Grafikkarten-Marktüberblick Juli 2013 (Seite 3)

Montag, 8. Juli 2013
 / von Leonidas
 

Über alle Marktsegmente betrachtet ergeben sich gemäß der vorstehenden Auflistungen und Kommentierungen die folgenden kumulierten Empfehlungen aus Preis/Leistungs-Sicht:

hauptsächliche Empfehlung Neben-Empfehlung
DualChip-Lösung besser zwei gleichwertige HighEnd-Karten kaufen
(kommt deutlich günstiger)
Radeon HD 7990 2x3GB (off.)
(wenn es unbedingt eine DualChip-Grafikkarte sein muß)
schnellste SingleChip-Lösung besser im normalen HighEnd-Segment kaufen
(P/L-Verhältnis zu schlecht)
GeForce GTX 780 3GB
(wenn es unbedingt eine superschnelle SingleChip-Lösung sein muß)
SingleChip-Lösung mit mindestens 4 GB Speicher
(4 GB sind eigentlich unnötig)
besser im normalen HighEnd-Segment kaufen GeForce GTX 770 4GB
(wenn es unbedingt eine 4-GB-Karte sein muß)
oberes HighEnd-Segment (320-600€) GeForce GTX 770 2GB Radeon HD 7970 "GHz Edition" 3GB
(interessant wegen der gleich 3 GB Speicher sowie des breiten Speicherinterfaces)
unteres HighEnd-Segment (220-300€) GeForce GTX 760 2GB Radeon HD 7950 "Boost Edition" 3GB
(interessant wegen der gleich 3 GB Speicher sowie des breiten Speicherinterfaces)
oberes Performance-Segment (165-220€) Radeon HD 7870 2GB & GeForce GTX 660 2GB Radeon HD 7870 "Boost Edition" 2GB
(deutlich höherer Verbrauch, ansonsten aber gleichwertig)
unteres Performance-Segment 2GB (125-165€) GeForce GTX 650 Ti "Boost" 2GB & Radeon HD 7850 2GB -
oberes Mainstream-Segment 2GB (100-135€) entweder für 2 GB Grafikkartenspeicher ein Marktsegment darüber kaufen – oder für eine echte Mainstream-Lösung bei den 1-GB-Karten schauen
unteres Performance-Segment 1GB (105-150€) GeForce GTX 650 Ti "Boost" 1GB Radeon HD 7790 1GB
(nur minimaler Rückstand beim P/L-Verhältnis + etwas günstiger)
oberes Mainstream-Segment 1GB (75-100€) Radeon HD 7770 1GB Radeon HD 7750 1GB GDDR5
(klarer Rückstand beim P/L-Verhältnis, aber auch deutlich günstiger)
unteres Mainstream-Segment 1GB (55-80€) besser ein Marktsegment darüber kaufen
(P/L-Verhältnis zu schlecht, Performance zu mager)

Es hat sich einiges getan bei unseren Preis/Leistungs-Empfehlungen – die vorherig monatelange Dominanz der AMD-Beschleuniger ist nunmehr zweifelsfrei vorbei und wir sehen derzeit sogar mehrheitlich nVidia-Beschleuniger in Front. Hierbei hat der Marktstart der GeForce 700 Serie nVidia deutlich weitergeholfen – GeForce GTX 760 & 770 landeten jeweils auf Anhieb auf den ersten Plätzen in ihren jeweiligen Preissegmenten, während der dadurch ausgelöste Preisdruck auf die unteren Preissegmente die GeForce GTX 650 Ti "Boost" sowie die GeForce GTX 660 ebenfalls auf erste Plätze in ihren jeweiligen Preissegmenten gespült hat. Auch wenn dies nach dem Launch der neuen nVidia-Grafikkarten noch nicht so klar war, kann man nun angesichts des großen Überblicks sicherlich sagen, daß die GeForce 700 Serie eine neue Preis/Leistungs-Situation ausgelöst hat.

Dabei ist AMD keineswegs so deutlich geschlagen wie sich dies vielleicht anhört – AMD holt nach wie vor einige erste Plätze und ist ansonsten insbesondere bei den Nebenempfehlungen stark vertreten. Die Unterschiede sind oftmals auch sehr gering, beide Grafikchip-Entwickler bieten derzeit ein recht ausgewogenes und rundes Programm an – was jedoch recht typisch ist für eine im Markt etablierte Technologie wie die aktuelle 28nm-Technik bei AMD und nVidia. Die großen Unterschiede gibt es üblicherweise nur dann, wenn einer der beiden Grafikchip-Entwickler deutlich vor dem anderen etwas grundlegend neues herausbringt. Derzeit kochen AMD wie nVidia jedoch mit dem exakt selben Wasser, was auch zu beiderseits zumeist recht ähnlichen Angeboten mit insgesamt nur geringen Differenzen bei Performance, Leistungsaufnahme und Preis führt.

Erstaunlich ist jedoch ein wenig, daß AMD diese neue Preis/Leistungs-Situation (bisher) so ruhig auf sich sitzen läßt – andererseits hat AMD in der Vergangenheit auch die Erfahrung gemacht, daß günstigere Preise allein nichts bringen, und hat AMD zudem auch weiterhin das deutlich bessere Spiele-Bundle in der Hinterhand. Und da nun der (zumeist eher ereignisarme) Sommer ansteht, könnten AMD und nVidia es eventuell auch unterlassen, preislich weiter auf sich einzuschlagen und somit das aktuelle Angebot bis zum Release neuer Grafikkarten ab dem Spätherbst so belassen wie es ist. Augenscheinlich kommen demnächst noch ein paar Programm-Ergänzungen für das Mainstream-Segment hinzu, aber ansonsten dürfte sich für die nächsten Wochen wahrscheinlich nichts wesentliches an dem jetzt zu konstatierendem Gesamtbild ändern.

Wie üblich wollen wir abschließend die bei diesem Marktüberblick eingesetzten Indizies "Performance/Preis" und "Performance/Spieleverbrauch" noch einmal kumuliert als bessere Entscheidungshilfe betrachten. Dazu haben wir die Ergebnisse aller Grafikkarten (bei den Modellen mit mehreren Speicherbestückungen nur für die jeweilige default-Speicherbestückung) jeweils in ein Diagramm zusammengefügt – angefangen mit dem Index "Performance/Preis", welchen man auch als "Framerate pro Euro" bezeichnen kann. Daß dabei die Grafikkarten mit steigendem Performancelevel ein immer geringeres Performance/Preis-Verhältnis aufweisen, ist vollkommen normal – relevant sind zuerst die relativen Unterschiede zu den anderen Angeboten des gleichen Perfomancebereichs.

Gut zu sehen an dieser Grafik ist das sehr ausgewogene Angebot über alle Preisbereiche – und wie wenig sich die einzelnen Grafikkarten eigentlich nehmen, wenn man mal nicht auf Detail-Unterschiede schaut. Bis auf den unteren Mainstream-Bereich, wo das Preis/Leistungs-Verhältnis dann schon wieder merkbar sinkt, sowie das 1000-Euro-Segment mit seinen bekannt schlechten Preis/Leistungs-Verhältnissen bekommt man eigentlich überall anständig an Performance fürs Geld und ergeben sich nirgendwo wirklich deutlich zurückhängende Angebote. AMD und nVidia mögen derzeit vielleicht schon wieder ein wenig zu viele Angebote im Markt stehen haben, aber laut dieser Aufstellung hat jedes davon – zumindest aus Preis/Leistungs-Sicht – seine Berechtigung.

Der nachfolgende Index "Performance/Spieleverbrauch" läßt sich dagegen auch als "Framerate pro Watt" übersetzen – hier es geht um die Energieeffizienz der Grafikkarten unter Spielen. Hierbei sollten normalerweise alle Grafikkarten derselben Fertigungstechnologie vom Mainstream- bis Performance-Segment eine ähnliche Energieeffizienz aufweisen und vor allem die Ausreißer innerhalb desselben Performancebereichs interessant sein. Das HighEnd-Segments ist in dieser Frage dann immer etwas extra zu betrachten, denn in diesem geht die Energieeffizienz üblicherweise merkbar zurück.

Diese Regel trifft derzeit jedoch nur zum Teil zu: Bei AMD ist diese typische Tendenz durchgehend zu sehen, während nVidias Kepler-Generation ihre Energieeffizienz selbst hoch bis zur GeForce GTX Titan & 690 durchhält. Während AMD und nVidia sich im Mainstream- und Performance-Segment in der Disziplin des Spielsverbrauchs also nichts nehmen, hat nVidia einen klaren diesbezüglichen Vorteil bei den HighEnd-Beschleuniger. Glücklicherweise für AMD interessieren die Verbrauchswerte – sofern jene nicht gerade völlig aus dem Rahmen fallen, was hier noch nicht zutrifft – im HighEnd-Bereich eher weniger, ist dieser Vorteil für nVidia eher den optisch als denn in der Praxis interessant.