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News des 3./4. Juni 2023

Ein sich aus der Launch-Analyse zu GeForce RTX 4060 Ti & Radeon RX 7600 ergebender Punkt sind die niedrigeren Preislagen einiger Ampere-Beschleuniger, welche jene nunmehr erreicht haben. Dies betrifft nicht mehr die inzwischen ausgelaufenen GeForce RTX 3080 Ti, 3090 & 3090 Ti, wobei selbige Karten zu deren Abverkaufszeiten sehr wohl ähnlich attraktive Preislagen aufbieten konnten (zumindest gegenüber derem früheren Listenpreis-Niveau gerechnet). Heuer nun treten inzwischen GeForce RTX 3060, 3060 Ti & 3070 mit klar unterhalb Listenpreis-Niveau befindlichen Straßenpreisen an – und damit Karten, welche vorher durch hohe Preisstabilität bzw. weiter zurückliegend geradezu extrem übertriebenen Preislagen in den Zeiten des Crytomining-Hypes 2021/22 auffielen. Seinerzeit konnte man sich tatsächlich nicht vorstellen, gerade diese Karten eines Tages mal auf Listenpreis-Niveau zu sehen – was nunmehr allerdings sogar klar unterboten wird.

GeForce RTX 3060 12GB GeForce RTX 3060 Ti GeForce RTX 3070
Release 25. Februar 2021 2. Dezember 2020 29. Oktober 2020
Launch-Listenpreis $329 / 329€ $399 / 399€ $499 / 499€
aktuelle UVP 329€ 439€ 549€
Höchst-Preis anno 2021 999-1122€ 1180€ 1498-1649€
aktueller Straßenpreis 299-370 Euro 319-400 Euro 439-480 Euro
Hardware-Grundlage GA106, 276mm² Chipfläche unter Samsung 8nm, 12 GB GDDR6-Speicher, Grafikplatine für 170W GA104, 392mm² Chipfläche unter Samsung 8nm, 8 GB GDDR6-Speicher, Grafikplatine für 200W GA104, 392mm² Chipfläche unter Samsung 8nm, 8 GB GDDR6-Speicher, Grafikplatine für 220W

Gemessen an den aktuellen (gegenüber der Launch-Zeit erhöhten) UVPs ist die Differenz sogar noch größer, aber selbst die seinerzeitige (auf MwSt-umfasster Dollar-Parität gerechneter) Launch-UVP wird inzwischen klar unterboten. Und hierbei handelt es sich aktuell nicht um Rauswurf-Angebote, ähnliche Preise halten sich schon seit einigen Wochen derart. Damit ergibt sich auch die Widerlegung einer alten Mär, dass die Ampere-Beschleuniger einfach zu teuer zu bauen sind, um jene jemals zum Listenpreis-Niveau anbieten zu können. Diese Aussage hatte eine gewisse Berechtigung zu Anfangszeiten und war vornehmlich auf die GeForce RTX 3080 gemünzt, weniger denn auf die kleineren Ampere-Modelle. Zudem liegt der Ausgangspunkt dieser Aussage eher in der (schwierigen) Beziehung der Grafikkarten-Hersteller zu nVidia: Letztere hatten bei der Kalkulation des Listenpreises der GeForce RTX 3080 den Grafikkarten-Herstellern einfach zu wenig Margen-Spielraum eingeräumt.

Die Differenz, um welche es hierbei allerdings geht, ist gewöhnlich kein – sprich im Rahmen von 50 Dollar liegend. Zudem franst sich so etwas im Laufe des Verkaufszyklus einer Grafikkarten-Generation üblicherweise aus – wenn nicht gerade ein Cryptomining-Hype dazwischenkommt. Jener hat das Preisniveau dann auf absurde Stände hochgehoben, wodurch es lange Zeit nicht möglich war, diese einstmals aufgestellte These nachzuprüfen – ob denn die Ampere-Beschleuniger zu ihren Listenpreise baubar sind. Die aktuellen Grafikkarten-Preise beweisen nun (mehr als) zwei Jahre später doch noch, dass diese früheren Ampere-Listenpreise nicht besonders niedrig angesetzt waren bzw. dass diese Grafikkarten sehr wohl zu diesen Preisen baubar sind. Aus heutiger Sicht sind insbesondere die reinen Chip-Preise sogar eher als "LowCost" zu betrachten, nVidia dürfte für die 5nm-Fertigung von TSMC trotz halbierter Chipflächen deutlich mehr bezahlen als seinerzeit für Samsungs 8nm-Fertigung.

Eine Aussage von nVidia-CEO Jensen Huang wird derzeit als Bestätigung dafür betrachtet, dass auch die nächste nVidia-Generation bei TSMC gefertigt wird. Der bei Reuters zu lesende Original-Wortlaut bezieht sich allerdings eher auf das geopolitische Risiko des Standorts "Taiwan" und ist nur wenig auf die nächste Chip-Generation zu beziehen. Generell betrachtet ist jenes geopolitische Risiko für die allermeisten Chip-Designer eines der Sorte, wogegegen man sich unmöglich absichern kann – denn jede (jetzt wirkende) Absicherung würde ungebührlich kosten und zudem die eigene Wettbewerbsfähigkeit unterlaufen. Ergo lebt man schlicht mit dem Restrisiko und übermalt es medial bestmöglich – dies ist weitaus kostengünstiger als eine echte Absicherung. Jene versucht man natürlich trotzdem zu erreichen, nur auf einem wirtschaftlichen Weg und damit eher langfristig angelegt.

Auch wenn diese nVidia-Aussage somit keine Bestätigung einer TSMC-Fertigung der nächsten nVidia-Generation "Blackwell" darstellt, läuft natürlich trotzdem alles auf diese Wahl des Auftragsfertigers hinaus. Mit Samsung hatte nVidia zuletzt eher durchschnittliche Erfahrungen gemacht, davon abgesehen wurde selbst zu Ampere-Zeiten der HPC-Chip "GA100" trotzdem von TSMC gefertigt. Schon allein aus Gründen der Risikominimierung im Wettbewerb mit AMD darf nVidia kaum noch auf andere Chipfertiger gehen: Denn wenn es da in irgendeiner Generation mal gravierende Unterschiede gäbe – beispielsweise TSMC deutlich besser als Samsung – darf man nicht zufällig auf dem "falschen" Chiphersteller sein, um AMD keine offene Flanke zu bieten. Immer den gleichen Chipfertiger wie AMD zu benutzen bedeutet halt auch, dass AMD über diese Schiene nie einen Vorteil generieren kann. Und für nVidia ist Marktkonservation im Gaming-Segment wohl wichtiger als alles andere, viel mehr Marktanteile kann man schließlich kaum erringen.

Die PCGH hat sich in zwei Artikel – No. 1 & No. 2 – mit DLSS3 auf der GeForce RTX 4060 Ti beschäftigt, wobei der zweite Artikel die insbesondere interessante Praxisbewertung liefert. Hieraus läßt sich erkennen, dass die nominell guten Frameraten-Verbesserungen von DLSS3 selbst unter zugeschaltetem "Reflex" wenig etwas über die tatsächliche Spielbarkeit aussagen. Vielmehr ist DLSS3 zumeist nicht in der Lage, ein unsauberes Spielerlebnis (mit unrunden Frametimes) wieder geradezurücken. Die fps-Zahl steigt, die Latenz wird über "Reflex" im Rahmen gehalten, die unrunden Frametimes bleiben allerdings oder vermehren sich sogar. Dies gilt natürlich nur für die GeForce RTX 4060 Ti, auf anderen Grafikkarten bekam DLSS3 wie bekannt viel bessere Wertungen ab. Aber auf der GeForce RTX 4060 Ti hängt der ganze Spielfluß unter modernen AAA-Titeln einfach zu sehr an der knappen Speicherbestückung, auch unter DLSS3. Hier müsste man zumindest tiefgehend an den Spieltoptionen drehen, um ein auch ohne DLSS3 einwandfreies Spielerlebnis (mit guten Frametimes) hinzubekommen – erst dann dürfte man DLSS3 zuschalten.

Ob dies wirklich dem Zweck von DLSS3 entspricht, darf allerdings bezweifelt werden: Denn eigentlich wollte man mit DLSS3 eine schöne Einklick-Lösung haben, was aber in diesem Fall nicht realisiert werden kann. Somit zeigt sich DLSS3 nochmals mehr als Feature, welches auf HighEnd-Grafikkarten glänzt, ergo dort wo es eigentlich gar nicht gebraucht wird – um dann auf Mainstream-Grafikkarten allerhöchstens durchschnittliche Resultate zu erzielen, wo man es allerdings viel eher benötigt hätte. Gänzlich nutzlos ist DLSS3 natürlich keineswegs, aber die Anwendungsfälle, wo es rein praktisch nutzvoll und auch wirklich benötigt wird (abseits der eher akademischen Beschleunigung von sowieso dreistelligen Frameraten), sind doch eher wenige. Beispiele hierfür sind der Flight Simulator mit seinem klaren CPU-Limit, wo DLSS3 die (üblicherweise niedrig liegenden) Frameraten verdoppeln kann – oder auch Warhammer 40K: Darktide, wo generell kein Problem mit den nur 8 GB VRAM der GeForce RTX 4060 Ti besteht.

Bei Chips & Cheese hat man sich mit den Feinheiten der Radeon RX 7600 bzw. des zugrundeliegenden Navi-33-Chips beschäftigt – welcher demzufolge das Siegel "RDNA3 Lite" abbekommen hat. Hintergrund dieser Einschätzung sind drei maßgebliche Differenzen zum Navi-31-Chip: Zum einen gibt es bei Navi 33 noch keine 5nm-Fertigung, womit bei Taktraten wie Energieeffizienz keine wesentlichen Verbesserungen gegenüber der RDNA2-Generation möglich sind. Desweiteren trägt Navi 33 keinen Frontend-Taktraten-Offset so wie Navi 31. Hier könnte natürlich auch mit hineinspielen, dass dies bei Navi 31 eher benötigt wird als bei Navi 33. Und letztlich hat Navi 33 auch noch ein kleineres "Register File": Nur 128 kByte per SIMD, im Gegensatz zu den 192 kByte per SIMD bei Navi 31. Alle Änderungen sind anzunehmenderweise sinnvoll, allerdings auch ursächlich für den (nochmals) geringeren RDNA3-Boost bei Navi 33 gegenüber Navi 31.