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Hardware- und Nachrichten-Links des 3. Juni 2015

Die PC Games Hardware hat einen Die-Shot von AMDs Tonga-Chip aus einer AMD-Präsentation gezogen und untersucht, was darauf an Hardware-Einheiten zu erkennen ist: Nach einigem Hin und Her kamen dabei dann doch 32 Shader-Cluster aka 2048 Shader-Einheiten an einem 384 Bit DDR Speicherinterface heraus – faktisch der Standard des Tahiti-Chips, zu welcher der Tonga-Chip wie bekannt eine nahezu gleich große Chipfläche hat. Prinzipiell kann AMD damit den Tahiti-Chip auf einem neueren Featureset komplett ersetzen, so dürfte dann auch der Plan bei der kommenden Radeon R300 Serie aussehen. Sofern die Tonga-basierte Radeon R380 tatsächlich mit 2 GB Speicherbestückung per default antritt (4 GB als Option), könnte man dann bei der Radeon R9 380X den Vollausbau mit eben 3 GB Speicherbestückung ausfahren. Die komplette Neuauflage eines Grafikchips ohne wirklich abweichender Anzahl an Hardware-Einheiten ist zwar eher ungewöhnlich, aber wie an diesem Fall zu sehen dennoch nicht völlig unmöglich.

Tom's Hardware berichten über die klare Ansage des nVidia-CEOs Jen-Hsun Huang, wonach nVidia raus aus dem Smartphone-Geschäft ist – und sich in Zukunft zum einen auf sein Grafikkarten-Business und für die Tegra-Sparte eher auf Automobil-Elektronik und seine Shield-Gerätschaften konzentrieren werde. Dafür braucht nVidia natürlich weiterhin entsprechende Chips, sowohl auf GPU- als auch auf CPU-Seite – aber gut möglich, daß nVidia sich auf der CPU-Seite in Zukunft die teure Eigenentwicklung schenkt und auf günstig lizenzierbare Standardware setzt. Auch das einstmals großartig angekündigte "Project Denver" könnte hiervon betroffen sein – eine richtige Zielgruppe gibt es dafür sowieso nicht und für einen höheren Leistungsbedarf kann man notfalls auch die verbesserten ARM-Kerne von Qualcomm etc. zurückgreifen. Wirklich schaden tut die Absage ans Smartphone-Geschäft nVidia überhaupt nicht, da man dort derzeit faktisch gar nicht präsent ist, die Gewinnaussichten für nachkommende Komponentenhersteller aber eher desaströs aussehen. Allerdings bedeutet diese Absage auch, daß nVidias Idee, mit (deutlich) mehr Grafik-Leistung den Smartphone/Tablet-Markt aufzurollen, aus grundsätzlichen Gründen gescheitert ist: Denn gäbe es diesen Bedarf, dann wäre nVidia wenigstens teilweise irgendwo mit dabei. Augenscheinlich gibt es im Smartphone/Tablet-Markt aber wirklich gar keinen Leistungsdruck aus Grafiksicht – eine wichtige Erkenntnis auch für die anderen Chip-Entwickler.

Über eine neue Idee, die von den Hersteller geliebten, von den Konsumenten jedoch weitgehend verschmähten All-in-One-PCs beliebter zu machen, berichten Heise anhand des auf der Computex gezeigten MSI AX24: Jenes AiO-Gerät besitzt einen Einbauschacht für eine normale Grafikkarte mit PCI Express x16 Stecker, von der Gehäusegröße ausgehend dürften sogar DualSlot-Grafikkarten verbaubar sein. Wieviel Stromverbrauch jene haben dürfen, ist leider noch nicht ganz klar: Das Komplettgerät hat eine TDP von 300 Watt, verbaut sind allerdings gleich zwei Netzteile für jeweils 180 Watt Leistungsbedarf. Vor einer weiteren Klärung darf man davon ausgehen, daß die vom Käufer verbaute Grafikkarte eben nicht mehr als jene 180 Watt ziehen darf – was jedoch ein breites Spektrum an Grafikkarten aus dem Mainstream- und Performance-Bereich ermöglicht, selbst eine GeForce GTX 970 passt noch knapp unterhalb diesen (vorläufigen) Grenzwert. Zumindest für Mainstream-Bedürfnisse erscheint das ganze als praktikable Umsetzung eines Gaming- und gleichzeitig Upgrade-fähigen All-in-One-PCs – sofern denn der Preis passend ist, in dieser Frage schießen nach wie vor viele AiOs klar am Ziel vorbei.

Nochmals Heise berichten über weiteren Druck der EU-Kommission beim TV/Streaming-Geoblocking: Im Blickfeld ist dabei vorerst besonders der Punkt ungerechtfertiger Blockaden – wie wenn ein Deutscher im Ausland keinen Zugriff auf sein heimisches & voll bezahltes Pay-TV bekommt, weil er eben von einer ausländischen IP-Adresse ausgehend surft. Zumindest in dieser Frage könnte der Druck der EU-Kommission tatsächlich zu Verbesserungen führen, weil die Grundlage der Blockade in diesem konkreten Fall weniger im Vertragsrecht als vielmehr in technischen Limitationen liegt – viele Firmen sind halt nach wie vor unfähig daran zu denken, daß Menschen tatsächlich Urlaub machen oder sich gar für längere Zeit im Ausland aufhalten könnten. Das größere Problem lauert allerdings immer noch in der Frage, wie man einen echten EU-Binnenmarkt auch in diesem Bereich aufbauen kann – ganz ohne jede Regions- und Ländergrenzen mit der Möglichkeit, ohne Sicht auf Wohnsitz oder Staatsbürgerschaft alle digitalen Güter frei erwerben zu können. Da dies jahrzehntelang eingefahrene Vertriebswege und Vertragsgewohnheiten der großen Medienunternehmen berührt (bzw. untergräbt), dürfte es in dieser Frage einen viel erheblicheren Widerstand geben.