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Hardware- und Nachrichten-Links des 9. Mai 2019

Folgt man den Intel-Ausführungen zum "Investor Meeting 2019", so scheint die 10nm-Fertigung bzw. die darauf basierende Ice-Lake-Generation eigentlich keine Probleme mehr zu haben: Mobile-Prozessoren kommen noch in diesem Jahr, Server-Prozessoren im ersten Halbjahr 2020. Interessant ist hierbei allerdings eher, was nicht genannt wurde: Große Notebook-Prozessoren sowie jegliche Desktop-Prozessoren basierend auf "Ice Lake" fehlen in den Intel-Ausführungen – und werden in den inoffiziellen, nichtsdestotrotz aber wohl doch von Intel stammenden kürzlichen Roadmaps auch gar nicht erwähnt. An dieser Stelle werden hingegen prominent "Comet Lake" wie später auch "Rocket Lake" notiert – und sofern diese Roadmaps nicht (unwahrscheinlicherweise) komplett Nonsens sind, darf dies als klares Zeichen dafür gewertet werden, das es in absehbarer Zeit keine 10nm-Prozessoren von Intel für große Notebooks wie auch Desktop-Bedürfnisse geben wird. Dies läßt angesichts der sicherlich erscheinenden Mobile- und Server-Modelle von Ice Lake allerdings auch die Frage zu, wo genau es hierbei hapert.

2019 2020 2021
Server & HEDT Cascade Lake (Skylake-SP-Refresh, 14nm) Cooper Lake (14nm) & Ice Lake SP (10nm) Tiger Lake SP (10nm)
Desktop & große Notebooks Coffee Lake Refresh (KBL-Refresh, 14nm, bis 8C) Comet Lake (KBL-Refresh, 14nm, bis 10C) Rocket Lake (14nm, bis 10C)
Ultramobile ("U"-Serie) Ice Lake (10nm, bis 4C) Tiger Lake (10nm, bis 4C) NextGen (Basis "Golden Cove")
vorläufige (grobe) Angaben gemäß inoffizieller Roadmaps & Gerüchte-Angaben

Die vermutliche Auflösung liegt in diversen Gerüchte über Taktratenprobleme der 10nm-Fertigung von Intel bzw. einem klaren Effizienzproblem auf hohen Taktraten. Anders formuliert: Ice Lake und die 10nm-Fertigung funktionieren durchaus, nur sind damit ganz hohe Taktraten nicht effizient genug erreichbar. Diese Auflösung würde zumindest gut erklären können, wieso Intel bis dato nur Mobile- und Server-Prozessoren bei Ice Lake ansetzt: Die Mobile-Prozessoren der U-Klasse kommen primär mit TDPs von 15 oder 18 Watt daher, sind somit nie auf ganz hohe Taktraten ausgelegt. Und im Server-Bereich erreicht man sowieso nie Spitzentaktraten, je mehr CPU-Kerne man aufbietet. In beiden Fällen liegen diese Produkte also im Sweetspot von Ice Lake, wird hingegen die Problemzone von Ice Lake bzw. der 10nm-Fertigung klar vermieden. Und wegen dieser Problematik wird es dann letztlich zu der leicht irritierenden Situation kommen, das über den Zeitrahmen von zwei CPU-Generationen gleichzeitig sowohl 10nm- als auch 14nm-Prozessoren in Intels Produkt-Portfolio stehen werden. In diesem Fall bedeutet dies allerdings auch, das Desktop-Nutzer bei Intel bis zum Jahr 2021 weiterhin nur mit 14nm-Technik bedient wird – und da es sich hierbei allesamt um kurzfristig aus Taufe gehobene Refresh-Generationen handelt, dort auch keinerlei Architektur-Verbesserungen zu erwarten sind (bis auf den Support von PCI Express 4.0 bzw. DDR5-Speicher).

Auf jenem "Investor Meeting 2019" hat Intel auch einiges zu den integrierten Intel-Grafiklösungen von Ice Lake und Tiger Lake gesagt – letztere wird dann erstmals bereits auf der neuen Xe-Grafikarchitektur basieren, mittels welcher Intel auch seinen Angriff auf den Markt der Desktop-Grafikkarten bestreiten wird. Die integrierte Xe-Grafik in Tiger Lake soll wieder einmal mehr Ausführungseinheiten mitbringen: 96 EU sollen es im GT2-Format werden, gegenüber den 64 EU von Ice Lake im GT2-Format nochmals ein gewisser Sprung. Dabei soll sich jeweils die Grafikperformance sogar verdoppelt – was im Fall von Ice Lake und dessen großen Sprungs von 24 auf 64 EU sicherlich möglich ist, bei Tiger Lake mit dem Sprung von 64 auf 96 EU dann jedoch kaum passen will. Aber womöglich war hierbei auch ein kleiner Trick am wirken, denn Intel hat "Tiger Lake U" auf seinen Präsentationsfolien wahlweise mit 15 und 25 Watt TDP beschrieben (das als Basis benutzte "Whiskey Lake" dagegen durchgehend nur mit 15W TDP) – und mittels der höheren TDP wäre dann auch eine gehörige Taktratendifferenz drin, womit die angegebene Performanceverdopplung bei Tiger Lake besser zu erreichen ist.

Grafik-Gen. GT2-Größe Grafik-Performance lt. Intel
Kaby Lake + alle weiteren 14nm-Derivate Gen 9.5 24 EU -
Ice Lake Gen. 11 64 EU verdoppelt gegenüber Whiskey Lake
Tiger Lake Gen. 12 ("Xe") 96 EU vervierfacht gegenüber Whiskey Lake
Der Vergleich zwischen Whiskey Lake und Ice Lake erfolgte auf selber TDP (15W), zwischen Whiskey Lake (15W) und Tiger Lake (15W oder 25W) ist dies hingegen unsicher.

Der bekannte Leaker 'Tum Apisak' weist auf Twitter auf ein neues "Zen 2" Engineering Sample hin, welche seine 16 CPU-Kerne bei 3.3/4.2 GHz taktet. Dies ist vergleichsweise niedrig, allerdings kann selbiges bei Engineering Samples durchaus vorkommen – gerade wo es hier um einen 16-Kerner handelt. Jener stammt aus der regulären Ryzen- und nicht der Threadripper-Linie, wie der benutzte X570 Mainboard-Chipsatz beweist. Damit deutet sich im übrigen an, das AMD auch 16-Kerner ins normale Consumer-Segment bringen wird – diese Option also nicht erst deutlich später gezogen wird, wie bisher teilweise noch vermutet. Zurückkommend zur Taktrate sei darauf hingewiesen, das auch Zen 1 seinerzeit als Engineering Sample nicht gerade hochtaktend unterwegs war: Auf 3.15/3.5 GHz lag die Taktraten des Achtkerners im seinerzeitigen Vorab-Test von Canard PC – welcher dann als Ryzen 7 1800X offiziell mit 3.6/4.0 in den Ring stieg. Somit sind die vorstehenden Taktraten des Zen-2-ES von 3.3/4.2 GHz sicherlich als mit (etwas) "Luft nach oben hin vorhanden" zu betrachten. Taktraten-Wunder sollte man sich dagegen von Zen 2 eher nicht versprechen – die hierbei eingesetzte 7nm-Fertigung dient schließlich primär dazu, mehr Kerne unter derselben TDP zu erreichen, weniger denn zugunsten von höheren Taktraten.