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AMD kontert nVidias G-Sync mit "FreeSync"

nVidias G-Sync Technologie wurde unsererseits ziemlich wohlwollend aufgenommen, sollte jene doch alle V-Sync-Probleme beseitigen können. Die entsprechende Leser-Umfrage sah dies etwas differenzierter – dort wurden vor allem auch Bedenken laut, nVidia könnte mit dieser Technologie nichts anderes als den freien Wettbewerb behindern. In jedem Fall konnte man nVidias G-Sync als eine direkte Aufforderung an AMD verstehen, ähnliches zu liefern – was AMD nunmehr mit "FreeSync" in Vorbereitung hat. Derzeit wird FreeSync erst einmal nur auf der CES demonstriert und es ist nicht bekannt, wann AMD die Technologie in den Markt entlassen wird. Das von AnandTech auf der CES aufgenommene Demonstrations-Video (links ohne FreeSync, rechts mit FreeSync) sieht schon einmal ganz ansprechend aus:

Prinzipiell macht FreeSync das gleiche wie G-Sync: Es wird eine variable Monitor-Refreshrate etabliert, womit die dem geübten Auge sichtbaren Frameraten-Hüpfer bei standardmäßigem V-Sync ausbleiben. Nur der Herangehensweg ist anders als bei nVidia: Während nVidia für G-Sync eine extra Hardware im Wert von 100 Dollar benötigt, ist AMDs FreeSync eine reine Software-Lösung: Voraussetzungen sind nur eine AMD-Grafikkarte neuerer Generation (genauer hat AMD dies noch nicht spezifiziert), ein dazu passender neuer Treiber – und ein Monitor, welcher variables VBlank beherrscht. Das VBlank-Signal des VESA-Standards existiert zwar eigentlich aus anderem Grund, läßt sich aber letztlich mittels einer (durch den Grafikkarten-Treiber) angepassten Steuerung auch zum Effekt einer sich dynamisch ändernden Refreshrate mißbrauchen.

Einziges Problem von FreeSync ist, daß (reguläres) VBlank bei heutigen Monitoren kaum noch in Benutzung ist, so daß kaum Informationen darüber vorliegen, welche der heutigen Monitore diese früher einmal benötigte Spezifikation auch in der Praxis noch unterstützen. Hier kann es also dazu kommen, daß nur einzelne aktuell kaufbare Monitore letztlich zu FreeSync wirklich kompatibel sind. Abschwächenderweise muß man dazusagen, daß die Hinzunahme des VBlank-Features keinen echten Aufwand für die Monitor-Hersteller darstellen dürfte, zukünftige Monitore also durchaus durchgehend FreeSync-kompatibel sein könnten.

Tritt dieser Fall ein, ist AMDs Lösung wegen der Punkte Kostenfreiheit und Herstellerunabhängigkeit in jedem Fall vorzuziehen. Da sich AMD nur der sowieso vorhandenen VBlank-Spezifikation bedient, entstehen keine Kosten außerhalb der Treiber-Programmierung – womit letztlich auch Intel und nVidia diesen Weg über den Mißbrauch des VBlank-Signals gehen könnten, sprich diese Idee nirgendwo von AMD bzw. AMD-Patenten abhängig ist. Die sich an die Vorstellung von nVidias G-Sync anschließende Forderung nach der freien Variante einer solchen Technologie scheint sich mit AMDs FreeSync also – zugunsten der Konsumenten – zu erfüllen.

Nachtrag vom 10. Januar 2014

Gegenüber dem Tech Report hat sich nVidia zurückhaltend bezüglich AMDs FreeSync geäußert: So funktioniert die AMD-Technik laut nVidia nur bei einer sehr direkten Monitor-Anbindung per LVDS oder eDP, was es üblicherweise nur im Notebook oder bei AiOs gibt – nur dann steht das für FreeSync benötigte variable VBlank-Signal zur Verfügung. Desktop-Monitore werden hingegen indirekt per DVI, HDMI oder DisplayPort angebunden, wobei dann der Skalierungschips des Monitors den Ausschlag gibt – und hier ist nVidia kein aktueller Desktop-Monitor bekannt, welcher variables VBlank zur Verfügung stellt. Diese Ausführungen von nVidia würde in jedem Fall erklären, wieso nVidia hierfür beim eigenen Ansatz "G-Sync" extra eine vergleichsweise teure Platinen zur Monitoransteuerung aufgelegt hat.

Das Gegenargument hierzu versteckt sich im FreeSync-Artikel von PC Perspective: Der in der nächsten Zeit zu erwartende neue Standard DisplayPort 1.3 soll wieder ein variables VBlank-Signal in einem optionalen Teil der Spezifikation enthalten. Damit wird nicht jeder Monitor nach DisplayPort 1.3 automatisch FreeSync unterstützen, aber die Standardisierung sollte normalerweise enorm hilfreich dafür sein, daß solcherart Monitore (mit der Erfüllung der optionalen Spezifikation zugunsten eines variablen VBlank-Signals) erscheinen. Damit ist AMDs FreeSync nach wie vor in der besseren Position zu sehen, wenngleich die AMD-Technologie wohl noch etwas Zeit benötigt, ehe dann wirklich Monitore nach DisplayPort 1.3 in Serie in den Markt kommen. Wenn alles zugunsten von AMD läuft, wird nVidias G-Sync eher nur eine Zwischenlösung darstellen können.