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Hardware- und Nachrichten-Links des 29. April 2015

SemiWiki haben sich in einem fünfteiligen Artikel mit "Moore’s Law" beschäftigt – dessen Wirken in der Vergangenheit und den Schwierigkeiten, es in der Zukunft noch einzuhalten. Die Artikel enthalten dabei jede Menge interessante Details aus dem Innenleben von Chipdesign und Fertigungstechnologie. Erwähnenswert ist beispielsweise die Tabelle zur Entwicklung der Wafergrößen, wonach es in den Jahren 1963 bis 1988 nahezu immer zwischen 3 bis 4 Jahre zur nächsten Wafergröße dauerte – bis es dann von den 200mm- zu den 300mm-Wafern immerhin 10 Jahre dauerte und für den Sprung von den 300mm- zu den 450mm-Wafern nunmehr sogar eine Zeitspanne von gleich 24 Jahren angesetzt wird (sofern die 450mm-Wafer tatsächlich im Jahr 2022 eingesetzt werden). Bezüglich der Kostenreduktion mit neuen Fertigungsverfahren ist der Artikel ebenfalls eher skeptisch aufgestellt: Für Logiktransistoren (wie für CPUs & GPUs benutzt) sieht man in der 16nm-Fertigung eine regelrechte "Pause" in Moore’s Law, sprich keine echte Kostenreduktion. Bei der 10nm-Fertigung soll es nur eine unterdurchschnittliche Kostenreduktion geben – und erst unter der 7nm-Fertigung würde Moore’s Law wieder gelten, zumindest sofern die EUV-Lithographie bis dahin auch wirklich bereitsteht (wobei Intel und TSMC 7nm wohl noch ohne EUV realisieren wollen). In der Summe soll zwischen 28nm und 7nm ein großer Knick bezüglich der normalerweise zu erwartenden Kostenreduktion liegen, erst die EUV-Lithographie soll dies wieder geradebiegen und dann für drei weitere Fertigungs-Generationen Moore’s Law aufrecht erhalten.

Laut der WinFuture macht Microsoft augenscheinlich ziemlichen Druck bezüglich des Windows 10 Release-Termins – was in der Folge dessen die Zeitspanne zwischen RTM-Status und offiziellem Launchtermin erheblich verkürzt und damit die Hardware-Hersteller in Probleme bringt, ihre Windows-10-System rechtzeitig in den Handel zu bringen. Waren bei Microsoft bisher 2-3 Monate zwischen RTM und Launch üblich, sollen es bei Windows 10 nur noch 14 Tage sein – zu wenig, um die fertigen PCs, auf denen aber erst noch Windows 10 installiert werden muß, von Asien nach Europa und Nordamerika auf dem üblicherweise vier Wochen dauernden Seeweg zu schicken. Sollte sich diese Situation tatsächlich derart ergeben, würden zum Windows-10-Launch wohl nur eher wenige direkt für Windows 10 gedachte PCs & Notebooks herausgebracht werden können, die Mehrzahl würden in den Wochen danach folgen. Die Hardware-Hersteller befürchten damit natürlich, den positiven Schwung des Windows-10-Launches zu verpassen – andererseits dürfte es im Sommer jetzt auch nicht die ganz großen Käuferschlangen geben, das Kaufgeschehen wird natürlicherweise erst im Herbst wieder anziehen.

Unter anderem Silicon.de berichten über die Entscheidung Microsofts, Windows 10 die Möglichkeit zur Ausführung von Android-Apps von Haus aus mitzugeben. Für Windows 7/8 gibt es für diesen Zweck entsprechende Software von anderen Entwicklern, der direkte Support durch Microsoft würde dies aber noch einmal auf eine gänzlich neue Stufe heben – dafür aber Probleme gerade in Microsofts Versuch, die App-Entwickler zu Windows zu locken, verursachen. Denn jene könnten durchaus versucht sein, bei Android zu bleiben, wenn jene Android-Apps dann ja sowieso unter Windows 10 funktionieren. Microsoft-Insider Paul Thurrott spricht sogar davon, daß Windows damit zu einem "Launcher für Android" werden würde – eine Gefahr, die sicherlich nicht ganz von der Hand zu weisen ist. Andererseits ist das Kind sowieso schon in den Brunnen gefallen: Es existiert schlicht Bedarf dafür, Android-Apps unter Windows zu starten und es existieren dafür auch schon Lösungen. Microsoft konnte sich nur entscheiden, dies entweder wuchern zu lassen oder aber es selber mitzugestalten. Man hat sich für letzteres entschieden, was im Sinne der Kunden nur vorteilhaft ist – die Börsenanalysten werden es im Sinne des Unternehmeswert vielleicht anders sehen, aber dies spielt für den Anwender letztlich keine Rolle.

Die ARD hat in ihrer PlusMinus-Sendung einen Bericht über die Sicherheit von SmartTVs gebracht, welcher auch einen Praxistest mit vor dem Haus in einem Lieferwagen sitzendem Sicherheitsexperten beeinhaltet. Jener hatte kein Problem, den ans Internet angeschlossenen SmartTV zuerst unter seine Kontrolle zu bringen und dann letztlich für seine Zwecke fernzusteuern – inklusive Aufzeichnung des kompletten Geschehens im Wohnzimmer mittels der verbauten Webcam & Mikrofon. Beeindruckend ist dabei insbesondere die Einfachheit des Hacks, welches auf keinerlei wirksame Sicherheitsmaßnahmen seitens der TV-Hersteller schließen läßt. Im Jahr 2015 ist dies nicht nur ein Armutszeugnis, sondern eigentlich sogar ein justizabler Produktmangel: Ein Gerät, welches ans Internet angeschlossen wird, darf heutzutage nicht mehr so einfach zu hacken sein, gerade wenn es mittels Webcam & Mikrofon erhebliches Mißbrauchspotential gibt und der Hack mangels passender Benutzeroberfläche allerhöchstens nachträglich auffallen könnte. Wenn die Politik dem Land wenigstens einmal einen kleinen Nutzen bringen wollte, sollte man schnellstens ein Verbot derart mies abgesicherter SmartTVs ins Rollen bringen – weil allein über den Druck der Konsumenten wird es leider noch Jahre brauchen, ehe die TV-Hersteller reagieren.