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Hardware- und Nachrichten-Links des 25./26. Juni 2014

Videocardz wollen aus dritten Quellen eine Bestätigung für eine kommende "Hawaii XTX" Grafikkarte erhalten haben, nachdem man basierend auf den Gerüchten über mehr Shader-Einheiten beim Hawaii-Chip entsprechend nachgeforscht hat. Richtig klar ist die Angelegenheit aber nach wie vor nicht, denn die Bestätigung über eine kommende weitere Hawaii-Grafikkarte bedeutet nicht zwingend, daß der Hawaii-Grafikchip über bislang unerkannte Shader-Einheiten verfügt – wie schon dargelegt, würde ein neues Chip-Stepping mit verbesserter Energieeffizienz viel mehr bewirken als platt 9,1% mehr Shader-Einheiten. Hier muß man sich schlicht überraschen lassen, was AMD da nun wirklich bringt. Dabei ist wenn dann von einem eher zeitigen Release der spekulativ "Radeon R9 295X" genannten Karte auszugehen: Denn im Winter 2014 plant nVidia die GeForce GTX 880 auf GM204-Basis – und wenn AMD einen direkten Kontrahenten zur GeForce GTX 780 Ti bringen wollte, dann sollte dies auf jeden Fall noch vorher passieren.

PCWorld berichten über eine (seitens AMD und Intel bestätigte) Anfrage von Intel über den Zugang zu AMDs Mantle-API. AMD wird diesen Zugang Intel natürlich gewähren – allerdings hat das ganze bei Intel derzeit den Status eines "Experiments", ein möglicher Mantle-Support in den Intel-Treibern ist also bei weitem nicht sicher. Man könnte auch mutmaßen, daß sich Intel Mantle nur ansieht, um dann schneller auf (das ähnliche) DirectX 12 reagieren zu können. Wenn Intel allerdings allein auf DirectX 12 abzielen würde, hat man als großer Hardware-Hersteller sicherlich auch schon jetzt Zugriff auf entsprechende Vorab-Versionen und benötigt Mantle dafür eigentlich nicht. Insofern scheint Intel tatsächlich derzeit über einen Mantle-Support nachzudenken – was der AMD-Schnittstelle natürlich weiteren Auftrieb verleihen würde, selbst wenn Intel als Grafikchip-Hersteller in der Praxis unbedeutend ist.

Zum Thema "AMD Mantle" hat AMD weitere AMD-eigene Benchmarks unter "Plants vs. Zombies: Garden Warfare" veröffentlicht, welche u.a. bei Hardwareluxx einzusehen sind. Hierbei hat sich AMD offenbar einen dankbaren Fall herausgesucht, wo die AMD-Prozessoren sehr gut mithalten können und so nach Mantle-Unterstützung sogar (leicht) schneller als Sechskerner von Intel herauskommen. Der Hintergrund dieses Effekts ist aber nur, daß die AMD-Prozessoren auch ohne Mantle unter diesem Benchmark schon schnell laufen – und dann durch den grob 20prozentigen Mantle-Boost eben etwas schneller als die Intel-Prozessoren herauskommen. Rein auf die Grafikkarten bezogen kommen Performance-Gewinne zwischen 20% und 40% heraus, wobei erstaunlicherweise die Radeon R9 270X gar nichts gewinnt, während die umherliegenden Grafikkarten Radeon R7 260X, Radeon R9 280X und 290X wie genannt gut zulegen können. Wieviel diese Performance-Zugewinne im Vergleich mit nVidia-Grafikkarten wirklich wert sind, wird sich dann später an unabhängigen Benchmarks zum Thema erweisen müssen.

Golem berichten über Aussagen nVidias, die früher als "Project Denver" angekündigte und nun in Form des Tegra K1 64-Bit vorliegende Prozessoren-Architektur erst einmal in den Mobile-Bereich gehen soll – und nicht primär im Server-Bereich als HighEnd-Architektur wirken soll, wie einstmals geplant. In der Praxis hat sich Tegra K1 64-Bit (Tegra K1 64-Bit ist eine andere Architektur, welche auf gewöhnlichen Cortex A15 Rechenkernen basiert) bisher nicht als echtes Performance-Wunder erwiesen – sicherlich gut genug, um mit nur zwei Rechenkernen gegenüber vier normalen ARM-Rechenkernen wie beim Tegra K1 32-Bit bestehen zu können, aber nicht ausreichend für wirkliche Performance-Ansprüche. Vor allem aber scheint nVidia bei der Konzeptions des "Projects Denver" primär darauf gesetzt zu haben, daß zum Releasezeitpunkt die GPGPU-Einbindung in Servern wesentlich weiter ist als nunmehr in der Praxis zu beobachten.

Offenbar hatte nVidia schon immer vor, den Großteil der Performance über die integrierte Grafiklösung zu liefern – eine Berechnungsmethode, welche sich allerdings in Servern für den Massenbedarf noch immer nicht durchgesetzt hat (wovon genauso auch AMD mit seinen APUs ein Lied singen kann). Damit ist das "Project Denver" in der aktuellen Form schlicht zu leistungsschwach für einen Server-Einsatz, womit sich auch alle früheren Träume über eine eventuelle nVidia-Prozessoren für das Consumer-Segment vorerst erledigt haben. Prinzipiell ermöglicht der Zugriff auf die ARM-Architektur nVidia natürlich, dieses Themengebiet jederzeit erneut anzugehen – doch momentan scheint nVidia weit weg von einem solchen Weg zu sein. Vor einer (erst in einer weiten Zukunft denkbaren) Etablierung von Tegra-Prozessoren im Server-Markt dürfte bei nVidia niemand die Option auf Consumer-Prozessoren anfassen.