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Hardware- und Nachrichten-Links des 2. August 2019

Tom's Hardware liefern einen wichtigen Nachtrag zum russischen YouTube-Interview mit Intels Raja Koduri, dessen Aussagen augenscheinlich maßgeblich falsch übersetzt wurden. Tom's Hardware liegt nun das originale Statement von Raja Koduri vor, welches doch deutlich anders, defensiver klingt. Eine klare Aussage dazu, in welchem Marktsegment man mit Intels Grafikkarten starten will, findet sich hier nicht mehr – allerdings eine ziemlich deutliche Aussage dazu, das Intel nicht in allen Marktsegmenten gleichzeitig angreifen will (weil dies auch anfänglich gar nicht so einfach zu leisten wäre). Dies legt natürlich einen Start in einem eher niedrigen Marktsegment nahe, beispielsweise im Mainstream-Segment, welches Intel ab einem Preispunkt von 100 Dollar ansetzt – selbiges bleibt allerdings vorerst weiterhin eine Annahme und ist noch keine Gewißheit. Klar ist nur, das Intel es eher vorsichtig angehen will, allerdings schon nach 2-3 Jahren dann ein volles Portfolio von Mainstream- bis Profi-Lösungen aufbieten will.

Not everybody will buy a $500-$600 card, but there are enough people buying those too – so that’s a great market.
So the strategy we’re taking is we’re not really worried about the performance range, the cost range and all because eventually our architecture as I’ve publicly said, has to hit from mainstream, which starts even around $100, all the way to Data Center-class graphics with HBM memories and all, which will be expensive.
We have to hit everything; it’s just a matter of where do you start? The First one? The Second one? The Third one? And the strategy that we have within a period of roughly – let’s call it 2-3 years – to have the full stack.

Quelle:  Intels Raja Koduri im Interview mit PRO Hi-Tech @ YouTube am 31. Juli 2019

Die der originalen Übersetzung (welche schon von Seiten des russischen YouTube-Kanals falsch übersetzt wurde) zu entnehmende These, wonach Intel über HBM-Speicher in allen Marktsegmenten nachdenken würde, ergibt sich aus dem Original-Statement dann nicht mehr – hier wird HBM-Speicher nur für die Profi-Lösungen erwähnt. Vielmehr könnte man sogar zu der Auffassung gelangen, das die gewählte Formulierung "Data Center-class graphics with HBM memories" eher darauf hindeutet, das Intel den HBM-Speicher eben nur für die Profi-Lösungen ansetzen wird – ansonsten müsste man dies nicht so explizit erwähnen. Wie gesagt ist das originale Intel-Statement weitaus defensiver, insofern ist es etwas verwunderlich, wie der russische YouTube-Kanal darauf basierend zu seinen vergleichsweise spezifischen Angaben kommen konnte. Am Gesamtbild ändert sich allerdings dennoch recht wenig: Intel wird im Jahr 2020 vermutlich nur mit einer einzelnen Grafikkarten-Serie für ein einzelnes Marktsegment antreten, der Aufbau eines kompletten Grafikkarten-Portfolios für alle Marktsegmente ist eine Aufgabe der Nachfolge-Generationen im Zeitrahmen der Jahre 2022/23.

Von der ComputerBase kommt ein weiterer Test zu Ryzen 5 3600X & Ryzen 7 3800X, welche die Causa dieser beiden Top-Modelle nochmals erschöpfend behandelt. Ähnlich zu den bisher hierzu vorliegenden Tests ergeben sich bei den Vergleichen Ryzen 5 3600 vs. 3600X sowie Ryzen 7 3700X vs. 3800X nur jeweils minimale Performance-Unterschiede, wobei die Performance-Differenz im Anwendungs-Bereich mit +3-4% noch halbwegs vernünftig ausfällt. Im Spiele-Bereich wird es dann deutlicher, dort bewegt sich bis auf maximal einen Prozentpunkt nichts mehr. Doch vor allem der Quervergleich gegenüber der vorherigen Ryzen-Generation ist dann markant: Denn zwischen Ryzen 7 2700 und 2700X liegen +13-15% Mehrperformance, sowohl bei Anwendungen als auch Spielen zeigt sich das größere Modell hierbei also deutlich stärker. Sicherlich ist auch der Taktraten-Unterschied zwischen diesen beiden Ryzen-2000-Prozessoren mit 3.2/4.1 vs. 3.7/4.3 GHz etwas größer, nichtsdestotrotz ist hier eine viel bessere Taktraten-Skalierung doch sehr klar erkennbar.

R5-3600 R5-3600X R7-3700X R7-3800X R7-2700 R7-2700X
CPU-Kerne 6C/12T 6C/12T 8C/16T 8C/16T 8C/16T 8C/16T
Taktraten 3.6/4.2 GHz 3.8/4.4 GHz 3.6/4.4 GHz 3.9/4.5 GHz 3.2/4.1 GHz 3.7/4.3 GHz
TDP 65W 95W 65W 105W 65W 105W
Anwendungen  (8 Tests) 76% 79% 100% 103% 74% 85%
Spiele @ 99th perc.  (9 Tests) 95% 96% 100% 100% 76% 86%
Listenpreis 199$ 249$ 329$ 399$ 299$ 329$
basierend auf den Ausführungen seitens der ComputerBase

Bei Ryzen 3000 verschwindet dieser Performance-Unterschied zwischen den einzelnen CPU-Modellen wie bekannt prinzipbedingt (wegen des Wirkens der Boost-Modi) dann weitgehend. Um größere Performance-Differenzen zwischen einzelnen Ryzen-3000-Modellen (auf gleicher Kern/Thread-Anzahl) zu erreichen, müsste AMD die kleineren Modellen klar niedriger takten und dann auch den Boost derart limitieren, das gewisse Taktraten nicht überschritten werden, egal ob der Prozessor in der konkreten Situation noch Luft nach oben hätte. Dies hat AMD wohlweislich unterlassen, denn damit hätte man nur den erstklassigen Performance-Eindruck zu Ryzen 3000 verwässert – so etwas kann man dann später im Rahmen von OEM-Prozessoren realisieren, womit auch die nicht ganz so taktfreudigen Zen-2-Dies noch abgesetzt werden können. Allenfalls wäre ein wenig in Frage zu stellen, ob es wirklich notwendig war, Ryzen 5 3600X & Ryzen 7 3800X aufzulegen – andererseits bestätigen die jüngsten CPU-Verkaufszahlen, das diese Prozessoren-Modelle trotzdem (in gewissen Mengen) abgesetzt werden, was AMD höhere Einnahmen zu faktisch keinerlei Mehraufwand beschert.

Einen weiteren Hinweis darauf, wie ausoptimiert der Boost-Modus bei Ryzen 3000 ist, liefern Tom's Hardware: So stellte man auf diversen Ryzen 3000 Prozessoren gewisse Taktraten-Differenzen zwischen den einzelnen CPU-Kernen fest. Jene liegen mit 75-100 MHz nicht wirklich in einem hohen Bereich, dies ist bei anderen bekannten Prozessoren tendentiell nicht gänzlich anders. Insofern reiten Tom's Hardware an dieser Stelle ein wenig zu sehr auf den festgestellten "slow Cores" herum – denn dies ist eine Silizium-Eigenschaft, die sich bei allen neueren Prozessoren und insbesondere bei jenen mit vielen CPU-Kernen eher automatisch ergibt. Die eigentliche Differenz liegt darin, das AMD diese Taktraten-Reserven der einzelnen CPU-Kerne bei Ryzen 3000 tatsächlich schon für den default-Betrieb ausnutzt, was dann auch den Effekt der "Silizium-Lottery" verstärkt – sprich den Einfluß von Glück & Pech beim Prozessorenkauf (dies natürlich nur im Rahmen von sehr geringen Differenzen). Sehr eindrucksvoll sind an dieser Stelle die Taktraten-Diagramme mit einer niedrigen Erfassungszeit von nur 100ms, welche für einen Ryzen 5 3600X eine wilde Verteilung der Taktraten zeigen, für einen vergleichsweise herangezogenen Core i5-9600K dagegen klare Sprünge zwischen nur wenigen Taktratenstufen.