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Hardware- und Nachrichten-Links des 23. Mai 2017

WCCF Tech weisen auf eine interessante Passage in AMDs Aussagen gegenüber Börsenanalysten und Investoren hin, nach welcher AMD erste Tape-Outs in der 7nm-Fertigung bereits dieses Jahr hinbekommen will. Dies bedeutet natürlich keineswegs eine schnelle Verfügbarkeit entsprechender Produkte – im CPU-Bereich liegen zwischen Tape-Out und Release gern ein ganzes Jahr oder etwas mehr, im GPU-Bereich in aller Regel zwischen 6 bis 9 Monate, bei neuen Fertigungstechnologien (wie in diesem Fall) eher sogar noch etwas mehr. Das ganze würde also im besten Fall auf einen 7nm-Release bei AMD in der zweiten Jahreshälfte 2018 hindeuten. Welches Produkt aus welchem Produktbereich hiermit gemeint war, ist dabei natürlich die Preisfrage – die naheliegenden Auflösungen lauten laut AMDs eigenen Roadmaps auf Zen 2 sowie den Vega-Nachfolger Navi, welche beide in der 7nm-Fertigung antreten sollen. Gerade weil dieser 7nm-Release schon im Jahr 2018 aber vergleichsweise sehr früh erfolgen soll, gibt es gute Chancen, das hiermit eher der Vega-20-Chip gemeint ist – welcher gemäß früherer AMD-Roadmaps bereits in der 7nm-Fertigung erscheinen und dabei noch klar vor der Navi-Generation antreten soll.

Jener primär für den Profi-Bereich gedachte Grafikchip (genauso 64 Shader-Cluster wie der Vega-10-Chip, aber doppelt so breites Speicherinterface und DP/SP-Verhältnis von 1:2) dürfte bei AMD & GlobalFoundries so etwas wie einen "Pipe-Cleaner" für die 7nm-Fertigung abgeben, die geringen im Profi-Bereich abzusetzenden Stückzahlen samt der hohen Absatzpreise lassen dies als ideale Ansetzung selbst bei niedriger Produktionsausbeute erscheinen. Je nachdem ob AMD die Taktraten nochmals steigern kann, wäre Vega 20 sicherlich auch noch für neue Enthusiasten-Lösungen verwendbar, aber auch da sind wäre der Stückzahlen-Bedarf nicht gerade sehr hoch – und kann AMD seine Zeitpläne zudem gemäß der realen Verfügbarkeit anpassen, ist man nicht im Lieferzwang wie derzeit bei Vega 10. Im Idealverlauf könnte es somit aber trotzdem schon Ende 2018 erste 7nm-Grafikchips von AMD geben – der große 7nm-Angriff über alle Produktsparten hinweg dürfte bei AMD aber dennoch sicherlich erst im Jahr 2019 erfolgen.

Nicht unpassend in diesem Zusammenhang ist die in unserem Forum neu aufgewärmte Diskussion über mögliche MCM-Konstrukte auch im Grafikchip-Bereich bei AMD – nachdem man mittels der Zen-basierten Prozessoren nun einige Praxiserfahrungen mit einem Massenprodukt hat sammeln können und weiter sammeln wird. Die Hürden hierfür liegen im Grafikchip-Bereich jedoch deutlich höher – man müsste faktisch über die SLI/CrossFire-Schwelle hinwegspringen und mehrere Grafikchips für das Spiel unsichtbar als nur einen Grafikchip arbeiten lassen, um sich wirklich gegenüber allen gegen SLI/CrossFire sprechende Grafik-Effekte und Render-Technologien abzusichern. Genau jener hohe Astraktionslevel ist bei Grafikchips noch nicht gefunden bzw. haben sich die Spieleentwickler inzwischen wohl auch zu sehr in Tiefen der einzelnen Render-Pipelines eingearbeitet und erzeugen somit bei einem derart abweichenden Grafikchip-Konstrukt unerwartete Seiteneffekte. Mit einem MCM-Konstrukt, welches dann letztlich SLI oder CrossFire bemühen muß, braucht sicherlich keiner der Grafikchip-Entwickler daherkommen, dies ist jenen (hoffentlich) sonnenklar.

Doch selbst wenn man diese Hürde überwinden kann, sind MCM-Konstrukte im Grafikchip-Bereich speziell in der 7nm-Fertigung eher noch nicht zu erwarten bzw. halt arg unwahrscheinlich. So lange die Fertigungstechnologie noch erhebliche Fortschritte macht (selbst wenn die Zeiträume hierfür größer bzw. länger werden), lohnt der erhöhte Aufwand für MCM im Grafikchip-Bereich noch nicht wirklich. Gerade bei dem sehr erheblichen Sprung von der 14nm- auf die 7nm-Fertigung (da GlobalFoundries die 10nm-Fertigung ausläßt) ergibt sich ein derart massiver Flächenvorteil, daß man hierbei nicht zwingend auf mehrere kleinere Chips als Ersatz für flächenmäßig (insgesamt) gleich große Chips setzen müsste – gerade da dies keinen primären Kostenvorteil ergibt (insgesamte Chipfläche ist gleich, MCM kann wegen der kleineren Chips bessere Fertigungsausbeuten haben, die extra MCM-Technologie bedeutet aber auch Mehraufwand). MCM ist eher für diese Zeiten interessant, wo die Chipfertigung derart teuer wird, das man sich die Auflage von mehreren Einzelchips in jeder Grafikchip-Generation nicht mehr leisten kann und es günstiger wird, die komplette Chip-Generation mittels nur eines einzelnen Dies abzuleisten, welches dann in vielfacher Form zusammengesetzt die einzelnen Grafikchips ergibt.