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News des 22. Mai 2024

In einem Bloomberg-Interview verspricht nVidias CEO Jensen Huang nVidia-Aktivitäten zum KI-PC – welche sich nächstes Jahr materialisieren sollen. Was dies genau sein soll, wurde nicht ausgeführt, sollte allerdings auch keine unbedeutende Sache zu sein, wenn Dell-CEO Michael Dell sogar schon über die Terminlage Bescheid wusste. Jetzt darf natürlich das Rätselraten darüber anfangen, in welcher Form nVidia die IT-Gemeinde mit eigenen Aktivitäten zugunsten des KI-PCs "beglücken" will. Die unwahrscheinlichste Auflösung besteht in eigenen NPUs – weil dieses Feld ausreichend gut mit den faktisch kostenlosen NPUs von AMD, Intel & Qualcomm besetzt ist. Selbige sind dort Teil eines SoCs, womit es keinen echten Kostenvorteil ergibt, nur die NPU wegzulassen. Vielmehr würde ein extra SoC ganz ohne NPU sogar höhere Anlaufkosten aufwerfen, als was man durch die eingesparte Chipfläche wieder herausholen kann.

Ed Ludlow (Bloomberg):     Jensen, where is nVidia's place in the AI PC? I know you as gaming. That's again, I grew up with the gaming side of nVidia. Do you have a place in AI PC market?
Michael Dell (Dell):             Come back next year.
Jensen Huang (nVidia) :      Exactly.

Quelle:  Bloomberg-Runde mit Michael Dell, Jensen Huang & Bill McDermott @ YouTube am 21. Mai 2024

Diesen Vorteil kann man mit extra NPUs niemals schlagen, jene haben immer einen separaten Herstellungspreis. Ob sich die angeforderte NPU-Power derart entwickelt, dass dies nur mittels extra Hardware zu schultern ist, darf zudem bezweifelt werden: Denn wenn Microsoft die aktuelle Anforderung von 40 TOPs für ausreichend hält (und heutige Grafikkarten selber schon 100-1300 TOPs erreichen können), kann der Leistungsbedarf in naher Zukunft gar nicht schnell genug zunehmen, auf dass extra Hardware dafür besser geeigent wäre. Denkbar wäre viel eher, dass nVidia bei Microsoft durchsetzt, dass seine potenten Grafikkarten genauso die Qualifikation für Copilot+ erhalten – und dies womöglich mit Zeitversatz erst nächstes Jahr, insofern Microsoft die diesjährigen Hardware-Aktivitäten von AMD, Intel & Qualcomm schützen will. Nicht undenkbar bleibt allerdings, dass jene Aussage eher nur heiße Luft ist und der nVidia-CEO einfach nur bei diesem unter Börsianern und Investoren beliebten Thema nicht außenvorstehend wirken wollte.

Bei Igor's Lab hat sich mal wieder eine teure Grafikkarte mit mieser Wärmeleitpaste eingefunden, in diesem Fall geht die "Ehre" an eine "Manli GeForce RTX 4080 Gallardo". Die dort verwendete minderwertige Paste verlor nach einigen Monaten einzelne Bestandteile, womit dann deren Funktionalität bzw. Chip-Abdeckung nicht mehr gewährleistet war. Dadurch ergaben sich Hotspot-Temperaturen von bis zu 103°C, welche nach einem Repasting auf 79°C sehr deutlich zurückgingen. Der Grafikkarten-Hersteller scheint hier nicht nur im Einzelfall schlecht gearbeitet zu haben, sondern generell die falsche Wärmeleistpaste zu verwenden. Seitens Igor's Lab wird somit bemängelt, dass nVidias "Green Light Program" (GLP) nicht stärker dieserart Punkte reglementiert. Allerdings existiert jenes Programm auch nur zum Teil, um eine gewisse Bauqualität bei nVidia-basierte Grafikkarten hochzuhalten – primär aber eher, um die Grafikkarten-Hersteller schön an der Leine zu halten, keine Eigenmächtigkeiten von deren Seite (echte Overclocking-Karten, verdoppelter Speicher) zuzulassen.

Gemäß WCCF Tech gibt es eine Industrie-Erwartung, dass nVidia nächstes Jahr satte 1,5-2 Millionen "GB200" AI-Beschleuniger ausliefern soll – was somit 3-4 Millionen GB100-Chips ergeben würde. Für klare HPC/AI-Chips sind Stückzahlen im Bereich von gleich mehreren Millionen durchaus etwas besonderes, in diesem Segment waren vor dem AI-Boom kaum mehr als fünfstellige Verkaufszahlen normal. Von der Menge an ausgelieferten Gaming-Grafikchips ist man damit allerdings immer noch weit entfernt, hier setzt nVidia pro Jahr grobe 30-40 Mio. Stück um. Dennoch kommen die Anforderungen an die Wafer-Menge zwischen HPC/AI-Segment und Consumer-Segment sich somit weiterhin näher. Mengentechnisch stehen die HPC/AI-Chips nur bei einem Zehntel der Consumer-Chips, bei der benötigten Wafer-Menge dürfte es hingegen dann auf ein Viertel hinauslaufen.

Volumen 2025 Die-Size Wafer-Menge
nVidia GB100 Annahme: 4 Mio. ~800mm² (4nm) ca. 75'000  (±20%)
nVidia Consumer-GPUs Annahme: 40 Mio. ~150-600mm² (4/5nm) ca. 260'000  (±20%)
Wafer-Mengen kalkuliert mit (effektiven) 90% Yield bei allen Chips

Auch wenn diese Hochrechnung vielleicht einigermaßen inkorrekt sein sollte, zeigt der deutliche Größenunterschied in der benötigten Wafer-Menge dennoch klar darauf hin, dass die HPC/AI-Chips mitnichten in der Lage sind, alleinig eine Chip-Krise auszulösen. Anzumerken ist, dass die hier notierten 4 Millionen GB100-Chips für das Jahr 2025 auch schon eine (weitere) heftige Steigerung von nVidias HPC/AI-Geschäften bedeuten würden. Dennoch ist nVidia weiterhin in der Lage, alle Märkte mit Chips zu bedienen, muß also keine Wafer in bestimmte Märkte mit höherer Priorität umleiten. Zum Vorteil gereicht nVidia hierbei auch die Weiterverwendung der 4nm-Fertigung bei der kommenden "Blackwell"-Generation, damit setzt man auf einen gut verfügbaren und gut beherrschten Fertigungs-Node auf. Chipfertiger TSMC selbst hat viel höhere Kapazitäten, für den gesamten 5nm-Node (4nm ist ein Derivat hiervon) wurde schon für das Jahr 2022 eine Fertigungsmenge von 150'000 Wafern pro Monat berichtet – was inzwischen beachtbar höher liegen sollte.

Bei BornCity sowie Dr.Windows hat man sich mit dem Sicherheits-Aspekt des "Recall"-Features von Copilot+ beschäftigt. Jene ist nach Ersteinrichtung von Windows 11 standardmäßig aktiv (deaktivierbar), legt alle 5 Sekunden einen Desktop-Screenshot an, speichert selbigen für drei Monate (verlängerbar) und kann die Informationen des per KI ausgewerteten Screenshots nachfolgend zugunsten die Suchfunktion des PCs verwenden. Der Punkt hieran ist: So etwas wird natürlich Datendiebe anziehen, da sammelt sich mit der Zeit einfach zu viel an, was (zumeist unbewußt) Sicherheits-relevant ist. Hier kann man durchaus das Risiko sehen, dass Normalnutzer wieder viel stärker in das Blickfeld von Cyberkrimimellen geraten – welche zuletzt eher bei Behörden & Unternehmen ihr "Betätigungsfeld" gefunden hatten.

Sicherlich läßt sich Recall konfiguieren: Mittels einer Blacklist kann der Anwender bestimmte Apps & Webseiten davon ausschließen. Doch dies dürfte von Otto Normalsurfer in der Praxis kaum genutzt werden – und somit, sofern Recall aktiv bleibt, dessen Datenbank mit haufenweise Sicherheits-relevanten Daten füttern. Der Clou ist allerdings, dass Microsoft den Recall-Ausschluß von Webseiten nur unter seinem Edge-Browser ermöglicht sowie den Ausschluß des privaten Modus nur mit Chrome-basierten Browsern. Hieraus ergeben sich drei Folgen: Erstens einmal müsste ein gehöriger Nutzer-Anteil zugunsten von Recall den Browser wechseln. Zweitens einmal verstößt dies zumindest sinngemäß gegen EU-Regularien, nachdem Microsoft andere Browser-Hersteller nicht benachteiligen sollte. Und drittens darf Microsoft erklären, wie man auf einem PC mit in der EU legal entfernbarem Edge-Browser den Nutzer-Eigenschutz des Recall-Features noch gewährleisten will.

Microsoft verweist darauf, dass man über die Einstellungen bestimmte Apps und Webseiten von Recall ausschließen kann. Die Webseite der eigenen Bank bietet sich hier an, wenn man nicht möchte, dass bei jeder Onlinebanking-Sitzung Screenshots vom aktuellen Kontostand aufgenommen werden. Der Webseiten-Filter funktioniert allerdings nur mit Microsoft Edge – Ätsch. Beim Browsen im privaten Modus nimmt Recall grundsätzlich nichts auf – aber auch das funktioniert nur mit Chromium-basierten Browsern und somit nicht mit Firefox.
Quelle:  Dr.Windows am 22. Mai 2024