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News des 24. September 2009

Ein wenig untergegangen neben dem Launch von ATIs Radeon HD 5800 Serie ist die (erneute) Vorstellung von Lucids Hydra-Chip, welcher nun aber erstmals auch lieferbar sein soll – ab dem 29. Oktober auf MSIs "Big Bang" P55-Mainboard. Über den Hydra-Chip wird seit nunmehr schon seit vielen Monaten diskutiert – zuerst, weil dieser geradezu unglaubliches leisten können soll (die Verbindung selbst Hersteller-unterschiedlicher Grafikkarten) und dann, weil der Hydra-Chip lange Zeit nicht in den Markt gefunden hatte und daher hier und da schon als "Vaporware" betitelt wurde. Nun aber scheint Lucid die hochgesteckten Erwartungen erfüllen zu wollen: Der Hydra-Chip ist in der Tat mehr als ein einfacher PCI-Switch (zur Aufteilung von PCI Express Lanes auf mehrere Grafikkarten), sondern kann sowohl unterschiedliche als auch Hersteller-unterschiedliche Grafikkarten unter 3D-Spielen zusammenführen.

Näheres zur Wirkungsweise und einige Demonstrationen des Hydra-Chips liefern entsprechende Artikel auf AnandTech und bei PC Perspective. Leider gibt es bis jetzt noch keine wirklich gute Erläuterung, wie der Hydra-Chip – am Grafikkarten-Treiber vorbei – das Bild zwischen den beiden (oder mehr) Grafikkarten aufteilt. Es erscheint zumindest so, als würde der Hydra-Chip das Bild nicht gleichmäßig aufteilen, sondern daß jede Grafikkarten diverse Einzelaufgaben rechnet – diese aber dann jeweils komplett (siehe die entsprechenden Screenshots aus Unreal Tournament III bei PC Perspective). Trotzdem gibt es noch deutliche Vorbehalte gegenüber dieser Technologie – fraglich ist beispielsweise, wie das ganze mit PostProcessoring-Effekten funktioniert. Auch beim Betrieb einer ATI- und einer nVidia-Grafikkarte zusammen stellen sich weitere Fragen: Beispielsweise wie differeriende oder sich möglicherweise gar ausschließende Treibersettings umgesetzt werden.

Leider wurde der Hydra-Chip auf dem MSI-Mainboard derzeit nur demonstriert, es konnten keine Benchmarks oder sonstige freie Tests angestellt werden. So konnte man nur beobachten, daß eine Radeon HD 4890 erfolgreich mit einer GeForce GTX 260 gekoppelt wurde – wieviel Mehrperformance dabei herauskam, ist unbekannt. Auch wie weit die Spielekompatibilität des Hydra-Chips reicht, ist derzeit nicht erwiesen – der explizite Hinweis, daß es unter Crysis, FEAR 2, Left 4 Dead 2 und BioShock funktionieren soll, kann schließlich auch dahingehend gelesen werden, daß es unter anderen Spielen eben noch nicht sauber funktioniert. Hier bleiben weiterhin mehr Fragen offen als durch diese erneute Vorstellung geklärt wurden – weitere, dann durchgehend unabhängige Tests werden zeigen müssen, was Lucids Hydra-Chip wirklich zu leisten imstande ist.

Wie erwartet, hat Intel nun auch seine Core i7 Prozessoren für das Mobile-Segment offiziell vorgestellt. Diese basieren auf dem Clarksfield-Kern, einer Mobile-Abwandlung des bekannten Lynnfield-Kerns für das Desktop-Segment. Damit gibt es vier Rechenkerne samt HyperThreading, DualChannel-Speicherinterface mit offizieller Unterstützung bis zu DDR3/1333, integriertem PCI Express 2.0 Interface und oben drauf den TurboMode. Letzterer wurde allerdings gegenüber dem Desktop-Segment maßgeblich aufgebohrt und spielt nun im Mobile-Segment eine Hauptrolle dabei, sowohl die Ziele eines vertretbaren Stromverbrauchs als auch einer hervorragenden Performance zu erreichen. So takten die Core-i7-Prozessoren für das Mobile-Segment mit regulär 1.6, 1.73 und 2.0 GHz recht gemächlich, gehen dafür aber im TurboMode bis auf 2.8, 3.06 bzw. 3.2 GHz hinauf.

Allerdings sind dies natürlich nur die jeweiligen Spitzenwerte – denn wie auch schon im Desktop-Segment werden diese 3.2 GHz beim Spitzenmodell nur dann erreicht, wenn nur ein Prozessorkern aktiv ist. Auf dem Desktop-Segment macht dies noch keinen ganz so großen Unterschied, da dort der TurboMode explizit dafür da ist, die SingleCore- oder die DualCore-Leistung zu steigern. Bei den Mobile-Modellen soll der TurboMode aber wohl auch dazu dienen, den eher gemächlichen Referenztakt auch im QuadCore-Betrieb wieder etwas auszugleichen – was aber in der Praxis nicht der Fall ist, denn im QuadCore-Betrieb setzt Intel nur die vom Desktop her bekannten sehr geringen Taktsteigerungen für den TurboMode an. Beispielsweise taktet das Spitzenmodell mit regulär 2.0 GHz Takt im SingleCore-Betrieb zwar bis zu 3.2 GHz, im QuadCore-Betrieb sind es aber nur noch 2.26 GHz – ein Taktsprung um gerade einmal zwei Taktstufen á 133 MHz.

Core i7-870 (Desktop) Core i7-920XM (Mobile)
Referenztakt 2.93 GHz 2.0 GHz
1 Kern + 666 MHz (3.6 GHz) + 1200 MHz (3.2 GHz)
2 Kerne + 533 MHz (3.46 GHz) + 1066 MHz (3.06 GHz)
3 Kerne + 266 MHz (3.2 GHz) + 266 MHz (2.26 GHz)
4 Kerne + 266 MHz (3.2 GHz) + 266 MHz (2.26 GHz)

Dies kann man aber sicherlich weniger dem TurboMode anlasten, da dieser – bedingt durch die TDP-Begrenzung – nicht dafür ausgelegt ist, den regulären Takt im QuadCore-Betrieb deutlich zu steigern. Es muß aber bei der Berichterstattung und Diskussion über diese neuen Intel Mobile-Prozessoren beachtet werden, daß die hohen TurboMode-Taktfrequenzen eben nur im SingleCore- und DualCore-Betrieb erreicht werden, während die Taktrate im QuadCore-Betrieb mittelmäßig bleibt. Der Unterschied ist dabei gerade bei diesen Prozessoren derart deutlich, daß in der Praxis selbst bei QuadCore-optimierter Software durchaus der Fall auftreten kann, daß die DualCore-Variante mit 3.06 GHz Takt schneller ist als die QuadCore-Variante mit 2.26 GHz Takt – nämlich dann, wenn die QuadCore-Optimierung weniger als 35 Prozent Performancegewinn erzielt.

Dies kann dann sogar dazu führen, daß der Besitzer eines solchen QuadCore-Modells gewisse Performance-Einbußen verzeichnen muß: Der TurboMode kann schließlich nicht erkennen, ob die DualCore-Variante von der Performance her günstiger wäre und läuft daher generell im QuadCore-Modus, sobald mehr als zwei Kerne benutzt werden. Bei Software mit nur schwacher QuadCore-Optimierung arbeitet man dann also mit einem QuadCore-Modell auf 2.26 GHz, während die DualCore-Variante auf 3.06 GHz unter Umständen deutlich schneller wäre. Und dieser Fall könnte sogar bei DualCore-optimierter Software auftreten, wenn zusätzlich zu dieser noch Hintergrundprogramme wie Virenscanner & Co. am werkeln sind – bei drei aktiven Threads dürfte auch hier der QuadCore-Modus in Aktion treten, selbst wenn nur zwei dieser Threads wirklich leistungsfressend sind und daher der taktschnellere DualCore-Modus besser wäre.

Gänzlich ausgegoren erscheint uns die Sache ergo noch nicht – aber womöglich hatte Intel auch gar keine andere Wahl, um alles noch im Rahmen einer vertretbaren TDP realisieren zu können. Das Spitzenmodell Core i7-920XM tritt schließlich schon mit einer TDP von 55 Watt an, was im Mobile-Bereich wirklich das alleroberste Ende des realisierbaren darstellt. Dafür ist dann aber auch kein besonders laufruhiges Gerät mehr zu bekommen, laut verschiedenen Tests bringen Notebooks mit diesem Prozessor unter Vollast durchaus eine gewisse Geräuschkulisse mit sich. Die kleineren QuadCore-Modelle mit einer TDP von 45 Watt oder besser gleich die im ersten Quartal 2010 zu erwartenden DualCore Mobile-Prozessoren auf Nehalem-Basis (35 Watt TDP) erscheinen da als die wohl ausgewogenere Wahl. Eine positive Überraschung stellt dagegen die Produktverfügbarkeit dar: Normalerweise brauchen die Notebook-Hersteller eine gewisse Zeit zur Evalierung neuer Hardware, beim Core i7 fürs Mobile-Segment gibt es jetzt aber schon reichlich Produktankündigungen.