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News des 9. Juni 2011

Zu AMDs Bulldozer-Prozessor scheint inzwischen eine gewisse Menge an Engineering Samples im Umlauf zu sein, was dann auch zum Aufkommen von einigen inoffiziellen Benchmarks führt, über die man in unserem Forum diskutiert. Interessant scheinen hier die Werte aus dem Chiphell-Forum zu sein, wo ein Bulldozer mit acht Rechenkernen und 3.2 GHz Takt (TurboCore war offensichtlich nicht aktiv) einige Benchmarks unter 3DMark06, Fritzchess und SuperPI absolvierte. Eine gewisse Glaubwürdigkeit erarbeiten sich diese Zahlen durch den Umstand, daß der Bulldozer-Nutzer über diverse Abstürze des Testsystems berichtet – bei einem Engineering Sample nicht gänzlich ungewöhnlich und sicherlich kaum das Gebaren von Wichtigmachern, die vorsätzlich gefälschte Benchmark-Resulate posten. Ein gewisses Restrisiko bleibt natürlich trotzdem – wie bei allen inoffiziellen Benchmarks, gerade solchen, die aus asiatischen Foren stammen.

3DMark06 Fritzchess SuperPI 1M
AMD Bulldozer
8 Kerne, 3.2 GHz, kein TurboCore
14383 9454 26 sec
Intel Core i7-2600K
4 Kerne + HyperThreading, 3.4 GHz + TurboMode
20854 13125 10,015 sec
AMD Phenom II X6 1090T
6 Kerne, 3.2 GHz
17729 11259 21,466 sec
Bulldozer-Werte von Chiphell, Vergleichswerte von OCaholic und Tom's Hardware

Andererseits sind die hier erzielten Werte regelrecht schlecht – nirgendwo liegt man auf der Höhe der Zeit und im SuperPI-Benchmark sogar meilenweit zurück. Die Differenz zwischen Sein und Sollte ist so groß, daß sich dies sich nicht einmal mit dem niedrigeren Takt des Engineering Samples, dem fehlenden TurboCore und dem relativ niedrigen Speichertakt von DDR3/1333 (Bulldozer wird mit DDR3/1866 antreten) erklären läßt – hier scheint noch anderes im argen zu liegen. Entweder sind bei diesem Engineering Samples noch weitere Funktionen deaktiviert, hat das Testsystem eventuell generell einen Defekt oder aber benötigt AMD das B2-Stepping nicht nur wegen einer höheren Taktrate, sondern vielleicht auch zum Fixen von Funktionen, welche die bisherigen Bulldozer-Samples in ihrer Performance einengen. Aber natürlich sollte man aus solchen Vorserien-Benchmarks keine endgültigen Schlüsse auf das noch nicht erschienene Endprodukt ziehen – AMD nimmt sich schließlich gerade die Zeit, um Bulldozer dort hin zu bringen, wo man den Prozessor bezüglich dessen Performance hinhaben will.

Gulli berichten über eine interessante Eigenschaft von Apples iTunes Match, der zu iCloud gehörender Software: Diese prüft, ob sich auf der Festplatte des iCloud-Nutzers Musikdateien befinden, welche im Katalog von iTunes stehen und fügt diese dann automatisch zu iCloud hinzu – und zwar sogar in der besten bei iTunes verfügbaren Qualität (unabhängig der Qualität des Festplatten-Fundes) und unabhängig davon, ob die Musikdatei auf der Festplatte einen Legalitätsnachweis hat. Demgegenüber gibt es zwar Bedenken, weil dies auf den ersten Blick wie eine Unterstützung von illegalen Downloads aussieht – was allerdings bei genauerem Hinsehen nicht zutrifft, denn Apple drückt der Musikindustrie für alle zu iCloud hinzugefügten Titel Prozente ab, egal ob legal erworbene Titel oder illegale Downloads.

In gewissem Sinne handelt es sich hierbei um ein umfassendes Legalisierungs-Programm: Apple führt die Gebühr allein für das Streaming ab, damit ist die Quelle der Musikdatei egal – man könnte zwar die Löschung des illegalen Originals von der Festplatte verlangen, aber innerhalb des Streamingservice bleibt die Datei dabei trotzdem legal. Zu diesem Schachzug kann man Apple nur beglückwünschen – schließlich wollen die allermeisten User von illegalen Downloads herunterkommen, dies scheitert oftmals nur an unverschämten Preisen oder/und unzureichendem Angebot. Deswegen existieren in der Praxis nun einmal große Bestände an "Altsünden" bei den Nutzern, welche die Geräte- und Dienstehersteller einfach bedenken müssen – Apple hat das bei iCloud zumindest teilweise getan, denn augenscheinlich gilt das ganze nur für Musikdateien und nicht auch für anderes wie Filme und TV-Serien.

Hier stößt auch Apple dann wieder an die Wand der verworrenen Lizenzlage, was auch dadurch seinen Ausdruck findet, daß iCloud vorraussichtlich nur in den USA angeboten werden wird. In Europa müsste man sich mit den jeweiligen nationalen Rechtinhabern einigen, was aufgrund der kleineren Märkte und des nationalen Monopolstatus' der meisten Rechteinhaber keine sinnvollen Deals mit akzeptablen Preisen ergeben kann. Die EU will gegen diese Balkanisierung zwar jetzt endlich vorgehen, aber solcherart EU-Projekte dauern üblicherweise Jahre, wenn sie denn gegen den Lobbyisten-Widerstand überhaupt durchgesetzt werden können. Dienste wie Hulu, Nextflix und iCloud legen hier offensichtlich den Finger in die Wunde und zeigen auf, daß in Europa jahrelang trotz klar ersichtlicher Fakten geschlafen wurde, woraus nun ein handfester Nachteil für den europäischen Verbraucher erwachsen ist.

Shortcuts: TweakPC berichten über einen Overclocking-Erfolg, bei dem ein Celeron 356 von regulär 3.33 GHz auf satte 8203 MHz (!) übertaktet wurde. Dabei wurde natürlich flüssiger Stickstoff zur Kühlung eingesetzt, zudem scheinen sich diese SingleCore-Celerons ausgesprochen gut zu übertakten lassen, da die ersten drei Plätze der Takraten-Weltrangliste von solcherart Prozessoren eingenommen werden. Laut Fudzilla soll der Launch für die Mobile-Llanos am 14. Juni (Dienstag nächster Woche) stattfinden. Möglicherweise markiert dieses Datum allerdings nur so etwas wie den Verkaufsstart schon bereitsstehender Llano-Notebooks, denn eigentlich sollte Llano in der Desktop-Version am 4. Juli richtig pompös gelauncht werden – und AMD dürfte sich speziell dieses Datum (US-Unabhängigkeitsfeiertag) kaum nehmen lassen.

HT4U berichten über einen Gehäuse-Prototypen seitens SilverStone, welcher ein umfassendes Raumangebot zur Verfügung stellt: Platz für gleich sechs DualSlot-Grafikkarten und satte 19 Erweiterungsslots lassen kaum noch Wünsche für den absoluten Hardware-Enthusiasten offen. Der Heise Newsticker berichtet von einer E3-Demonstration des Spielestreaming-Dienstes OnLive, wobei dieser Spiele über WLAN ans Motorola Xoom-Tablet sowie an Apples iPad2 gestreamt hat. Dies soll sogar ohne merkbare Verzögerungen bei Benutzereingaben funktioniert haben, womit sich das Betätigungsfeld von OnLive (und ähnlicher Dienste) deutlich ausweitet. Gerade die Tablets mit ihren – gegenüber Desktop-Geräten – arg limitierten Grafikfähigkeiten, unzureichender Prozessorenpower und zu kleinen Festplatten dürften ein ideales Anwendungsfeld fürs Spielestreaming sein, die durch Komprimierung abgesenkte Bildqualität ist nach Tablet-Maßstäben dann sogar erstklassig.