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Hardware- und Nachrichten-Links des 1. September 2021

Wenig erbaulich ist eine Meldung seitens VideoCardz, welchen einen großen Schwung an neu eingetroffenen AMD-Grafikkarten bei einem Cryptominer-Ausrüster in Bahrain zeigen. Dort konnte als Wareneingang eine nicht unerhebliche Menge an Radeon RX 580, Radeon RX 6600 XT und Radeon RX 6900 XT Karten seitens PowerColor, Sapphire & XFX verbucht werden – welche anstatt in Gamer-Systemen nunmehr in Mining-Rigs landen werden. Für die genannten Grafikkarten-Hersteller stellt es kein Ruhmesblatt dar, wenn Endverbraucher-Verkaufskartonagen in dieser Menge in den falschen Händen landen – wenn es dagegen explizit für Miner hergestellte Modelle wäre, könnte man dies vielleicht auch etwas anders sehen. Daneben erstaunt, dass für Mining-Zwecke derart viel (aktuelle) AMD-Hardware verwendet wird. Entweder geht es hierbei um andere Mining-Coins neben Ethereum – oder aber die LHR-Miningbremse von nVidia spielt hierbei mit hinein, nach welcher die aktuellen AMD-Grafikkarten nunmehr selbst unter ETH-Mining konkurrenzfähig geworden sind.

ETH-Miningpower aktuell non-LHR-Variante
GeForce RTX 3090 121,2 MH/s @ 290W -
Radeon RX 6800 & 6800 XT 63,4 MH/s @ 135W -
Radeon RX 6900 XT 60,4 MH/s @ 233W -
GeForce RTX 3080 Ti 58,7 MH/s @ 224W -
GeForce RTX 3080 48,9 MH/s @ 224W 97,9 MH/s @ 224W
Radeon RX 6700 XT 47,0 MH/s @ 121W -
GeForce RTX 3070 Ti 39,2 MH/s @ 224W -
Radeon RX 580 32,7 MH/s @ 84W -
GeForce RTX 3070 30,8 MH/s @ 117W 61,8 MH/s @ 117W
GeForce RTX 3060 Ti 30,2 MH/s @ 120W 60,2 MH/s @ 120W
Radeon RX 6600 XT 28,3 MH/s @ 55W -
GeForce RTX 3060 ~25-27 MH/s 49,6 MH/s @ 110W
Angaben der Ethereum-Miningleistung laut Minerstat  —  Stromverbrauchs-Angaben bei AMD bezogen auf die ASIC-Power, nicht den gesamten Kartenverbrauch

Die Verwendung der Radeon RX 580 für Ethereum-Mining ist hingegen einfach erklärbar: Es handelt es sich – wenngleich auf niedrigem Niveau – um einen sehr effizienten Mining-Beschleuniger, wenn man (mittelprächtige) Mining-Leistung in Relation zum (sehr gut nach unten optimierbaren) Stromverbrauch setzt. Auch die Radeon RX 6600 XT ist in dieser Disziplin augenscheinlich sehr gut unterwegs, da sich die ASIC-Power dieser Karte (default 130 Watt) im Mining-Einsatz augenscheinlich auf 55 Watt herunteroptimieren läßt (gesamter Kartenverbrauch dann Richtung ~80 Watt). Erstaunlich eher, dass die Radeon RX 580 noch in diesen Größenordnungen hergestellt wird, auf dass es zu brandneu aussehenden Grafikkarten-Kartons reicht. Da darf dann durchaus die Frage aufgestellt werden, wieso AMD bei Chipfertiger GlobalFoundries nicht mehr Polaris 20/30 Chips ordert, um über eine große Menge an Radeon RX 580 Karten die Cryptominer zu füttern und somit – entweder direkt mittels der Radeon RX 580 oder über freiwerdende Kontingente an RDNA2-Modellen – hier und da auch mal Gamer beliefern zu können.

Nachdem bereits zu SMIC, TSMC & UMC (substantielle) Preissteigerungen der Halbleiterfertiger berichtet wurden, zieht Samsung laut TheElec nach und erhöht seine Waferpreise um 15-20%. Gemäß der ComputerBase sollen zudem auch die Halbleiterfertiger GlobalFoundries und PSMC ihre Preise erhöht haben – womit von den Fertigern der ersten und zweiten Reihe bereits ein Großteil einen solchen Schritt verkündet hat. Aufgrund der zeitlichen Nähe dieser Preiserhöhungen wäre eine gewisse Absprache unter den Halbleiterfertigern zwar denkbar, ist jedoch keineswegs zwingend: Denn am Ende ermutigt der Preisschritt der einen Fertiger die restlichen Fertiger angesichts voller Auftragsbücher nur dazu, gleiches zu tun. Im groben Maßstab kann man damit davon ausgehen, dass die Chip-Auftragsfertigung am Jahresende 2021 um 10-20% teurer gegenüber dem Jahresanfang geworden ist, je nach Fertigungsverfahren und Chipfertiger.

Da auch Platinen und manchmal auch Kleinteile teurer geworden sind sowie die Transportpreise nach wie vor kein Normalmaß erreicht haben, liegt hiermit eine substantielle Kostenerhöhung bei Halbleiter-basierten Produkten vor, schätzungsweise im Rahmen von 10-15% der Gesamtkosten. Und diese Kostenerhöhung läßt natürlich kein Hersteller auf sich sitzen, dies führt eindeutig zu Preissteigerungen bei den jeweiligen Endverbrauchern. Interessanterweise könnte davon speziell bei Grafikkarten am wenigsten zu sehen sein, da sich diese (kommenden) Preissteigerungen in den sowieso aufgeblähten Grafikkarten-Straßenpreisen verstecken lassen – die Hersteller erhalten dann einfach höhere Anteile als bisher. Der höhere Kostenfaktor wird allerdings verhindern, dass die Grafikkarten-Straßenpreise eines Tages – wenn angenommen eine ausreichende Lieferfähigkeit hergestellt ist – wieder das Normalmaß der Listenpreise erreichen können.

Einigen der neuen RDNA2/Ampere-Grafikkarten sagt man sowieso nach, dass jene (selbst zu 2020er Bedingungen) viel zu knapp kalkuliert sind und eigentlich niemals ihren Listenpreis erreichen können – was mittels der kommenden höheren Kostenlage wohl niemals mehr ermittelbar sein wird. Zukünftige Grafikkarten – ob Refreshes zu RDNA2 & Ampere oder deren 5nm-Nachfolger in Form von RDNA3 & Lovelace – dürften wohl allesamt zu höheren Listenpreisen ins Rennen gehen, dies war letztlich schon bei den Sommer-Releases von GeForce RTX 3070 Ti, GeForce RTX 3080 Ti und Radeon RX 6600 XT so zu beobachten. Ein Rückgang der Grafikkarten-Straßenpreise insbesondere der initalen RDNA2/Ampere-Generation (die Releases von Herbst 2020 bis Frühjahr 2021) auf ihren "Normalpunkt" in Form der Listenpreise ist somit nochmals unwahrscheinlicher geworden, egal wieviele Nachlieferungen AMD & nVidia jetzt noch in den Markt schicken. Offen bleibt die Frage, wann und in welcher Form sich andere Produktgruppen dieser Kostensteigerung stellen – insbesondere interessant bei den aktuellen Spielekonsolen, welche mit steigenden Chippreisen für Microsoft & Sony zum Negativgeschäft werden.

PCWorld berichten über das Untersuchungsergebnis seitens EVGA bezüglich der unter Amazons "New World" kaputtgegangenen GeForce RTX 3090 Karten. Hiervon konnte EVGA gut zwei Dutzend Karten untersuchen – und stellt dabei nach Röntgenanalyse fest, dass die Lötstellen der zur Stromversorgung dienenden MOSFETs (bei diesen Karten) von schlechter Qualität waren. Dies sollte dann zu Überlastungen und nachfolgend zum Ableben der Grafikkarten geführt haben. Der Gegenthese seitens Igor's Lab, es hätte etwas mit EVGAs eigenkreiierter Lüftersteuerung zu tun, hat EVGA hingegen eine deutliche Absage erteilt. Dies muß natürlich auch nicht der endgültige Schluß dieser Geschichte sein, aber da das Problem nur in vergleichsweise wenigen Fällen tatsächlich gleich zum Kartenausfall geführt hat, ergeben sich auch wenige Ansatzpunkte zu eigenen Untersuchungen hierzu. Insbesondere wenn die minderwertige Verlötung nur bei einzelnen Fertigungsbatches vorlag, wird das Problem durch den Ersatz dieser betroffenen Karten letztlich schnell aus der Welt geschafft (und somit später nicht mehr nachvollziehbar).