Das Hardware-Jahr 2017 in der Vorschau

Sonntag, 1. Januar 2017
 / von Leonidas
 

Mit dem Ende des Hardware-Jahres 2016 beginnt das Hardware-Jahr 2017 – und damit ein neuer Kampf der Hersteller um Kunden, Marktanteile und Verkaufserfolge. Nachdem die Fortschritte in der langen Periode der 28nm-Fertigung zumeist eher nur scheibchenweise erzielt wurden, konnte das Hardware-Jahr 2016 zumindest teilweise mit großen Fortschritten im Grafikchip-Bereich durch den (dort) erstmaligen Einsatz der 14/16nm-Fertigung glänzen – so wie im übrigen zum Jahresanfang 2016 prognostiziert, auch wenn natürlich nicht alle der damaligen Prognosen letztlich eingetroffen sind. Aber das große Gesamtbild für das Jahr 2016 "GPUs interessant, CPUs eher nicht" hat sich durchaus bestätigt – letzteres sicherlich auch begünstigt durch die jüngere Entwicklung, das sich die CPU-Generationen Intel Kaby Lake und AMD Zen/Ryzen nunmehr ins Jahr 2017 verschoben haben.

Im Jahr 2017 dürfte es damit nochmals interessanter werden: Erstens einmal stehen die beiden genannten CPU-Generationen nun endgültig auf dem Speiseplan, insbesondere AMDs neue CPU-Architektur zieht dabei derzeit schon alle Blicke auf sich und wird inzwischen allgemein als Startschuß für einen neuen Wettbewerb im CPU-Segment gesehen. Und dann werden natürlich vor allem noch weitere 14/16nm-basierte HighEnd-Grafikchips mittels AMDs Vega-Generation erwartet, welche zum einen AMDs 14/16nm-Portfolio komplettieren werden und zum anderen erstmals in der 14/16nm-Generation einen Wettbewerb im Marktsegment der HighEnd-Grafikkarten auslösen sollten. Oder anders formuliert: Das Jahr 2017 steht in allen beiden wichtigen Chip-Feldern für die Wiederentdeckung des Wettbewerbs – dadurch, das alle drei Chipentwickler jeweils aktuelle Angebote in allen Marktsegmenten aufzubieten haben werden. Doch der Reihe nach ...

AMD Intel nVidia andere
Januar Bristol Ridge
Mainstream-APUs
Kaby Lake
Mainstr./Midr./HighEnd-CPUs
Februar Ryzen
Midr./HighEnd/Enth.-CPUs
März Nintendo Switch
Frühling GeForce GTX 1080 Ti
Enthusiasten-GPU
Sommer Polaris-Refresh
Mainstr./Midr.-GPUs

Vega
HighEnd/Enth.-GPUs
Spätsommer Kaby-Lake-X & Skylake-X
HighEnd/Enth.-CPUs
zweites Halbjahr Raven Ridge
Mainstr./Midr.-APUs
Pascal-Refresh
Mainstr./Midr./HighEnd/Enth.-GPUs
Weihnachten Microsoft Xbox Scorpio
erst in 2018 Coffee Lake
Mainstr./Midr./HighEnd-CPUs
Volta
HighEnd/Enth.-GPUs
Mainstr. = Mainstream-Segment; Midr. = Midrange-Segment (aka Performance-Segment); Enth. = Enthusiast-Segment

AMD hat dieses Jahr sicherlich den großen Befreiungsschlag geplant: Mittels der Zen-Architektur will man neue HighEnd-Prozessoren mit Verkaufsnamen "Ryzen" herausbringen, genauso auch neue Zen-basierte APUs mit Codenamen "Raven Ridge". Vorher dürfte man auf der am 5. Januar startenden CES aber noch die letzte Bulldozer-basierte Generation in Form der Carrizo-basierten "Bristol Ridge" APUs für das Retail-Segment präsentieren – denn bislang sind diese APUs nur für OEM-Hersteller verfügbar. Der interessante Punkt an Bristol Ridge sind dabei nicht einmal die APUs selber, sondern die passenden Mainboards im Sockel AM4, welcher auch alle nachfolgenden Zen-basierten Prozessoren tragen wird. Mittels der gleichen Chipsätze (aus AMDs 300er Serie) passen Bristol Ridge, Ryzen und Raven Ridge prinzipiell in dieselben Mainboards. Aufgrund dieses Umstandes kann man auch erwarten, das die Mainboard-Hersteller ihre primär für die Ryzen-Prozessoren gedachten Sockel-AM4-Mainboards schon im Zeitraum Januar/Februar und damit noch vor dem Ryzen-Launch herausbringen werden.

Jener Ryzen-Launch ist derzeit für Ende Februar zu erwarten, mit einer echten Verfügbarkeit allerdings erst im März. AMD dürfte den Jahresanfang sicherlich für den einen oder anderen weiteren Teaser benutzen, die vorgenannten Sockel-AM4-Boards dürften nachfolgend die Spannungskurve langsam anziehen, ehe sich dann gegen Ende Februar zeigen muß, wie stark Ryzen nun wirklich ist. Die ersten unabhängigen Benchmarks (auf Basis eines niedriger taktenden Engineering Samples) sehen schon einmal gut aus – schon allein wenn AMD dieses Performancebild halten könnte und dann dafür die passenden Preispunkte bietet, hätte man einen Gewinner an der Hand. Natürlich erhofft sich die Hardware-Gemeinde ausgehend von diesen Vorserien-Benchmarks für die finalen Prozessoren gleich noch bessere Performance-Resultate und (nicht unerwarteterweise) geht einigen bei den Overclocking-Prognosen zu Ryzen die Fantasie mächtig durch – aber in dieser Frage sollte man besser defensiv denken und sich lieber positiv überraschen lassen, als denn am Ende ob einer zu großen Erwartungshaltung enttäuscht zu werden.

Für den Augenblick sieht selbst bei konservativer Betrachtungsweise alles ziemlich gut aus für AMDs Ryzen: Die Performance scheint da zu sein, der Stromverbrauch ist gängig und AMD wird hoffentlich die richtigen Preispunkte machen, um primär mit Intels normalen Consumer-Prozessoren (Skylake & Kaby Lake) zu konkurrieren. Offen muß bleiben, wie schnell AMD richtig breit liefern kann – denn natürlich dürfte AMD am Anfang aus der Enthusiasten-Gemeinde mit Bestellungen überrannt werden, viele haben genau auf diesen Moment gewartet respektive anstehende CPU-Aufrüstungen extra für Ryzen verschoben. Ansonsten gibt es eigentlich kaum noch irgendwelche Risiken, an denen AMDs Ryzen scheitern könnte – angesichts der vorliegenden Performancewerte sowie AMDs Taktraten-Aussagen kann das finale Produkt gar nicht so weit vom Schuß liegen, als das es nicht für ein konkurrenzfähiges Angebot langen würde. Intel muß hier also definitiv damit rechnen, ab diesem Frühjahr zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder echten Druck im Prozessoren-Markt zu bekommen.

Neben den Ryzen-Achtkernern (aus welchen AMD dann Salvage-Varianten mit 4 und 6 CPU-Kernen gewinnen wird) kommt zudem im zweiten Halbjahr (angedacht drittes Quartal, könnte sich auch ins vierte Quartal verschieben) dann noch die ebenfalls Zen-basierte "Raven Ridge" APU. Mit deren nativ 4 CPU-Kernen und einer leistungsfähigen integrierten Grafik (Vega-basiert mit 768 Shader-Einheiten) wird AMD neue, sehr viel leistungsfähigere Mainstream-Prozessoren auflegen – welche für AMD insbesondere die Grundlage dafür bilden sollen, wieder stärker im Geschäft mit Komplett-PCs mitspielen zu können. Dafür erscheinen die Raven-Ridge-APUs als ziemlich perfekt, denn AMD wird mit diesen aller Vermutung nach sogar klar mehr CPU-Performance als bei Intels konkurriendem Core i3 liefern (nachdem bei den letzten AMD-APUs die CPU-Performance meistens schon nahezu gleichwertig war), die iGPU-Performance ist bei AMD sowieso über alle Zweifel erhaben (hinzu kommen AMDs Grafik-Treiber mit deutlich besserer Spielekompatibilität).

Gerade nachdem AMD in diesem Markt über die letzten Jahre hinweg (und trotz großer AMD-Anstrengungen) immer irgendwie nur den zweiten Sieger gegeben hatte, wäre AMD nunmehr ein großer Erfolg mit Raven Ridge zu gönnen – weil jene APUs nach dem bisherigen Informationsstand problemlos an Intels Angeboten in diesem Marktsegment vorbeiziehen sollten. Selbst für einen kleinen Gaming-PC (dann natürlich mit extra Grafikkarte) sollten die Raven-Ridge-APUs geeignet sein, sofern die Taktraten nicht gerade zu niedrig ausfallen (eher unwahrscheinlich bei nativen Vierkernern). Intel könnte gegenüber Raven Ridge wohl nur mit seinen eigenen Vierkernern der Core-i5-Serie gegenziehen – jene haben allerdings einen höheren Preispunkt und platte Preissenkungen sind nicht gerade das, für was Intel in den letzten Jahren bekannt ist. Vermutlich dürfte Intel diese Situation aussitzen und auf die eigene 2018er Coffee-Lake-Generation setzen, wo Intel endlich mehr CPU-Kerne auch im normalen Consumer-Segment bieten wird, was demzufolge die normalen Intel-Vierkerner ohne HyperThreading im Angebots-Portfolio nach unten rutschen lassen würde.

Auf Grafikkarten-Seite wartet man bei AMD natürlich händeringend auf die Vega-Generation – welche endlich die bisher fehlenden 14/16nm-basierten HighEnd- und eventuell auch Enthusiasten-Beschleuniger von AMD bringen soll. Zusammen mit den vorhandenen Polaris-Chips (sowie eines Neuzugangs in Form von Polaris 12) dürfte AMD hieraus dann die "Radeon RX 500" Serie formen – möglicherweise erhalten die Top-Modelle dann wieder Eigennamen, aber technisch dürften jene genauso zu dieser Grafikkarten-Serie gehören. Über die Einzelheiten der Radeon RX 500 Serie kann derzeit leider nur spekuliert werden, da zu den Grafikchips Vega 10 & 11 noch zu wenige griffige Informationen vorliegen, um daraus schon Prognosen über ein zukünftiges Grafikkarten-Portfolio von AMD stricken zu können. Derzeit gibt es gerade allererste Performance-Aussagen zu einem Vorserien-Sample von Vega 10, welche allerdings wegen des Vorserien-Status (samt unangepasstem Treiber) noch einigen Spielraum mit sich bringen.

Konservativ betrachtet, könnte Vega 10 irgendwo zwischen GeForce GTX 1080 und Titan X (Pascal) herauskommen – dies mag als wenig erscheinen, aber AMD verfolgt hierbei augenscheinlich eine gänzlich andere Strategie als nVidia. So wurden bei allen langfristigen AMD-Roadmaps immer wieder DualChip-Varianten des jeweils größten AMD-Grafikchips angesetzt – dies deutet darauf hin, das AMD zumindest die absolute Leistungsspitze nicht wie nVidia mit einer SingleChip-Lösung, sondern eben mit einer DualChip-Lösung besetzen will. Aber noch ist es zu früh und sind diese Informationen zu wenig abgesichtert, um sich darauf schon verlassen zu können – man sollte AMD durchaus den Spielraum geben, die Vega-Generation so zu präsentieren, wie jene von AMD gedacht ist (sprich mit all den Details, welche wir jetzt noch nicht kennen). Aufgrund der schlechten Einschätzbarkeit von Vega 10 ist es zudem auch noch (weit) zu früh, über den Rest von AMDs 2017er Grafikkarten-Portfolio zu spekulieren.

Allenfalls läßt sich bezüglich der Erscheinungstermine sagen, das AMD Vega für das erste Halbjahr 2017 bestätigt hat. Dies läßt natürlich reichlich Spielraum, deutet aber eher auf das zweite Quartal hin und könnte am Ende auch glatt nur den 30. Juni ergeben – wie mit Polaris 10 bereits vorexerziert. Insbesondere dann, wenn Vega eher erst spät im zweiten Quartal kommt, darf angenommen werden, das jene Teile von AMDs 2017er Grafikkarten-Portfolio, welche auf bereits bekannten Grafikchips basieren (aka Polaris-Rebrandings), vielleicht schon etwas früher kommen – zumindest hatte AMD exakt diese Release-Reihenfolge "Rebrandings vor echter Neuerscheinung" bei den früheren Grafikkarten-Serie Radeon R200 & R300 genau so angesetzt. Trotz aller jüngsten AMD-Teaser deuten die Zeichen zwischen den Zeilen aber nach wie vor darauf hin, das AMDs 2017er Grafikkarten-Generation eher eine Angelegenheit des Sommers werden wird, das also in den ersten Monaten des neuen Jahres kaum etwas in dieser Frage passiert.

Intel wird dieses Jahr nominell eher kleine Brötchen backen, nachdem man durch Probleme mit der Weiterentwicklung der eigenen Fertigungsverfahren mit "Kaby Lake" einen (auf der langfristigen Roadmap) ungeplanten 14nm-Refresh einschieben muß. Im Mobile-Bereich sind Kaby-Lake-Prozessoren teilweise schon verbaut, im Desktop-Bereich wird das Kaby-Lake-Portfolio vermutlich schon am 5. Januar mit dem Start der CES das bisherigen Skylake-Portfolio ablösen. Mittels Kaby Lake gibt es keinerlei Veränderungen an der CPU-Architektur selber, jene wurde direkt von Skylake übernommen – sondern einfach nur mehr Taktrate, welche sich mit 200-300 MHz Mehrtakt allerdings auch im Rahmen hält. Jene nach konkretem Vergleich gewinnt Kaby Lake damit zwischen 5-9% auf Skylake unter Desktop-Bedingungen hinzu, im Mobile-Segment ist es bei Modellen mit niedrigerer TDP (wohl wegen des geringer Verbrauchs auf gleicher Taktrate) etwas mehr.

Große Sprünge macht Intel damit nicht, gerade angesicht der drohenden Zen-Prozessoren – und dennoch dürfte es kaum zu der oftmals geforderten Preissenkung bei Intel kommen. Preissenkungen sind einfach nicht Intels Stil – eher denn wird man in zukünftigen Hardware-Generationen einfach mehr CPU für den gleichen Preis anbieten. Für den Augenblick wird man sicherlich das Momentum etwas an AMD überlassen müssen – aber dies bedeutet natürlich noch lange nicht, das Intel mit Kaby Lake keine guten Geschäfte machen wird: Große Teile des Marktes (insbesondere die OEMs) sind reichlich träge und dürften sich erst nach Monaten ernsthaft mit Zen beschäftigen, zudem bestehen im OEM-Markt teilweise auch sehr langfristige Vereinbarungen, welche man nicht eben einfach mal so schnell umgestaltet oder beendet. Selbst wenn AMD also mit Zen einen großen Erfolg feiert, dürfte dies Intels CPU-Geschäfte eher erst ab einem mittelfristigen Horizont beeinträchtigen – und mittelfristig stehen bei Intel dann natürlich schon wieder neue CPU-Generationen auf dem Plan.

Zu erwähnen wäre diesbezüglich in erster Linie die Coffee-Lake-Generation, mittels welcher Intel dann erstmals Sechskern-CPUs im normalen Consumer-Segment bieten wird – was die Chance dafür eröffnet, das die normalen Vierkerner (Core i5) preislich etwas abrutschen und Intels Zweikerner (Core i3) dann nur noch im Einsteiger-Segment Verwendung finden. Allerdings wurde jene neue CPU-Generation kürzlich erst auf nicht vor Februar 2018 verschoben – zudem stehen neue Gerüchte im Raum, welche nun gar von einem extra Kaby-Lake-Refresh gegen Ende 2017 sprechen. Letzteres ist allerdings vor einer soliden Bestätigung nicht wirklich ernstzunehmen, denn jenes Gerücht bietet einigen Interpretationsspielraum und rein sachlich betrachtet ergibt ein Kaby-Lake-Refresh keinen größeren Sinn: Erstens ist Kaby Lake selber schon ein reinrassiger Refresh und zweitens ist die eigentlich an dieser Stelle gedachte Coffee-Lake-Generation für Intel zu wichtig, um sich bei dieser Verspätungen leisten zu können.

Als Trostpflaster wird Intel im Spätsommer (derzeit wird der August als Termin kolportiert) dann mittels Kaby-Lake-X & Skylake-X eine neue Enthusiasten-Plattform bringen. Jene wird mit dem Sockel 2066 und entsprechenden neuen Mainboard-Chipsätzen den leicht angestaubten X99-Unterbau der bisherigen Haswell-E & Broadwell-E Prozessoren erneuern, hinzu kommen dann logischerweise die neuen X-Prozessoren (nunmehr mit dem Suffix "-X" anstatt vorher "-E"). Leider sprechen die Vorzeichen nicht dafür, das Intel hier ein großartiges Ryzen-Gegenangebot machen wird, da Intel weiterhin bei Sechskernern, Achtkernern und Zehnkernern bleiben wird – hinzu kommt ein Vierkerner, der aus dem Kaby-Lake-Portfolio entnommen wird und im Gegensatz zu den restlichen Kaby-Lake-Modellen allerdings auch im Sockel 2066 antritt. Man kann allein hoffen, das Intel hierbei über seine eigenen Schatten springt und gegenüber Broadwell-E günstigere Preise für diese Vielkern-Prozessoren anbietet – denn allein mit etwas mehr Taktrate dürfte sich AMDs Ryzen (bei passender Preisgestaltung) kaum bezwingen lassen.

Zum Vorteil von Intel muß man die entgültigen Spezifikationen und Preispunkte dieser neuen Enthusiasten-Plattform jetzt überhaupt noch nicht festlegen, kann sich also von den Ereignissen treiben lassen und könnte dann mit Kaby-Lake-X & Skylake-X zielgenau auf AMDs Ryzen reagieren. Auch dieser Überlegung steht allerdings entgegen, das Intel sich ungern Umsätze und Margen durch eigene Preissenkungen kaputtmachen läßt – gerade wenn man weiß, das am Ende ein Großteil des Marktes dennoch doch wieder Intel kaufen wird, egal wie stark Zen ausfällt. Es ist derzeit einfach eine offene Frage, ob Intel diese neue Enthusiasten-Plattform bereits zu einem ernsthaften Ryzen-Konter nutzt – oder ob man Kraft der eigenen Marktstärke AMD einfach ignoriert, ein paar Marktanteile abgibt und dafür aber die eigene Marge obenhält. In diese Entscheidung Intels dürfte auch mit hineinspielen, was denn nun mit Coffee Lake passiert – sofern jene CPU-Generation rechtzeitig erscheinen kann, eignet sich selbige für Intel wohl viel eher als Ryzen-Konter als denn Kaby-Lake-X & Skylake-X.

nVidia hat dagegen nominell gar nicht so viel zu tun im Jahr 2017 – außer dem Verkauf und der Programmpflege innerhalb der Pascal-basierten GeForce 1000 Serie. Im Sinne der Programmpflege wäre natürlich die GeForce GTX 1080 Ti als weitere GP102-basierte Grafiklösung zu nennen, welche vermutlich irgendwann im Frühling erscheint. Die Karte sollte eine Performance nahe der Titan X (Pascal) zu einem klar niedrigerem Preispunkt bieten – wobei dies (genauso wie die Terminlage) reine Spekulation ist, handfeste Daten zu dieser Karte gibt es leider noch nicht. Allenfalls existiert eine (halb-offizielle) Namensnennung seitens nVidia – und dann die naheliegende Überlegung, das nVidia jene Karte sicherlich noch vor der lauen Sommerzeit herausbringen dürfte. Je nach konkreter Preisgestaltung könnte das Erscheinen der GeForce GTX 1080 Ti zudem mit einer kleinen Preissenkung bei der GeForce GTX 1080 einhergehen – aber dies ist genauso rein spekulativ.

Was danach bei nVidia passiert, liegt leider genauso noch im Feld der Spekulationen. Ziemlich sicher ist nur, das nVidias nachfolgende Volta-Generation nicht mehr im Jahr 2017 im Markt der regulären Consumer-Grafikkarten auftauchen wird. Durchaus möglich ist dabei, das es der Profi-Chip GV100 wirklich noch ins Jahr 2017 schafft – aber das wäre dann eher nur ein Volta-Teaser und hat für Gamer-Grafikkarten nichts zu sagen, jener Chip dürfte (wie der vorhergehende GP100) auch rein dem Profi-Segment vorbehalten bleiben. Die weiteren bekannten Volta-Grafikchips GV102 & G104 sind dann ziemlich sicher erst im Jahr 2018 zu verorten – womit nVidia vor einer wichtigen Entscheidung für das 2017er Grafikkarten-Portfolio steht: Hangelt man sich mit der GeForce 1000 Serie bis zur Volta-Generation durch – oder legt man mittels der GeForce 2000 Serie einen Pascal-Refresh auf?

Für unsere Augen spricht alles für zweitere Variante, da nVidia eigentlich gern eine Grafkchip-Generation für gleich zwei Grafikkarten-Serien verwendet – wie schon seinerzeit bei der ersten Nennung einer möglichen GeForce 2000 Serie breit ausgeführt. Die einzige Chance für den Verzicht auf einen Pascal-Refresh läge darin, wenn die Volta-Generation ungewöhnlich früh im Jahr 2018 kommt, sprich gleich zum Jahresanfang. Ob das mit der für Volta angetrebten 10nm-Fertigung wirklich zu machen sein wird, bleibt allerdings zu bezweifeln – und aggressive Roadmap-Planungen, welche die besonders frühe Einsatzfähigkeit eines neuen Fertigungsverfahrens voraussetzen, sind eine riskante und daher eher zu vermeidende Strategie. Eine Seitenchance gibt es noch für eine Volta-Generation in weiterhin der 14nm-Fertigung – aber es entspricht eigentlich nicht der nVidia-Strategie, für Refreshes wirklich neue Grafikchips in derselben Fertigung aufzulegen (die Maxwell-Generation war die Ausnahme von der Regel aufgrund der überlangen Verweildauer der 28nm-Fertigung).

Somit gehen wir derzeit von einer kommenden GeForce 2000 Serie als Pascal-Refresh aus, basierend auf den bereits bekannten Pascal-Chips. Hierbei dürfte nVidia mehr Taktrate und teilweise mehr (freigeschaltete) Hardware-Einheiten bei den einzelnen Grafikkarten bieten, eventuell rutschen auch die benutzten Grafikchips um eine Stufe im Angebotsportfolio nach unten, nVidia kann sich dies aufgrund der vergleichsweise kleinen Chipflächen der Pascal-Grafikchips durchaus leisten. So oder so ist eine Refresh-Generation nicht für die ganz großen Leistungssprünge gut, preisnormiert 15-30% Mehrperformance sind damit allerdings absolut machbar. Vor allem könnte nVidia dieser Pascal-Refresh gut dazu dienen, um den seitens AMD eventuell aggresssiv angebotenen Vega-Grafikkarten wiederum das Wasser abzugraben. Auch aus diesem Grund würden wir die GeForce 2000 Serie terminlich eher denn im zweiten Halbjahr verorten – nVidia kann damit einfach abwarten, wie Vega herauskommt und dann sehr zielgenau kontern.

Daneben wird das Jahr 2017 auch noch den Launch zweier neuer Spielekonsolen sehen: Die Nintendo Switch kommt im März als Hybrid-Konsole mit nominell sehr schwachen Leistungsdaten daher und dürfte daher vermutlich eigentlich nur Nintendo-Fans wirklich begeistern, kann aber im Wettstreit der beiden anderen Konsolenanbieter vermutlich nicht wirklich konkurrieren. Als Konkurrenz für die (allerdings jetzt schon erhältliche) Playstation 4 Pro kommt zu Weihnachten dann die Microsoft Xbox Scorpio, welche jener Sony-Konsole im UltraHD-Feld Paroli bieten soll. Dafür bringt das Microsoft-Angebot klar mehr Hardware-Power mit sich, dürfte also besser in der Lage sein, die UltraHD-Auflösung oder wenigstens größere Näherungen davon zu realisieren. Ob dies ganze allerdings in der Praxis wirklich einen Unterschied macht und ob nicht der terminliche Vorteil für das Sony-Modell (von glatt einem Jahr) am Ende schwerer wiegt, wird ganz sicher noch das Thema angeregter Diskussionen sein.

In jedem Fall hat es das Hardware-Jahr 2017 sicherlich in sich, es gab in den letzten Jahren selten eine derartige Fülle an interessanten und teilweise sogar bahnbrechenden Hardware-Projekten (welche die am meisten erwarteten hiervon sind, ist Thema einer aktuellen Umfrage). Terminlich werden vor allem die ersten drei Jahresquartale interessant, in diesen wird sich der Großteil der interessanten Neuvorstellungen abspielen. Das vierte Jahresquartal fällt demgegenüber dann etwas ab – was aber nicht ungewöhnlich ist, im vierten Jahresquartal wollen die Hersteller primär vom galoppierendem Jahresendgeschäft profitieren, demzufolge sollte alle neue Hardware möglichst schon vor diesem Zeitpunkt im Markt stehen. Speziell für AMD bedeutet das Hardware-Jahr 2017 hoffentlich das Ende der jahrelangen Durchstrecke und der Aufbruch zu einer endlich wieder ernsthaften Konkurrenz zu Intel im Prozessoren-Geschäft sowie nVidia im Grafikchip-Geschäft.

Was mangelhafter Wettbewerb in einer Markt-Situation mit nur noch zwei Wettbewerbern anrichtet, kann man schließlich derzeit zur Genüge an den (hochgezogenen) Preisvorstellungen seitens Intel und nVidia sehen. AMD wird hier zwar sicherlich nicht versuchen, mit Billigpreisen gegenüber Intel & nVidia zu stänkern – was letztlich nichts bringt, denn zu krasse Preisvorteile führen nur zu einem Preiskrieg, in welchem am Ende alle Hersteller nur einbüßen (und den in aller Regel die kleineren Hersteller mangels Masse verlieren). Aber die Rückkehr des Wettbewerbs dürfte zumindest das weitere Anziehen der Preise kleinhalten und bringt mittel- sowie langfristig dann eventuell doch noch ein paar Preisvorteile oder aber wenigstens wesentlich mehr Hardware für gleiche Preislagen.