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Hardware- und Nachrichten-Links des 23./24. Juli 2016

In unserem Forum wird weiterhin über die kommenden AMD Vega-Chips diskutiert – inzwischen in Richtung dessen, wieviel Effizienzgewinn AMD eventuell aus der GCN5-Architektur herausziehen und wieviel Hardware-Einheiten man in die angenommende Chipfläche von 350-400mm² bei Vega 10 sowie ~600mm² bei Vega 11 pressen kann. Als Vorteil werden beide Vega-Grafikchips HBM2-Speicher nutzen, was nicht nur Stromverbrauch einspart, sondern vor allem auch Chipfläche – wichtig, wenn man in Grenzregionen kommt wie seinerzeit beim Fiji-Chip und zukünftig bei Vega 11. Die interessanten Postings hierzu sind No.1, No.2, No.3 und ganz besonders No.4 – in diesem gibt es eine Beispielrechnung zu verschiedenen möglichen Auflösungen dieser Fragen. Interessant auch ein weiteres Posting, welches darauf aufmerksam macht, das man mit einem HBM-Speicherinterface natürlich nicht zwingend in 2er Potenzen bei der Speicherinterface-Breite denken muß. Vielmehr könnte AMD auch – sofern zur jeweiligen Aufgabe passend – mit einem 3072 Bit breiten HBM2-Interface operieren, an jenem wären dann 12 oder 24 GB Speicher unterzubringen. Noch sind die Vega-Chips leider weit im Feld von Spekulationen, gibt es kaum belastbare Hinweise zu diesen. Möglicherweise sagt AMD auf der kommenden Capsaicin-Veranstaltung hierzu etwas – deren Webseite verspricht die Vorstellung einer "neuen, die Industrie verändernden Grafik-Technologie". AMDs Capsaicin findet im Rahmen der Siggraph-Konferenz in der Nacht von Montag auf Dienstag um 3:30 Uhr deutscher Zeit statt, über die Existenz eines Livestreams ist derzeit noch nichts bekannt (Update: den Livestream wird es hier geben).

Im Forum von Overclockers.co.uk werden einige Benchmarks von Spitzen-Herstellerdesigns zur Radeon RX 480 & GeForce GTX 1060 verbreitet – im genauen der Sapphire RX 480 Nitro+ sowie der MSI GTX 1060 Gaming X. Beide Karten fahren die jeweiligen Grafikchips ganz gut aus (bei der MSI-Karte vor allem über das hohe Power-Limit) und kommen dabei jedoch auf sehr erstaunliche Performance-Ergebnisse: Zwar liegt bei den Referenzmodellen wie gehabt die Radeon RX 480 leicht zurück – aber bei den Herstellermodellen wandelt sich das Bild, gewinnt plötzlich die AMD-Karte. Das Herstellerdesign zur Radeon RX 480 gewinnt dabei sowohl im Auslieferungszustand als auch unter (weiterer) Übertaktung deutlich mehr hinzu als das Herstellerdesign zur GeForce GTX 1060, letzteres trotz eines Chiptakts von satten 2100 MHz. Dies kann natürlich keine Aussage darüber darstellen, das alle Herstellerdesigns zur GeForce GTX 1060 (trotz nominell guter Spezifikationen) derart schwach zulegen – aber es stellt eine Aussage dazu da, das gutklassige Herstellerdesigns zur Radeon RX 480 durchaus die Performancedifferenz zwischen beiden Karten egalisieren und somit auf absoluter Augenhöhe zur GeForce GTX 1060 herauskommen können.

MSI GeForce GTX 1060 Gaming X Sapphire Radeon RX 480 Nitro+
Technik 1594/1809/4050 MHz, 200W Power-Limit, OC @ 2100 MHz ≤1342/4000 MHz, OC @ 1420 MHz
Performance Referenz 100% 96,6%
Perform. Herstellerdesign 106,8%  (+6,8% vs. Referenz) 112,2%  (+16,2% vs. Referenz)
Perf. Herstellerdesign @ OC 110,1%  (+3,1% durch OC) 121,5%  (+8,3% durch OC)

Zur nVidia Titan X wäre noch der wichtige Punkt hinzuzufügen, das die Karte allein über nVidias eigenen Onlineshop erhältlich sein wird, ergo gar nicht bei den Grafikkartenherstellern auftauchen wird. Dies macht durchaus Sinn, denn exakt dieselbe Karte nur mit anderem Aufkleber von ca. 10-15 verschiedenen "Herstellern" und nachfolgend dutzenden Einzelhändlern angeboten zu bekommen, erzeugt nur höheren logistischen Aufwand – was sich wohl bei den geringen zu erwartenden Stückzahlen dieser Karte nicht besonders rechnet. Nachteiligerweise entfällt somit aber auch der Wettbewerb zwischen Herstellern und Händlern – nVidia legt einmal einen Listenpreis fest und dieser gilt dann, sofern jener nVidia-Preis nicht gerade durch Wechselkurs-Kapriolen erhöht werden muß. Eben wegen des Wechselkurs-Risikos und weil nVidia auch nicht jeden Tag neue Preise festsetzen will, dürfte nVidia den Endkundenpreis der Titan X eher mit einer gewissen Reserve ausstatten. Hochgerechnet von der Situation bei der GeForce GTX 1080 dürfte der deutsche Endkundenpreis der Titan X wohl bei ~1350 Euro liegen, ein wenig mehr sind sicherlich auch noch denkbar.

In Bezugnahme auf unseren aktuellen Artikel wäre nochmals der feine DirectX12/Vulkan-Test seitens Golem zu loben, ohne welchen es unsere Auswertung & Analyse nicht hätte geben können. Sicherlich gibt es schon reihenweise an DirectX12/Vulkan-Tests im Netz, aber Artikel mit 3-4 entsprechenden Benchmarks taugen leider nur als (ungenaue) Vorschau, nicht aber als Basis für eine ernsthafte Auswertung, aus welcher dann sogar belastbare Aussagen gezogen werden können. Unterhalb von 8 Testtiteln sollte heutzutage keiner mehr anfangen, darunter haben einzelne Benchmark-Titel einen zu großen Einfluß auf das Gesamtergebnis, können echte Meßausreißer das Gesamtergebnis sogar regelrecht verfälschen. Ein gutes Beispiel hierfür gibt es im Launchtest zur GeForce GTX 1060 seitens der PC Games Hardware, welcher 10 Testtitel enthält, wovon allerdings Wolfenstein: The Old Blood auf der Radeon RX 480 regelrecht katastrophal lief. Jenen Testtitel mit eingerechnet, liegt die Radeon RX 480 plötzlich um satte -24% hinter der GeForce GTX 1060 zurück – ein regelrecht unrealistisches Ergebnis, ohne Wolfenstein sind es nur -10%, was viel besser zum allgemeinen Performance-Bild passt.

Dabei ist es nicht unbedingt eine schöne Entscheidung, einzelne Testtitel aus der Index-Bildung auszuschließen – besser wäre immer, wenn jene Meßausreißer unter Massen an Benchmarks derart untergehen, das man jene getrost im Index drinlassen kann. Die Empfehlung liegt dabei generell auf Testsets von mindestens 12 und besser 15 Benchmark-Titeln, dies ist eine gute Zahl für eine solide Performance-Aussage. Wer auch klare Meßausreißer verkraften können will, muß dagegen wohl oder übel mit Richtung 25 Benchmark-Titeln operieren – diese Menge schluckt ziemlich zuverlässig alle nicht völlig verrückten Meßausreißer. Natürlich ist klar, das dieser Mehraufwand den Hardwaretestern meistens nicht wirklich gedankt wird, insofern sind diese Zahlen auch nicht als Forderung zu sehen, sondern allein als unverbindliche Anregung. Umfangreichere Testsets erleichtern in jedem Fall den Zugang zur Index-Bildung im Rahmen unserer Launch-Analysen. Dies gilt genauso auch für eine Artikel-eigene Index-Bildung (sofern hierbei nicht einfach nur fps-Werte addiert werden, was mathematisch falsch ist), welche schon aus Sicht einer besseren, klareren Aussage gegenüber dem Leser jedem Hardwaretester generell empfohlen sei.