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Hardware- und Nachrichten-Links des 24. Juli 2018

Der gestrige Meldung zu den nVidia-Grafikchips GV102 & GV104 fehlt noch die schlicht wahrscheinlichste Auflösung für deren kürzliche Namensnennung im PC-Analysetool HWinfo, notiert in unserem Forum: nVidia könnte einfach die vorherigen Volta-Codenamen weiterverwenden, auch wenn die Architektur im Gaming-Bereich nunmehr unter dem Oberbegriff "Turing" läuft. Schließlich handelt es sich um rein interne Codenamen, welche nichts mit der Vermarktung der späteren Produkte zu tun haben und primär nur zur eindeutigen Identifikation benutzt werden. Umbenennungen sind hierbei vielleicht sogar eher kontraproduktiv, eventuell passt hierbei auch nicht, das es in nVidias früherer Tesla-Generation ("Tesla" im Sinne einer Grafikchip-Architektur und nicht als Verkaufsname aktueller HPC-Beschleuniger) bereits Grafikchips unter der Kennung "GTxxx" gab (GT200, GT215, GT216 & GT218 innerhalb der GeForce 200 Serie). Gut möglich also, das sich die Turing-Grafikchips auch im Releasestadium dann weiterhin "GV102" (Enthusiast), "GV104" (HighEnd), "GV106" (Midrange), "GV107" (Mainstream) und "GV108" (LowCost) nennen. Nicht auszuschließen wäre natürlich auch, das nVidia zur Vereinheitlichung das ganze zum Release doch noch umbenennt, bei HWinfo sozusagen nur ein vorläufiger Stand in die Hardware-Datenbanken eingeflossen ist.

In jedem Fall würde diese Auslegung der Dinge nicht einfach nur auf eine Verwandschaft zwischen Volta- und Turing-Generation hindeuten, sondern eher darauf, das dies eigentlich völlig dasselbe ist – abgesehen von den gewissen Abweichungen zwischen HPC- und Gaming-Chips, welche bei nVidia inzwischen üblich sind. Demzufolge hätte nVidia wohl ursprünglich eine vollständige Volta-Generation geplant, im Zuge des Mining-Booms letztes Jahr deren Release jedoch maßgeblich verschoben, um dann letztlich sogar zu einer Umbenennung des Architektur-Namens zu greifen. Woher sich jene Umbenennung begründet, wird noch ein spannender Punkt – einfach nur aus Spaß an der Freude wird es kaum gewesen sein, irgendetwas abweichend zum originalen Volta-Konzept dürfte nVidia mit der Turing-Generation sicherlich aufbieten. Die Abstammung aus der Volta-Generation samt der damit zusammenhängenden Ansetzung eines deutlich früheren Releasezeitpunkts plus der kürzlichen Launch-Verschiebung dürfte davon abgesehen im übrigen auch dazu geführt haben, das nVidia große Teile des geplanten Turing-Portfolios jetzt schon spruchreif haben sollte, potentiell also durchaus alles auf einen Schlag releasen könnte.

Chip Marktsegm. Terminlage Technik Grafikkarten
GV100 HPC Q3/2017 12nm, 815mm², 84 Shader-Cluster, 4096 Bit HBM2-Interface Titan V
GV102 Enthusiast Herbst/Winter 2018 12nm, 676mm², ~84-96 Shader-Cluster, 384 Bit GDDR6-Interface GeForce GTX 1180 Ti
GV104 HighEnd 30. August 2018 12nm, whrschl. 256 Bit GDDR6-Interface GeForce GTX 1170 & 1180
GV106 Midrange 30. Oktober 2018 12nm, whrschl. 192 Bit Interface GeForce GTX 1160
GV107 Mainstream Frühling/Sommer 2019 7nm oder 12nm, whrschl. 128 Bit Interface GeForce GTX 1150 & 1150 Ti
GV108 LowCost Frühling/Sommer 2019 7nm oder 12nm, whrschl. 64 Bit Interface GeForce GT 1130
Die Angaben dieser Tabelle sind (außerhalb des GV100-Chips) mehrheitlich nur über unsichere Gerüchte gedeckt und damit keineswegs belastbar.

Dies wiederspricht dem bisherigen Release-Prozedere, nach welchem es nahezu ein halbes Jahr braucht, um eine neue Grafikkarten-Generation auszubreiten. Jener langsame Aufbau hat seine Vorteile darin, das der Chip-Entwickler somit über einen längeren Zeitraum und zu einer höheren Anzahl an Terminen medial im Gespräch ist, zugleich läßt sich somit auch der notwendige Abverkauf an Altware eleganter lösen, als wenn alles am selben Tag herauskommen würde. Allerdings dürfte nVidia inzwischen in einem gewissem Zeitdruck sein, die Turing-Generation auch wirklich herauszuhauen – schließlich folgt jener irgendwann gegen Ende 2019 bis Anfang 2020 eine erste 7nm-Generation seitens nVidia nach, ist somit die Lebensspanne der Turing-Generation nicht besonders lang und wird derzeit mit jedem Tag kürzer. Demzufolge würde es nicht verwundern, wenn nVidia speziell bei Turing sein reguläres Release-Prozedere erheblich stafft, um große Teile dieser Generation möglichst noch in diesem Jahr in den Markt zu bringen – wie es sich inzwischen auch derart andeutet.

Serie Erstvorstellung Chip-Gen. Prozeß Lebensspanne
GeForce 400 Serie 27. März 2010 mit der GeForce GTX 480 Fermi 40nm 18 Monate
GeForce 500 Serie 9. November 2010 mit der GeForce GTX 580 Fermi 40nm 8 Monate
GeForce 600 Serie 22. März 2012 mit der GeForce GTX 680 Kepler 28nm 16 Monate
GeForce 700 Serie 23. Mai 2013 mit der GeForce GTX 780 Kepler 28nm 14 Monate
GeForce 900 Serie 19. September 2014 mit der GeForce GTX 980 Maxwell 2 28nm 16 Monate
GeForce 10 Serie 27. Mai 2016 mit der GeForce GTX 1080 Pascal 16nm 27 Monate
GeForce 11 Serie 30. August mit der GeForce GTX 1180 Turing 12nm ~1,5 Jahre
GeForce 20 Serie vermutlich Ende 2019 bis Anfang 2020 ? 7nm ?
Die Angaben dieser Tabelle zu zukünftigen nVidia-Chips stellen reine Annahmen dar.

Beim in Microsoft-Dingen gewöhnlich sehr gut informierten Paul Thurrot sind Informationen zur nächsten XBox-Generation (Codename "Scarlett") aufgeschlagen, welche von zwei grundsätzlich verschiedenen Xbox-Designs für das Jahr 2020 berichten: Zum einen eine typische NextGen-Konsole mit entsprechend viel mehr Power als bei jetzigen Spielekonsolen, ohne aber das es hierzu schon genauere Angaben gäbe. Und zum anderen eine faktische Streaming-Konsole, bei welcher der Großteil des Bildes über einen Spielestreaming-Servive (von Microsoft) kommt – natürlich in abgesenkter Bildqualität und limitierter Auflösung, so wie es bei Spielestreaming-Diensten üblich ist. Als Besonderheit soll diese Streaming-Xbox allerdings jene Berechnungen lokal durchführen, welche Latenz-relevant sind – dies sind Benutzereingaben, "Image Processing" (vermutlich im Sinne von Prärender-Effekten gemeint) und Kollisionserkennung. Dieser Hybrid aus lokaler und Cloud-Berechnung sollte dann gewisse Latenz-Vorteile gegenüber herkömmlichen Spielestreaming-Angeboten haben – ein weltweites Netzwerk an entsprechenden Cloudservern ("Scarlett Cloud") vorausgesetzt, aber dies dürfte für das derzeit sehr gut mit Cloud-Diensten verdienende Microsoft kein großes Problem darstellen.

Weiterhin beachtenswert ist, das kleine und große Scarlett-XBox spieletechnisch absolut zueinander kompatibel sein sollen – die Spieleentwickler werden hierzu seitens Microsoft entsprechend gezwungen. Bei technisch perfekter Ausführung dürfte dies auch keinen großen Extraaufwand für die Spieleentwickler bedeuten, da die kleine Scarlett-XBox dann Hardware-technisch in der Cloud nachgebildet wird, sprich aus Sicht der Software keine eigene Hardware-Plattform bilden sollte. Ob das ganze praktisch funktioniert oder aber nicht eventuell die Spieleentwickler sogar abschreckt, bleibt natürlich abzuwarten. Große Begeisterungsstürme wird Microsoft mit einer Streaming-XBox sowieso nicht landen – aber natürlich kann man damit eine XBox zum unschlagbaren Preis anbieten, neue Märkte in Schwellen- und Entwicklungsländern erschließen und dabei gleichzeitig dem Raubkopierer-Problem aus dem Weg gehen. Ein echtes Problem könnte jedoch auftauchen, wenn es tatsächlich (wie vorhergesagt) zu einem beachtbaren Zeitabstand zwischen kleiner und großer Scarlett-XBox kommt: Der Clou der Streaming-XBox besteht schließlich darin, die Spiele der großen Scarlett-XBox darstellen zu können – dafür muß letztere aber auch auf dem Markt sein. Microsoft muß an dieser Stelle sicherlich aufpassen, nicht erneut einfache Fehler zu begehen wie bei der Xbox One, als jene (mittels des anfänglichen Zwangs zu Kinect) mit einem großen Nachteil in den Markt ging.