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AMD Geschäftsergebnisse Q2/2016: Pro forma erholt, aber weiterhin schwaches Geschäft

Kurz nach Intel hat nun auch AMD seine Geschäftsergebnisse für das zweite Quartal 2016 vorgelegt. Nominell gesehen hat man dabei gute Zahlen zu bieten: Der Quartalsumsatz ging um +9,0% gegenüber dem Vorjahresquartal nach oben sowie sogar um +23,4% gegenüber dem Vorquartal. Man konnte dabei im Jahresvergleich sowohl im klassischen PC-Geschäft (CPUs, APUs & Grafikchips) um immerhin +15% zulegen (435 Mill. $ Umsatz), als auch in der SemiCustom-Sparte um +5% (592 Mill. $ Umsatz). Beim nominellen Ergebnis konnten die deutlichen Verlustzahlen von Vorjahresquartal & Vorquartal auf ein nur noch leichtes Minus von -8 Mill. Dollar zurückgefahren werden, während beim insgesamten Ergebnis der ebenfalls deutliche Verlust von Vorjahresquartal & Vorquartal sogar in ein ganz vernünftiges Plus von +69 Mill. Dollar umgedreht werden konnte.

Q2/2015 Q3/2015 Q4/2015 Q1/2016 Q2/2016
Umsatz 942 Mio. $ 1061 Mio. $ 958 Mio. $ 832 Mio. $ 1027 Mio. $
Gewinn -181 Mio. $ -197 Mio. $ -102 Mio. $ -109 Mio. $ 69 Mio. $
operativer Gewinn -137 Mio. $ -158 Mio. $ -49 Mio. $ -68 Mio. $ -8 Mio. $
Für exakte Vergleichswerte zu AMD, Intel & nVidia zurück bis ins Jahr 2006 bitte klicken.

Trotzdem sind diese Geschäftszahlen weiterhin kritisch zu sehen: AMD ist als Firma zu groß und vor allem AMDs Konkurrenz zu erfolgreich, als daß AMD es sich leisten könnte, bei Umsatzzahlen von nur ~1 Mrd. Dollar im Quartal herumzukrebsen. 1,2 bis 1,5 Mrd. Dollar Quartalsumsatz sind eigentlich eher schon die unterste Grenze, normalerweise müsste AMD nach deutlich mehr streben. Es gilt hierbei das schon oft an dieser Stelle gesagte: Ohne das Geschäft mit den Konsolenchip wäre AMD schon lange weg vom Fenster, da AMDs Kerngeschäft sagenhaft schlecht läuft. Der 15%ige Umsatzgewinn im zweiten Quartal (gegenüber dem Vorjahresquartal) ist zwar ein gewisser Lichtblick – aber AMDs Kerngeschäft muß im eigentlichen wieder nahe einer Milliarde Dollar Quartalsmsatz gebracht werden, davon ist man momentan um eine ganze Dimension entfernt.

Zudem stammt der nette Gewinnsprung primär aus einer Einmaleinnahme über 150 Millionen Dollar, welche AMD im Zuge eines Joint Ventures mit einer chinesischen Firma zufließt. In gewissem Sinne werden damit die Geschäftsergebnisse positiver dargestellt, als das eigentliche Geschäft wirklich verlaufen ist. AMD ist also ganz gewiß noch nicht auf einem Pfad, welcher sicher vor roten Zahlen ist – ohne diese Einmaleinnahme hätte es erneut Verluste gegeben, was bei AMD derzeit leider gleichbedeutend mit geringer werdenden liquiden Mitteln ist. Und jene sind bei AMD schmal genug, um in dieser Frage immer gewisse existentielle Risiken für AMD zu sehen.

Zum Glück für AMD kommen nun endlich neue Produkte in den Markt und werden ab dem laufenden Quartal dann geschäftswirksam. Mit der Radeon RX 480 als erster Grafikkarte aus der neuen Polaris-Generation scheint man einen Verkaufsschlager an der Hand zu haben, die nachfolgenden weiteren Polaris-basierten Grafikkarten sollten AMDs Grafikchip-Geschäft weiter aufpäppeln. Und dann ist natürlich die Zeit bis zum Jahr 2017 inzwischen auch nicht mehr lang, wenn dann (neben den Vega-Grafikkarten) die lange erwartete Zen-Architektur ihr Debüt geben wird. Von jener erhofft sich AMD endlich einmal einen echten Umschwung hin zu wirklich besseren Geschäften – was ja auch Not tut angesichts der vorliegenden weiterhin schwachen Geschäftszahlen.

Nachtrag vom 31. Juli 2016

Für unsere Meldung zu den jüngsten AMD-Geschäftszahlen gab es einige Kritik in unserem Forum – teilweise sehr detailliert und teilweise einfach nur mit der Frage verbunden, wieso AMD an dieser Stelle "schon wieder schlechtgeredet" werden muß. Die Meinungen darüber dürfen sicherlich auseinandergehen, aber unsere Meldung war eben auch nicht aus Sicht der Börse oder von Investoren gedacht – dafür gibt es andere Webseiten, welche ihre diesbezügliche Fachkenntnis in die Waagschale werfen können. Unsere Betrachtungen kommen allein aus Käufersicht – und für den Hardware-Käufer sind zuerst das Überleben der Marktteilnehmer (angesichts von deren geringer Anzahl) und zweitens ein (in der Praxis) gut verfügbares Produktangebot relevant. Und in diesen Punkten ging es AMD auch im abgelaufenen zweiten Quartal einfach schlecht: Die wichtige Zahl ist dabei nicht, wieviel Geld eingenommen wurde und wieviele Konsolen-SoCs ausgeliefert wurden – sondern fast alleinig, wieviel Umsatz im Kerngeschäft mit CPUs, APUs und GPUs generiert wurde – dies sind gerade einmal 435 Mill. Dollar.

Jene Zahl ist überaus erschreckend, wenn man sich vor Augen führt, das AMD früher einmal in diesem Geschäftszweig ~1,5 Mrd. $ im Quartal eingenommen hat – und ganz früher sogar einmal ~1,5 Mrd. $ im Quartal allein nur mit CPUs. Das dumme ist, das AMD nicht in einem Markt steht, wo man einfach einmal kleinere Brötchen backen kann (auf niedrigeren Ausgaben halt) – dies würde in einem Markt mit vielen Anbietern eventuell funktionieren. Allerdings steht AMD dagegen in einem Markt, wo eine eigene Schwäche dem jeweils letzten verbliebene Wettbewerber (Intel bzw. nVidia) ganz automatisch weiterhilft, dessen Position also sogar verbessert und es damit für AMD nochmals schwieriger macht, zurückzukommen. Hier kommt vor allem auch die Besonderheit jeder durch Hochtechnologie geprägten Branche ins Spiel, das mehr Marktanteile, Umsatz und Gewinn auch automatisch (viel) mehr Finanzmittel zur Erforschung der Produkte der Zukunft zur Verfügung stellen. Hiermit schließt sich dann auch der Kreis: Wäre AMD derzeit allein nur mit CPUs, APUs und GPUs (bei unter einer halben Milliarde Dollar Umsatz) unterwegs, würde man schlicht nicht mehr die Finanzmittel zu einer sinnvollen Weiterentwicklung haben.

Belegen läßt sich dies unsererseits natürlich nicht, aber man kann es wohlfeil annehmen angesichts des extremen Unterschieds bei der Finanzkraft von AMD und Intel. Das die zukünftige Chipentwicklung und Halbleiterfertigung immer teuerer wird, spielt natürlich auch nicht gerade zugunsten von AMD – normalerweise müssten AMDs Umsätze sogar steigen, um dieses Spiel noch weiter mitmachen zu können. Der ab Mitte 2014 erfolgte dauerhafte Umsatzeinbruch um grob ein Drittel (!) kann demzufolge als schwerer Einschnitt für AMD betrachtet werden, auch wenn die reine Ausgabenseite durch diverse Kostensenkungsprogramme wieder in Richtung schwarzer Null gebracht werden konnte. Was wir bemängeln, ist schlicht, das AMD als Firma auf dieser Umsatzlage irgendwann einmal zu klein sein wird, um eine ernsthafte Konkurrenz zu Intel & nVidia weiterhin aufrecht erhalten zu können. Es bleibt zu hoffen, das Polaris ab dem dritten Geschäftsquartal hier bereits erste positive Zeichen setzen kann und das mit Zen ab dem Geschäftsjahr 2017 es dann wirklich nach vorn geht für AMD, hoffentlich auch die anzustrebenden Quartalsumsätze von 1,5 Mrd. $ wieder erreichbar sein werden.