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Erste unabhängige Benchmarks eines AMD Ryzen Engineering Samples aufgetaucht

Das französische Hardware-Magazin Canard PC bringt in seiner aktuellen Print-Ausgabe den ersten unabhängigen Test einer Ryzen/Zen-CPU, eine Fotographie des regulär nur offline verfügbaren Tests ist bei Reddit zu finden. Hierbei kam ein frühes Engineering Sample im A0-Stepping zum Einsatz, dessen Taktraten (nominell) auf 3.15 GHz Basetakt, 3.3 GHz Turbo auf allen Kernen und 3.5 GHz Turbo auf einem Kern lauten. Inwiefern der Turbo wirklich durchlief und ob eventuell gewisse CPU-Funktionen noch deaktiviert waren, ist nicht weiter bekannt, auch die englische Übersetzung des französischsprachigen Tests macht hierzu nicht schlauer. In jedem Fall sollten Ryzen im Verkaufs-Zustand allein aufgrund des bekannten Basetakts von 3.4 GHz (oder mehr) noch einmal entsprechend gut 8% zulegen können – je nachdem wie stark jenes Engineering Sample vom Feature-Umfang von der Verkaufsversion abweicht, könnte es auch etwas mehr sein (muß es aber nicht).

Doch auch schon auf 3.15 GHz Basetakt läuft der Ryzen-Prozessor zu einer hohen Performance auf, selbst wenn dabei nicht ganz AMDs Performance-Preview unter Blender & Handbrake erreicht wird. Bei Canard PC hat man hierzu als erstes die Workstation-Performance unter den Rendering- und Enconding-lastigen Benchmarks 3ds Max 2015, Blender 3D, Corona, Handbrake, PovRay 3.7 und wPrime ausgemessen und in Vergleich zu aktuellen Intel-Prozessoren gesetzt. Weil die bei Reddit hierzu zu sehende Fotographie des Tests ziemlich schlechter Qualität ist und zudem auch nicht auf AMDs Ryzen-Prozessoren (sondern den Core i5-6600K) normiert wurde, haben wir das ganze noch einmal aufbereitet und in ein eigenes Diagramm (natürlich streng basierend auf den Werten von Canard PC) gegossen:

Wie hiermit gut zu sehen, reicht es für das Ryzen-Sample nicht ganz, um mit dem Core i7-6900K unter einem breiteren Benchmarkfeld mithalten zu können. Auf höherem Takt könnten die Ergebnisse zwar etwas besser ausfallen, aber dann sollten bei diesen stark die CPU belastenden Rendering- und Encoding-Benchmarks auch die Turbo-Taktraten kaum noch ansteigen – sprich, auch auf 3.4 GHz dürfte Ryzen den Core i7-6900K nicht gänzlich erreichen können. Dies macht aber nicht wirklich etwas aus, denn diese 999$-Achtkern-CPU aus Intels Broadwell-E Riege ist sowieso jenseits von Gut und Böse ausgepreist, die Hauptgegner von Ryzen im Workstation-Segment werden Intels Broadwell-E Sechskerner Core i7-6800K (412$) und Core i7-6850K (587$) sein. Den kleineren Core i7-6800K kann man dabei schon im ES-Status gut hinter sich lassen, den größeren Core i7-6850K dürfte man genauso kassieren, da jener üblicherweise nur wenige Prozentpunkte oberhalb des kleineren Core i7-6800K liegt. Gegenüber den normalen Consumer-Prozessoren arbeitet das Ryzen Engineering Sample zudem einen guten Vorsprung heraus, an welchen auch die kommenden Kaby-Lake-Prozessoren dann nichts mehr wesentliches ändern werden können.

Auch der Vorteil gegenüber AMDs eigenem Bulldozer-Prozessor FX-8370 ist mit +60% unter dem Bulldozer-Ansatz üblicherweise sogar liegenden Aufgaben regelrecht enorm – und zudem sogar noch erreicht unter klar niedrigeren Taktraten. Taktnormiert dürfte das Ryzen Engineering Sample in etwa die doppelte Workstation-Performance (gemäß dieser Benchmarks) gegenüber Bulldozer erreichen – AMD hat hier in der Tat einen herausragenden Sprung bei der Prozessoren-Entwicklung hingelegt. Dabei bleibt der Stromverbrauch absolut im Rahmen, laut den Messungen von Canard PC des reinen CPU-Verbrauchs liegt jener etwas besser als beim Core i7-6900K sowie etwas schlechter als beim Core i7-6800K – exakt den Performance-Messungen entsprechend. Allein Intels Consumer-Prozessoren der Skylake-Generation verbrauchen noch einmal ein ganzes Stück weniger – aber da der Stromverbrauch in einem insgesamt völlig gangbaren Rahmen liegt (sehr deutlich unter der Bulldozer-CPU), muß dies wirklich kein Beinbruch sein.

Etwas offen muß noch bleiben, wie man die Gaming-Benchmarks von Canard PC werten kann: Hier schneidet das Ryzen Engineering Sample eher durchschnittlich ab, liegt gerade so zwischen Core i5-6500 und Core i5-6600. Andererseits sind die Meßbedingungen dieser Meßreihe nicht bekannt – und die ermittelten Abstände zwischen den einzelnen CPUs sprechen eher für eine höhere Grafikkarten-Limitierung und damit keine besonders gute Aussage zur Gaming-Performance von Ryzen. Zudem kommt an dieser Stelle auch der niedrigere CPU-Takt des benutzten Engineering Samples besonders mit zum tragen: Unter Spielen, wo oftmals nur vier CPU-Kerne gut ausgelastet werden, spielt die Taktrate dann eben doch eine Rolle – sprich, auf 3.4 GHz und mit vollem Turbo-Modus der Verkaufsversion könnten gerade die Spiele-Benchmarks dann noch einmal etwas besser ausfallen. In jedem Fall liegt AMD in diesem Feld nun nicht mehr deutlich zurück, so wie der (selbst bei diesen mutmaßlich eher Grafikkarten-limitierten Benchmarks) um satte 20% hinter dem langsamsten Intel-Vierkernern hinterherhechelnde FX-8370. Möglicherweise wird Ryzen/Zen im Gaming-Bereich keine Spitzenplätze belegen – aber so lange man (wie zu sehen) nur um wenige Prozentpunkt hinter Intel zurückliegt, spielt das in der Gaming-Praxis keine beachtbare Rolle.