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Hardware- und Nachrichten-Links des 28. Oktober 2020

Die abendliche AMD-Vorstellung von Radeon RX 6800, 6800 XT & 6900 XT hat zu breit positiven bis teilweise euphorischen Reaktionen geführt: Generell ist man zumeist überrascht, bis auf welches Performance-Level AMD hinaufgehen will und freut sich auf den nunmehr wieder in Gang kommenden Wettbewerb im HighEnd- und Enthusiasten-Segment. Dennoch gibt es noch Klär- wie Kritikpunkte: In die erste Kategorie fällt die Performance unter RayTracing sowie das nur dezent angedeutete (weil später erscheinende) DLSS-Äquivalent "SuperResolution". In die zweite Kategorie fallen die Details zu den AMD-eigenen Benchmarks zu Radeon RX 6800, 6800 XT & 6900 XT, welche teilweise zusammen mit "Smart Access Memory" und teilweise sogar unter Verwendung des "Rage"-Modus erstellt wurden. Beides stellt nicht nur eine gewisse Ergebnis-Verfälschung dar, sondern ist auch eine ziemlich unseriöse Herangehensweise, wenn man jedes Benchmark-Set unter jeweils anderen Bedingungen aufstellt:

Smart Access Memory Rage-Mode
AMD-Benchmarks der Radeon RX 6800 aktiv nicht aktiv
AMD-Benchmarks der Radeon RX 6800 XT nicht aktiv nicht aktiv
AMD-Benchmarks der Radeon RX 6900 XT aktiv aktiv
Feature-Erklärung bessere Anbindung des Grafikkartenspeichers an den Prozessor, nur verfügbar in Kombination Zen 3, 500er Mainboard und RDNA2-Grafikkarte automatische Übertaktungs-Funktion, vermutlich auch unter Anhebung der TDP
einzelner Performance-Effekt lt. AMD ausgewählte Spiele üblicherweise 5-6%, in der Spitze 11%, Durchschnitt 6,6% nicht exakt spezifiziert
gesamter Performance-Effekt lt. AMD ausgewählte Spiele üblicherweise 4-8%, in der Spitze 13%, Durchschnitt 6,4%

AMD hat hiermit ergo wenig dafür getan, dass man sich vorab bezüglich der Performance der kommenden RDNA2-Beschleuniger bereits halbwegs sicher sein könnte: Zusammenrechnend diese Problematik der gewissen Benchmark-Verfälschung der AMD-eigenen Benchmarks sowie eines erwartbar geringfügigen AMD-Bias bei üblicherweise allen Hersteller-erstellten Benchmarks hat nVidia weiterhin seine Chance, in den kommenden unabhängigen Benchmarks vernünftig bis teilweise sogar gutklassig herauszukommen. Allein bei der Radeon RX 6800 scheint der von AMD prophezeite Performance-Abstand zur GeForce RTX 2080 Ti groß genug zu sein, auf dass selbst nach Herausrechnung dieser Faktoren immer noch die (zur RTX2080Ti gleich schnelle) GeForce RTX 3070 geschlagen werden sollte. Bei allen anderen Vergleichen bleibt es wirklich die unabhängigen Benchmarks abzuwarten, welche für Radeon RX 6800 & 6800 XT am 18. November sowie für die Radeon RX 6900 XT am 8. Dezember anstehen.

Daneben ist generell die Frage aufzuwerfen, ob AMDs "Smart Access Memory" nicht einen Schritt in die falsche Richtung darstellt. Die exakte Wirkungsweise des Features ist zwar noch etwas unklar, aber in jedem Fall soll hierbei das Zusammenspiel von Zen-3-Prozessor, 500er Mainboard und RDNA2-Grafikkarte ausgenutzt werden – sprich es handelt sich um ein Feature, welches allein nur bei 100%iger AMD-Technik funktioniert. Käme so etwas von Intel oder nVidia, wäre da sicherlich der Teufel los – bei AMD geht dies nun in aller Euphorie unter, gibt aber dennoch den Beweis dafür ab, dass die Marktkonstruktion eines Anbieters von PC-Prozessoren und PC-Grafikkarten zusammen aus Wettbewerbs- und Fairness-Sicht eben doch suboptimal ist. Insbesondere ermöglicht AMD nunmehr nachfolgend Intel & nVidia, ohne Hemmungen vergleichbare Entwicklungen anzustossen – welche man mit dem genüßlichen Verweis auf dieses AMD-Feature rechtfertigen kann. Es ist wenig erbaulich, dass AMD, sobald man mal eine Sekunde am wirklichen Erfolg schnuppert, gleich die (schlechten) Methoden der bisherigen Platzhirsche kopiert (wichtiges Update: diese Darstellung ist falsch und gilt mit den News zum 18. November 2020 als zurückgezogen).

Zu den kürzlich genannten Vorab-Benchmarks von Ryzen-5000-Prozessoren ergibt sich noch der Nachtrag in Form von CPU-Z-Resultaten des Ryzen 9 5950X: Interessanterweise liegen hierzu gleich zwei Werte vor, wobei das Ergebnis von Apisak @ Twitter zwar niedriger ist, aber wegen der CPU-Z-Validierung sicherer erscheint. Das Ergebnis von HXL @ Twitter ist zwar höher und damit nominell ansprechender, allerdings ist es auch weniger glaubwürdig, wenn der Ryzen 9 5950X unter dem Singlethread-Test des CPU-Z dann noch einmal einen Sprung auf 690 Punkte hinlegen soll, wenn der Ryzen 7 5800X bei 650 Punkten schon ein Spitzen-Ergebnis hingelegt hatte. Laut Kopite7kimi @ Twitter soll die Differenz wohl am PBO-Feature liegen – aber natürlich ist es besser, diese Prozessoren im default-Zustand zu vergleichen, alles andere fällt ins Feld der manuellen Optimierung eines konkret vorliegenden PC-Systems und kann damit keine Allgemeingültigkeit erlangen.

Technik CPU-Z (ST) CPU-Z (MT) PassMark (ST) PassMark (MT)
Ryzen 9 5950X Zen 3, 16C/32T, 3.4/4.9 GHz, 105W TDP 658 12366 3693 45564
Ryzen 9 3950X Zen 2, 16C/32T, 3.5/4.7 GHz, 105W TDP 524 10867 2747 39279
Ryzen 9 3900X Zen 2, 12C/24T, 3.8/4.6 GHz, 105W TDP 521 8177 2730 32858
Core i9-10900K CML, 10C/20T, 3.7/5.3 GHz, 125W TDP 584 7386 3177 24282
Ryzen 7 5800X Zen 3, 8C/16T, 3.8/4.7 GHz, 105W TDP 650 6593
Core i7-10700K CML, 8C/16T, 3.8/5.1 GHz, 125W TDP 558 5640 3084 19676
Ryzen 7 3800X Zen 2, 8C/16T, 3.9/4.5 GHz, 105W TDP 519 5577 2745 23348
Ryzen 5 5600X Zen 3, 6C/12T, 3.7/4.6 GHz, 65W TDP 3455 22160
Core i5-10600K CML, 6C/12T, 4.1/4.8 GHz, 125W TDP 2931 14632
Ryzen 5 3600X Zen 2, 6C/12T, 3.8/4.4 GHz, 95W TDP 505 4101 2677 18318
CPU-Z-Wert des Ryzen 7 5800X von Apisak @ Twitter, CPU-Z-Wert des Ryzen 9 5950X von Apisak @ Twitter, PassMark-Werte von Ryzen 5 5600X & Ryzen 9 5950X aus der offiziellen PassMark-Datenbank, alle Vergleichswerte aus den offiziellen Benchmark-Datenbanken von CPU-Z und PassMark