Mittels eines nächtlichen Livestream-Events hat AMD die ersten Modelle des Consumer-Portfolios seiner neuen Prozessoren-Generation vorgestellt: Basierend auf der Zen-4-Architektur kommen am 27. September 2022 die ersten vier "Ryzen 7000" Prozessoren samt neuer AM5-Plattform in den Markt. Größere Details zur neuen Prozessoren-Architektur gab es dabei noch nicht, allerdings ergibt sich mittels der genannten Takt- und Performance-Daten das grundsätzliche Bild eines mittleren IPC-Sprungs zuzüglich eines größeren Taktraten-Sprungs. So treten alle neuen Ryzen-7000-Prozessoren mit Basetaktraten von 4.5-4.7 GHz an, der offizielle Boosttakt liegt mit 5.3-5.7 GHz durchgehend klar oberhalb 5 GHz. Eher überraschend ist, dass AMD nunmehr einen klar höheren IPC-Gewinn von +13% vermeldet, als noch auf dem FAD'22 in diesem Juni mit "~8%" notiert wurde.
Zusammen mit einem stärkeren Taktraten-Plus kommt dann ein deutlicher Unterschied beim insgesamten Singlethread-Zuwachs heraus: Auf dem FAD'22 sprach man noch von ">15%", nun sind es jedoch gleich "+29%" (dass "up to" bezieht sich darauf, dass jener Wert nur bei einem der vier Prozessoren-Modelle erreicht wird, konkret dem Ryzen 7 7950X). Damit kann man sehr wohl sagen: AMD hat vorab deutlich tiefgestappelt. Die Steigerung der Multithread-Performance gibt AMD hingegen mit +35% zwischen Ryzen 9 5950X und 7950X an. Auch hier gilt wieder: Das notierte "up to" bedeutet nur, dass dieser Wert allein für dieses Prozessoren-Modell gilt – und nicht, dass dies nur ein Maximalwert unter vielen Benchmarks wäre. Dummerweise erfolgt diese Angabe zur Multithread-Performance allerdings auf identischer TDP, könnte also genauso noch etwas zu niedrig angegeben sein – denn in der Realität treten die Ryzen-7000-Modelle zumeist mit höheren TDP- und PPT-Werten an.
AMD notierte hierzu durchgehend nur den offiziellen TDP-Wert, welcher jedoch in der Praxis bedeutungslos ist – relevant ist das "Package Power Tracking" (PPT), was das reale Power-Limit des Prozessors wiedergibt. Jenes liegt üblicherweise bei +35% von der TDP ausgehend, seitens AMD auch schon explizit für die neue TDP-Stufe von 170 Watt bestätigt (nebenbei zeigt die hiermit verlinkte ältere News auch gut die Tiefstappelei von AMD: seinerzeit gab AMD offiziell +15% mehr Singlethread-Performance für den Ryzen 9 7950X an). Somit steigt beim Ryzen 5 7600X das Power-Limit (gegenüber dem Zen-3-Vorgänger mit gleicher Kern-Anzahl) von 88 auf 142 Watt, bleibt beim Ryzen 7 7700X gleich (auf 142W) und steigt bei beiden Ryzen-9-Modellen ziemlich satt von 142 auf 230 Watt.
Hardware | Takt | iGPU | TDP/PPT | Liste | Release | |
---|---|---|---|---|---|---|
Ryzen 9 7950X | Zen 4, 16C/32T, 16+64 MB L2+L3 | 4.5/5.7 GHz | ✓ | 170/230W | $699 | 27. Sept. 2022 |
Ryzen 9 7900X | Zen 4, 12C/24T, 12+64 MB L2+L3 | 4.7/5.6 GHz | ✓ | 170/230W | $549 | 27. Sept. 2022 |
Ryzen 7 7700X | Zen 4, 8C/16T, 8+32 MB L2+L3 | 4.5/5.4 GHz | ✓ | 105/142W | $399 | 27. Sept. 2022 |
Ryzen 5 7600X | Zen 4, 6C/12T, 6+32 MB L2+L3 | 4.7/5.3 GHz | ✓ | 105/142W | $299 | 27. Sept. 2022 |
Anmerkung: Alle Ryzen 7000-Prozessoren benutzen den Sockel AM5 und laufen somit nur auf Mainboards aus AMDs 600er Chipsatz-Serie. |
Bei 3 von 4 Modellen kann Ryzen 7000 somit über deutlich mehr Energie verfügen – was sich insbesondere bei den bisher TDP-limitierten Ryzen-9-Modellen positiv auf deren Multithread-Performance auswirken sollte. Da derzeit allerdings nur eine AMD-Angabe zur Multithread-Performance des Ryzen 9 7950X existiert, ist der Fall eher umgedreht zu denken: Möglicherweise weisen die kleineren Modelle Ryzen 5 7600X und Ryzen 7 7700X keinen ganz so hohen Multithread-Vorteil (wie der Ryzen 9 7950X) auf. Ganz generell hat AMD eben immer nur den Performance-Gewinn vom jeweils besten Ryzen-7000-Prozessor angegeben, wird es somit bei den anderen Modellen jeweils gewisse Abweichungen (nach unten hin) geben. Wie groß diese Differenzen sind, wird sich allerdings nur mit umfangreichen Tests herausfinden lassen – welche wie gesagt am 27. September anstehen.
Ebenfalls etwas ungenau sind AMDs Angaben zur Spiele-Performance: Hier wurde einmal nur der Ryzen 5 7600X gegenüber einem Core i9-12900K verglichen, zum anderen gab es ausgewählte Benchmarks zwischen Ryzen 9 5950X und 7950X. Letztere zeigen einen Performance-Sprung im Gaming-Bereich von +6% bis +35% an – sprich, sehr vom jeweiligen Spiele-Titel abhängig und daher umfangreicher Tests bedingend, um zu einem belastbaren Performance-Bild zu kommen. Selbst die Spiele-Benchmarks vom kleinsten Ryzen 7000 gegenüber dem (fast) größten Alder Lake eignen sich eher nur als Teaser: Jene gewinnt AMD, was erst einmal sehr gut aussieht. Aber natürlich wird der Ryzen 5 7600X letztlich nicht gegenüber einem Alder-Lake-Prozessor antreten müssen, sondern gegenüber Intels "Raptor Lake" als dem eigentlichen Gegner dieser neuen AMD-Generation.
Diese Frage wird allerdings zum Launch am 27. September noch nicht zu klären sein, da Intel seine 13. Core-Generation am selbigen Tag rein nur vorstellt sowie dann erst Mitte/Ende Oktober in den Markt bringt. AMD wird somit zum Launch-Tag erst einmal "ins Blaue hinein" mit den unabhängigen Testberichten vorlegen müssen, eher sich einen Monat später die Performance-Situation der neuen Prozessoren-Generationen wirklich klären läßt. Für den Augenblick sieht es allerdings ganz danach aus, als würden beide Prozessoren-Entwickler ähnliche Performance-Zuwächse bringen (etwas mehr Singlethread-Plus bei AMD, was allerdings auch notwendig ist). Dies sollte ausgehend von einem ziemlichen Performance-Gleichstand zwischen Zen 3 und Alder Lake letztlich einen selbigen (groben) Performance-Gleichstand zwischen Zen 4 und Raptor Lake erwarten lassen.
Logischerweise auch erst mittels dieser finalen Performance-Einschätzung in zwei Monaten wird sich beurteilen lassen, wie gut die von AMD für Ryzen 7000 gemachten Preise sind. Nominell senkt AMD sogar einzelne Listenpreise gegenüber dem Zen-3-Portfolio, so beim Ryzen 7 7700X und beim Ryzen 9 5950X. Insofern am Ende allerdings "nur" ein grober Performance-Gleichstand zwischen AMD und Intel herauskommt sowie Intel die Preise der 13. Core-Generation nicht gerade ungewöhnlich stark anhebt (eine gewisse Preissteigerung gegenüber der 12. Core-Generation ist zu erwarten), sieht AMDs Preisstruktur für Ryzen 7000 immer noch reichlich hoch bzw. unattraktiv aus. AMDs Preisstruktur stammt – trotz Preissenkung bei einzelnen Modellen – immer noch aus der Zeit, wo man bei der Performance klar vorn lag, was jedoch mittels "Alder Lake" einfach nicht mehr gegeben ist.
AMD Ryzen 7000 | Intel Core i-13000 |
---|---|
Ryzen 9 7950X – 16C/32T – Liste: $699 | Core i9-13900K – 8C+16c/32T – Liste: >$589 |
Ryzen 9 7900X – 12C/24T – Liste: $549 | Core i7-13700K – 8C+8c/24T – Liste: >$409 |
Ryzen 7 7700X – 8C/16T – Liste: $399 | Core i5-13600K – 6C+8c/20T – Liste: >$289 |
Ryzen 5 7600X – 6C/12T – Liste: $299 | Core i5-13400 – 6C+4c/16T – Liste: >$192 |
Anmerkung: Derzeit sind noch keine Preise für die kommenden Intel-Prozessoren bekannt, vorstehend wurden daher die Listenpreise der 12. Core-Generation notiert. Üblicherweise erhöht Intel die Listenpreise mit jeder Generation um einen mittleren bis hohen einstelligen Prozentbetrag. |
Um diese Preise am Markt halten zu können, müsste Ryzen 7000 dann "Raptor Lake" doch recht deutlich dominieren – was abzuwarten bleibt. Eine preisliche Unterstützung von Plattform-Seite her fällt diesesmal aus, denn mittels des Sockels AM5 ist alles neu bei AMD: Sockel, Chipsatz, Mainboards und Speicher-Support, wo nunmehr allein DDR5 unterstützt wird. Damit hat Intel im Billig-Bereich sogar einen kleinen Standort-Vorteil, denn Alder Lake wie Raptor Lake kommen noch mit DDR4-Speicher zurecht. AMD sieht "Ryzen 7000" sowieso erst einmal als Premium-Plattform an, sprich da sind nicht so schnell preisgünstige Nachzügler zu erwarten. Allenfalls ein Ryzen 7000 Modell mit 3D V-Cache soll laut Gerüchten noch zum Jahreswechsel spruchreif werden – was nach den Erfahrungen mit dem Ryzen 7 5800X3D eventuell sogar zum Warten auf dieses Modell verleiten kann.
Und generell ist es nicht verkehrt, jetzt erst einmal beide neuen Prozessoren-Generationen sich in Ruhe ausbreiten zu lassen: Es gelten die Performance-Punkte von Ryzen 7000 (27. September) und Core i-13000 (42. Kalenderwoche, gegen Mitte/Ende Oktober) zu ermitteln, genauso aber auch wie deren konkrete Preislagen anhand realer Straßenpreise aussehen. Die Effekte der jeweils etwas abweichenden Plattform-Preise sind einzukalkulieren, wobei hierzu auch die Vorteile der jeweiligen Plattformen abzuwiegen sind: AMD hat beispielsweise den besseren PCIe-5.0-Support mit mehr Lanes, womit man eben (bei den B650E und X670E-Chipsätzen) auch eine SSD an PCI Express 5.0 hängen kann. Die aktuelle Produkt-Vorstellung kündigt dies alles erst einmal nur an, die eigentliche Suche nach Antworten im Performance-Wettstreit zwischen AMD & Intel findet hingegen in diesem Herbst statt.