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Hardware- und Nachrichten-Links des 5./6. Oktober 2019

Auf Twitter hat Intels Raja Koduri einen neuen Teaser zu "Intels Xe" Grafikchip-Architektur vom Stappel gelassen: Gezeigt wird hierbei ein Auto-Nummernschild mit der Nummer "THINKXE", welches interessanterweise bis zum Juni 2020 gültig ist. Sofern diese Deutung korrekt ist, wird man zu diesem Zeitpunkt wohl zumindest ernsthafte Xe-Informationen erwarten können – vielleicht sogar verbunden mit einer regelrechten Vorstellung oder gar einem Launch, all dies bleibt natürlich noch abzuwarten. Generell darf jedoch weiterhin erwartet werden, das Intel gerade mit seiner allerersten Grafik-Generation nach dem Wiedereinstieg in diesen Markt erst einmal (bewußt) kleine Brötchen backen wird – sprich, wahrscheinlich mit LowCost- und Mainstream-Lösungen anfängt, welche sich auch für Mobile-Bedürfnisse eignen. Schließlich liegt gerade in letzterem Punkt der größte Anreiz für Intel, hier wieder mitzuspielen – in Mobile-Grafiklösungen oberhalb der Leistungsklasse integrierter Lösungen. Dort liegen lukrative OEM-Aufträge, sowohl bezüglich Volumen als auch Gewinnaussichten. Der Markt an Desktop-Grafikkarten ist dagegen hart umkämpft, steht im Lichte der Öffentlichkeit und ist vor allem wenig gewinnträchtig, gerade wenn man als Neueinsteiger den Platzhirschen oftmals nur über den Preis entgegentreten kann. Natürlich ist Intels Grafikkarten-Strategie (hoffentlich) nach oben hin offen ausgerichtet – sprich alles kann noch passieren, dies wird dann die Zeit bringen. Nur den Anfang dürfte Intel sicherlich nicht dort machen, wo der Platz für Fehler am geringsten ist – im HighEnd/Enthusiasten-Segment des Desktop-Markt.

Ein Thread unseres Forums zeigt reihenweise Videos zur Performance der integrierten Ice-Lake-Grafik in einem Core i7-1065G7, sprich einer "Iris Plus Graphics 940". Interessant sind hierbei insbesondere die letzten Videos, wo dann auch Performance-Vergleiche zu einem Ryzen 5 3500U mit einer Vega-8-Grafiklösung, einem Ryzen 7 3700U mit einer Vega-10-Grafiklösung sowie letztlich einem Core i5-8250U mit UHD Graphics 620 gezogen werden (Videos No.1, No.2 und No.3). Die in den Videos gezeigten (aber leider kaum seriös auswertbaren) Performance-Werte zeigen grob auf dasselbe Bild hin, was bereits diverse Tests zu dieser Frage aufgestellt haben: Intel macht mit der Ice-Lake-Grafik jede Menge Boden gut, kommt aber sicherlich nicht vor AMDs Vega-Grafik in den Picasso-APUs heraus. Wenn es hier in der Praxis einen Gleichstand gibt, ist Intel schon gut bedient, denn nach wie vor kann es immer vorkommen, das die Intel-Grafik in dem einen oder anderen Benchmark ziemlich versagt. Teilweise reicht daher schon die kleinere Vega-8-Grafik des Ryzen 5 3500U aus, um einen groben Gleichstand zur Intel-Grafik zu erzielen. Reichlich irritierend ist dabei inbesondere der Vergleich zur UHD Graphics 620 mit weniger als der Hälfte der Grafik-Rechenkraft auf zudem älterer Grafik-Architektur: Augenscheinlich limitiert hier in erster Linie die CPU-Power, denn in den hierbei angetretenen Benchmarks liegt die neuere Ice-Lake-Grafik zwar vorn, ist jedoch weit entfernt von der zu erwartenden überdeutlichen Performance-Differenz.

Einen gewissen Hinweis darauf, wo hier die Problematik liegt und wieso Intel seine eigene Vorgabe, mit der Ice-Lake-Grafik die (bisherige) AMD-Grafik klar zu schlagen, nicht erfüllt hat, liefert ein Testbericht seitens Notebookcheck. Hierbei gab es dann (einige) wertbare Benchmarks, deren Performance-Ergebnisse sich vor allem sehr deutlich zwischen theoretischen Testern (3DMarks) und realen Spielen unterscheiden lassen: Während die Ice-Lake-Grafik sich unter den theoretischen Testern noch gut +20% von der Vega-iGPU absetzen konnte, gab es unter realen Spielen dann vielmehr einen Gleichstand. Sehr interessant auch, wie die dedizierte GeForce MX250 auf GP108-Basis (nVidia Pascal) unter denselben Benchmarks reagiert: Unter den theoretischen Tester konnte sich diese extra Mobile-Grafiklösung nur unwesentlich von der Ice-Lake-Grafik absetzen, unter realen Spielen gab es dagegen grob die doppelte (!) Performance. Anders formuliert ergibt es augenscheinlich einen monströsen Unterschied, ob man einen 3DMark oder ein reales Spiel bemüht. Bei letzteren zwingen die Anforderungen an die CPU-Performance die integrierten Grafiklösungen offenbar zu (viel) niedrigen Taktraten, um nicht die CPU selber auszubremsen – ergo kommt selbst eine Einsteiger-Lösung wie die GeForce MX250 klar besser heraus. Damit ergibt sich zudem auch die Erkenntnis, das der 3DMark im Bereich von integrierter Grafik besser nicht bemüht werden sollte, weil dessen Performance-Ergebnisse hier überhaupt nicht mit der Performance unter realen Spielen korrelieren.

Iris Plus G7 Radeon RX Vega 10 GeForce MX250
Technik Intel Ice Lake, getestet in einem Lenovo Yoga C940-14IIL AMD Picasso (Zen+), getestet in einem Lenovo IdeaPad S540-14API nVidia Pascal (dedizierte Grafik), getestet in einem Lenovo IdeaPad S540-14IWL
theoretische Benchmarks (2 Tests) 120% 100% 135%
reale Spiele (3 Tests) 99% 100% 194%
basierend auf den Ausführungen von Notebookcheck

GamesWirtschaft berichten über die Spieleförderung 2019 des (hierfür zuständigen) bundesdeutschen Verkehrsministeriums, welche nunmehr für 6 Spiele-Projekte die Gesamtsumme von 800'000 Euro ausschüttet – während vor allem der Streit über die bislang nicht geplanten Fördermittel für das Jahr 2020 weitergeht. Unabhängig einer kritischen Haltung zur Spieleförderung an dieser Stelle geht diese konkrete Förderung wohl in Ordnung, werden damit primär StartUps bei ihren Erstlingswerken unterstützt – was etwas anderes darstellt, als einem Multimillionen-Dollar-Projekt mit echten Verkaufsaussichten zur Förderung der Gewinnmarge Steuergeld in den Rachen zu werfen. Allerdings ist das ganze dennoch zu kurz gedacht, wenn es wirklich um die Ansiedelung und Förderung einer Spiele-Branche in Deutschland geht: Dafür braucht es viel höheren Geldeinsatz sowie auch eine zusätzliche projektunabhängige Branchen-Förderung beispielsweise bezüglich Aufenthalts- und Arbeitserlaubnissen für ausländische Mitarbeiter sowie eventuell auch (temporären) Steuererleichterungen für StartUp-Unternehmen (ohne dabei jedoch Großkonzerne zu fördern, wie rein praktisch in England passiert).

Insbesondere die genannten StartUps mit ihren schließlich schon laufenden Spieleprojekten zeugen schließlich davon, das es Interesse an Spieleentwicklung und auch die dafür notwenige Manpower gibt – nur bleibt dies alles Klein-Klein und ohne jede Synergieeffekte, wenn hier und da über einzelnen Spieleprojekte Geld ausgeschüttet wird, ein Gesamtkonzept mit Zielvorgaben samt entsprechender Finanzierung jedoch fehlt. Einfach nur eine Summe an Fördergeldern pro Jahr festzulegen, wird letztlich kaum helfen, um Deutschland als Standort für Spiele-Entwicklung zu etablieren – die zieht eher denn professionelle Fördergelder-Abkassierer an, wie teilweise von der Filmbranche her bekannt. Die Zielsetzung muß dabei immer sein, groß genug für einen selbsttragenden Aufschwung zu werden – mittels einer Spiele-Branche, welche von ganz alleine Mitarbeiter & Unternehmen anzieht, weil die grundsätzlichen Bedingungen entsprechend gut sind. Einfach hier und da ein paar Spieleprojekte von StartUps zu fördern reicht für diese Zielsetzung nicht aus, auch nicht über die Jahre hinweg. Dabei erscheint eine ernsthafte Wirtschaftsförderung an dieser Stelle angesichts der Schwierigkeiten anderer Schlüsselindustrien (aka Autobranche) sogar als angebracht – was aber wie gesagt nur den Tropfen auf den heißen Stein ergibt, wenn man es nicht wirklich ernsthaft betreibt.