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Hardware- und Nachrichten-Links des 1. Dezember 2015

Die vermeldeten US-Preissenkungen auf AMD-Grafikkarten und nVidia-Grafikkarten sehen nunmehr immer mehr nach rein temporär existierenden Aktionsangeboten aus – ansonsten hätten die Grafikchip-Entwickler inzwischen etwas offizielles verlauten lassen. Zudem steigen in Euroland derzeit die Grafikkarten-Preise sogar an, wie die PC Games Hardware in zwei Meldungen – No.1 & No.2 – notiert. Hintergrund hierfür ist natürlich der aktuell schlechte Dollar/Euro-Kurs, welcher sich mit einiger Verzögerung nunmehr auch in den deutschen Straßenpreisen niederschlägt. Schließlich verkauft man in einer solchen Situation die vorhandenen Lagerbestände üblicherweise noch zum vorher festgesetzten Preis ab, muß allerdings neu hereinkommende Ware, welche dann auch einen höheren Einkaufspreis trägt, anders auspreisen. Gegenüber dem Marktstand vom September sind es zwar nominell nur 4% Differenz, aber dies macht bei 500-Euro-Grafikkarten dann eben auch schon 20 Euro aus. Zudem werden bei solchen Wechselkurs-Kapriolen gern auch einmal von diversen Händlern zu optimistisch angesetzte Preise generell korrigiert, womit letztlich in kurzer Zeit viele günstige Angebote aus dem Markt verschwinden und die Karten bemerkbar teurer werden.

Aus der Diskussion über die Verteilung der Grafikkarten-Generationen unter den 3DCenter-Lesern kommt der interessante Gedanke, daß man aus eben jener Statistik wohl auch herauslesen kann, daß nVidia-Nutzer eventuell ihre Grafikkarte häufiger ersetzen als AMD-Nutzer. Hier spielt sicherlich mit hinein, daß sich die AMD-Grafikkarten der letzten Generationen eigentlich durchgängig als langlebiger als die seinerzeitigen nVidia-Kontrahenten erwiesen haben. Dies trifft im besonderen auf die GCN-Architektur zu, aber auch die vorherige TeraScale-Architektur war in dieser Frage schon sehr gut aufgestellt bzw. ergab eine hohe Langlebigkeit der AMD-Grafikkarten. Hinzu kam der Speichermengen-Vorteil vieler AMD-Grafikkarten, was sich dann im längeren Betrieb immer bezahlt gemacht hat. nVidia hingegen scheint seine Grafikkarten vor allem aus Business-Sicht hervorragend designt zu haben: Hohe Anfangsleistung, dann später eher abfallende Leistung mit neuen Spiele-Generationen und vor allem zumeist recht knapp mit Speicher ausgerüstet, was dann im längeren Betrieb ebenfalls von Nachteil ist. Damit ist der Aufrüstdruck bei nVidia-Nutzern schon ganz automatisch höher, nVidia macht somit aber auch häufiger ein Geschäft als AMD – mit ein Grund, weshalb die Marktanteile beider Grafikchip-Entwickler derzeit so massiv auseinanderliegen.

So betrachtet hat sich die bisher Konsumenten-freundliche Strategie von AMD keineswegs für AMD ausgezahlt, sondern ist sogar aus zweierlei Sicht danebengegangen: Der Vorteil der Langlebigkeit hat nicht zu mehr anfänglichen Verkäufen geführt, weil dieser Vorteil zumeist nicht ausreichend thematisiert wurde – und eben durch diese Langlebigkeit müssen die AMD-Nutzer auch noch seltener umrüsten, entgehen AMD also weitere Umsätze. Die logische Schlußfolgerung der AMD-Führung hieraus wäre dann allerdings: Weg mit der Langlebigkeit zugunsten einer am Launchtag möglichst hohen Performance bzw. des größtmöglichen Marketingpuschs. Ob AMD diesen Weg geht oder ob die Grafikkarten-Käufer eventuell AMD auch mal einen Bonus wegen der erwiesenermaßen hohen Langlebigkeit geben, bleibt abzuwarten. Aus einem gewissen Blickwinkel heraus macht es für AMD jedoch keinen Sinn, diesen über viele Generationen aufgebauten Vorteil so einfach wegzuschenken – eher sollte man versuchen, diesen Vorteil öffentlich mehr zu thematisieren. Denkbar wäre beispielsweise die beliebten Schmäh-PDFs, welche einen Vergleich alter Grafikbeschleuniger unter neuen Spielen zeigen – und dabei den gewachsenen AMD-Vorteil gegenüber dem Stand zum Launchtag herausstreichen.

Unter anderem die GameZone vermeldet die Freischaltung des siebten CPU-Rechenkerns der PlayStation 4 für die Spiele-Entwickler. Damit steht dem Betriebssystem der Konsole nur noch ein einziger Rechenkern zur Verfügung, weniger kann es dann kaum noch sein – womit die Konsole am Leistungslimit angekommen ist. Vielsagend ist dabei, daß dies mit zwei Jahre nach Release relativ früh passierte – die klare Mainstream-Ansetzung der aktuellen Konsolengeneration hat jenen hohe Verkaufserfolge beschert, dafür aber auch früh schon die Limits der Hardware aufgezeigt. Neue AAA-Titel unter FullHD zu bekommen, dürfte bei Xbox One und Playstation 4 eher die Ausnahme von der Regel darstellen, teilweise gehen die Konsolen schon auf "Halb-HD" in Form von 1280x720 zurück – das konnte allerdings auch schon die Vorgänger-Generation. An dieser Stelle angekommen, versucht man zu tricksen und zu tweaken, um noch irgendwie das Produkt über die Zeit zu bringen – und wird sich dennoch schon einige Gedanken über entsprechende Nachfolger machen. Die nächste Konsolen-Generation ist derzeit auf das Jahr 2018 zu schätzen, dürfte wohl wieder dem gezeigten Mainstream-Ansatz folgen, dafür aber womöglich schon HBM-Speicher benutzen.

Nintendos NX-Konsole dürfte hier gegenüber wieder ein klassisches zwischen den Generationen stehendes Produkt werden, vermutlich mit einer Hardware nur knapp über dem Niveau von Xbox One und Playstation 4. Die DigiTimes berichtet diesbezüglich von den Auslieferungsplänen Nintendos für die im zweiten Quartal 2016 antretende neue Spielekonsole: Nintendo will immerhin 20 Millionen Stück im Jahr 2016 ausliefern, die Teilehersteller sehen es konservativer und gehen von 10-12 Millionen Stück aus. Dies wären allerdings beiderseits gute Zahlen, denn Sony hat derzeit mit der PS4 gerade einmal 30 Millionen Stück erreicht – nach zwei vollen Jahren und nicht bei etwas mehr als einem halben Jahr wie im Fall von Nintendos NX. Damit ergibt sich auch, daß jene NX keineswegs irgendeine Special-Interest-Schiene verfolgen wird, sondern daß Nintendo den klassischen Massenmarkt anpeilt. Dies schließt allerdings eine gewisse Überraschung technischer, konzeptioneller oder spielerischer Natur keineswegs aus – denn allein mit dem Nachäffen von Xbox One und PS4 dürfte es Nintendo schwer fallen, die gewünschten Verkaufszahlen zu erreichen, dafür muß man eigentlich irgendeinen Knallereffekt bieten.