur erhalten bleiben, weil die kommenden Mainstream- und LowCost-Ausführungen der Nehalem-Prozessorenarchitektur preislich gar nicht so schnell das komplette Marktsegment (vor allem nach ganz unten hin) abdecken können.

Damit werden die Core-2-Prozessoren mit der Zeit wohl immer stärker in niedrigpreisigere Segmente abgedrängt werden: Ab Herbst 2009 kommen die Mainstream-Nehalems, dann erübrigen sich nach kurzer Zeit wohl die meisten Core 2 Quad Prozessoren, die Intel derzeit im Angebot hat. Und ab Anfang 2010 stehen die LowCost-Nehalems an, welche die Core 2 Duo Prozessoren im DualCore-Bereich ablösen werden. Nur noch eine preisliche Stufe unter diesen dürfte dann noch Platz für Core-2-basierte Prozessoren sein, ergo dürfte Intel hier einen Teil der Core 2 Duo Serie noch eine Weile für Billigst-Rechner fortführen – an derselben Position, wo derzeit die (Core-2-basierte) Pentium-E-Serie steht. Letztlich ist dies das gleiche System, welches Intel schon bei der Einführung der Core-2-Serie wählte, wo dann die Pentium 4 DualCore Prozessoren ins untere LowCost-Segment abrutschten und dort noch eine ganze Zeit verkauft wurden.

Allerdings konnte man seinerzeit auch schon die Erfahrung machen, daß Intel für den LowCost-Einsatz nicht die schneller getakteten Modelle einsetzte, sondern bewußt niedrig getaktete (Pentium D 805/910) – die schneller getakteten Modelle wurden über unattraktive Preise faktisch aus dem Markt herausgehalten. Gleiches wird wohl auch bei diesem Übergang zwischen den Prozessor-Architekturen passieren: Sobald Intels Mainstream-Nehalems im Markt sind, wird Intel die Core 2 Quad Serie anfangen stiefmütterlich zu behandeln, gleiches bei den LowCost-Nehalems. Was dann in letzter Konsequenz auch die anfänglich genannte Jahreszahl wieder deutlich revidiert: Intel mag sicherlich prinzipiell bis zum Jahr 2011 Prozessoren und Mainboard-Chipsätze für die Core-2-Architektur im Sockel 775 anbieten.

Aber dies bedeutet mitnichten, daß man damit dann besonders zum Ende der Lebenszeit hin eine umfangreiche Produktpalette für alle Leistungsbereiche mit jeweils sinnvollem Preis/Leistungsverhältnis anbieten wird. Es ist im Gegenteil eher zu erwarten, daß der größte Teil der Core-2-Serie über das Jahr 2010 hin abgesägt werden wird – teils über das Auslaufen der Produktion, teils über unattraktive, nicht mehr entsprechend nach unten hin angepasste Preise. Mit viel mehr als Mitte 2010 sollte man also nicht rechnen, wenn es um die (aus heutiger Sicht natürlich potentielle) Aufrüstung eines bestehenden Sockel-775-Systems geht, danach dürfte es auf Core-2-Basis und im Sockel 775 zu akzeptablen Preisen nur noch ein paar LowEnd-Angebote geben.