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News des 29./30. Januar 2022

Zur Frage von nVidias GH100-Chip sowie dem Punkt, inwiefern jene "monolithisch" sei, ergab sich im Laufe des Sonnabend auf Twitter dann doch noch eine Klärung: Als "GH100" selber bezeichnet nVidia schlicht den einzelnen Chip – und selbige zusammengefügt zu MCM-Konstruktionen (mit wahrscheinlich maximal 2 Chips) bekommen dann einen anderen Codenamen. Dies macht auch Sinn, denn im Gegensatz zum Chiplet-Ansatz bei AMDs Ryzen-Prozessoren handelt es sich bei diesen Einzelchips um voll funktionsfähige Chips, die eben auch einzeln operieren können (und auf entsprechenden Produkten auch werden). Die genannte Chipfläche von bis zu 1000mm² – nachfolgend auf die Angabe 900-1000mm² korrigiert – bezieht sich damit auf den Einzelchip, die früher genannten Hardware-Daten hingegen augenscheinlich auf den DualChip-Verbund zweier dieser Chips. Somit kann man nVidias GH100 nun folgendermaßen charakterisieren:

    nVidia GH100

  • "Hopper" Architektur
  • 5nm-Fertigung von TSMC, ca. 900-1000mm² Chipfläche
  • 8 GPC, 24 CPC, 72 TPC, 144 SM = 9216 FP32-Einheiten im Vollausbau
  • wahrscheinlich HBM2e-Interface
  • MCM-Option auf wahrscheinlich maximal 2 Chips mit verdoppelter Hardware (extra Codename)
  • rein HPC (einige für den Gaming-Einsatz benötigte Chip-Teile fehlen regelrecht)
  • mögliche Vorstellung: GTC, 21.-24. März 2022 (Vorstellung bedeutet nicht Marktstart)

Währenddessen hat Twitterer Greymon55 interessantes zu AMDs Navi 3X Chip-Serie von sich gegeben: Die Chiplets sind natürlich schon bekannt, auch der "3D Infinity Cache" ist nicht mehr ungewöhnlich: Der Infinity Cache soll bei Navi 31/32 schließlich an extra Chiplets (MCD) ausgelagert werden, welche augenscheinlich auf die Hauptchips (GCD) aufgeschnallt werden, ähnlich dem 3D V-Cache des Ryzen 7 5800X. Neu ist hingegen ein "Machine Learning Chip", welcher möglicherweise Teil des MCDs ist. Letzteres wäre zumindest insofern ungewöhnlich, als dass man die MCDs von Navi 31/32 bislang rein als Cache-Bausteine angesehen hat. Andererseits ist da natürlich noch einiges in der Schwebe und kann somit in Zukunft noch präzisiert wie korrigiert werden. Eine mögliche Anwendung eines Machine-Learning-Chips (im Gaming-Bereich) wurde hingegen bereits identifiert: Jener könnte zugunsten von FSR 2.0 an Bord sein und somit dabei helfen, näher an die Bildqualität von nVidias DLSS heranzukommen.

A few highlights of Navi3
chiplets
3D Infinity cache
Machine learning chip

Quelle:  Greymon55 @ Twitter am 29. Januar 2022
 
I think ML chip is made for FSR2.0.
Quelle:  Greymon55 @ Twitter am 29. Januar 2022
 
ML may be part of MCD.
Quelle:  Greymon55 @ Twitter am 29. Januar 2022

Intels Raja Koduri hat auf Twitter gegenüber einem offenen Brief von PCGamer an Intels CEO Pat Gelsinger reagiert – mittels welchem Intel um Hilfe in der aktuellen Grafikkarten-Krise gebeten wurde. Jener Brief geschah wohl auch angesichts der Preislagen der in diesem Januar neu in den Markt gekommenen Einsteiger-Beschleuniger von AMD und nVidia – zu welchen wie bekannt ganz und gar keine Einsteiger-Preise aufgerufen werden. Inwiefern Intel hierbei helfen kann, wird sich noch zeigen. Grafik-Chef Raja Koduri versprach jedenfalls immerhin schon einmal Millionen von Arc-Grafiklösungen jedes Jahr zu liefern – und zwar explizit in die Hände von Gamern. All zu viel verspricht man damit aber auch nicht, denn selbst mit 3 Millionen ausgelieferter Grafikchips würde Intel nur grob 3% Marktanteil im dGPU-Markt erzielen.

I am with you, @pcgamer. This is a huge issue for PC gamers and the industry at large. @IntelGraphics is working hard to find a path towards the mission – getting millions of Arc GPUs into the hands of PC gamers every year.
Quelle:  Intel-Mitarbeiter Raja Koduri @ Twitter am 29. Januar 2022

Jener dGPU-Markt (Intel bezog sich nicht explizit nur auf Desktop-Lösungen) ist für das Jahr 2021 auf ca. 95 Millionen extra Grafikchips für Mobile & Desktop zu schätzen (bislang gibt es nur exakte Zahlen bis einschließlich des Q3/2021), für das Jahr 2022 wird es wohl noch etwas mehr. Anders formuliert ändert eine niedrigschwellige Erfüllung dieser Intel-Aussage nichts am Grafikchip-Markt, in welchem wohl deutlich größere Stückzahlen fehlen als "nur" ein paar Millionen Grafikchips pro Jahr. Natürlich nimmt man trotzdem mit, was man bekommen kann, sind die Intel-Lieferungen somit hochwillkommen und wird es eventuell auch mehr als die genannte (spekulierte) Zahl. Den ganz großen Markt-Eindruck könnte Intel allerdings erst dann machen, wenn man ab 20 Millionen Grafikchips pro Jahr antritt – erst dann würde man auf einen beachtbaren Marktanteil kommen und könnte substantiell daran mithelfen, den aufgestauten Bedarfsberg abzubauen. Dies ist allerdings eher erst für die Zukunft denkbar, am Anfang dürfte Intel bei seinen Wafer-Vorbestellungen (bei Grafikchip-Hersteller TSMC) nicht derart ins Risiko gegangen sein.

Von TechEpiphany @ Twitter kommt ein kurzer Überblick zu den in der letzten Kalenderwoche bei der Mindfactory verkauften Gaming-Grafikkarten (außerhalb von Pro-Modellen). Die Auflistung wird natürlich primär darüber dominiert, welche Karten gerade lagermäßig vorhanden waren bzw. wo es entsprechend (relativ) gute Preise gab, eine belastbare Aussage zur Beliebtheit einzelner Grafikkarten läßt sich auf Basis dieses kurzen Zeitraums kaum treffen. Aber zumindest lassen sich gewisse Anregungen mitnehmen: Wie dass die Luft bei nVidias Enthusiasten-Modellen derzeit raus ist, AMD seine Radeon RX 6900 XT hingegen weiterhin blendend verkauft (dafür sprechen auch alle Indizienz von anderen Händlern). Die Konzentration der Grafikkarten-Käufer geht aber inzwischen eher auf mittlere bis untere Bereiche – und wenn da Ware zu (relativ) guten Preisen da war, dann gab es auch beachtbare Verkaufzahlen.

Grafikkarten-Verkäufe der Mindfactory in Kalenderwoche 4/2022 (in Stück)
nVidia Ampere AMD RDNA2 andere
70 — 3090
60 — 3080Ti
65 — 3080
190 — 3070Ti
80 — 3070
230 — 3060Ti
100 — 3060
10 — 3050
170 — 6900XT
40 — 6800XT
90 — 6800
130 — 6700XT
220 — 6600XT
140 — 6600
105 — 6500XT
200 — 2060
20 — 1660Ti
30 — 1660S
140 — 1650
40 — 1050Ti
10 — GT1030
30 — GT730
10 — RX6700 (?)
Ampere: 805 (37%) RDNA2: 895 (41%) Turing: 390 (18%)
andere: 90 (4%)
gemäß der Ausführungen von TechEpiphany @ Twitter

Allerdings liegen jene Verkaufszahlen mit 2180 Grafikkarten-Verkäufen in einer Woche noch auf keinem wirklich großartigen Niveau. Vor zwei Jahren verkaufte derselbe Händler im Zeitraum Januar/Februar durchschnittlich ~3800 Grafikkarten pro Woche – derzeit sind es nur 57% dieses Vorkrisen-Niveaus. Aufgrund der höheren Preislagen dürfte der für den Händler erzielte Umsatz wahrscheinlich nicht einmal niedriger ausfallen, im Sinne der Grafikkarten-Käufer fehlen allerdings primär die Karten. Interessant ist vor allem, dass diese niedrige Absatz-Zahl nicht zu dem passt, was es zuletzt an im Weltmarkt insgesamt verkauften Grafikkarten zu vermelden gab: Deren Anzahl ist das Jahr 2021 über gestiegen, dürfte auch derzeit weiterhin hoch liegen. Die Differenz liegt dann in dem, was im Einzelhandel nicht ankommt – und damit augenscheinlich in andere Kanäle geht.