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News des 25. September 2009

Ebenfalls ein wenig wegen des Radeon HD 5850/5870 Launches untergegangen ist die erste Demonstration lauffähiger Larrabee-Hardware auf Intels IDF, welche allerdings eher enttäuschend ausfiel. So zeigte man nur wieder die RayTracing-Version von Quake Wars, welche jedoch mit Larrabee erkennbar ruckelte – auf früheren Präsentationen ohne Larrabee und auf Basis reiner CPU-Power lief das ganze noch deutlich flüssiger ab. Hier muß man sich arge Sorgen machen, ob Larrabee wirklich die (früheren) Performance-Versprechen von Intel erfüllen kann, denn Quake Wars ist selbst für aktuelle Mainstream-Grafikkarten von ATI und nVidia keine besondere Anforderung mehr. Hinzu kommt eine weitere Terminverschiebung von Larrabee, denn wenn Intel offiziell inzwischen von "im nächsten Jahr" spricht, dann kann man das erste Halbjahr faktisch streichen und nur darauf hoffen, daß aus 2010 letztlich nicht noch 2011 wird.

Angesichts dieser Entwicklung ist es gut möglich, daß das originale 45nm-Design von Larrabee gar nicht mehr veröffentlicht wird, sondern daß Intel gleich auf den schon in der Pipeline befindlichen 32nm-Nachfolger geht. Damit würde man nicht nur die Fertigungskosten geringer halten, sondern vor allem auch den durch die heftige Terminverschiebung immer größer gewordenen Abstand zu ATI und nVidia wieder etwas verringern, da die 32nm-Version von Larrabee wahrscheinlich auch mehr Ausführungseinheiten und sicherlich einen höheren Takt mitbringt. Und dies scheint Larrabee nun langsam zu benötigen, mit den ursprünglich angesetzten 1 TeraFlops Rechenleistung holt man angesichts der Radeon HD 5870 mit gleich 2.7 TeraFlops niemand mehr hinter dem Ofen hervor – vor allem, weil das Larrabee-Design ja eigentlich eine vollkommen überlegene Rechenpower benötigt, um das Fehlen vieler fixed-Einheiten auszugleichen.

Derzeit sieht es jedenfalls nicht gerade besonders um das Larrabee-Projekt aus, ein großer Kracher direkt zum Larrabee-Launch erscheint mittlerweile als ausgeschlossen. Wahrscheinlich wird sich Intel erst über mehrere Larrabee-Generation an ATI und nVidia heranrobben können – aber daß Intel das Geld und den Willen hat, dies zu tun, sollte auch nicht bezweifelt werden. Intel sieht Larrabee nach wie vor als enorm wichtige Zukunftstechnologie für eine Zeit, in welcher Hauptprozessoren möglicherweise nicht mehr die Bedeutung wie jetzt haben werden. Daher wird man wohl alle derzeitigen Rückschläge wegstecken und so lange an Larrabee und nachfolgenden Projekten arbeiten, bis man gegenüber ATI und nVidia wirklich konkurrenzfähig ist.

Hardware-Infos berichten recht ausführlich zu den von Chip-Auftragsfertiger TSMC demnächst geplanten neuen Fertigungsverfahren – und dort vor allem zu den Unterschieden der einzelnen Fertigungstechniken, denn hierzu wird oftmals nicht beachtet, daß nicht jedes Fertigungsverfahren für alle Arten von Chips geeignet ist. So ist für Grafikchips generell nur der "High-Power"-Prozeß interessant, welcher für die "Risk Production" (sprich die allerersten Wafer noch vor der eigentlichen Massenproduktion) zum Ende des zweiten Quartals zur Verfügung stehen wird. Dies bedeutet, daß erste Grafikchips in 28nm im allerbesten Fall im dritten Quartal 2010 auftauchen könnten – was nicht bedeutet, daß es so kommt, dies hängt schließlich auch von der Releasestrategie bei ATI und nVidia ab. Zudem wird ab diesem Zeitpunkt auch ein neuer Wettbewerber für TSMC auftauchen – der 32nm-Bulk-Prozeß von GlobalFoundries soll zum dritten Quartal 2010 spruchreif werden.

Insbesondere ATI dürfte da sicherlich prüfen, ob man die eigenen Grafikchips nicht im faktisch eigenen Haus fertigen lassen will anstatt wie bisher bei TSMC. Möglich sind sogar Teilproduktionen desselben Grafikchips bei verschiedenen Auftragsfertigern – ATI hatte dies in der Vergangenheit gerade bei LowCost-Produkten desöfteren getan (TSMC und UMC). Aber in jedem Fall müssen hier wie gesagt auch die Releasepläne von ATI und nVidia mit den Möglichkeiten der Chipfertiger zusammenpassen, denn im Gegensatz zur CPU-Fertigung legt man neue Grafikchips nicht dann auf, wenn es eine neue Fertigung gibt, sondern nur dann, wenn ein neues Chipdesign fertig wird. Und leider ist zu den Plänen von ATI und nVidia über die RV8x0- und GT3x0-Generation hinaus noch gar nichts bekannt. Ein Refresh dieser Grafikchip-Generation im dritten/vierten Quartal 2010 in 28nm oder 32nm ist zwar durchaus denkbar, aber derzeit noch durch keinerlei echte Information untermauert.

Golem berichten über einige auf dem IDF gezeigte Intel-eigene Benchmarks der kommenden Clarkdale DualCore-Prozessoren, welche als Core i3-5xx und Core i5-6xx im ersten Quartal 2010 in den Markt gehen werden. Beachtbar an diesen Prozessoren ist vor allem die integrierte Intel-Grafik, welche allerdings auf den bisher in Mainboard-Chipsätzen integrierten Intel GMA-Grafiklösungen basiert und daher weder besonders leistungsfähig noch besonders Spiele-kompatibel ist. Für den Performance-Vergleich suchte sich Intel zudem explizit das Modell Core i5-661 heraus, welches als einziges seinen integrierten Grafikchip mit gleich 900 MHz taktet – anstatt der sonst üblichen 733 MHz bei den Clarkdale-Prozessoren – womit die 50 Prozent Leistunsgewinn gegenüber einem GMA X4500HD unter dem 3DMark Vantage im Entry-Benchmark auch wieder nichts so besonderes sind.

Intel wird mit diesen neuen integrierten Lösungen sicherlich etwas näher an die integrierten Lösungen von ATI und nVidia heranrücken – mehr aber auch nicht. Dies ist vor allem im Vergleich zu manchen hochfliegenden Vorab-Erwartungen, welche endlich eine ordentliche Grafikperformance von Intel erwartet haben, reichlich schwach. Zudem dürfte diese integrierte Intel-Grafik auch wieder die Probleme bei der Spiele-Kompatibilität von der GMA-Serie erben, da schließlich auf dem gleichen Chipdesign basierend. Von Clarkdale (Desktop) bzw. Arrandale (Mobile) ist somit doch nur der CPU-Teil interessant, der Grafikteil ist mehr oder weniger nur als kurzfristige Ersatzlösung beim Ausfall der echten Grafikkarte zweckmäßig – und natürlich für Rechner, wo 3D-Funktionalität gar nicht gewünscht ist, wie bei Büro-PCs.

Deutlich abzuwarten bliebe allerdings noch, ob die Clarkdale-Prozessoren für das Desktop-Segment angesichts der Preislage von günstigen QuadCore-Modellen überhaupt auf großen Anklang stossen. Schließlich gibt es den Core i5-750 derzeit schon für ab 152 Euro, während leistungsschwächere QuadCore-Prozessoren sogar schon für deutlich unter 100 Euro erhältlich sind. Dagegen erscheint die Preislage der kommenden Clarkdale-Prozessoren wenig attraktiv: Die schnell getakteten Prozessoren haben höhere Listenpreise als der Core i7-750 und die klar unter 200 Dollar Listenpreis angesiedelten Modelle keine besonderen Taktraten mehr: Der Core i5-650 für 176 Dollar Listenpreis kommt mit 3.2 GHz Takt daher, der Core i3-540 (ohne TurboMode) bietet für einen Listenpreis von 143 Dollar 3.06 GHz Takt.

Gut möglich, daß da der Markt lieber zu den kleineren QuadCore-Modellen von Intel (Core 2 Quad) oder AMD (Athlon II X4 & Phenom II X4) greift, welche zum ungefähr gleichen Preis erhältlich sind, zwar nicht so viel Pro/MHz-Power hergeben wie der Clarkdale-Kern, aber eben gleich vier Rechenkerne anbieten. Eventuell ändert Intel aber auch noch einmal die eigenen Preisvorstellungen zum Clarkdale-Kern – wir halten jedenfalls die aktuelle Preisansetzung ähnlich zu den (preislich inzwischen unattraktiven) Core 2 Duo E8x00 Prozessoren für nicht mehr zeitgemäß. Das Hauptanwendungsgebiet für diese Nehalem-basierten DualCore-Prozessoren dürfte sowieso im Mobile-Segment und dort beim Arrandale-Kern liegen: Im Mobile-Segment sind QuadCore-Prozessoren wegen des ungünstigen Performance/Stromverbrauch-Verhältnisses weiterhin nicht besonders sinnvoll, genau in diese Lücke können schnelle DualCore-Modelle hineinspringen.