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News des 16. November 2022

Der Marktstart der GeForce RTX 4080 ist wohl recht gut aus Sicht von nVidia und den Grafikkarten-Herstellern verlaufen: Es war genug Auswahl und Ware da, jene ging auch weg, teilweise war auch mal etwas ausverkauft, aber letztlich exisiert immer noch ein vergleichsweise breites Angebot. Selbst in den USA, wo Tom's Hardware zuerst von "sell out within an hour" berichteten, gibt es inzwischen wieder lieferbare Ware. Aus Sicht der Grafikkarten-Käufer die schlechte Tendenz ist hingegen, dass nVidia seinen (hohen) Preispunkt bei der GeForce RTX 4080 hat halten können – und zwar sehr deutlich, die günstigsten in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag verfügbaren Angebote liegen inzwischen allesamt oberhalb des Listenpreises. Es gab zwar beiderseits des Atlantiks zum Marktstart auch Angebote zum Listenpreis, jene gingen allerdings schnell weg, so dass jetzt nur noch dieses höhere, schon von der GeForce RTX 4090 her bekannte Preisniveau, existiert.

Liste US-Straßenpreis DE-Straßenpreis
GeForce RTX 4090 $1599 / 1949€ $2399-2700 (+50-69%) 2189-2600 Euro (+12-33%)
GeForce RTX 4080 $1199 / 1469€ $1240-1560 (+3-30%) 1699-2000 Euro (+16-36%)
Preisstand in der Nacht vom 16. auf 17. November 2022 bei Newegg & Geizhals

Eine interessante Differenz zwischen alter und neuer Welt zeigt sich im übrigen bei den Preislagen zur GeForce RTX 4090, welche in den USA immer noch deutlich stärker übertrieben sind als in Deutschland & Österreich. Technisch gesehen ergibt sich damit in den USA für die GeForce RTX 4080 zu Straßenpreisen sogar das etwas bessere Preis/Leistungs-Verhältnis, hierzulande ist es hingegen aufgrund der ähnlichen Straßenpreis-Übertreibung weiterhin (nahezu) gleich zur GeForce RTX 4090. Für den kommenden Zweikampf mit der Radeon RX 7900 Serie könnten sich diese Straßenpreis-Übertreibungen noch zum Problem entwickeln: Denn insofern AMD seine Karten auf Listenpreis-Niveau in den Markt bringen kann, gewinnen jene beim Preis/Leistungs-Verhältnis gemäß der Straßenpreis-Übertreibung auf nVidia-Seite nochmals hinzu. Andererseits muß diese Preissituation auch nicht zwingend bis Dezember derart so verbleiben, der Käuferansturm des Erstverkaufs-Tags kann nur wenig über die weitere Preis- und Lieferbarkeits-Entwicklung aussagen.

Twitterer AGF hatte kürzlich eine interessante Umfrage zur Nutzung von 90er nVidia-Grafikkarten durchgeführt. Hierbei ging es darum zu ermitteln, wie oft jene rein für Gaming-Zwecke und wie oft auch für andere Zwecke Verwendung findet. Hintergrund der Umfrage ist, dass nVidias Grafikkarten für Content-Creation-Zwecke im allgemeinen als klar überlegen eingeschätzt werden, AMD in diesem Feld kaum ein Standbein hat. Und in der Tat ist dieser Anwendungszweck bei 90er nVidia-Grafikkarten überhaupt nicht selten, nur 43,5% der Umfrage-Teilnehmer sind reine Gamer – die restlichen 56,5% benutzen GeForce RTX 4090 & Co. für beide Zwecke (bzw. in einer kleineren Minderheit rein für andere Zwecke als Gaming). Dies sagt letztlich aus, dass selbst bei einem totalem Performance-Gleichstand zwischen AMD und nVidia (oder einem Vorteil für AMD), nVidia letztlich weiterhin dieses Standbein bei den professionellen und semi-professionellen Anwendern hat – und dies nicht zu knapp.

For owners of 90 class NV GPUs, is usage outside of gaming a primordial factor for buying NV instead of AMD?
  5,2%  –  Yes, I don't game at all
35,1%  –  Yes, important factor
16,2%  –  Yes, if price is right
43,5%  –  No, I only game

Quelle:  Umfrage von AGF @ Twitter am 9. November 2022

AMD müsste somit theoretisch auch am Ausbau dieser Funktionalitäten arbeiten – was allerdings nochmals mehr schwieriger ist, denn vieles der dort verwendeten Software ist inzwischen auf nVidias Grafikkarten bzw. die Nutzung von CUDA-Kernen geeicht. Diesen Software-Vorteil zugunsten von nVidia aufzubrechen ist wahrscheinlich sogar noch viel schwieriger, als eine gleich schnelle Gaming-Lösung zu kreieren. In gewissem Sinn führt das Umfrage-Ergebnis damit sogar wieder zum Ausgangspunkt zurück: Natürlich kann man AMD nahelegen, auch an die (semi)professionellen Nutzer zu denken. Aber wenn der Schwierigkeits-Grad dieser Aufgabe sogar höher liegt, könnte man jedoch argumentieren, dass AMD durchaus erst einmal die Gamer begeistern sollte – gemäß dem Motto, "einfachere Aufgaben" zuerst. Selbst dies ist augenscheinlich nicht ganz simple zu lösen bzw. mit der aktuell startenden RX7000-Generation eigentlich nicht mehr zu erreichen.

Die neuen, u.a. bei PC Games Hardware und Tom's Hardware zu sehenden RDNA3-Präsentationsfolien zeigen auch das schon am Monats-Anfang (inoffiziell) aufgetauchte Blockdiagramm zu Navi 31 erneut – womit sich bestätigt, dass die dort eingezeichnete Aussage "architected to exceed 3 GHz" einwandfrei von AMD selber stammt. Damit gewinnen eventuell die seinerzeitigen Gerüchte-Aussagen an Gewicht, Navi 31 könnte über einen Hardware-Bug verfügen, welcher höhere Taktraten als dato zu sehen verhindert. Praktisch kann sich dies schon mittels Navi 32 erweisen: Sobald jener allerdings erst Anfang 2023 antretende Chip klar in Richtung 3 GHz taktet, gewinnt diese These an Überzeugungskraft hinzu. Unklar bleibt jedoch, ob damit gemeint ist, dass es 3 GHz bei gleichbleibendem oder höherem Stromverbrauch geben soll. Denn genau beim Stromverbrauch wird AMD derzeit von nVidia attackiert, sprich die Radeon RX 7900 Karten dürfen gar nicht mehr als jetzt schon verbrauchen.

Grafikkarten Hardware Kontrahent Termin
Navi 31 Radeon RX 7900 XT/XTX 96 CU @ 384 Bit, 96 MB IF$ GeForce RTX 4070 Ti & 4080 13. Dez. 2022
Navi 32 vermtl. Radeon RX 7800 Serie 60 CU @ 256 Bit, 64 MB IF$ Richtung AD104 H1/2023
Navi 33 vermtl. Radeon RX 7700 Serie 32 CU @ 128 Bit, 32 MB IF$ Richtung AD106 Q1/2023
Hinweis: Angaben zu noch nicht offiziell vorgestellter Hardware basierend auf Gerüchten & Annahmen.

So oder so wäre ein möglicher Hardware-Bug in Navi 31 kaum für das derzeit kommende Radeon RX 7000 Portfolio von Belang, ein eventueller Bug-Fix dürfte sicherlich erst für eine entsprechende Refresh-Generation Anfang 2024 zum Einsatz kommen. AMD muß jetzt erst einmal mit dem leben, was die Chipfertigung auswirft – und auf eventuell bessere Ergebnisse bei Navi 32/33 hoffen. Navi 33 dürfte vermutlich primär in Richtung Preis/Leistungs-Verhältnis gedacht sein (daher die 6nm-Fertigung für den ganzen Chip), während Navi 32 bei gutem Gelingen eher Chancen hat, im Midrange-Segment sowohl beim Preis als auch der Performance zu punkten. Dies hängt aber natürlich auch von der Gestaltung konkreter Grafiklösungen basierend auf diesen Grafikchips ab – zu welchen sich derzeit AMD als auch nVidia (wie üblich) bedeckt geben, um sich alle Optionen weiter offen zu halten.