Launch-Analyse: nVidia GeForce GTX 970 & 980 (Seite 4)

Freitag, 19. September 2014
 / von Leonidas
 

In der Frage der Übertaktung ist bei GeForce GTX 970 & 980 einiges möglich. Erst einmal kann man wohl nahezu jede Karte auf 1300 bis 1350 MHz Referenz-Takt bringen, ab 1400 MHz wird es dann schwierig – aber einzelne Exemplare schaffen auch schon einmal Richtung 1500 MHz. Für eine neue Spielwiese für Extrem-Overclocker ist also in jedem Fall gesorgt, gleichzeitig verschiebt der GM204-Chip damit die bei Grafikkarten üblichen Taktraten endlich mal wieder deutlich nach oben – nachdem wir nahezu jahrelang bei Grafikchip-Taktraten zwischen grob 900 bis 1100 MHz festhingen.

Während die Übertaktung bei Referenzdesigns in jedem Fall lohnt (natürlich nur erreichbar unter Maximierung des Power-Limits), ist dies bei den Herstellerdesigns dann durchaus überdenkenswert. Jene Herstellerdesigns laufen letztlich oftmals auf realen Boost-Taktraten von um die 1350 MHz – und viel mehr wird es dann auch mit Übertaktung nicht mehr, einzeln besonders gut übertaktbare Karten einmal ausgenommen. Hier würde es sich eher lohnen, allein nur das Power-Limit aufs Maximum zu setzen, den realen Boost-Takt damit noch etwas näher an die Marke von 1400 MHz heranzubringen – und somit trotz nochmaligem Taktgewinn weiterhin innerhalb der Garantie zu bleiben.

Der Performancegewinn durch Übertaktung auf grob 1400 MHz real anliegendem Boost-Takt liegt bei ca. 15% (gegenüber dem Referenzdesign), einzelne besonders gut übertaktbare Karten mit Boost-Taktraten höher als 1400 MHz erreichen dann irgendwo zwischen +16-20%. Hierzu trägt natürlich auch die Erhöhung der Speicherbandbreite um ca. +11-14% zu, wenn man diese Karte auf im Schnitt 3900-4000 MHz Speichertakt bringt. GeForce GTX 970 & 980 sind damit gutklassige Übertakter, aber keinesfalls so herausragende Übertakter, wie dies in vielen Testberichten dargestellt wird: Denn +15% Leistungsgewinn bei guter Übertaktung sind nicht das, was das Kraut jetzt wirklich fett machen würde. Aber wahrscheinlich interessieren sich die wenigsten eingefleischten Übertakter für diesen relativen Performancegewinn, wenn die Augen glänzen ob der erreichten absoluten Taktraten von im Glücksfall 1400 MHz und mehr.

Bei der Frage der Performance der neuen Grafikkarten wird es einfacher: Zu ermitteln wäre schlicht, wie sich die Modelle mit Referenz-Taktraten gegenüber GeForce GTX 780 & 780 Ti ebenfalls auf Referenz-Taktraten schlagen. Danach dürfte eine solide Einordnung ins Performance-Bild respektive gegenüber den AMD-Angeboten möglich sein. Etwas problematisch ist diese Performance-Ermittlung allerdings bei der GeForce GTX 970, zu welcher nVidia keine Referenz-Samples herausgab und welche deswegen fast ausschließlich als ab Werk übertaktete Herstellerdesigns antrat. Sicherlich haben die meisten Hardware-Tester versucht, trotzdem die Performance des Referenzmodells mittels niedrigerer Taktraten zu simulieren. Ob man allerdings immer auch das Power-Limit entsprechend reduziert hat, darf jedoch bezweifelt werden – und selbst dann wirken die besseren Kühllösungen der Herstellerdesigns immer noch etwas anders auf die Chiptemperatur und damit die Boost-Taktraten als das Referenzdesign. Die GeForce GTX 970 dürfte daher heute wohl minimal zu gut ausgemessen worden sein – leider läßt sich dies kaum quantifizieren, um entsprechend gegenzuwirken.

1920x1080 4xMSAA/FXAA 290X (Q) 780 780Ti 970 980
ComputerBase  (16 Tests) 80,5% 80,5% 91,9% 89,3% 100%
Hardwareluxx  (6 Tests) 82,6% 72,4% 85,2% 82,9% 100%
Tom's Hardware  (5 Tests) 82,8% - 94,5% 90,4% 100%
AnandTech  (9 Tests) 83,7% 76,2% 92,0% - 100%
Hot Hardware  (5 Tests) - - 96,7% 88,6% 100%
Techgage  (7 Tests) 80,1% 72,3% 84,6% - 100%
TechPowerUp  (17 Tests) 81% 77% 93% 88% 100%
1920x1080 4xSSAA 290X (Q) 780 780Ti 970 980
ComputerBase  (11 Tests) 80,4% 78,5% 93,6% 89,9% 100%
2560x1600 4xMSAA/FXAA 290X (Q) 780 780Ti 970 980
ComputerBase  (16 Tests) 86,1% 81,1% 93,3% 88,0% 100%
Hardwareluxx  (6 Tests) 87,2% 73,6% 88,5% 82,6% 100%
PC Games Hardware  (6 Tests) - 75,2% 85,8% 83,8% 100%
AnandTech  (9 Tests) 85,2% 76,8% 92,9% - 100%
Hot Hardware  (5 Tests) - - 96,0% 86,8% 100%
Techgage  (7 Tests) 85,7% 74,9% 90,5% - 100%
TechPowerUp  (17 Tests) 87% 77% 95% 87% 100%
Hardware.fr  (10 Tests) 92% 84% 100% 94% 109%
2560x1600 4xSSAA 290X (Q) 780 780Ti 970 980
ComputerBase  (11 Tests) 85,8% 81,3% 94,7% 89,4% 100%
5760x1080 4xMSAA/FXAA 290X (Q) 780 780Ti 970 980
Techgage  (8 Tests) 88,0% 75,8% 90,9% - 100%
TechPowerUp  (15 Tests) 90% 77% 94% 88% 100%
3840x2140 4xMSAA/FXAA 290X (Q) 780 780Ti 970 980
ComputerBase  (16 Tests) 90,1% 79,3% 92,8% 90,9% 100%
Hardwareluxx  (6 Tests) 87,3% - 89,9% 83,0% 100%
PC Games Hardware  (6 Tests) - 75,1% 86,9% 81,9% 100%
Tom's Hardware  (6 Tests) 84,8% - 91,2% 84,9% 100%
AnandTech  (9 Tests) 90,2% 73,2% 90,4% - 100%
Hot Hardware  (5 Tests) - - 93,1% 84,5% 100%
TechPowerUp  (16 Tests) 90% 76% 93% 87% 100%

Unter der Zusammenfassung der Zahlen der vorgenannten Testberichte lassen sich dann solide Durchschnittswerte bilden, welche das Performance-Bild der neuen HighEnd-Grafikkarten von nVidia erhellen: Die GeForce GTX 980 liefert eine absolut überzeugende Performance ab und gewinnt nahezu jeden einzelnen Benchmark. Im Schnitt liegt die GeForce GTX 980 um recht konstant ca. 9-10% vor der GeForce GTX 780 Ti. Auffallend ist, daß die GeForce GTX 980 keinerlei Schwäche unter höheren Auflösungen – bis auch hinauf auf 3840x2160 – gegenüber den bisher führenden nVidia-Karten zeigt.

Gegenüber der Radeon R9 290X im Quiet-Modus ist die Beurteilung etwas schwieriger, da die AMD-Karte mit steigender Auflösung immer stärker wird: Unter 1920x1080 liegt die GeForce GTX 980 um 22% vorn, unter 2560x1600 um 16% und unter 3840x2160 dann nur noch um 12%. Eingedenk der aktuellen Bedeutungszunahme der Auflösungen oberhalb von FullHD setzen wir daher die GeForce GTX 980 auf einen Performance-Index von 570% fest. Dies liegt am oberen Ende der Vorab-Erwartungen und ergibt natürlich auch die schnellste derzeit verfügbare SingleChip-Grafikkarte.

Die GeForce GTX 970 kommt wie schon erwähnt mit dem Handicap daher, daß jene vermutlich in einigen Testberichten zu gut wegkommt, weil die verwendeten Herstellerdesigns selbst unter Anpassung der Taktraten nicht ganz exakt die Performance eines Referenzdesigns aufzeigen können. Nominell ist die GeForce GTX 970 je nach Auflösung zwischen 12-14% langsamer als die GeForce GTX 980, überflügelt aber spielend die GeForce GTX 780 um 11-13% und landet zwischen 4-7% Prozentpunkten hinter der GeForce GTX 780 Ti.

Gegenüber der Radeon R9 290X im Quiet-Modus ergibt sich wegen der Stärke der AMD-Karte bei superhohen Auflösungen unter normal hohen Auflösungen (FullHD) ein kleiner Vorteil der GeForce GTX 970, welcher sich mit weiter steigenden Auflösungen jedoch zu einem kleinen Vorteil für AMD umdreht. Je nachdem, wie man die Rechnung ansetzt, könnte somit ein Performance-Index zwischen 490% und 510% für die GeForce GTX 970 errechnet werden. Wegen des erwähnten Benchmark-Handicaps haben wir uns vorerst dafür entschieden, die Karte eher defensiv auf einen Performance-Index von 490% festzusetzen. Dies liegt immer noch leicht oberhalb der Vorab-Erwartungen, die GeForce GTX 970 liegt somit grob im selben Performance-Feld wie Radeon R9 290X, GeForce GTX Titan und GeForce GTX Titan Black.

Radeon R9
290X (Q)
GeForce GTX
780
GeForce GTX
780 Ti
GeForce GTX
970
GeForce GTX
980
1920x1080 4xMSAA/FXAA 81,7% 77,4% 91,6% 88,2% 100%
2560x1600 4xMSAA/FXAA 85,9% 77,3% 92,0% 86,2% 100%
3840x2160 4xMSAA/FXAA 89,3% 76,0% 91,1% 86,3% 100%
3DC Performance-Index 480/520% 440% 530% 490% 570%
Straßenpreis 380-420€ 350-420€ 430-570€ 310-350€ 520-570€

Preislich nimmt die GeForce GTX 980 bei etwas über 500 Euro ungefähr den früheren Platz der GeForce GTX 780 Ti ein, welche dafür aus dem Markt verschwinden wird und daher derzeit teilweise zu klaren Abverkaufspreisen angeboten wird. Sofern man die GeForce GTX 780 Ti wirklich für die teilweise angebotenen 430 Euro bekommt, ist jene nunmehr ältere Karte natürlich gewisse Überlegungen wert: Die Performance ist kaum schlechter als bei der GeForce GTX 980 – was allerdings fehlt, ist das höhere Feature-Set der neuen Karte. Wer dafür keinen Bedarf sieht, der kann mit der GeForce GTX 780 Ti für 430 Euro nahezu ein Schnäppchen – wäre da allerdings nicht die zweite neue nVidia-Grafikkarte.

Die GeForce GTX 970 geht nämlich mit einem vorsätzlich aggressiven Preispunkt von knapp über 300 Euro in den Markt und verdrängt damit die GeForce GTX 780 umgehend aus dem Geschäft, auch diese Grafikkarte wird auslaufen. Ironischerweise reichen die Abverkaufspreise zur GeForce GTX 780 derzeit nicht aus, um jene nunmehr ältere Karte irgendwie attraktiv zu machen – die GeForce GTX 970 ist in allen Disziplinen besser. Ähnliche Probleme hat die Radeon R9 290X: Zwar sind beide Karten grob gleich schnell, aber die GeForce GTX 970 kommt mit neuen Features zu einem klar besseren Preispunkt daher – AMD wird zu deutlichen Preisreduktionen gezwungen sein, ansonsten läßt sich die Radeon R9 290X kaum noch verkaufen.

Bemerkenswert ist der große Preisunterschied zwischen GeForce GTX 970 & 980 angesichts des nur maßvollen Performance-Unterschieds: Für grob 15% Mehrperformance zahlt man derzeit ~68% mehr, dies sind über 200 Euro. Dies lohnt sich angesichts von Gleichheit bei den Features, beim Speicherinterface und bei der Speichermenge eigentlich überhaupt nicht. nVidia hat mit der GeForce GTX 970 einen neuen Gold-Standard im HighEnd-Segment geschaffen – oberhalb dieser Karte braucht man kaum kaufen, es sei denn, die Mehrperformance rechtfertigt auch wirklich den Mehrpreis.

In der Summe der Dinge hat nVidia einen sehr gelungenen Launch von GeForce GTX 970 & 980 hingelegt – gerade wenn man einrechnet, das für diese Generation keine neue Fertigungstechnologie zur Verfügung stand. Die Erwartungen wurden erfüllt oder übertroffen: Die Performance ist sehr gut angesichts der angesetzten Chipgröße, die dafür aufzubringende (relativ geringe) Verlustleistung regelrecht preiswürdig. Hinzu kommt endlich auch bei nVidia eine passende Speicherbestückung und ein modernes Feature-Set, zuzüglich neuer Features im Anti-Aliasing-Bereich, welche die Enthusiastengemeinde dankbar annehmen dürfte. Der Preis der GeForce GTX 980 mag nVidia-typisch abgehoben sein, aber mit der Preislage der GeForce GTX 970 bietet nVidia letztendlich sogar mehr Performance zum kleineren Preis – viel besser hätte man diesen Launch nicht hinbekommen können, dies muß man dann auch als AMD-User neidvoll anerkennen.