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News des 30. Mai 2023

Hardware Unboxed @ Twitter zeigen eine erste GeForce RTX 4060 non-Ti, gefunden beim Computex-Stand von MSI. Konkret handelt es sich um eine "Ventus 2X Black OC", sprich ein vergleichsweise Standard-Design mit leichter Werksübertaktung, welches üblicherweise nahe zum nVidia-Listenpreis in den Handel geht. Beachtbar ist das (relativ) kompakte Kartendesign, die Kartenlänge dürfte bei ca. 22cm liegen (allerdings weiterhin DualSlot). Sicherlich sind auch noch kleinere Karten und auch SingleSlot-Modelle denkbar, schließlich liegt die TDP der GeForce RTX 4060 non-Ti bei nur 115 Watt. Selbige soll Anfang Juli erscheinen, scheint allerdings technisch bereits spruchreif zu sein – kein Wunder, nVidia setzt den zugrundliegenden AD107-Chip bereits seit Jahresbeginn im Mobile-Segment ein.

GeForce RTX 4060 8GB GeForce RTX 4060 Ti 8GB GeForce RTX 4060 Ti 16GB
Chip-Basis nVidia AD107-400 nVidia AD106-350 nVidia AD106-351
Hardware 24 Shader-Cluster (3072 FP32) @ 128-Bit-Interface, 24 MB Level2-Cache 34 Shader-Cluster (4352 FP32) @ 128-Bit-Interface, 32 MB Level2-Cache
Taktraten 1.83/2.46 GHz & 17 Gbps 2.31/2.54 GHz & 18 Gbps 2.31/2.54 GHz & 18 Gbps
Speicherausbau 8 GB GDDR6 8 GB GDDR6 16 GB GDDR6
TDP 115W 160W 165W
Founders Edition nein ja nein
Liste / UVP $299 / 329€ $399 / 439€ $499 / 549€
Release Anfang Juli 2023 24. Mai 2023 Ende Juli 2023

Bis zum Juli hat nVidia dann auch noch Zeit zu überlegen, ob der dato angesetzte Preispunkt zur GeForce RTX 4060 non-Ti wirklich zu halten ist (gleiches gilt zum Preispunkt der GeForce RTX 4060 Ti 16GB). Denn AMD mag mit der Radeon RX 7600 keine Bäume ausgerissen haben, aber immerhin kommt die Radeon RX 7600 bereits um +16,6% vor der GeForce RTX 3060 12GB mit den jüngsten unabhängigen Benchmarks unter der FullHD-Auflösung heraus. nVidia verspricht hingegen für die GeForce RTX 4060 +18,0% auf die GeForce RTX 3060 12GB oben drauf, erzielt allerdings teilweise unter RayTracing und DLSS2. Ganz ohne diese Effekte ist somit eher etwas wie +15-16% Mehrperformance zu erwarten – womit die neue GeForce RTX 4060 es schwer haben wird, die Radeon RX 7600 unter Raster-Rendering zu knacken.

Hersteller-Versprechung unabhängige Benchmarks
GeForce RTX 4060 Ti +13,3% zur 3060Ti (tlw. RayTracing & DLSS2) Raster: +11,6%     RayTracing: +13,4%
Radeon RX 7600 +29% zur 6600 (tlw. RayTracing) Raster: +26,6%     RayTracing: +31,2%
GeForce RTX 4060 +18,0% zur 3060-12G (tlw. RayTracing & DLSS2) Anfang Juli
alles unter FullHD/1080p, unabhängige Benchmarks gemäß der Launch-Analyse zu GeForce RTX 4060 Ti & Radeon RX 7600

Dies passiert dann zwar ganz automatisch unter RayTracing, aber die Bedeutung dieser Disziplin ist auf jenen Mainstream-Karten bemerkbar geringer als bei höherpreisigen Modellen. Sicherlich, grob ist ein Performance-Gleichstand zwischen Radeon RX 7600 und GeForce RTX 4060 zu erwarten, auf welchen das nVidia-Modell dann noch bessere RayTracing-Performance, DLSS3 und (klar) geringeren Stromverbrauch oben drauf packen kann. Dafür geht AMD bereits beim Listenpreis mit Preisvorteil in diesen Zweikampf – und hat jetzt mehr als einen Monat Zeit, sich einen noch größeren praktischen Preisvorteil bei den Straßenpreisen zu erarbeiten. Im dümmsten Fall für nVidia steht dann Anfang Juli der Zweikampf GeForce RTX 4060 zur UVP von 329 Euro gegen eine Radeon RX 7600 zu Straßenpreisen von (vielleicht) grob 250 Euro an – und dies wird dann ein schweres Brot im üblicherweise stark preissensitiven Mainstream-Markt.

Gemäß Tom's Hardware testet nVidia derzeit die Intel-Fertigung – und ist mit den Resultaten von Intels nächster Fertigungsstufe durchaus zufrieden. Welche dies ist, wurde nicht bekanntgegeben – es könnte sich um "Intel 4" der kommenden Meteor-Lake-Generation handeln, oder auch eine der nachfolgenden Intel-Fertigungsstufen. Eine wirkliche Aussage zugunsten möglicher nVidia-Chips aus der Intel-Fertigung ist dies natürlich keineswegs: nVidia wird grundsätzlich alles testen, was Weltniveau hat, die Wahlmöglichkeiten sind schließlich (eng) begrenzt. Ob dann irgendwelche Aufträge erteilt werden, hängt aber nicht nur an der Fertigungsqualität, sondern zuerst an einem Punkt, welcher kaum jemals außerhalb geschlossener Räume genannt wird – dem verlangten Preis. Doch Intel ist diesbezüglich kaum als Billigheimer einzuschätzen, ergo wird es nicht einfach, mit TSMC mitzuhalten.

You know that we also manufacture with Samsung, and we're open to manufacturing with Intel. Pat has said in the past that we're evaluating the process, and we recently received the test chip results of their next-generation process, and the results look good.
Quelle:  nVidias CEO Jensen Huang gegenüber Tom's Hardware auf der Computex 2023

Zugunsten von Intel als Chipfertiger spricht vor allem die derzeitige Weltpolitik-Lage mit einer sich anbahnenden Herausbildung zweier Lager: Westliche Welt gegen China + Russland. Hier hat Intel mit seinen Werken in den USA einen klaren Faustpfand für sich. Insofern dürfte es für alle Chipentwickler durchaus interessant sein, mal eine Fuß in der Tür bei Intel zu haben. Speziell nVidia könnte das angenehme mit dem nützlichen verbinden und sich einen zweiten Zulieferer für seine HPC-Chips sichern: Unabhängig vom politischen Werdegang in Fernost und zudem auch nicht mit dem ganz so großen Kostendruck verbunden wie bei den Consumer-Chips. Bei letzteren zählt aber weiterhin vorerst nur das Verhältnis erbrachter Technik zum gesetzten Preispunkt, zudem müsste Intel als Herausforderer dann TSMC sogar regelrecht unterbieten. So lange dies nicht passiert, sind Gaming-Grafikchips von nVidia aus der Intel-Fertigung nicht unbedingt zu erwarten.

Heise nähern sich in einem Artikel der Frage, was ein "Griff Chinas nach Taiwan" für die weltweite Halbleiterindustrie bedeuten würde. Beachtbar sind hier einige der präsentierten Fakten: So stehen allein die Auftragsfertiger TSMC und UMC für ca. 61% der weltweiten Halbleiterfertigung. Rechnet man ein, dass derzeit die meisten Spitzenchips allein von Intel wie von TSMC kommen, dann würde ein Ausfall Taiwans letztlich das komplette Halbleiter-Business weltweit zum Erliegen kommen lassen. Der fehlende Brocken ist viel zu groß, um jenen in irgendeiner Form ersetzen zu können – einmal abgesehen von den Vorlaufzeiten, um einen Chip von der einen Foundry zur anderen zu transferieren (halbes bis ganzes Jahr, je nach Chip-Projekt). Einzurechnen wäre hierbei auch, dass viele Unternehmen in der Fertigungskette oder als Zulieferer in China sitzen – und im Fall des Falles schließlich gleich beide Länder für die weltweiten Lieferketten versperrt wären.

Dies wäre somit wie die Chip-Krise hoch 3 – oder sogar ein noch höherer Exponent. Sowohl der Fehlbetrag an Chipfertigung wäre nicht zu schultern als auch würden massiv kleinere Unternehmen in der Fertigungskette ausfallen, welche einzeln keine echte Bedeutung haben, aber in dieser Masse nicht so schnell zu ersetzen sind. Dies gilt dann im übrigen nicht nur für die westliche Welt, sondern auch für China, welche in einer solchen Situation natürlich keinerlei Zugriff mehr auf die restliche Fertigung bei Intel, Samsung & Co. erhalten würden. Auch wären die Chipfertigungs-Anlagen von TSMC in Taiwan für China kaum nutzvoll, denn ohne ständigen Nachfluß von Wafern & Ausrüstungsgütern (aus der westlichen Welt) sind jene nicht zu betreiben. Für das IT-Business ist das ganze eine undenkbare Situation, zu gewinnen gäbe es da für niemanden etwas – nicht unähnlich zur politischen Betrachtungsweise.