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Hardware- und Nachrichten-Links des 1./2. November 2018

Die PC Games Hardware hat die hochinteressante Entdeckung gemacht, das einzelne Turing-Referenzmodelle durchaus die höherwertigeren "A"-Chips auf der Platine tragen – obwohl die jeweilige Karte ohne Werksübertaktung und mit dem niedrigen Power-Limit der Kartenreferenz antritt. Aller Wahrscheinlichkeit hat nVidia mehr "A"-Chips zur Verfügung als eigentlich benötigt werden, so daß jene im Glücksfall auch einmal auf Referenzmodellen landen können. Jene Chips sind dann (nominell) nicht nur besser zum Übertakten geeignet – sondern können vor allem das BIOS von anderen Grafikkarten mit "A"-Chips tragen, welche wesentlich höher Power-Limits hergeben und damit eine (wirklich) kräftige Übertaktung erst richtiggehend ermöglichen. Bei Grafikkarten mit non-A-Chips lassen sich wie bekannt nur die BIOSe von anderen Grafikkarten mit non-A-Chips flashen – was zwecklose Liebesmüh ist, da jene Karten allesamt dasselbe Power-Limit samt demselben Limit-Maximum tragen.

default FE-BIOS Strix-BIOS Strix-BIOS maxed out
anliegendes Power-Limit 215W 225W 245W 307W
The Witcher 3 (WQHD) 70,4 fps (100%) 73,3 fps (+4,2%) 75,5 fps (+7,2%) 84,2 fps (+19,6%)
Wolfenstein 2 (WQHD) 169,2 fps (100%) 171,9 fps (+1,6%) 181,2 fps (+7,1%) 196,5 fps (+16,1%)
basierend auf Messungen der PC Games Hardware mit einer Asus GeForce RTX 2080 Turbo

Konkretes Beispiel ist eine "Asus GeForce RTX 2080 Turbo", welche auf Referenztaktung läuft und beim Power-Limit nominell 215 Watt sowie maximal 258 Watt zuläßt. Da das vorliegende Kartenmodell allerdings tatsächlich einen TU104-400A trägt, welcher eigentlich nur auf werksübertakteten Modellen zum Einsatz kommen sollte, kann man für diese vorliegende Karte auch das BIOS einer "Asus GeForce RTX 2080 Strix" zum Einsatz bringen, welches neben seiner Werksübertaktung vor allem ein Power-Limit von nominell 245 Watt sowie maximal 307 Watt trägt. Damit kann man den zugrundelegenden TU104-Chip erst so richtig ausreizen – eine äquadate Kühlung vorausgesetzt. In selbige Problematik ist die PCGH mit der benutzten Asus-Turbo-Karte dann tatsächlich gelaufen: Deren Lüfterkonstruktion ist nicht auf die mit Power-Limit 307 Watt realisierbaren Taktraten ausgereizt, die Karte stand demzufolge häufig im Temperatur-Limit, taktete herunter und verlor an Performance. Erst mit voll ausgefahrenem Lüfter (und entsprechender Lautstärkeentwicklung) war die Karte auf dauerhaft hohe Taktraten zu bringen – und gewann dann dort immerhin zwischen 16-20% Performance gegenüber ihrem Auslieferungszustand hinzu.

Die Bedingung hierfür ist dann ein BIOS-Flash, welcher durchaus risikobehaftet ist und natürlich zum Garantieverlust führt – und eigentlich auch ein Lüfterumbau, denn mit 100% Lüfterleistung dürften nur die wenigsten Nutzer ständig leben können. Damit wird es dann fast günstiger, lieber gleich die vorgenannte "Asus GeForce RTX 2080 Strix" zu erwerben – dort spart man sich den BIOS-Flash sowie hat das passende BIOS und die leistungsfähigeren Lüfter gleich ab Werk mit dabei. Die wirklich gutklassigen Herstellerdesigns gewinnen bei Turing also durchaus an Bedeutung hinzu, denn nur jene sind out-of-the-box wirklich Übertaktungs-geeignet. Sparfüchse müssen hingegen nach Referenzmodellen mit allerdings gutklassiger Kühlung Ausschau halten – und dann natürlich das Glück haben, das dort per Zufall ein "A"-Chip verbaut ist. Denn garantiert werden kann dies auch für die vorgenannte "Asus GeForce RTX 2080 Turbo" natürlich nicht – Asus könnte in jede Kartencharge andere Chips verbauen, so wie jene jeweils von nVidia geliefert werden. Damit gehen einmal mehr die werksübertakteten Modelle in Vorhand – nur dort gibt es mit Sicherheit diese "A"-Chips. Ob die "A"-Chips auch wirklich öfters auf Referenzmodellen verbaut werden, muß sich dagegen sowieso erst noch in der Praxis erweisen.

Bei Toms' Hardware sowie Hardwareluxx ist man in Nachträgen zu den früheren Beiträgen weiterhin der Frage der ausfallende GeForce RTX 2080 Ti Grafikkarten nachgegangen. Inzwischen läuft es nun tatsächlich auf zu warm werdende Speicherchips hinaus – wobei es auch denkbar ist, das nur eine bestimmte Charge von Speicherhersteller Micron für die Problematik verantwortlich ist, damit also nur Teile der GeForce RTX 2080 Ti Fertigung betroffen sind. Interessant ist die These seitens Tom's Hardware, daß letztlich aber auch ein zu wenig leistungsfähiger Kühler bei der GeForce RTX 2080 Ti mit zum Problem beitragen soll – gerade weil die GeForce RTX 2080 mit derselben Kühlkonstruktion nicht von dieser Problematik betroffen ist. Möglicherweise hat nVidia die GeForce RTX 2080 Ti recht spät aus der Taufe gehoben, sollte wohl zuerst nur die GeForce RTX 2080 erscheinen. Nachdem aber klar war, das jene Karte allein für sich keine Begeisterungsstürme nach sich ziehen würde, wurde die GeForce RTX 2080 Ti früher als geplant realisiert – und aus Zeitgründen dann die Kühlerkonstruktion der GeForce RTX 2080 einfach übernommen.

Dies ist eine sicherlich denkbare Auflösung, denn gerade wenn etwas Knall auf Fall realisiert werden muß, passieren exakt solche Fehler. Von nVidia gibt es derzeit leider noch keine erhellende Stellungnahme, wahrscheinlich versucht man dort derzeit immer noch die exakte Fehlerquelle einzugrenzen, um nicht gerade die komplette bisherige Fertigung zur GeForce RTX 2080 Ti zurücknehmen zu müssen. Selbiges wäre natürlich unnötig, wenn ein exakter Fehler samt dessen Auslöser gefunden werden kann – doch wenn nicht, dann stehen die Käufer selbst von funktionierenden GeForce RTX 2080 Ti vor der Frage, ob man dieses Risiko wirklich langfristig eingehen will. Denn selbst wenn die Karten derzeit laufen, ergibt eine konstruktionsbedingte Schwäche immer das Risiko, das die Karte vorzeitig den Geist aufgibt – wobei allein jenes Risiko den Wiederverkaufswert dieser 1200-Euro-Abschaffung entsprechend verringert. nVidia ist demzufolge sicherlich angeraten, möglichst bald vor die Mikrofone zu treten und sich entsprechend zu erklären.