In den letzten Tagen wurde gern zu gestiegenen Raptor-Lake-Preisen berichtet, meist anläßlich entsprechender Berichte aus Fernost, teilweise aber auch gewürzt mit ähnlichen Begebenheiten bei westlichen Händlern. Allerdings ist hierzu gerade im deutschen Einzelhandel noch am wenigsten passiert. Sicherlich liegen die Einzelhandelspreise derzeit oftmals um ein paar Prozentpunkte höher als im Sommer, teilweise wird damit aber nur ein gewisses Preistief vom September ausgeglichen und in nahezu jedem Fall befinden sich die Raptor-Lake-Preise im deutschen Einzelhandel immer noch tief unterhalb der umgerechneten Listenpreise. Eine beachtbare Ausnahme hiervon ergibt sich allein bei den kleinsten Modellen der Core-i5-Klasse, wo Core i5-14400F, -14400 und -14500 derzeit schon zweistellige Preissteigerungen erreichen, speziell im Fall des Core i5-14400 sogar um satte +80% gegenüber diesem Sommer. Allerdings wurden gerade jene kleineren Modelle bis jüngst doch geradezu extrem verbilligt angeboten, teilweise nahe des Hälfte des umgerechneten Listenpreises liegend.
Listenpreis | Preisniveau Juli | Preisniveau Sept. | akt. Preis | Juli/akt. | |
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Core i9-14900K | $589 (= 600€) | ~434€ | ~428€ | ab 442€ | +1,8% |
Core i9-14900KF | $564 (= 574€) | ~410€ | ~408€ | ab 419€ | +2,2% |
Core i9-14900F | $524 (= 533€) | ~387€ | ~352€ | ab 409€ | +5,7% |
Core i7-14700K | $409 (= 416€) | ~318€ | ~319€ | ab 330€ | +3,8% |
Core i7-14700KF | $384 (= 391€) | ~304€ | ~307€ | ab 303€ | –0,3% |
Core i7-14700F | $359 (= 365€) | ~282€ | ~278€ | ab 294€ | +4,3% |
Core i5-14600K | $319 (= 325€) | ~205€ | ~157€ | ab 197€ | –3,9% |
Core i5-14600KF | $294 (= 299€) | ~177€ | ~184€ | ab 186€ | +5,1% |
Core i5-14500 | $232 (= 236€) | ~204€ | ~214€ | ab 235€ | +15,2% |
Core i5-14400 | $221 (= 225€) | ~128€ | ~169€ | ab 230€ | +79,7% |
Core i5-14400F | $196 (= 200€) | ~113€ | ~123€ | ab 135€ | +19,5% |
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Somit setzt Intel hiermit also nur dem absoluten Preisverfall dieser Prozessoren ein Ende, was bei den kleineren Modellen zu einer größeren Korrektur führt als bei den größeren. Denkbarerweise wurden hierfür die Lieferungen der kleineren Modellen stark eingekürzt, somit eine künstliche Verknappung erreicht. Zumindest im Fall des Core i5-14500 ist wohl kaum eine andere Auflösung denkbar. So oder so versucht Intel nunmehr augenscheinlich, die Zeiten der Verramschung der 14. Core-Generation zu beenden. Dies muß dabei nicht einmal Margen-getrieben sein, sondern könnte auch mit dem Zurückfahren der Fertigung zu tun haben. Gleichzeitig gilt natürlich auch, dass derartig niedrige Raptor-Lake-Preise, wie über den Sommer zu sehen, dem Absatz der aktuellen Arrow-Lake-Generation nicht zuträglich ist – und da hat Intel einiges aufzuholen, ergo nimmt man der Haus-internen Konkurrenz etwas die Luft aus den Segeln. Gänzlich ist der Spaß aber noch nicht vorbei, nach wie vor werden die meisten Raptor-Lake-basierten Top-Modelle mit erheblichen Preisabschlägen gegenüber ihrem umgerechneten Listenpreis angeboten – sehr untypisch für Intel, wo bisherige Alt-Generationen oftmals nur sehr maßvoll preisgesenkt angeboten wurden.
Laut der Herstellerindustrie muß man sich hingegen auf breite Preissteigerungen bei RAM, SSDs & HDDs einstellen, da der Aufbau aller möglichen HPC/KI-Rechenzentren neben ebensolchen Beschleunigern auch Unmengen an flüchtigem wie festen Speicher erfordert. Und natürlich läuft die Speicherbranche etwas langsamer als die HPC/KI-Branche, sprich da gibt es keinen ganz so schnellen Kapazitätsausbau (gerade bei magnetischen Festplatten). Normalerweise verwenden Rechenzentren zwar oftmals anderen Speicher (HBM) und Profi-Ausführungen von SSDs & HDDs für ihre Zwecke, aber da deren Bedarf derart hoch ausfällt, findet zum einen eine gewisse Produktionsumschichtung statt, zum anderen wildern die Server-Betreiber eben notfalls auch einmal bei Consumer-Hardware. Und damit steigen deren Preise auch im Einzelhandel, wie die ComputerBase berichtet und dokumentiert: +14,5% bei Speicherkits, +2,2% bei SSDs und +7,6% bei gewöhnlichen Festplatten – alles nur innerhalb eines Monats.
Und dies dürfte wohl nur der Anfang der Malaise sein, denn Produktionsausweitungen brauchen ihre Zeit und werden aufgrund der Unsicherheit des HPC/KI-Geschäfts (bzw. der aktuellen KI-Blase) vielleicht auch nicht in jedem Fall in ausreichendem Maßstab vorgenommen. Man will es nicht beschreien, aber potentiell könnten wir 2026 deutlich andere Preise für RAM, SSD & HDD haben, denn eigentlich sollten wir uns derzeit eher noch am Anfang dieser Preissteigerungen befinden. Momentan wird damit ja nur wiedergespiegelt, dass die Auftragsbücher voll und damit eher die Hersteller in der Vorhand sind. Wenn dann hingegen noch echte Knappheit hinzukommen sollte, kann dies alles noch einmal ganz anders aussehen (man erinnere sich an die Chipkrise von 2021/22). Leider kennt die sehr zyklische Speicherbrance eben auch nur das Abreiten von Trends und kein gesundes Mittelmaß – sprich derzeit sind allein preistreibende Faktoren im Spiel und erst das tatsächliche Erreichen einer substantiellen Überproduktion würde zum Beginn eines gegensätzlichen Trends führen. Wer in diesem Feld also noch sicher zu realisierende Anschaffungen vor sich hat, sollte selbige eher alsbald angehen.
Die gestern notierte (kommende) Ausrichtung von Windows 11 auf KI-Funktionen geht auch einher mit dem Verzicht auf das zwingende Label des "AI-PCs". Die beschriebenen neuen Features, welche allesamt Erweiterungen der bereits existierenden Copilot-Funktionalität sind, werden über alle Nutzer ausgeschüttet, egal ob da das offizielle Siegel des AI-PCs (ab 40 TOPs NPU-Rechenleistung) erfüllt ist oder nicht. Jenes Siegel war somit augenscheinlich nur eine Marketing-Maßnahme zugunsten von Qualcomms erster Snapdragon-Version. Rein technisch war diese Limitierung schon immer Unsinn, da potente Grafikkarten weitaus mehr KI-Rechenleistung aufbieten können, selbst wenn jene (derzeit) nicht für typische KI-Datenformate optimiert sind (GeForce RTX 5070: 123 TFlops FP8). Sinn machen NPUs allein im Mobile-Segment, wenn es zugunsten der Akkulaufzeit um die Verbrauchseffizienz der KI-Beschleunigung geht. Leistungsmäßig vorn lagen NPUs hingegen im PC-Bereich noch nie bzw. können jene das angesichts der Existenz von Enthusiasten-Grafikkarten wohl auch kaum jemals sein. Inwiefern die Hardware-Hersteller das Thema "NPU" dennoch weiterhin auf die Spitze treiben werden, wird man sehen müssen.
Heise äußern sich nun auch zum Fall der Grau-Importe der GeForce RTX 5090 nach China und sprechen dabei primär über regelrecht professionelle Wege der Umgehung der US-Exportbeschränkungen. Selbige dürften dann aber eher zugunsten von HPC/AI-Beschleunigern genutzt werden, da dort die Gewinnspanne (deutlich) größer ist als bei Konsumenten-Hardware. Genannt wird hierzu auch der Punkt, dass nVidia derzeit ein Fünftel seines gesamten Umsatzes mit Abnehmern in Singapur macht, der Stadtstaat hat allerdings nur 6 Mio. Einwohner und ist auch nicht als Sitz großer Server-Betreiber etc. bekannt. nVidia erklärt dies damit, dass nur die Rechnungslegung in Singapur stattfindet, die eigentlichen Abnehmer allerdings zu sogar 99% US-Unternehmen sein sollen. Selbiges ist sicherlich möglich, rein praktisch dürften dennoch gewisse Teile der HPC/AI-Produkte von nVidia irgendwie nach China gelangen, da lockt der schnelle Dollar einfach zu stark.
Ironischerweise kommt nVidia beim Versuch, die US-Handelregeln einzuhalten, nun eher das Eigeninteresse Chinas an eigenständiger Technik entgegen. Denn zuletzt fielen die Aufforderungen der chinesischen Führung zur Nutzung eigener chinesischer Hardware auch im HPC/AI-Bereich doch deutlich kategorischer als früher aus – wo dies üblicherweise eher nur Empfehlungen waren, über die man sich in der Praxis dann doch hinweggesetzt hat. Offiziell will nVidia derzeit bereits ein 0-Geschäft mit HPC/AI-Beschleunigern in China erreicht haben, wie WCCF Tech berichten. Dies bedeutet letztlich auch, dass chinesische Eigenentwicklungen bereits einen gehörigen Anteil an den Neuverkäufen einnehmen müssen, ganz unabhängig aller Grauimporte – da man rein mit Grauimporten schwerlich den ganzen HPC/AI-Bedarf von China decken kann.
Chinesische HPC/AI-Hardware dürfte somit inzwischen weit über den Punkt eines reinen Markteinstiegs hinaus sein, sondern eher in diese Richtung gehen, die elegantere (weil rechtskonforme) Alternative zu Grauimporten von nVidia-Hardware zu sein. Da China aber deswegen seine HPC/AI-Ambitionen nicht im geringsten zurückgefahren hat, bedeutet dies im Umkehrschluß auch, dass chinesische Hardware (ungeachtet aller technischen Rückstände) zumindest in der Praxis bereits die Aufgabe der nVidia-Hardware übernehmen kann – und China somit in einem weiteren Feld seine technologische Unabhängigkeit gegenüber dem Westen erreicht hat. Dass China hierfür auf rückständigere Fertigungsverfahren angewiesen ist, spielt für die Anwender-Praxis kaum eine größere Rolle, zudem zwingt die Zielsetzung der technologischen Unabhängigkeit mitnichten dazu, auch technologisch führend zu sein. All dies kann allerdings noch kommen – denn nun hat die chinesische Halbbleiterfertigung garantierte Zukunftaufträge, welche ihr von westlichen Chipfertigern kaum jemals weggenommen werden können.