Der frühere Vergleich der Performance/Preis-Verhältnisse der aktuellen Ada/RDNA3-Generation gegenüber der vorherigen Ampere/RDNA2-Generation läßt sich mit dem Launch von Radeon RX 7700 XT & 7800 XT nunmehr komplettieren – und zeigt somit ein zumindest auf AMD-Seite teilweise ganz freundliches Gesicht. Denn im Mainstream- und Midrange-Segment bietet AMD in der Tat einen erheblichen nominellen Performance/Preis-Vorteil gegenüber der Vorgänger-Generation, basierend auf der Kalkulation zu Listenpreisen. Die Kalkulation auf Straßenpreisen funktioniert hierbei nicht wirklich, weil zum einen nie alle diese Karten gleichzeitig im Markt standen und zum anderen man derzeit die Auslaufpreise der Ampere/RDNA2-Generation gegenüber den Launchpreisen der Ada/RDNA3-Generation vergleichen würde.

Performance/Preis-Verhältnisse GeForce RTX 30 vs. RTX 40 v3

Performance/Preis-Verhältnisse Radeon RX6000 vs RX7000 v3

Wenn, dann würde nur eine Kalkulation der Straßenpreise zum jeweiligen Launch oder mit einheitlichen Zeitrahmen nach dem Launch etwas bringen – was aber in diesem Fall nochmals schlechter für die Alt-Modelle ausgehen würde, eingedenk der Straßenpreise des Jahres 2021 zu Zeiten von Chip-Krise und Cryptomining-Bonanza. Die Kalkulation auf Basis der jeweiligen Listenpreise entspricht wenigstens einem soliden Punkt: Der Preislage, mittels welcher die jeweiligen Karten seitens ihrer Entwickler mal geplant waren, unabhängig von allen Marktzerrungen und -veränderungen. Und so gesehen hat nVidia für die aktuelle Ada-Lovelace-Generation außerhalb der GeForce RTX 4090 nur mit minimal besseren Performance/Preis-Verhältnissen kalkuliert, insbesondere im Mittelbau mit eigentlich unerheblichen Fortschritten.

AMDs RDNA3-Generation bietet selbige hingegen über nunmehr wenigstens die Hälfte des Portfolios an, dies ist ein klarer Qualitätsunterschied zu nVidia. Der konkrete Performance/Preis-Vorteil im Mainstream- und Midrange-Segment beläuft sich dabei auf gemittelt ca. 45%, was vernünftig, aber natürlich nicht herausragend ist. Das Beispiel eines durchgehend gutklassigen Sprungs beim Performance/Preis-Verhältnis ergibt sich hingegen zwischen den älteren nVidia-Generationen "Maxwell" (GeForce 900 Serie) und "Pascal" (GeForce 10 Serie), mit gemittelt ca. 60% Performance/Preis-Vorteil über alle Grafikkarten hinweg. Dies war das letzte Mal, wo eine neue Generation derart klar und bei jeder einzelnen Grafikkarte einen gravierenden Performance/Preis-Vorteil gegenüber dem direkten Vorgänger aufbieten konnte. Dass dies zwischen den Grafikkarten der Jahre 2014 und 2016 passierte, zeigt aber auch an, dass sich die Dinge inzwischen stark verändert haben – und somit Verhältnisse "wie damals" heuer kaum noch zu erwarten sind.

Performance/Preis-Verhältnisse GeForce 900 vs GeForce 10

Kurz erwähnt werden sollen die angeblichen Spezifikationen eines Radeon RX 7000 Refreshs, welche YouTuber Graphically Challenged offeriert. Hierbei geht man von jeweiligen 50er Lösungen zu Radeon RX 7700 XT bis 7900 XTX aus, welche durchgehend grob +20% mehr Rechenleistung sowie Speicherbandbreite erhalten sollen, realisiert durch höhere Taktraten (nicht mehr Hardware-Einheiten) und schnellere Speicherchips. Die TDPs sollen sogar noch etwas stärker um ca. +27% steigen, mit 450W TDP bei angeblichen "Radeon RX 7970 XTX" in der Spitze (die zusätzlichen N4P-Varianten werden hingegen klar als Hypothese ausgewiesen). Generell muß man auf diese "Informationen" allerdings nichts geben, denn "Graphically Challenged" ist bekannt für wilde Gerüchte dieser Art, welche in aller Regel ohne jede Quelle präsentiert werden und sich zudem kaum einmal in der Praxis materialisiert haben.

Zudem stimmt hier nicht einmal die Grundannahme, AMD könnte mit einer "Radeon RX 7970 XTX" auf 3 GHz Taktrate die GeForce RTX 4090 erreichen: Erstens einmal dürften sich +20% Mehrtakt nicht gänzlich in +20% Mehrperformance umwandeln, selbst nicht wenn man die TDP etwas stärker anhebt. Und zweitens stehen zwischen aktueller Radeon RX 7900 XTX und GeForce RTX 4090 im 3DC UltraHD/4K Perf-Index schon +27%. Die These passt also schon im Grundsatz überhaupt nicht, nVidias erwartbare Reaktion in Form einer (derzeit weiterhin hypothetischen) "GeForce RTX 4090 Ti" gar nicht mit einrechnend. Der Fall wurde hiermit nur erwähnt, falls die hierbei notierten Karten-Spezifikationen an anderer Stelle nochmals auftauchen sollten. Derzeit ist praktisch nichts zu den weiteren Grafikkarten-Plänen bei AMD bekannt, ein eventueller RX7000-Refresh dürfte letztlich auch an AMDs vakanten Plänen bei der RDNA4-Generation hängen.

In den USA gibt es derzeit eine beachtbare Preisbewegung bei der GeForce RTX 4070: Wurde diese zu 599 Dollar Listenpreis angesetzte Karte in den USA lange Zeit zu 599,99 Dollar als Bestpreis angeboten, liegen jene Bestpreise nunmehr bei 549,99 Dollar (in den USA gibt es augenscheinlich deutlich weniger Konkurrenzkampf zwischen den Einzelhändler, womit viele diese gleichlautenden Angebote abgeben). Dies betraf Anfang der Woche nur 1-2 Angebote, was allerdings bereits in der (englischsprachigen) Reddit-Version der Launch-Analyse zu Radeon RX 7700 XT & 7800 XT so umgesetzt wurde: Auch dort wurde das Performance/Preis-Verhältnis zur GeForce RTX 4070 schon auf Basis von $550 Straßenpreis berechnet. Aus 1-2 entsprechenden Händlerangeboten sind inzwischen allerdings ein ganzes Dutzend geworden, wie WCCF Tech berichten. Jene haben hierzu auch nVidia befragt und konnten dabei folgendes markantes Statement einfangen:

Today, the GeForce RTX 4070 is widely available from just $549, examples from ASUS, Gigabyte and MSI with more coming soon.
Quelle:  nVidia gegenüber WCCF Tech, veröffentlicht am 14. September 2023

Normalerweise äußert sich nVidia nicht derart offenherzig zu Einzelhandelspreisen – was somit für diesen Fall die Vermutung (sehr) nahelegt, dass es sich bei dieser Einzelhändler-Preissenkung der GeForce RTX 4070 um eine konzentrierte Aktion handelt, welche von nVidia selber angekurbelt wurde. Sprich, nVidia hat intern den Grafikchip-Entwicklern entsprechende Rabatte gegeben, womit jene den besseren Einkaufspreis in der Lieferkette weiterreichen können. Damit dies auch kurzfristig passiert und somit umgehend sichtbar wird, dürfte nVidia denkbarerweise auch Gutschriften für bereits auf Lager befindliche Ware gegeben haben. Ansonsten ist es schwer vorstellbar, dass die Händler ihre Preise so schnell und konzentriert anpassen, da deren Handelsspanne üblicherweise nicht ausreicht, um einen solchen Differenz-Betrag (auch nur kurzfristig) selber tragen zu können.

Allerdings scheint nVidia auch kein Interesse an einer offiziellen Senkung des US-Listenpreises zu haben – ansonsten hätte man schließlich mittels dieser Presseanfrage Gelegenheit gehabt, selbige zu verkünden. Offizielle Preissenkungen sind inzwischen jedoch weitgehend unpopulär bei den Herstellern, jene sehen nach Schwäche aus bzw. rufen die Schwarzmaler unter der Börsenanalysten auf den Plan. Die rein praktische Senkung des Straßenpreises dürfte nVidia genauso weiterhelfen im sehr interessanten Zweikampf mit der Radeon RX 7800 XT – gerade da jene auch in den USA mit schlechter Lieferbarkeit und somit steigenden Straßenpreisen zu kämpfen hat. Leider ist nicht sicher, ob diese US-Preisbewegung auch wirklich nach Mitteleuropa rüberschwappen kann, denn technisch entsprechen die Bestpreise hierzulande mit ~600 Euro bereits jenen 550 Dollar in den USA (nach Einrechnung der in den USA nicht in den Preisen enthaltenen MwSt).