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News des 15. September 2011

Fudzilla berichten in zwei Meldungen (No.1 & No.2) über eine AMD-Demonstration mit lauffähigen 28nm Mobile-Grafikchips. Leider gab es zur eingesetzten Hardware keine weiteren Informationen, der benutzte Kühler deutet aber eine Grafikpower im dem oberen Mainstream- oder dem Performance-Segment an. Der eigentliche sich hieraus ergebende Punkt ist jedoch, daß AMD anscheinend schon so weit fortgeschritten ist mit seinen 28nm-Grafikchips, auf daß man diese schon in einem Notebook demonstrieren kann – sehr ungewöhnlich, denn neue Grafikchips benötigen in aller Regel ein wenig Zeit, ehe sie man in mobilen Umgebungen verbaut. Dies zeigt an, daß AMD sowohl Entwicklungsarbeit als Produktionsvorbereitung der 28nm-Generation schon hinter sich gebracht hat und daß es jetzt "nur" noch um das Ankurbeln der 28nm-Massenfertigung geht. Vermutlich liegt hier allerdings das eigentliche Problem der 28nm-Grafikchipgeneration – noch ist die 28nm-Fertigung von Grafikchips zu wenig effektiv, um die für einen Launch benötigten Mengen an Grafikchips liefern zu können. Sobald sich das ändert, scheint es aber so, als könnte AMD dann doch eher früher als später seine ersten 28nm-Grafikchips vorstellen.

Zu Intels Ivy-Bridge-Ankündigung auf dem IDF gibt es noch ein paar Details zu erwähnen sowie eine generelle Einordnung abzuliefern: Neben der gestern schon erwähnten stark verbesserten Grafikeinheit bringt Ivy Bridge noch ein paar kleinere Verbesserungen am Prozessor selber mit sich, beim Heise Newsticker erschöpfend dargelegt. Ein Pro/MHz-Gewinn wird sich darauf basierend kaum einstellen können bzw. dieser dürfte wenn dann im Rahmen nur weniger Prozentpunkte liegen. Der entscheidende Punkt von Ivy Bridge wird der Taktspielraum durch die 22nm-Fertigung sein – wobei immer noch unklar ist, wieviel Intel davon real in die Waagschale werfen respektive den Markt bringen wird. Schließlich scheint AMDs Bulldozer Intel nicht wirklich unter Druck setzen zu können und somit ist der Hauptkontrahent von Ivy Bridge eher Intels eigene HighEnd-Architektur Sandy Bridge E.

Und hier fangen die Probleme an: Da Sandy Bridge E nur gute 15 Prozent vor Sandy Bridge liegt, kann Intel die Taktraten von Ivy Bridge eigentlich gar nicht mehr bemerkbar nach oben setzen. Bei nur 20 Prozent mehr Takt gegenüber Sandy Bridge, was bei der 22m-Fertigung von Ivy Bridge absolut problemlos möglich ist, kommt Ivy Bridge auf eine höhere Performance als Sandy Bridge E, was Intels teure HighEnd-Architektur entwertet. Die Schlußfolgerung hierbei ist, daß Intel aufgrund Ivy Bridge letztlich Sandy Bridge E deutlich nach oben puschen muß – und da mehr Takt unter der höheren Anzahl an Rechenkernen kaum möglich ist, dürfte dies in erster Linie auf Achtkerner unter dem Sandy-Bridge-E-Label hinauslaufen. Das Potential für nominell höhere Taktraten bei Ivy Bridge bleibt dennoch begrenzt, vermutlich sind bestenfalls 30 Prozent Mehrtakt gegenüber Sandy Bridge möglich (dies wären dann aber immerhin rund 4.4 GHz Nominaltakt), um Sandy Bridge E weiterhin etwas Luft zu lassen.

Intel Sandy Bridge E Intel Ivy Bridge AMD Bulldozer AMD Bulldozer Vishera
Zielmarkt Desktop HighEnd Desktop/Mobile LowCost bis HighEnd Desktop Mainstream bis HighEnd Desktop Mainstream bis HighEnd
Release November 2011 März/April 2012 Oktober 2011 Sommer/Herbst 2012
Fertigung 32nm Intel 22nm Intel 32nm GlobalFoundries 32nm GlobalFoundries
Technik geringe bis mittlere Verbesserungen gegenüber Nehalem Gulftown (ca. 18% mehr Pro/MHz-Leistung), QuadChannel DDR3 Interface unwesentliche bis geringe Verbesserungen gegenüber Sandy Bridge, DualChannel DDR3 Interface, Intel-Grafikchip (DirectX11) mit gegenüber HD Graphics 3000 deutlich verbesserten Features, 33% mehr Recheneinheiten und ca. 60% mehr Performance stark veränderter Kern in Modul-Bauweise, DualChannel DDR3 Interface wahrscheinlich leicht gegenüber originalem Bulldozer verbessert ("Piledriver"-Kerne), ansonsten noch recht unbekannt
Rechenkerne 4-6 2-4 4-8 4-8
Sockel 2011 1155 AM3+ AM3+
Speicher DDR3/1600 DDR3/1600 DDR3/1866 ?
PCI Express in der CPU, PCI Express 2.0 in der CPU, PCI Express 3.0 im Chipsatz, PCI Express 2.0 im Chipsatz
Chipsatz X79 6er/7er Serie 8er/9er Serie ?
Taktraten 3.2 bis 3.6 GHz Richtung 4 GHz 2.8 bis 4.2 GHz ?

Für die demnächst antretenden Sandy-Bridge-E-Modelle ergibt dies natürlich keine guten Aussichten: Aller Wahrscheinlichkeit nach werden diese durch gewöhnliche Ivy-Bridge-Prozessoren geschlagen und in der Folge durch bessere Modelle ersetzt werden, so daß man zumindest von Core i7-3930K und Core i7-3960X besser die Finger lassen sollte – das kleinste Sandy-Bridge-E-Modell in Form des Vierkerner Core i7-3820 hat aufgrund seines relativ niedrigen Preises dagegen durchaus etwas für sich (wobei abzuwarten bliebe, was Intel mit dem Core i7-2700K macht). Eben wegen der Sandy-Bridge-E-Problematik sollte man sich von Ivy Bridge allerdings keine besonders große Taktoffensive erwarten – vermutlich wird Intel irgendwas in Richtung 4 GHz unternehmen, was optisch gut aussieht und zusammen mit neuen Modellnummern, der 22nm-Fertigung und des Pro/MHz-Vorteils gegenüber AMDs Bulldozer locker dazu ausreichen wird, um den Markt zu begeistern.

Das wirkliche Taktpotential von Ivy Bridge werden dann vermutlich nur die Overclocker zu Gesicht bekommen – denen könnte mit Ivy Bridge dann ein Prozessor geboten werden, welcher im Übertaktungsbetrieb die Reserven für einen langjährigen Betrieb ohne jede Performancesorgen offenbart (ähnlich wie seinerzeit mit den in 45nm gefertigten Core-2-Prozessoren). Eine andere Möglichkeit der Nutzung des Ivy-Bridge-Potentials wird es in Form besonders stromsparender Prozessoren geben: Auf heute aktuellen Taktraten wird Ivy Bridge deutlich weniger Strom verbrauchen, was in vielen Anwendungsfällen genauso begrüsst werden dürfte. Gut möglich, daß Intel bei Ivy Bridge dann auch (spezielle) Vierkern-Modelle mit einer TDP von nur 45 Watt herausbringen wird (bei Sandy Bridge sind es bestenfalls 65 Watt TDP) – im Mobile-Bereich will Intel bei Ivy Bridge schon von der bisherigen TDP-Größe von 45 Watt auf nur noch 35 Watt TDP bei den regulären Vierkern-Prozessoren heruntergehen, was dann auch deren Einsatzchancen bei den Notebook-Herstellern verbessert.

Shortcuts: TweakPC vermelden die Vorstellung einer GeForce 405 für OEM-Bedürfnisse – welche aber trotz des Namens eine DirectX-10.1-Lösung ist und damit wahrscheinlich auf dem GT218-Chip der GeForce G210 basiert, sprich eine weitere schlicht umbenannte Grafikkarte darstellt. Nochmals TweakPC berichten über einen höheren maximalen Multiplikator bei Ivy Bridge von nunmehr x63: Für die normale Übertaktung spielt das zwar keine große Rolle, aber HighEnd-Übertakter werden diese Verbesserung sicherlich gern mitnehmen. Laut BSN ist Ivy Bridge zudem 1,45 Milliarden Transistoren schwer – gegenüber den 995 Millionen Transistoren von Sandy Bridge schon ein dicker Zuwachs, für welchen hauptsächlich die deutlich verbesserte Grafiklösung verantwortlich sein dürfte. Aufgrund der 22nm-Fertigung wird Ivy Bridge aber trotzdem eine kleinere Die-Fläche als Sandy Bridge (216mm²) erreichen – vermutlich werden es um die 200mm² herum für Ivy Bridge und damit deutlich kleiner als AMDs Bulldozer (315mm²) sein. Und letztlich vermeldet die ComputerBase noch Fortschritte bei Intels Raytracing-Ansatz, welcher nun auch eine Art von Anti-Aliasing beherrscht. Der Performanceverlust ist dabei mit zwischen 32 und 59 Prozent aber noch viel zu hoch, um konkurrenzfähig gegenüber aktueller dreiecksbasierter Grafikberechnung und deren ausgereifter Anti-Aliasing-Verfahren zu sein.