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News des 10. Mai 2024

Leaker 'Golden Pig Upgrade' hat seine kürzliche Aussage zu Intel-Grafikchips auf 'Weibo' präzisiert, was von Twitter Everest (samt Übersetzung) eingefangen wurde. Danach bezog sich die stark negative Aussage von letztem Wochenende rein nur auf die Mobile-Grafiklösungen von "Battlemage" – jene würden tatsächlich fehlen und dies dann sogar für das nächste Jahr. Die Erwähnung von DG3 für das Jahr 2025 wäre somit kein kleiner Namensirrtum (DG3 = Xe2 = Battlemage, DG4 = Xe3 = Celestial), sondern würde sich wirklich auf Battlemage und dort eben die mobilen Ausführungen beziehen. Augenscheinlich stellt Intel somit seine mobilen dGPUs faktisch ein, zumindest laut diesen Aussagen. Aber zum Glück sind die Desktop-Pläne hiervon nicht betroffen, jene sollen weiterhin intakt sein. Ob dies tatsächlich auf ein baldiges Release der Arc B-Serie hindeutet, steht auf einem anderen Blatt – welchem sich der Leaker nicht gewidmet hat.

There is no shadow of Battlemage at all, there will be no DG3 next year.
Quelle:  'Golden Pig Upgrade' @ Weibo am 5. Mai 2024, (inkl. Übersetzung) aufgefangen von Everest @ Twitter
 
To clarify, I'm talking about mobile independent graphics. Desktop cards have plans.
Quelle:  'Golden Pig Upgrade' @ Weibo am 10. Mai 2024, (inkl. Übersetzung) aufgefangen von Everest @ Twitter

Zum Thema der "Intel Default Settings" gibt es verschiedene Ansichten, inwiefern Intel die Baseline-Profile der Mainboard-Hersteller beeeinflusst oder gar mitgestaltet hat. Intel hat dies in seinem Statement nicht genau genug dargelegt, woher die Baseline-Profile kommen – weil es mit dem Statement auch eigentlich darum ging, eben diese sich je nach Mainboard-Hersteller unterscheidenden Baseline-Profile abzusägen. Unabhängig des wohl nie mehr sicher zu klärenden Punkts, wo jene Baseline-Profile herkommen, sind jene somit in jedem Fall Geschichte – und Intel führt auch gemäß der offiziellen Spezifikations-Übersicht für K/KF-Modelle derzeit kein solches Profil (sondern nur die Profile "Performance" und "Extrem"). All jene – auch das "Extreme"-Profil – sind Teil der "Intel Default Settings", welche somit mitnichten dazu angelegt ist, alles auf niedrigstmögliche Werte zu trimmen, sondern vielmehr einfach nur den immer schon derart geplanten wie öffentlich kommunizierten Intel-Standard wiederherstellt.

Was hier somit abgesägt wird, sind eben nicht 253 Watt PL2 und gutklassige ICCmax-Werte, sondern die vormals heftigen Übertreibungen der Mainboard-Hersteller mit unlimitierten Werte, Undervolting ohne Wissen des Nutzers und Deaktivierung von CPU-Schutzfunktionen. Die hiermit von Intel propagierten Settings konnte man auf vielen Platinen auch vorher schon anwählen, musste dafür allerdings selber Hand an legen bzw. einiges an Wissen mitbringen, welches Setting was auslöst. Auch haben einige Hardwaretester schon immer bereits derart – im Intel-default – getestet, womit deren Benchmarks nach Ausspielung der ganzen fälligen BIOS-Updates wohl auch nicht wesentlich anders ausfallen werden (was dennoch zu überprüfen wäre). Zukünftig bekommen die Anwender schlicht den Intel-Standard als Werkseinstellung der Mainboard-Hersteller, was auch die Hardwaretester vermehrt dazu animieren dürfte, wieder genau mit diesen Settings zu testen.

Und wie es Intel auch ausgedrückt hat, stehen den Mainboard-Herstellern selbst innerhalb dieser "Intel Default Settings" sehr wohl Optimierungs-Möglichkeiten zur Verfügung, ist also nicht alles nur Standard-Ware. So kann der Mainboard-Hersteller jederzeit auch Intels "Extreme"-Profil (mit dem Segen von Intel) als default für sein Mainboard setzen, erreicht damit ein PL1 von 253W sowie ICCmax von 400A. Nur Spielereien an den AC- und DC-Loadlines sind dann nicht mehr drin, genauso wenig wie die CPU-Schutzfunktionen angetastet werden dürfen. Gerade zur Frage der AC- und DC-Loadlines gibt es im 3DCenter-Forum ein paar erhellende Postings, welche einen Einblick dazu liefern, wie und warum die Mainboard-Hersteller sich hieran vergriffen haben: Kurz gesagt wurde die AC-Loadline zum Undervolting benutzt – während die "normal" gesetzte DC-Loadline dem Prozessor allerdings vorgaukelte, dass eine reguläre Spannung anliegt.

Ein wesentliches Problem bisher waren offenbar auch unterschiedlich gesetzte (Fantasie-) Werte zwischen AC- und DC-Loadline. Die DC-Loadline hat wohl meist einen realistischen Wert per Default gehabt (weswegen die Verbrauchsüberwachung realistische Werte liefert, mit einem falschen Wert dort, meldet die CPU falsche Verbrauchswerte, weil der Wert zur Berechnung herangezogen wird). Ein demgegenüber abgesenkter AC-Loadline-Wert führt dagegen zu einem Undervolting, wie beschrieben (und die Differenz war bei den bekannten Herstellern oft im Bereich um 0,5mOhm, was bei 200A eben zu ~100mV Undervolting führt).
Quelle:  Gipsel @ 3DCenter-Forum am 10. Mai 2024
 
AC_LL und DC_LL müssen laut Intel in jedem Fall identische Werte aufweisen. Die meisten Hersteller setzen die DC_LL auf einen realistischen Wert (das beeinflußt, was die CPU "glaubt" zu bekommen) und untervolten lastabhängig mit einer verminderten AC_LL (diese beeinflußt die tatsächlich an der CPU anliegende Spannung). Gibt es hier einen Mißmatch, wird vom BIOS meist auch CEP deaktiviert (weil das sonst die Notbremse zieht und die Performance oft recht deutlich einbrechen würde, vermutlich weil der Unterschied zwischen der erwarteten Spannung [DC-LL] und der realen [AC-LL] als Spannungsabfall durch einen zu hohen Stromfluß interpretiert wird).
Quelle:  Gipsel @ 3DCenter-Forum am 10. Mai 2024

Dass ganze hat eine doppelte falsche Bewandtnis: Zum einen handelt es sich nicht um die reguläre Undervolting-Funktion, sondern eigentlich einen "Hack" der Mainboard-Hersteller, wie man Undervolting bereits im default-Zustand des Boards hinbekommt. Und zum anderen wird wegen der unterschiedlichen Werte bei AC- und DC-Loadline offenbar die Schutzfunktion "CEP" deaktiviert, ansonsten sollte jene bei unterschiedlichen Werten automatisch anspringen. Genau an dieser Stelle könnte im übrigen auch eine Ursache für instabile Prozessoren liegen: Faktisches Undervolting unter Last (durch unterschiedliche Werte in AC- und DC-Loadline) bei gleichzeitig deaktivierter Schutzfunktion. Hier setzen dann auch die "Intel Default Settings" explizit an: AC- und DC-Loadlines müssen nunmehr immer gleich sein, genauso darf von den CPU-Schutzfunktionen keine (der von Intel genannten) deaktiviert werden.

Aus den separarten Absatz- und Umsatz-Marktanteilen im Prozessoren-Markt läßt sich auch eine bislang noch nicht veröffentliche Information interpolieren: Die Differenz der durchschnittlichen Prozessoren-Absatzpreise (ASP) zwischen AMD und Intel. Rückschlüsse auf die eigentliche Preishöhe sind zwar nicht machbar, aber der relative Unterschied der ASPs bei AMD & Intel ist sehr wohl aus dem vorliegenden Zahlenmaterial errechenbar. Dabei scheint das dritte Quartal 2023 einen heftigen statistischen Ausreißer darzustellen, aber ansonsten ergibt sich sogar eine gewisse Konstanz in diesen Zahlen – welche sich schließlich auch nicht so schnell ändern sollten, sofern keine neuen Produkte anstehen oder starke Preissenkungen ausgerufen werden. In der Summe läßt sich sagen: Intel hat im Consumer-Segment die höheren durchschnittlichen Absatzpreise, bei Desktop-CPUs sind es grob +30% mehr, bei Mobile-Prozessoren hingegen grob +40% mehr. AMD hat hingegen seinen Verkaufspreis-Vorteil im Server-Segment über die letzten Quartale stark gesteigert, von (sowieso schon starken) +50% im Vorquartal auf nunmehr grob +60%.

Verkaufspreise Q2/2023 Q3/2023 Q4/2023 Q1/2024
x86 Desktop Intel-ASP +28,3% vs AMD-ASP Intel-ASP +22,0% vs AMD-ASP Intel-ASP +30,6% vs AMD-ASP Intel-ASP +30,8% vs AMD-ASP
x86 Mobile Intel-ASP +30,0% vs AMD-ASP Intel-ASP +15,8% vs AMD-ASP Intel-ASP +44,3% vs AMD-ASP Intel-ASP +36,6% vs AMD-ASP
x86 Client Intel-ASP +27,5% vs AMD-ASP Intel-ASP +18,3% vs AMD-ASP Intel-ASP +39,1% vs AMD-ASP Intel-ASP +33,2% vs AMD-ASP
x86 Server AMD-ASP +46,7% vs Intel-ASP AMD-ASP +37,1% vs Intel-ASP AMD-ASP +50,3% vs Intel-ASP AMD-ASP +59,5% vs Intel-ASP
relative Differenz der durchschnittlichen CPU-Verkaufspreise, interpoliert aus den Marktanteils-Daten von Mercury Research (±0,2PP)