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Hardware- und Nachrichten-Links des 8./9. Februar 2020

Nochmals zum Thema "Arcturus", sprich AMDs anstehendem HPC-Chip mit Wurzeln in der Vega-Architektur: Es ist absolut möglich, das einige Meldungen der letzten Zeit zu "Big Navi" letztlich gar nicht Navi- sondern Arcturus-bezogen sind, sprich einfach nur falsch zugeordnet wurden. Dies kann sehr einfach passieren, wenn insbesondere in Gerüchten zu einem Tape-Out, einer Eintragung in eine Benchmark-Datenbank oder einem bei AMD eingehenden Testboard im jeweiligen Original unter Umständen gar kein konkreter Chipname genannt wird, sondern man überall von einem "großen AMD-Chip" ausgeht. Die jeweiligen Leaker bzw. die IT-Presse versuchen dies dann natürlich zuzuordnen und schreiben somit (auch wir) "Navi 21" dran – aber in einigen Fällen ist diese Auslegung überhaupt nicht sicher bzw. muß man dann dem Leaker vertrauen, das sich jener diese Benennung nicht selber aus den Fingern gezogen hat. In jedem Fall dürften derzeit wahrscheinlich zwei neue Grafikchips samt Testboards bei AMD herumschwirren – einmal Arcturus und einmal Navi 21. Damit wird es schwieriger, nachfolgende Leaks exakt zuzuordnen, aus diesen Leaks gewonnene Informationen sind somit um so riskanter einzuordnen.

Arcturus Navi 21
Fertigung wahrschl.  7nm+ TSMC bestätigt  7nm+ TSMC
Abstammung bestätigt  (modifizierte) Vega-Architektur bestätigt  RDNA2-Architektur
Technik wahrschl.  128 Shader-Cluster @ HBM-Speicherinterface angenommen  80 Shader-Cluster @ GDDR6-Speicherinterface
Zielsetzung wahrschl.  rein Profi-Bereich: HPC & AI bestätigt  HighEnd-Gaming mit Hardware-RayTracing
Release wahrschl.  Frühling/Sommer 2020 wahrschl.  Sommer/Herbst 2020

Die ComputerBase berichtet über die Fortschritte bei HBM-Speicher: So hat das Standardisierungs-Gremium JEDEC eine neue offizielle Speicherspezifikation für HBM herausgegeben, womit dieser Speicher ganz offiziell nunmehr bis 1600 MHz (3,2 Gbit/s per Pin) takten kann. Offiziell fließt dies in die "HBM-Spezifikation" ein, welche keinerlei Unterschied zwischen den marktgängigen Bezeichnungen "HBM1" und "HBM2" kennt – letztere werden allerdings üblicherweise zur Unterscheidung zwischen der ersten HBM-Generation von AMDs Fiji-basierten Grafikkarten und der zweiten HBM-Generation auf Vega-Grafikkarten, nVidias HPC-Beschleunigern und anderen Produkten benutzt. Zudem wird darüber berichtet, das Samsung mit einer neuen HBM2E-Generation zukünftig bis zu 2100 MHz (4,2 Gbit/s per Pin) takten will – wobei "HBM2E" auch wieder eine inoffizielle Bezeichnung darstellt, welche Samsungs Sonderweg bei der Weiterentwicklung von "HBM" über die offizielle Spezifikation hinaus kennzeichnet. In beiden Fällen gilt aber vor allem der Einwand der ComputerBase, das es sich bei diesen Taktraten zumeist nur um Papiertiger handelt: Es ist spezifiziert und könnte auch gebaut werden – aber es wird praktisch nicht genutzt, womit auch keine Fertigung und damit kein verfügbares Angebot existiert.

Das ganze Thema HBM liegt derzeit immer noch zu sehr in der Nische der Projekt-bezogenen Fertigung, womit keine allgemeine Verfügbarkeit und damit kein allgemeiner Markt aufgebaut werden kann. Damit findet dann eben auch kein Wettbewerb in Richtung höherer Taktraten stattfindet (wie hingegen im DRAM-Segment) – und die genannten höheren HBM-Taktraten kommen letztlich nie im Markt an. Sicherlich gibt es leichte Bewegung bei den HBM-Taktraten der jeweils realisierten Produkte, aber diesbezüglich liegt man derzeit mit 1000-1200 MHz doch erheblich unterhalb dessen, was mit HBM technisch schon möglich wäre. Letztlich werden einfach mehr Produkte mit HBM-Nutzung benötigt, um sich hiermit endlich einen vernünftigen Markt aufzubauen – die jeweiligen HPC-Lösungen von AMD & nVidia fallen allerdings kaum in diese Kategorie, denn deren Stückzahlen sind hierfür (weitaus) zu klein. Insofern könnten allenfalls neue Gamer-Grafikkarten mit HBM-Speicher diesen gordischen Knoten durchschlagen. Eventuell sind ja für die Spitzenmodelle der anstehenden Chip-Generationen AMD Navi 2X & nVidia Ampere die Bandbreiten-Anforderungen so hoch, das man jene unter GDDR6 nur noch mit einem (eigentlich zu vermeidenden) 512-Bit-Interface lösen könnte – was dann eine neue Chance für HBM im Grafikkarten-Bereich ergeben würde.

Ziel-Bandbreite GDDR6 HBM2 (bisher üblich) HBM2 (maximal lt. Spec)
768 GByte/sec 384 Bit Interface @ 4000 MHz QDR
512 Bit Interface @ 3000 MHz QDR
3072 Bit Interface @ 1000 MHz DDR 2048 Bit Interface @ 1500 MHz DDR
896 GByte/sec 512 Bit Interface @ 3500 MHz QDR 4096 Bit Interface @ 875 MHz DDR 3072 Bit Interface @ 1166 MHz DDR
1 TByte/sec 512 Bit Interface @ 4000 MHz QDR 4096 Bit Interface @ 1000 MHz DDR 3072 Bit Interface @ 1333 MHz DDR
1,2 TByte/sec - 6144 Bit Interface @ 800 MHz DDR 4096 Bit Interface @ 1200 MHz DDR
3072 Bit Interface @ 1600 MHz DDR
1,5 TByte/sec - 6144 Bit Interface @ 1000 MHz DDR 4096 Bit Interface @ 1500 MHz DDR
2 TByte/sec - - 6144 Bit Interface @ 1333 MHz DDR

Von ComputerBase wie PC Games Hardware kommen Benchmark-Artikel, welche sich mit der Grafikkarten-Performance unter "Monster Hunter World" nach der aktuellen "Iceborne"-Erweiterung beschäftigen. Mittels selbiger beherrscht die benutzte Spielengine "MT-Framework" nunmehr auch DirectX 12, hinzu wurden dem Gesamtspiel auch diverse neue Grafikeffekte hinzugefügt bzw. selbige verbessert. Die Performance mit DirectX 12 ist dabei nicht zwingend besser gegenüber DirectX 11, allerdings gewinnen oftmals CPU-Limit sowie Minimum-Frameraten mit DirectX 12 hinzu. Nichtsdestotrotz sind sich beide Testberichte in der Bewertung von DirectX 12 nicht ganz einig: Die PCGH empfiehlt durchgehend DirectX 12, während die ComputerBase diese Empfehlung nur für AMD-Grafikkarten ausspricht, für nVidia-Grafikkarten hingegen weiterhin an DirectX 11 festhält. Beide Testberichte zeigen dann eine durchgehend gute Performance fast aller Grafikkarten – nur die Navi-Performance wird seitens der ComputerBase als leicht unterdurchschnittlich eingeschätzt, wobei es sich hierbei allerdings eher nur um Nuancen dreht.

Grafikkarten-Empfehlung für "Monster Hunter World: Iceborne"
"Hoch" Preset @ 45 fps "Am Höchsten" Preset @ 60 fps
FullHD ab GeForce GTX 980, GeForce GTX 1060 6GB, GeForce GTX 1650 Super oder Radeon R9 290X, Radeon R9 390, Radeon RX 480, Radeon RX 570, Radeon RX 5500 ab GeForce GTX 1070 Ti, GeForce RTX 2060 oder Radeon RX Vega 56, Radeon RX 5700
WQHD ab GeForce GTX 980 Ti, GeForce GTX 1070, GeForce GTX 1660 Super oder Radeon RX Vega 56, Radeon RX 5600 ab GeForce GTX 1080 Ti, GeForce RTX 2070 Super oder Radeon VII
UltraHD ab GeForce GTX 1080 Ti, GeForce RTX 2070 Super GeForce RTX 2080 Ti @ ca. 40 fps
interpoliert gemäß der Benchmarks von ComputerBase & PC Games Hardware

In anderen Punkt ist AMD hingegen erstklassig dabei, so schlägt die Radeon RX 580 8GB die GeForce GTX 1060 6GB sowie die Radeon RX Vega 64 die GeForce GTX 1080 (auch schon unter FullHD). Beachtbar ist daneben vor allem das gute Abschneiden älterer Grafikkarten-Generation (so weit mitgetestet und so weit potent genug): Aus der Maxwell-Generation ist die GeForce GTX 980 Ti noch sehr gut mit dabei, selbst die GeForce GTX 970 läuft trotz deren Speicherproblematik (auf niedrigen Frameraten) noch halbwegs anständig mit. Bei AMD hingegen erreicht die Hawaii-basierte Radeon R9 390 immer noch ein sehr respektables Ergebnis, was dann in ähnlicher Form wohl auch auf Radeon R9 290X & 390X zutreffen sollte. Mit den Benchmarks nicht angezeigt, aber in der Praxis sicherlich bemerkbar dürfte der große Grafikkartenspeicher-Hunger des Spiels sein, sofern man optionale HD-Texturen-Paket aktiviert: Laut der PCGH steigen dann die Speicheranforderungen unter FullHD auf 6 GB, unter WQHD auf 8 GB und unter der UltraHD-Auflösung auf über 8 GB.