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News des 17./18. Juni 2023

Die von Twitterer TechEpiphany erstellte Grafikkarten-Verkaufsstatistik der Mindfactory zeigt in der 24. Woche keine beachtbaren Impulse in irgendeine Richtung hin. Die Umsätze und Marktverteilungen bewegen sich vielmehr auf dem (niedrigen) Niveau der letzten Wochen. Auch die Top10 der Verkaufscharts sieht wiederum primär Midrange-Modelle auf den vorderen Plätzen, ergänzt um ein paar HighEnd-Modelle sowie die Radeon RX 6600 als einzige 8-GB-Grafikkarte. GeForce RTX 4060 Ti und Radeon RX 7600 streiten sich mit Verkaufsmengen von 65 vs 55 Stück (und damit Plazierungen klar außerhalb der Top10) erneut um den Titel der unerfolgreichsten Grafikkarte 2023 – in welches "Rennen" ab nächster Woche dann noch die GeForce RTX 4060 non-Ti eingreifen wird.

Grafikkarten-Verkäufe der Mindfactory im Jahr 2023
Absatz Absatz-Anteile Umsatz Umsatz-Anteile ASPs
3. Woche 2023 3940 Stück 42,3%   57,2%   0,5% 2,92M € 37,5%   62,3%   0,2% 656€   807€   270€
4. Woche 2023 3750 Stück 40,8%   58,4%   0,8% 2,83M € 34,5%   65,3%   0,2% 639€   845€   210€
6. Woche 2023 3955 Stück 43,6%   56,1%   0,3% 2,48M € 39,5%   60,3%   0,2% 568€   673€   354€
7. Woche 2023 3975 Stück 43,0%   56,2%   0,8% 2,88M € 35,6%   64,1%   0,3% 600€   825€   270€
8. Woche 2023 3285 Stück 42,3%   57,7%    0%  2,34M € 37,1%   62,9%    0%  624€   811€   ——
9. Woche 2023 4075 Stück 52,4%   47,6%    0%  2,86M € 47,9%   52,1%    0%  641€   766€   ——
11. Woche 2023 3810 Stück 55,4%   44,3%   0,3% 2,86M € 47,6%   52,3%   0,1% 645€   886€   282€
12. Woche 2023 3350 Stück 57,3%   42,1%   0,6% 2,40M € 48,9%   50,9%   0,2% 611€   867€   254€
13. Woche 2023 2375 Stück 61,9%   38,1%    0%  1,68M € 57,7%   42,3%    0%  658€   784€   ——
14. Woche 2023 2945 Stück 58,4%   40,6%   1,0% 2,00M € 49,9%   49,8%   0,3% 579€   833€   183€
15. Woche 2023 4510 Stück 59,0%   40,6%   0,4% 2,96M € 50,4%   49,4%   0,2% 559€   798€   289€
16. Woche 2023 4115 Stück 50,3%   49,2%   0,5% 2,95M € 43,5%   56,4%   0,1% 619€   821€   201€
17. Woche 2023 3390 Stück 48,4%   51,3%   0,3% 2,39M € 40,8%   59,1%   0,1% 595€   811€   284€
18. Woche 2023 3045 Stück 56,2%   43,2%   0,6% 2,05M € 45,3%   54,5%   0,2% 543€   850€   202€
19. Woche 2023 2775 Stück 52,6%   46,7%   0,7% 1,87M € 43,5%   56,3%   0,2% 557€   814€   219€
20. Woche 2023 2105 Stück 44,2%   54,9%   0,9% 1,51M € 36,5%   63,2%   0,3% 592€   825€   219€
21. Woche 2023 2240 Stück 50,0%   50,0%    0%  1,47M € 40,4%   59,6%    0%  531€   782€   ——
22. Woche 2023 2760 Stück 47,5%   51,6%   0,9% 1,74M € 38,6%   61,1%   0,4% 511€   745€   236€
23. Woche 2023 2405 Stück 45,3%   53,9%   0,8% 1,55M € 37,1%   62,6%   0,3% 528€   750€   261€
24. Woche 2023 2305 Stück 43,6%   55,5%   0,9% 1,54M € 35,2%   64,5%   0,3% 540€   776€   210€
alle Daten basierend auf den Erhebungen von @TechEpiphany auf Twitter; Wochenkonvention: Sonntag zu Samstag

Stichwort "Mindfactory": Logischerweise sind dies immer nur die Zahlen eines einzelnen Einzelhändlers, welcher somit nur eine Aussage über einen Teil des DIY-Marktsegments allein für Deutschland liefern kann, einem Land mit 4% Anteil am weltweiten Bruttosozialprodukt (Quellen: [1] & [2]). Einzurechnen ist zudem immer eine gewisse AMD-Lastigkeit bei der Mindfactory, denn in den üblichen Preisvergleichen liegt die Mindfactory bei allen wichtigen AMD-Karten regelmäßig vorn, während man sich bei nVidia-Karten die Spitzenplätze mit einigen anderen Einzelhändlern teilen muß. Wie hoch der hieraus entstehende Verzerrungseffekt pro AMD ist, läßt sich leider nur mutmaßen: Ein paar Prozentpunkte sollten es sicherlich sein, es könnte denkbarerweise bis in den (niedrigen) zweistelligen Prozentbereich hineingehen. Aber gleichzeitig ist die Mindfactory damit erstaunlicherweise einer der Hauptverkäufer von AMD-Grafikkarten weltweit. Denn die fehlenden Wochen interpoliert, hat der Einzelhändler im ersten Quartal 2023 ca. 21'900 AMD-Grafikkarten verkauft (bei ca. 46'700 Grafikkarten insgesamt).

AMD hingegen hat im ersten Quartal weltweit irgendwas zwischen 0,7-0,75 Mio. Desktop-Grafikchips verkauft, dies natürlich bezogen auf alle Einsatzorte (Gaming & Pro) und alle Vertriebswege (Grafikkarten-Hersteller & OEMs). Da es einen gewissen Zeitverzug beider Statistiken gibt (AMD verkauft an seine Abnehmer, die herauskommende Produkte treffen erst 1-2 Monate später im Einzelhandel ein), ist hierzu auch noch die Absatzmenge des vorherigen Quartals interessant, welche bei 0,8-0,85 Mio. Desktop-Grafikchips herauskam. Rechnet man mal mit 0,8 Mio. Desktop-Grafikchips für ein Quartal, dann sind die Mindfactory-Verkäufe immerhin schon 2,7% hiervon. Jene Zahl mag niedrig aussehen, aber es handelt sich ja auch nur um einen einzelnen Einzelhändler in einem Land, welches nominell nur für 4% der Absätze stehen sollte. Natürlich wird Deutschland am Ende doch mehr zum AMD-Absatz beitragen, doch eine gänzlich andere Zahl kann es auch nicht sein – da gibt es schließlich noch 194 andere von der UNO anerkannte Länder auf der Erde.

Rechnet man also großzügig mit 10% Deutschland-Anteil bei AMD, so steht allein die Mindfactory schon für 27% der AMD-Absätze hierzulande (selbst bei 15% Deutschland-Anteil wären es noch 18% für die Mindfactory). Auch wenn diese Hochrechnung doch hier und da auf gewissen Annahmen vertrauen muß, sieht es damit doch so aus, als wäre der Mindfactory-Absatz für AMD keineswegs unbedeutend und für Deutschland zudem ein absolut gewichtiger Posten. Selbst die "nur" 2,7% Mindfactory-Anteil von AMDs weltweitem Grafikkarten-Absatz sind schließlich nicht wenig, bezogen auf einen einzelnen Einzelhändler: Im Endkunden-Vertrieb dürfte sich der Absatz auf tausende nationale Einzelhändler aufteilen, da wird ein einzelner Händler mit einem Anteil von 1/37 an der AMD-Gesamtmenge (bei wie gesagt tausenden anderer Händler) durchaus herausstechen. Dass anhand der Mindfactory-Marktanteile wegen des vorgenannten Verzerrungs-Faktors nur schlecht auf den insgesamten AMD-Marktanteil geschlossen werden kann, ändert sich dadurch natürlich nicht.

Ein guter Einwand zur Frage, wieso Intel doch die Prozessoren-Generation "Arrow Lake" bei TSMC fertigen lassen könnte, kommt aus unserem Forum: Danach ist "Arrow Lake" bekanntlich Intels einzige Prozessoren-Generation in der 20A-Fertigung, danach geht es gleich weiter zu 18A-Fertigung. Dies ist für Intel ungewöhnlich, weil da meist zwei Prozessoren-Generationen aus derselben Fertigungsstufe kommen. Und genau hier könnte dann doch TSMC ins Spiel kommen: Für nur eine Prozessoren-Generation lohnt eventuell nicht das großflächige Umrüsten der Intel-Halbleiterfabriken – da geht man lieber gleich auf 18A und vergibt diesen Fertigungsauftrag andersweitig. Somit wäre es doch – in diesem speziellen Fall – denkbar, dass Intel mal selbst das Core-Chiplet außer Haus fertigen läßt.

In einem YouTube-Video von Moore's Law Is Dead zum Wettstreit der großen Chip-Entwickler im HPC/AI-Segment fielen fast nebenbei auch bemerkenswerte Sätze über eine Umschichtung der Chipfertigung bei nVidia vom Gaming- zum HPC/AI-Segment. Selbiges war in gewissem Maßstab logischerweise bereits anzunehmen, immerhin sollen die Absätze von AD103- & AD104-basierten Grafikkarten nVidia nicht zusagen und wird man gleichzeitig mit Aufträgen für AI-Beschleuniger überhäuft. Dass es allerdings so weit geht, dass man im Gaming-Segment vorsätzlich die Fertigungsmengen kürzt, um das maximal mögliche für das HPC/AI-Segment herauszuholen, ist eine neue Kategorie. Dies bedeutet damit auch, dass nVidia kurzfristig höhere HPC/AI-Aufträge hat, als für was man Produktionskapazitäten organisieren kann, trotz der Übernahme aller bei TSMC noch freien 7nm/5nm-Kapazitäten.

Let's be clear, this Al Boom is what's bailing us out right now. We cannot manufacture enough Hopper and A100 to satisfy demand.
In fact, we're currently shifting as much AD102, AD103, and AD104 supply as we can to Data Center and Professional Visualization (from Gaming) in response.
This is how we're going to make next quarter look good as well despite dismal sales in the gaming sector...

Quelle:  angebliche nVidia-Aussage, notiert von Moore's Law Is Dead @ YouTube am 14. Juni 2023

Für das Gaming-Segment bedeutet dies hingegen, dass nVidia mit weiterhin mittelmäßigen Absatzzahlen leben will bzw. jene teils selbst forciert. Dies trifft gleichzeitig auf eine klare Marktschwäche bei Gaming-Grafikkarten, für nVidia hätte der Zeitpunkt dieser Fertigungsumschichtung somit nicht günstiger ausfallen können. Aller Vermutung nach dürfte nVidia die Fertigungskontigent-Zuteilungen für das Gaming-Segment kaum noch wesentlich stärker drosseln, die Absätze sind schließlich schon niedrig genug – und beim aktuellen AI-Boom muß man auch erst einmal sehen, wie lange dieser Hype wiederum läuft. Der springende Punkt hieran ist, dass nVidia somit einen Anlaß weniger für sinkende Grafikkarten-Preise hat: Das Thema zu voller Läger dürfte sich aufgund dieser Fertigungs-Umschichtung in absehbarer Zeit von alleine erledigen.