4

News des 4. Juli 2011

Unser letzter Grafikkarten-Test "Sapphire Radeon HD 6970 vs. Palit GeForce GTX 570" kann mangels Neuerscheinungen in diesem Marktsegment und natürlich der selten getesteten erweiterten Multisampling-Modi, Supersampling-Modi und Supersampling/Multisampling-Mischmodi als immer noch nutzvoll angesehen werden, wenn es um die Beurteilung der HighEnd-Fähigkeiten von AMD und nVidia geht. Wie sich aus der Artikelauswertung ergibt, holt die GeForce GTX 570 vor allem dort viele Punkte, wo nVidia höherwertigere Anti-Aliasing-Modi zur Verfügung hat und damit einen Bildqualitäts-Vorteil gegenüber AMDs recht wenigen Modi erzielt. Die Radeon HD 6970 holt dann dagegen auf anderen Feldern ihre Punkte, so daß das Fazit eine ziemliche Gleichwertigkeit ergab. Die sich daraus ergebende Frage lautet dabei schlicht: Wieviel gewinnt nVidia eigentlich durch die höhere Auswahl an teils fein abgestuften Anti-Aliasing-Modi?

Denn immerhin handelt es sich hierbei um Sachen, die AMD durchaus nachrüsten könnte, wenn man nur wollte. Bei AMD ist es zwar derzeit irgendwie Firmenpolitik, es möglichst einfach und standardgemäß zu machen, aber zumindest im HighEnd-Segment handelt man sich damit gravierende Nachteile ein, wie die nachfolgende Auswertung zeigt. AMD könnte diesen seinerzeitigen Vergleich von Radeon HD 6970 gegen GeForce GTX 570 sogar problemlos gewonnen haben, wenn man überall dort, wo nVidia mit einem höherwertigen Anti-Aliasing-Modus seine Punkte geholt hat, hätte kontern können – an der reinen Performance sollte es nicht liegen, denn diese war bei der AMD-Karte sogar etwas besser und damit sicherlich auch ausreichend für die speziellen Anti-Aliasing-Modi, welche nVidia bietet.

originale Auswertung hypothetische Auswertung mit angenommen beiderseits gleichen verfügbaren AA-Modi
1920x1200
max. MS-Modus
8:12 zugunsten der GeForce GTX 570 8:2 zugunsten der Radeon HD 6970
1920x1200
max. SS-Modus
11:12 zugunsten der GeForce GTX 570 11:0 zugunsten der Radeon HD 6970
2560x1600
max. MS-Modus
23:4 zugunsten der Radeon HD 6970 23:1 zugunsten der Radeon HD 6970
2560x1600
max. SS-Modus
9:11 zugunsten der GeForce GTX 570 9:2 zugunsten der Radeon HD 6970

Im genauen hätte AMD sogar einen Erdrutschsieg eingefahren, wenn man diverse höherwertigere Anti-Aliasing-Modi wie 8x Multisampling mit 24 Coverage Samples und vor allem Supersampling/Multisampling-Mischmodi im Angebot haben würde. Die daraus resultierende Empfehlung für AMD kann also nur lauten, bei zukünftigen HighEnd-Lösungen mehr Arbeit in diese Bereiche zu investieren – hier handelt es sich (im Gegensatz zur Karten-Performance) um ein sogar ziemlich einfach zu behebendes Problem, womit im HighEnd-Bereich speziell AMD bei dieser Ausgangslage sehr viel Boden gut machen könnte. nVidia hingegen darf sich natürlich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen und muß ergründen, wieso die Radeon HD 6970 unter höherwertigeren Settings der GeForce GTX 570 immer wieder davon zieht, obwohl deren Grundperformance nahezu identisch ist.

WinFuture vermelden ernstzunehmende Hinweise fernöstlicher Auftragsfertiger auf einen Marktstart der Playstation 4 bereits im Jahr 2012. Dies wäre überraschend zügig angesichts des weiteren Fehlens einer offiziellen Ankündigung dieser NextGen-Konsole und würde auch den bisher geäußerten Plänen von Microsoft und Sony widersprechen, die aktuelle Konsolen-Generation hätte noch eine lange Lebensdauer vor sich. Andererseits liegt der PC derzeit schon derart dramatisch vor der aktuellen Konsolen-Generation, daß mit dieser kaum noch jahrelang so richtig gute Geschäfte zu machen sein dürften – und die ursprüngliche Idee der Konsolen-Entwickler, den PC durch eigene Webanbindung der Konsolen als Surfstation überflüssig zu machen, hat sich schließlich auch nicht durchgesetzt. Wenn sich schon die Spieleentwickler auf breiter Front über die Bremsklotz-Eigenschaft der aktuellen Konsolen-Generation beschweren, ist es sicherlich Zeit für etwas neues.

Vereinfachend kommt für die Sony hinzu, daß man sich gemäß früheren halb-offiziellen Aussagen bei der Playstation 4 nicht mehr so stark mit den Entwicklungsgeldern verausgaben will – vermutlich wird man auf bewährte Technologien mit einfach zeitgemäßer Performance setzen. Dies bedeutet nicht nur deutlich weniger Entwicklungskosten, sondern auch eine deutlich geringere Entwicklungszeit – insofern könnte die Entscheidung zur Playstation 4 eventuell auch erst (verhältnismäßig) kurzfristig anhand der Analyse der Marktsituation der Jahre 2010/2011 gefällt worden sein. Bei einem 2012er Release der Playstation 4 dürfte sich Sony Grafikchip-seitig ziemlich sicher entweder bei AMDs Southern Islands oder nVidias Kepler bedienen, möglicherweise auch schon bei deren jeweiligen Refresh-Chips – die im PC-Markt zum Jahresende 2012 zu erwarten sind, aber Konsolen-Hersteller haben oftmals einen exklusiven Vorabzugriff auf neue Chips.

Dies bedeutet auch, daß die Playstation 4 Grafikchip-technologisch kaum einen Vorteil haben dürfte – dies wäre nur möglich, wenn man im Jahr einer neuen Grafikchip-Architektur (2011, 2013, 2015, ...) herauskommt und sich einen exklusiven Vorab-Zugriff auf diese sichern würde. Im Jahr 2012 wird es dagegen keinen Vorab-Zugriff auf die Grafikchip-Architekturen des Jahres 2013 geben, zu diesem Zeitpunkt sind diese einfach noch nicht spruchreif genug. CPU-seitig dürfte Sony dagegen eher konservativ vorgehen, da die CPU-Leistung der aktuellen Konsolen-Generation immer noch vernünftig ist und die sich daraus ergebende Erkenntnis lautet, daß man hier bei zukünftigen Konsolen nicht so voluminös ansetzen muß wie bei der aktuellen Konsolen-Generation. Ob es wieder Cell als CPU gibt, dürfte eine politische Entscheidung werden – technisch lohnt Cell nicht, weil das Potential dieser CPU nie wirklich ausgenutzt wurde, aber als Sony-eigenes Projekt hat Cell bei einer Sony-Konsole natürlich trotzdem immer seine Chance.

Am interessantesten dürfte jedoch sein, wie weit Sony die Playstation 4 für die Zukunft ausrüstet: Ein etwas zurückgeschraubter Entwicklungsetat muß zwar nicht zwingend bedeuten, daß man keine absolute HighEnd-Hardware verbaut, aber aus Sicht der hohen Anfangsverluste und der extrem schnelleren Alterung lohnt dies einfach nicht mehr. Die Konsolen-Entwickler müssten eigentlich das bisherige Prinzip einer neuen Konsolen-Generation nur aller vier bis fünf Jahre aufgeben, weil man mit einer neuen Spielekonsole im ersten Jahr gar nicht so weit vorn liegen kann, um nicht ab ca. drei Jahren Laufzeit dann doch wieder maßlos gegenüber der PC-Entwicklung zurückzufallen. Ein hoher psychologischer Nachteil gegenüber Spielekonsolen hat sich hier auch über die Erkenntnis der letzten Jahre herausgebildet, daß der PC letztlich am deutlich längeren Hebel sitzt und die Zeiten, wo Spielekonsolen mit besserer Grafik punkten können, auf die kurze Zeit direkt nach dem Launch der neuen Konsolen begrenzt ist.

Da die Bedeutung von Grafikqualität zudem allgemein etwas auf dem Rückzug ist (nicht in Richtung "unbedeutend", sondern nur eben etwas weniger entscheidend), ergibt sich sowieso der leichte Zwang für die Konsolen-Entwickler, mit der nächsten Konsolen-Generation mehr zu tun als nur kurzfristig das beste Grafikspektakel zu bieten. Stereoskopisches 3D als Pflichtfeature wäre weiterhin die zugkräftigste Auflösung dieses Dilemmas, denn dieses Feature ist auf dem PC mangels direkter Kontrolle der Spieleentwickler (wie auf den Konsolen möglich) nicht so flächendeckend realisierbar wie eben auf Spielekonsolen. Zudem dürfte speziell Sony die sich daraus ergebenden Synergien mit dem eigenen TV-Geschäft überaus gern mitnehmen, Microsoft (für die Xbox 720) könnte hierfür problemlos mit den anderen TV-Herstellern anbandeln. Daß derzeit das Geschäft mit 3D-TVs ziemlich gut läuft (gerade angesichts des nach wie vor geringem verfügbaren Contents), dürfte einer solchen Entwicklung Vorschub leisten.