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News des 3. August 2023

Auch wenn – wie gestern berichtet – die aktuellen Grafikkarten-Verkaufszahlen der Mindfactory zuletzt ein Zwischenhoch von AMD bei 66% Marktanteil sehen, ist selbst im AMD-Land Deutschland und beim starken AMD-Anbieter Mindfactory allein die neue Ada/RDNA3-Generation betrachtend nVidia insgesamt führend. Logischerweise hatte nVidia hierbei einen erheblichen Standortvorteil, weil man früher und kompletter als AMD erschienen ist – es stehen nunmehr 3 AMD-Karten gegen 6 nVidia-Karten (die 16-GB-Ausführung der GeForce RTX 4060 Ti nicht extra zählend). In der Summe aller Absätze hat AMD bei der Mindfactory nur 27% aller Karten der neuen Generation verkauft, nVidia demzufolge 73%. Selbst die unterschiedlich langen Verkaufszeiträume herausrechnend verkauft AMD im Schnitt bei der Mindfactory 421 RDNA3-Karten pro Woche (22%), nVidia hingegen 1465 Ada-Lovelace-Karten pro Woche (78%).

Release MF-Verkäufe pro Woche
GeForce RTX 4070 13. April 2023 ~7320 Stück ~453 Stück/Woche
GeForce RTX 4070 Ti 5. Januar 2023 ~8790 Stück ~292 Stück/Woche
GeForce RTX 4080 16. November 2022 ~8530 Stück ~229 Stück/Woche
Radeon RX 7900 XTX 13. Dezember 2022 ~6400 Stück ~191 Stück/Woche
GeForce RTX 4090 12. Oktober 2022 ~7360 Stück ~174 Stück/Woche
Radeon RX 7900 XT 13. Dezember 2022 ~5200 Stück ~156 Stück/Woche
GeForce RTX 4060 Ti 8GB 24. Mai 2023 ~1180 Stück ~115 Stück/Woche
GeForce RTX 4060 29. Juni 2023 ~550 Stück ~107 Stück/Woche
GeForce RTX 4060 Ti 16GB 18. Juli 2023 ~230 Stück ~95 Stück/Woche
Radeon RX 7600 25. Mai 2023 ~750 Stück ~74 Stück/Woche
"MF-Verkäufe" = öffentlich sichtbare Grafikkarten-Absätze beim deutschen Einzelhändler "Mindfactory" zum 3. August 2023, Statistik kann durch (auch temporär) nicht mehr gelistete Karten jederzeit im gewissen Maßstab unvollständig (zu gering) sein

Bemerkenswert ist zudem, wie sich dies verteilt: An der Spitze der pro-Woche-Verkaufscharts steht (mit großem Abstand) die neue Mittelklasse in Form der GeForce RTX 4070. Danach folgen die schnelleren Karten mit gewissen Abstufungen, wobei AMD vernünftig mit dabei ist, ohne jedoch herauszuragen. Mit einem gewissen Abstand folgen dann die Mainstream-Modelle, welche sowohl bei AMD als auch nVidia die klar schwächsten Absatzzahlen pro Woche aufweisen. Normalerweise sollten diese Karten der niedrigeren Preisbereiche eigentlich die viel höheren Absatzzahlen zeigen, denn in der Umsatzgröße (Stückzahl x Verkaufspreis) ist das Mainstream-Segment (zumindest weltweit gesehen) immer noch größer als die anderen Preis-Segmente. Denkbarerweise trifft dies aber nur auf diese Grafikkarten-Generation zu, denn schaut man sich die zum Jahresanfang aufgestellten Stückzahlen bei der Mindfactory an, sind da vergleichbare Modelle aus der Ampere/RDNA2-Generation sehr gut dabei.

So kam in den ersten Jahreswochen die GeForce RTX 3060 regelmäßig auf Wochenabsätze von 400-500 Stück, die GeForce RTX 3070 bei 200-300 Stück und die Radeon RX 6700 XT bei 300-400 Stück. Am Bedarf im Mainstream-Segment liegt es also nicht, dass Radeon RX 7600, GeForce RTX 4060 & 4060 Ti so derart schwach aus dem Startlöchern gekommen sind. Die Preislage dieses neuen Mainstream-Segments ist jedoch gänzlich danebengegangen, womit diese Karten ihre Rolle als Stückzahlen-Bringer nicht erfüllen können. Als weiterer Bremspunkt kommen technischen Unzulänglichkeiten beim VRAM hinzu, über welche man bei den Karten älterer Generationen hinweggesehen hat, welche für Neuvorstellungen des Jahres 2023 jedoch nicht mehr wegzudiskutieren sind. Leider muß man die Befürchtung äußern, dass nVidia darüber nicht gänzlich unglücklich ist, treibt man somit die Nutzer doch tendentiell zu noch größeren (und damit teuren) Karten. Dies ist nVidia natürlich auch nur deswegen möglich, weil AMD seit einiger Zeit nur noch einen pro-Forma-Wettbewerber gibt, nVidia jedoch mitnichten wirklich angreift.

Nicht ganz unpassend hierzu kommt von YouTuber Moore's Law Is Dead das Gerücht, nVidia hätte angeblich die Chipfertigung für "Ada Lovelace" zum größten Teil auf Eis gelegt – und dies sogar in einem stärkeren Maßstab, als es gemäß der aktuellen Verkaufszahlen notwendig wäre. Jene sind natürlich zum Teil nicht gut bzw. unterhalb der Erwartungen nVidias liegen, womit es schon vor einiger Zeit eine temporäre Fertigungsaussetzung des AD103-Chips für die GeForce RTX 4080 gab. Nunmehr soll jedoch das komplette RTX40-Portfolio betroffen sein und nVidia weniger nach der Maßgabe handeln, was aufgrund des Bedarfs benötigt wird – sondern vielmehr danach, was man maximal an Wafern für Gaming-Grafikchips hin zu AI-Beschleunigern umschichten kann. Allerdings kann sich nVidia diese Fertigungsumschichtung sehr wohl leisten, wenn man bereits einen Jahresbedarf an Ada-Lovelace-Chips gefertigt hat:

Yeah, they [Nvidia] are swapping as much capacity as they can to H100, but I need to remind you that they're estimated to have already produced a year's worth of Lovelace anways ... and now sales are bad ... So, they may actually have more than enough GPUs for months if they keep these unpopular prices.
Quelle:  Moore's Law Is Dead @ YouTube am 3. August 2023

Im groben Maßstab ist Ada Lovelace gerade einmal ein halbes Jahr im Markt, läuft meistens unterdurchschnittlich – womit nVidia unter Umständen noch mehr als die Hälfte der entsprchenden Chip-Fertigung auf Lager liegen haben wird. Dies dann über einen gewissen Zeitraum herunterzufahren – und noch dazu, wenn sich mit den AI-Beschleunigern ein neuer Umsatzträger aufdrängt – ist nur zu natürlich. Trotz dass es somit etwas seltsam aussieht, wenn nVidia hier zur Fertigungsaussetzung für ein komplettes Chip-Portfolio schreitet, dürften damit dennoch erst einmal keine Nachliefer-Problematik entstehen. Dies kann sich natürlich dennoch alles noch ergeben: Schon allein, wenn nVidia die Fertigung der Ada-Lovelace-Chips nachfolgend nicht wieder aufnimmt, wäre ein solches Ergebnis garantiert. Aber allein aus diesem temporär angelegten Fertigungsstopp läßt sich eben noch nicht ableiten, wie nVidia in der Zukunft entscheidet.

Die fast interessantere Information jenes Video ergeht dann zu AMD und dort dem kommenden Start der Navi-32-Beschleuniger: Danach hat AMD hiermit tatsächlich darauf gewartet, dass sich RDNA2 abverkauft, währenddessen man augenscheinlich schon seit Monaten Navi-32-Chips produziert. Die lange Verzögerung des mittleren RDNA3-Chips hatte also ganz gewöhnliche Ursachen und liegt augenscheinlich nicht an irgendwelchen technischen Problemen. AMD dürfte hier in dieselbe Problematik wie nVidia am Ende des Cryptomining-Booms rund um den Sommer/Herbst 2022 hineingelaufen sein: Die Fertigung lief auf Hochtouren, um nach den Cryptominern nun endlich wieder die Gamer zu bedienen. Dann fiel der Bedarf in sich zusammen und die nachkommenden Fertigungsmengen passten überhaupt nicht mehr zur aktuellen Nachfrage – womit sich größere Lagerbestände aufbauten, unpassenderweise kurz vor dem Release einer neuen Chip-Generation.

Right now we [AMD] have a mountain of Navi 32 supply that we've been hoarding for months while we wait for RDNA 2 to sell out.
Quelle:  Moore's Law Is Dead @ YouTube am 3. August 2023

Da Navi 32 sowieso später geplant war als Navi 31 (entsprechend der Tape-Out-Termine), scheint AMD an dieser Stelle nicht so schnell wie nVidia reagiert zu haben. nVidia hat es zum Release einer jeden neuen RTX40-Karte geschafft, das grob gleichwertige Ampere-Modell vorher weitgehend aus dem Markt zu nehmen – so passiert bei allen GA102-basierten Karten und nun betreffend die AD104-basierten Karten, welche wohl nur noch wenige Wochen angeboten werden dürften. Bei AMD ist hingegen das Radeon RX 6000 Portfolio noch sehr aktiv im Markt, stellt sogar den Großteil der AMD-Absätze. Zum Teil dürfte AMD diese Beschleuniger wohl weiterhin im Angebot behalten (Radeon RX 6600 & 6700 XT), aber die Radeon RX 6800/6900 Modelle werden sich eher als hinderlich für eine Navi-32-Einführung erweisen. Insofern AMD wirklich große Kontingente an Navi-32-Chip vorgefertigt hat, müssen daher eigentlich auch diese Radeon RX 6800/6900 Modelle bis zum September den Markt verlassen.