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Hardware- und Nachrichten-Links des 1. August 2019

Mit dem ersten Augusttag gab Intel so etwas wie den nominellen Startschuß der 10. Core-Generation auf Basis von "Ice Lake" – selbst wenn jene eigentlich schon zur Computex vorgestellt wurde und mit kaufbaren Geräten (wegen der langen Vorlaufzeiten der Notebook-Hersteller insbesondere bei neuen CPU-Generationen) auch erst im vierten Jahresquartal zu rechnen ist. Nichtsdestotrotz bringt der 1. August wenigstens nun ein offizielles Modell-Portfolio samt entsprechender CPU-Spezifikationen sowie sogar einige offizielle Vorab-Tests primär im englischsprachigen Raum, welche später noch extra auszuwerten wären. Jene sehen teilweise schon ganz vernünftig – richtig auf Touren kommt Ice Lake allerdings erst dann, wenn man die konfigurierbare TDP anwirft und den Prozessoren anstatt der regulären 15 Watt dann gleich 25 Watt spendiert. Von den damit aufgestellten (wirklich guten) Benchmark-Werten seitens Heise, Notebookcheck, AnandTech, Hot Hardware, Legit Reviews PCWorld & Tom's Hardware sollte man sich allerdings nicht täuschen lassen, denn dabei wurde (wenn überhaupt) nur gegenüber den üblichen 15-Watt-Modellen von Intel und AMD verglichen – logisch, das da ein Ice-Lake-Prozessor mit viel mehr TDP-Spielraum entsprechend besser darsteht.

Rein die Tests auf gleicher TDP von 15 Watt betrachtend ist der Performance-Gewinn durch Ice Lake dann weitaus überschaubarer, liegt man meistens im selben Feld wie bisherige Intel-Prozessoren oder auch der Ryzen 7 3700U. Allenfalls bei den iGPU-Tests präsentiert sich Ice Lake als deutlicher Fortschritt gegenüber den bisherigen Intel-Prozessoren und erreicht (wie prognostiziert) grob das Performance-Niveau von AMDs integrierten Grafiklösungen. Gleichfalls ließ sich auch die prognostiziert hohe IPC nachweisen, AnandTech haben an dieser Stelle sogar satte +19% gegenüber dem Core i9-9900K ausgemessen. Die Insgesamt-Benchmarks betrachtend ist dies allerdings weit weniger wert als gedacht, denn hier bewegt sich wegen der niedrigeren Ice-Lake-Taktraten unter dem festgesetzten TDP-Limit weit weniger etwas. Auf den ersten Blick kommt Ice Lake auf einheitlicher TDP von 15 Watt daher nur als mittelprächtiges Performance-Update heraus – vernünftig geraten, aber kaum den ganz großen Wirbel wert. Jener erscheint allerhöchstens aus technologischer Sicht berechtigt, denn die viel höhere Ice-Lake-IPC ermöglicht es Intel bei zukünftigen Prozessoren, ohne steigenden Taktraten entsprechend mehr Performance herauszuholen. Dies dürfte dann allerdings erst spätere CPU-Generationen betreffen, denn Ice Lake selber ist augenscheinlich nicht für wirklich hohe Taktraten geeignet.

Eine gewisse Beachtung findet derzeit eine (beispielsweise von Videocardz wiedergegebene) Aussage zu weiteren 7nm-Chips von AMD: So hat AMD im Zuge der Analystenkonferenz zu den jüngsten Quartalszahlen zur Frage nach einem HighEnd-Navi sowie 7nm-basierten Mobile-Prozessoren die Aussage getroffen, das jene "on track" seien und AMD allgemein ein großes 7nm-Portfolio in Vorbereitung habe. Beides kommt allerdings wenig überraschend und ist vor allem ohne eine konkrete Terminaussage nicht wahnwitzig viel wert: Schließlich kann man es als obligatorisch einstufen, das AMD irgendwann einmal größere 7nm-basierte Grafikchips und 7nm-basierte Mobile-Prozessoren aufgelegen wird. Wirklich beachtbar wäre dies allerdings nur, wenn dies auch zeitnah passiert – eine Frage, die nicht gestellt und daher auch nicht beantwortet wurde. Zu größeren 7nm-GPUs gibt es dabei zwei Auslegungsvarianten: Entweder ist dies bereits "Navi 12", welcher durchaus noch in diesem Jahr erscheinen könnte – oder es ist in jedem Fall "Navi 21", welcher als Profi-Variante die originale Navi-Linie im Jahr 2020 abschließen wird. Bezüglich der 7nm-basierten Mobile-Prozessoren ist es einfacher, dies wird die Ryzen 4000 U/H Serie unter dem Codenamen "Renoir" (auf Zen-2-Basis) vermutlich zum Jahresanfang 2020 werden. Die beiden letztgenannten Projekte (Navi 20/21 sowie Renoir) sind schon länger bekannt und demzufolge eigentlich keiner Nachfrage bei AMD wert – insbesondere wenn man dabei nicht genauere Terminlagen herausfinden kann.

Der bei Imgur zur Einsicht vorliegende CPU-Verkaufsreport von Reddit-User Ingebor, bezogen auf die Zahlen des deutschen Einzelhändlers 'Mindfactory', zeigt für den Juli 2019 einen massiven Anstieg bei Verkaufszahlen, Umsatzerlösen und Marktanteilen zugunsten von AMD an: Derzeit nimmt AMD bei den ausgewerteten Desktop-Prozessoren (bei diesem Einzelhändler) einen Marktanteil von 79% sowie einen Umsatzanteil von 75% ein, steigert damit die Ergebnisse gegenüber dem Vormonat (68% bzw. 52%) sehr erheblich und sendet demzufolge Intel in wahrscheinlich noch nie so dagewesene Verkaufs- und Umsatztiefen. Hier zeigt sich natürlich auch der Einfluß der nach dem Ryzen-3000-Launch schnell entschlossenen CPU-Käufer, die Marktverteilung könnte sich also in den nächsten Monaten auch wieder etwas ausgeglichener präsentieren. Sehr positiv zugunsten von AMD ist vor allem der erhebliche Sprung beim Umsatz, welcher bislang immer deutlich gegenüber den reinen Stückzahlenverkäufen zurückhing. Mit dem Juli 2019 ging jedoch der durchschnittliche CPU-Verkaufspreis bei AMD regelrecht drastisch um +50% nach oben, liegt nunmehr mit durchschnittlich 239 Euro nicht mehr ganz so weit vom Intel-Stand (Ø 297 Euro) entfernt. Den fast totalen Erfolg AMDs verdeutlicht am besten wohl eine kleine Anekdote: So erreichen die im Juli 2019 erzielten Verkäufe des AMD-Modells Ryzen 7 3700X ganz allein schon ca. 94% des Umsatzes des kompletten Intel-Portfolios.

Aber natürlich muß auch klar sein, das hiermit maximal das Geschehen auf dem deutschen Retailmarkt (annähernd) wiedergegeben wird – was selbst dann, wenn dies weltweit ähnlich sein sollte, immer nur den kleinsten Teil des Gesamtmarkts für PC-Prozessoren darstellt. Selbst zu früheren Zeiten, wo AMD im Retailgeschäft klar vorn lag (Athlon 64 anno 2003-2005), reichte es im Gesamtmarkt bestenfalls zu einem Marktanteil von ca. einem Drittel – und dies war seinerzeit nach Jahren einer AMD-Stärke, die sogar bis ins Server-Segment hineinging, bei gleichzeitig noch keiner so großen Bedeutung von Mobile-Prozessoren, wie es heutzutage der Fall ist. Derzeit kann AMD also maximal im Desktop-Segment darauf hoffen, beachtbare Marktanteile im Insgesamt-Markt zu erringen – wobei dies auch nicht ohne das Wohlwollen der großen PC-Hersteller gelingen wird, die im Gegenzug wiederum von Intel unter Druck gesetzt oder alternativ geködert werden. Das Vertrauen des Marktes in die neuen AMD-Prozessoren im Mobile- und Server-Segment muß dagegen erst noch aufgebaut werden, in dieser Frage hat AMD gerade einmal erst gewisse Ansätze geliefert. Die weltweiten CPU-Verkaufszahlen dürften sich also trotz dieser hervorragenden Ergebnisse im deutschen Retailmarkt nicht umgehend gravierend verändern, dafür sind jahrelange Anstrengungen auf allen Marktfeldern notwendig.