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News des 21. Mai 2024

Angelegt als offensichtliche Störung des Launches der ersten Snapdragon-X-basierten Notebooks (Berichterstattungen bei ComputerBase & Notebookcheck) hat Intel eine Roadmap für Consumer-Prozessoren 2024 veröffentlicht, welche die beiden nächsten Intel-Projekte benennt bzw. genauso für das Jahr 2024 festmacht. Wie sich zuletzt schon ergeben hatte, ist "Lunar Lake" dabei terminlich vor "Arrow Lake" angesetzt, obwohl Lunar Lake zumindest in Teilen technologisch führend ist (erstmals Xe2-Grafik). Allerdings bedient Lunar Lake mit einer Kern-Konfiguration 4P+4D eher nur das Ultrabook-Segment von besonders kleinen bzw. leichten Notebooks. Arrow Lake wird hingegen wieder ein volles Produkt-Sortiment von Mobile bis HighEnd-Design geben. Wie bei Intel üblich, ist dabei zuerst der Release von K/KF-Modellen zum Jahresende zu erwarten, ehe dann das vollständige Produkt-Portfolio wahrscheinlich mit der CES zum Jahresstart 2025 veröffentlicht wird.

Stichwort IT-Messen: Arrow Lake wird zur kommenden Computex (4.-7. Juni) mit einem (Info-)"Update" seitens Intel bedacht werden. Da Lunar Lake terminlich wie gesagt vorher ansteht, könnte auf der Computex zu Lunar Lake sogar mehr als das passieren. Sofern möglich, dürfte es sich Intel kaum nehmen lassen, den derzeit in der Praxis Qualcomm-exklusiven "Copilot+ PCs" eigene Lösungen mit der dafür passenden NPU-Power entgegenzusetzen. Qualcomm läßt diese Tür für Intel ein wenig offen, da der Verkaufsstart aller neuen Qualcomm-basierten Notebooks nicht vor dem 18. Juni liegt. Die ComputerBase zeigt dann noch weitere neue Intel-Präsentationsfolien, mit welchen Lunar Lake bereits vorab gefeiert wird. Wirklich wertbar ist nur wenig davon: Die Grafik-Performance soll aufgrund der dickeren wie moderneren iGPU von Lunar Lake um 50% schneller als bei "Meteor Lake" unter dem TimeSpy-Benchmark ausfallen, während Intel CPU-seitig sich einfach nur als "schneller" gegenüber Ryzen 7 8840U und Snapdragon X Elite definiert.

Nochmals Stichwort IT-Messen: Nach dem großen Augenmerk in letzter Zeit auf zukünftige AMD-APUs – sei es "Strix Point/Halo" oder kürzlich "Sound Wave" – hat AMD mit seiner Computex-Ankündigung klargestellt, dass vor all dem natürlich erst einmal die nächsten HighPerformance-Prozessoren von AMD anstehen. Ohne dies explizit genannt zu haben, läuft dies auf Zen 5 für Desktop-Bedürfnisse hinaus, auf anderes trifft die konkret gebrauchte Formulierung "our next generation of high-performance PC" nicht zu. Dabei ist es ganz natürlich, dass AMD diese Desktop-Modelle zuerst bringt, denn bei neuen CPU-Architekturen ist diese Pionier-Arbeit zur Vorbereitung weiterer Hardware-Projekte auf dessen Basis sehr wohl nützlich. Ungewöhnlich (für AMD) ist eher, dass "Strix Point" augenscheinlich nahezu zeitgleich entwickelt wurde, bislang gab es schließlich einen deutlichen zeitlichen Versatz zwischen Desktop-Prozessoren und Mobile-APUs der gleichen Architektur bei AMD.

Join us as Dr. Lisa Su delivers the Computex 2024 opening keynote and shares the latest on how AMD and our partners are pushing the envelope with our next generation of high-performance PC, data center and AI solutions.
Quelle:  Computex-Ankündigung von AMD

Aber dies ist eigentlich eine positive Entwicklung, denn somit hängen die Mobile-APUs bei AMD Architektur-technisch nicht mehr so deutlich hinterher. Dies dürfte für AMD immer ein erheblicher geschäftlicher Nachteil gewesen sein, eingerechnet des Punkts, dass Mobile-Prozessoren für ca. zwei Drittel des Gesamt-Absatzes von Consumer-Prozessoren stehen. Intel hatte diesbezüglich sein System schon vor vielen Jahren umgestellt, so dass es möglich wurde, Desktop- und Mobile-Prozessoren faktisch zeitgleich herauszubringen. Zurückkommend zu Zen 5 Desktop sagt diese AMD-Ankündigung jedoch nichts über die Klasse der kommenden AMD-Ausführungen auf der Computex aus. Es bleibt somit offen, ob es sich um eine Ankündigung von Zen 5 oder bereits eine konkrete Vorstellung mit zeitnahen Release handeln wird. Wie VideoCardz noch anfügen, wird Zen 5 zudem auf der HotChips 34 (25.-27. August) behandelt werden. Die dort üblichen sehr technischen Ausführungen werden allerdings üblicherweise zu bereits veröffentlichten Hardware-Projekten gehalten – was darauf hindeutet, dass Zen 5 Desktop zu diesem Zeitpunkt wenigstens technisch voll vorgestellt wurde, eher bereits schon gelauncht ist.

Microsofts KI-PC bzw. Copilot+ muß derzeit mit starken Gegenwinden aus Nutzerperspektive kämpfen, egal auf welcher Plattform jenes kommentiert & diskutiert wird. Interessant ist dabei insbesondere, dass kaum jemand einen praktischen Vorteil für sich erkennen will, die Konzentration der Kommentare liegt auf der hiermit aufgebauten Datenbank der Benutzertätigkeit. Hierzu gab es auch treffende Kommentare in die Richtung hin, dass Nutzer die letzten 20 Jahre auf dem eigenen PC nie etwas ernsthaft haben suchen müssen – weil durch Struktur und Organisation alles an seinem Platz war und somit umgehend gefunden wurde. Diese im Bereich erfahrener PC-Anwender sehr wohl nachvollziehbare Darstellung rechnet allerdings die Mehrheit unerfahrener Computer-Nutzer nicht ein, welche ihre große Mühe mit dem Verständnis des Computers haben und für welche es demzufolge eine enorme Hilfe sein könnte, mit dem Computer dies in natürlicher Sprache lösen zu können.

Doch auch abgesehen davon existiert die wirtschaftliche Ebene, welche eher zugunsten von KI-PC bzw. Copilot+ spricht. Denn hierfür wird kein technisches Wunderwerk vonnöten, sondern nur eine vergleichsweise kleine NPU, welche nicht einmal als extra Chip ausgeführt wird, sondern Teil von kompletten SoC-Angeboten ist. Daher ist auch kein Preisvorteil für PCs ohne Copilot+ zu erreichen bzw. dürfte dies nur mit gleichzeitig größeren Abspeckungen bei anderen Hardware-Feldern angeboten werden. In absehbarer Zukunft sollten dann auch schon Einsteiger-SoCs die notwendige NPU mitbekommen, was die Hersteller nur minimal an Silizium-Fläche kostet und daher für diese keine große Diskussion wert ist. Man muss davon ausgehen, dass die technische Grundlage für Copilot+ in Zukunft bei mehr oder weniger allen angebotenen PCs vorhanden sein wird. Da es kein großer Kostenfaktor ist, können die PC-Hersteller das Feature auch über eine lange Anlaufphase mitschleppen, ohne dass dies aus wirtschaftlicher Sicht in Frage gestellt würde.

Da es an der Kostenlage somit vorerst nicht scheitern wird, müsste schon eine gravierende Nutzer-Ablehnung stattfinden, um den KI-PC bzw. Copilot+ noch zu stoppen. Die Grundlagen dafür sind unter den erfahrenen PC-Anwendern zweifelsfrei zu sehen – hier spricht sich die übergroße Mehrheit gegen dieses Feature aus, Beführworter sind kaum zu finden. Ob dies ausreichend ist, steht auf einem ganz anderen Blatt: Denn sobald es Microsoft gelingt, das Feature bei den Normalanwendern durchzusetzen, ist dieser Zug bereits abgefahren. Und erfahrungsgemäß schluckt der Normalwender üblicherweise jene Medizin, welche Microsoft vorsetzt. Da müsste doch einiges in Richtung Medienöffentlichkeit gegen Copilot+ passieren, damit der Normalanwender für die Probleme jener Technologie sensibilisiert werden kann. Unmöglich ist natürlich gar nichts. Doch der Widerwille der Nerd-Szene ändert kaum etwas, für ein Scheitern des KI-PCs bzw. Copilot+ müsste wesentlich mehr passieren.