Launch-Analyse: nVidia GeForce GTX 560 Ti

Dienstag, 25. Januar 2011
 / von Leonidas
 

Als neuestes Mitglied der GeForce-500-Refreshgeneration hat nVidia heute die "GeForce GTX 560 Ti" auf Basis des GF114-Chips für das Performancesegment mit einer Preisempfehlung von 239 Euro und ersten Preislistungen ab 210 Euro vorgestellt. Die neue Karte geht in die aktuelle nVidia-Angebotslücke zwischen den HighEnd-Lösungen GeForce GTX 570 & 580 zu Preisen von ab 300 Euro und der bisherigen Performance-Lösung GeForce GTX 460 zu Preisen von klar unter 200 Euro. Im Gegensatz zum Launch von GeForce GTX 570 und 580 handelt es sich bei der GeForce GTX 560 Ti also nicht um eine Karte, welche die alte Generation ersetzt, sondern welche in einer so deutlich höheren Performanceregion spielt, daß alte und neue Performance-Karten bei nVidia nebeneinander bestehen werden.

Dafür setzt nVidia bei der GeForce GTX 560 Ti eine deutlich höhere Hardware an als noch bei der GeForce GTX 460: Zwar unterscheiden sich der GF104-Chip der GeForce GTX 460 und der GF114-Chip der GeForce GTX 560 Ti logisch gesehen nicht – nVidia hat wohl an den Transistoren optimiert, um die Verlustleistung zu senken bzw. Taktsteigerungen ohne größere Verlustleistungssteigerungen zu ermöglichen, aber Feature-technisch sind diese beiden Chips identisch. Allerdings schaltet nVidia bei der GeForce GTX 560 Ti nun auch den letzten Shader-Cluster frei, der beim GF104-Chip zumindest im Desktop-Bereich bisher nie genutzt wurde. Zudem gibt es einen deutlichen Taktratensprung, was die GeForce GTX 560 Ti trotz wie gesagt eigentlich identischem Chip zur GeForce GTX 460 weit vor diese katapuliert.

GeForce GTX 460 1024MB GeForce GTX 560 Ti GeForce GTX 470 GeForce GTX 570
Chipbasis nVidia GF104, 1950 Millionen Transistoren in 40nm auf 332mm² Die-Fläche nVidia GF114, 1950 Millionen Transistoren in 40nm auf ca. 330mm² Die-Fläche nVidia GF100, ca. 3000 Millionen Transistoren in 40nm auf 529mm² Die-Fläche nVidia GF110, ca. 3000 Millionen Transistoren in 40nm auf ca. 530mm² Die-Fläche
Technik DirectX 11, 2 Raster Engines, 7 Polymorph Engines mit 7 Tesselations-Einheiten, 336 Shader-Einheiten, 56 TMUs, 56 SFUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Interface (bis GDDR5) DirectX 11, 2 Raster Engines, 8 Polymorph Engines mit 8 Tesselations-Einheiten, 384 Shader-Einheiten, 64 TMUs, 64 SFUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Interface (bis GDDR5) DirectX 11, 4 Raster Engines, 14 Polymorph Engines mit 14 Tesselations-Einheiten, 448 Shader-Einheiten, 56 TMUs, 56 SFUs, 40 ROPs, 320 Bit DDR Interface (bis GDDR5) DirectX 11, 4 Raster Engines, 15 Polymorph Engines mit 15 Tesselations-Einheiten, 480 Shader-Einheiten, 60 TMUs, 60 SFUs, 40 ROPs, 320 Bit DDR Interface (bis GDDR5)
Taktraten 675/1350/1800 MHz 822/1644/2000 MHz 607/1215/1674 MHz 732/1464/1900 MHz
Speicherausbau 1024 MB GDDR5 1024 MB GDDR5 1280 MB GDDR5 1280 MB GDDR5
Bauform DualSlot DualSlot DualSlot DualSlot
Kartenlänge 210mm 229mm 241mm 267mm
Stromanschlüsse 2x 6pol. 2x 6pol. 2x 6pol. 2x 6pol.
TDP 160W 170W 215W 219W
Preisbereich 150-170 Euro 210-250 Euro 200-220 Euro 300-330 Euro

Mit dem einem Shader-Cluster mehr und dem bedeutenden Taktratensprung von 675/1350/1800 MHz auf 822/1644/2000 MHz erreicht die GeForce GTX 560 Ti eine deutlich höhere Rohleistung als die GeForce GTX 460: 40 Prozent mehr Rechen- und Texturierleistung, 22 Prozent mehr ROP-Leistung und 11 Prozent mehr Speicherbandbreite stehen diesbezüglich zu Buche. Dies führt die GeForce GTX 560 Ti von den Rohleistungen her schnell in die Gefilde der GeForce GTX 470, obwohl diese mit 448 Shader-Einheiten und einem 320 Bit DDR Speicherinterface von der reinen Hardware her nominell stärker erscheint. Durch die deutlich höheren Taktraten der GeForce GTX 560 Ti kann diese aber von der Rohleistung her an einer GeForce GTX 470 vorbeiziehen – was aufgrund der preislichen Ansetzung auch so seitens nVidia geplant ist.

Rohleistungsvergleich GeForce GTX 460 1024MB, 470, 560 Ti, 570 und Radeon HD 6950

Vielmehr nähert sich die GeForce GTX 560 Ti von ihren Rohleistungen her sogar einer GeForce GTX 570 an – wobei hier der im obigen Diagramm nicht abgebildete Punkt einzurechnen ist, daß die GeForce GTX 560 Ti nur über 2 Raster-Engines und 8 Polymorph-Engines verfügt, die GeForce GTX 570 dagegen mit 4 Raster-Engines und 15 Polymorph-Engines um nahezu das doppelte. Letztere Karte kann aufgrund ihrer GF110-Abstammung die zur Verfügung stehende Rechenleistung besser in Performance umwandeln, zudem hat man dann auch noch die klar höhere Tesselationspower zu bieten. Wenn man dies in eine (unvollkommene) Zahl fassen wollte, dann liegt die GeForce GTX 570 bei der Raster- und Tesselationspower (unter Einrechnung der Taktraten) satte 67 Prozent vor der GeForce GTX 560 Ti – es existiert hier also doch ein merkbarer Unterschied zu den GF110-Varianten.

Aufgrund ihres Preises ist die GeForce GTX 560 Ti allerdings natürlich nicht dafür gebaut, um der GeForce GTX 570 wirklich nahezukommen – es geht hier eher um die Konkurrenz gegenüber AMDs Radeon HD 6950 im nahezu demselben Preisfeld. Von den Rohleistungen her liegt die AMD-Lösung deutlich vorn – aber wie das nun so einmal ist mit Rohleistungsvergleichen zwischen grundverschiedenen Grafikchip-Architekturen, sie sind eben wegen der Architekturunterschiede nur unter größten Vorbehalten zu betrachten. Dies gilt insbesondere bei der puren Rechenleistung, wo nVidias Ansatz der 1-D Shader-Einheiten deutlich effektiver sein dürfte als AMDs 4-D oder 5-D Shader-Einheiten – wo AMD also regelrecht deutlich mehr nominelle Rechenleistung benötigt, um mit nVidias nominell kleinerer Rechenleistung in der Praxis mithalten zu können.

Womit wir schon beim entscheidenden Thema wären: Was letztlich für eine Performance aus der GeForce GTX 560 Ti herauskommt, insbesondere im Vergleich gegenüber den preislich in der Nähe liegenden Lösungen GeForce GTX 470, Radeon HD 5870, Radeon HD 6870 und Radeon HD 6950 sowie der preislich höher liegenden GeForce GTX 570 – letzteres um zu sehen, ob sich der höherer Preispunkt der GeForce GTX 570 durch entsprechende Mehrperformance rechtfertigen läßt oder ob die GeForce GTX 560 Ti eventuell ein besseres Preis/Leistungsverhältnis aufbietet. Dazu haben wir wie immer mehrere heute erschienene Benchmark-Artikel nach brauchbaren Zahlen mit halbwegs den gleichen Treiberversionen sowie möglichst exakten Angaben zu den Testbedingungen durchsucht.

HT4U 560Ti vs. 470 560Ti vs. 5870 560Ti vs. 6950 560Ti vs. 570
1680x1050 4xAA +6,9% (-6,5%) +2,0% (-1,9%) +2,2% (-2,1%) -12,4% (+14,2%)
1920x1200 4xAA +5,5% (-5,2%) -0,4% (+0,4%) -0,7% (+0,7%) -13,5% (-15,6%)
benutzte Treiberversionen: 560Ti mit 266.56 Beta, 470/570 mit 263.09 Beta, 5870 und 6950 mit 10.11 Beta
benutzte Filtersettings: nVidia "HighQuality" vs. 5870 "Standard" vs. 6950 "HighQuality"
PC Games Hardware 560Ti vs. 470 560Ti vs. 6870 560Ti vs. 6950 560Ti vs. 570
1680x1050 4xAA +4,4% (-4,2%) +10,5% (-9,5%) -2,9% (+3,0%) -14,2% (+16,5%)
1920x1200 4xAA +5,6% (-5,3%) +10,7% (-9,6%) -5,7% (+6,0%) -15,1% (+17,8%)
benutzte Treiberversionen: AMD 11.1a Hotfix vs. nVidia 266.56
benutzte Filtersettings: AMD "Quality" vs. nVidia "Quality"
ComputerBase 560Ti vs. 470 560Ti vs. 5870 560Ti vs. 6950 560Ti vs. 570
1680x1050 4xAA +9,1% (-8,3%) +4,3% (-4,1%) +0,2% (-0,2%) -12,0% (+13,7%)
1680x1050 8xAA +8,7% (-8,0%) -1,9% (+1,9%) -1,1% (+1,1%) -12,4% (+14,2%)
1920x1200 4xAA +8,2% (-7,6%) +0,6% (-0,6%) -4,7% (+4,9%) -13,9% (+16,2%)
1920x1200 8xAA +7,9% (-7,3%) -5,9% (+6,3%) -5,7% (+6,1%) -13,9% (+16,2%)
2560x1600 4xAA +4,4% (-4,3%) +2,8% (-2,7%) -13,0% (+14,9%) -17,4% (+21,1%)
benutzte Treiberversionen: 560Ti mit 266.56 Beta, 570 mit 263.09, 470 mit 262.99, 6950 mit 8.79.6.2RC2 Beta und 5870 mit 10.10e
benutzte Filtersettings: AMD "HighQuality" vs. nVidia "Quality"
Anmerkung: Die von der ComputerBase notierte Performance-Zusammenfassung zu den 2560x1600 8xAA Benchmarks ist kaum wertbar, da unter diesem Setting einige Karten bei einigen Spielen abstürzten oder Ergebnisse im 1-fps-Bereich brachten – da sich dies ungeheuer schlecht verrechnen läßt, haben wir Abstand von den Zahlen unter diesem Setting genommen.
AnandTech 560Ti vs. 5870 560Ti vs. 6870 560Ti vs. 6950/1GB 560Ti vs. 6950/2GB
1680x1050 4xAA +5,6% (-5,3%) +15,4% (-13,3%) +1,6% (-1,6%) +1,0% (-1,0%)
1920x1200 4xAA +2,0% (-2,0%) +12,3% (-11,0%) -2,6% (+2,7%) -2,9% (+3,0%)
2560x1600 4xAA -2,9% (+3,0%) +9,0% (-8,3%) -9,2% (+10,2%) -10,9% (+12,3%)
benutzte Treiberversionen: 560Ti mit 266.56 Beta, AMD-Karten im unbekannten Mischmasch zwischen 10.10e und 11.1a Hotfix
benutzte Filtersettings: AMD "Quality" vs. nVidia "Quality"
Anmerkung: Für diese Performance-Zusammenfassung wurden die Benchmarks unter Civilization V nicht berücksichtigt, da die übergroßen Differenzen zwischen AMD und nVidia in diesem Spiel eher auf ein Treiberproblem hindeuten als auf einen ernsthaften, durch die Grafikchips selber begründbaren Performaceunterschied.

Im Gegensatz zum Launch der Radeon HD 6950 & 6970 sind die Performance-Ergebnisse der GeForce GTX 560 Ti über viele Tests gesehen doch sehr ähnlich geraten, womit sich schnell ein solide faktenbasiertes Urteil über diese Karte fällen läßt: Die GeForce GTX 560 Ti liegt grob auf derselben Performance wie die Radeon HD 5870 – etwas schneller in kleineren Auflösungen und minimal langsamer in sehr hohen Auflösungen. Die GeForce GTX 470 wird durchgängig um ca. 5 Prozent geschlagen, die Radeon HD 6870 durchgängig um ca. 10 Prozent. Gegenüber der (klar höher angesiedelten) GeForce GTX 570 liegt die GeForce GTX 560 Ti dann noch runde 15 bis 20 Prozent entfernt.

Der spannendste Vergleich ist natürlich der zur Radeon HD 6950, gerade gegenüber den derzeit neu in den Markt kommenden 1-GB-Lösungen mit etwas niedrigerem Preispunkt. Hinzu kommt, daß AMD in Reaktion auf den Launch der GeForce GTX 560 Ti die Preise der Radeon HD 6950 auch offiziell minimal gesenkt hat – eine Radeon HD 6950 2GB hat nun eine Preisempfehlung von 240 Euro, die Radeon HD 6950 1GB soll gar für 220 Euro weggehen. Allerdings kann sich die GeForce GTX 560 Ti wohl auch gegenüber diesen AMD-Karten behaupten: Man kann ganz grob von einem Gleichstand sprechen, im genauen ist die Radeon HD 6950 aber gewöhnlich zwischen 0 und 5 Prozent schneller – also im eigentlich unrelevanten Bereich, wo dann eher andere Punkte entscheiden sollten. Allerdings hat die AMD-Karte weiterhin ihren erheblichen Vorteil unter sehr hohen Auflösungen (2560x1600), dort zieht sie dann der GeForce GTX 560 Ti schnell mit 10 Prozent und mehr davon.

Sehr beachtenswert ist hierbei, daß dieser Vorteil voll und ganz auch auf die günstigere 1-GB-Ausführung der Radeon HD 6950 zutrifft – erstaunlicherweise scheint nicht der Mehrspeicher der 2-GB-Version für deren exzellente Performance in sehr hohen Auflösungen verantwortlich zu sein, womit man natürlich zum günstigeren kleineren Modell greifen kann. Derzeit liegen allerdings noch zu wenige Benchmarks unter extremen Settings wie 2560x1600 8xAA oder unter Supersampling vor, um diese Frage als endgültig geklärt betrachten zu können – spätere Tests der Radeon HD 6950 1GB müssen hier Klarheit bringen, wie weit dieser kleinere Speicher wirklich reicht. Unter normalen und hohen Settings ergibt sich aber zweifelsfrei kein Performanceunterschied zwischen beiden Ausführungen der Radeon HD 6950.